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Alles für den langweiligen deutschen Einheitsbrei

Umordnung der Kulturellen Filmförderung ohne Budgeterhöhung: Verlierer sind das Kino sowie die Kurz- und Kinderfilmbranche.

Um ständig neue Vorschläge ist unsere Kulturstaatsministerin Claudia Roth nicht verlegen. Nicht nur in der Filmbranche tritt die BKM-Chefin immer häufiger ins Fettnäpfchen. Sogar in die klassische Hochkultur, zu der u.a. die Musik von Richard Wagner gehört, mischt sich die ehemalige Ton Steine Scherben-Managerin ein und will offensichtlich jetzt auch noch die Bayreuther Festspiele mit modernen Stücken reformieren.

Dass dies nicht allen gefallen dürfte, ist hier am 19.07.2024 in einem Kommentar der Tageszeitung »Die Welt« nachzulesen.

Link: www.welt.de

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Doch bevor wir uns nochmals - wie zuletzt am 14. Juli 2024 - mit der Reform des Filmförderungsgesetzes beschäftigen, ein kurzer Hinweis des Deutschen Kulturrates auf ein Streitgespräch mit Monika Grütters (ehemalige BKM-Chefin der CDU) und Olaf Zimmermann in einer frühen Morgensendung im Radio von rbb 3, vormals Kulturradio am Montag, den 21.07.2024 um 7:10 Uhr.


Thema des Streitgespräches:
Brauchen wir ein gemeinsames Bundesministerium für Kultur und Sport?

Wir leisten zentrale Aufgaben für die Gesellschaft – und wollen deshalb eine zentrale Vertretung auf Bundesebene, ein gemeinsames Bundesministerium für Kultur und Sport. So steht es in der aktuellen Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates.

Aber ist ein gemeinsames Ministerium überhaupt eine gute Idee?
Ist es der richtige Schritt, um Interessen der Kultur besser zu repräsentieren und zu vertreten?

Darüber diskutieren im Studio des rbb:
Monika Grütters, Bundestagsmitglied und ehemalige Staatsministerin für Kultur und Medien und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats.

Sendung versäumt? - Die Sendung kann hier auf Radio 3 nachgehört werden!

„Seit 26 Jahren wird gesagt, es sei nötig, den Kulturbereich aufzuwerten. Seit 26 Jahren passiert nichts. Wir müssen jetzt in der nächsten Legislaturperiode endlich den nächsten Schritt gehen", so Olaf Zimmermann.

Monika Grütters spricht sich jedoch deutlich gegen ein gemeinsames Ministerium aus, auch wenn Kultur und Sport viele Gemeinsamkeiten hätten. „Huckepackmanöver wie diese funktionieren nicht“, erklärt die ehemalige Kulturstaatsministerin.
"Beide Bereiche würden in einem gemeinsamen Ministerium um Aufmerksamkeit buhlen und ihren jeweiligen Eigenwert verlieren."

Grütters plädiert stattdessen deutlich dafür, dass die Kultur im Kanzleramt einen Ministerrang bekommt, analog zur Position des Kanzleramtsministers. „Das wäre nicht neu, man müsste die Kultur nur um diese Position erhöhen“.


Links: www.kulturrat.de | www.radiodrei.de


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Nun zurück zur aktuellen FFG-Novellierung mit einem zweiten Kommentar von Katharina Dockhorn.

Aufschwung oder Mogelpackung? Der Blick in den von der Bundesregierung beschlossenen Haushalt für die BKM löste zunächst Jubel mit ein wenig Wehmut aus. Dann kamen die nüchternen Zahlen.

Die kulturelle Filmförderung wird nach dem Willen der Branche umgestaltet. Das Geld, dass es dafür braucht, stammt von anderen Playern in der Branche. Gespart wird vom BKM bei den Filmtheatern und bei der Digitalisierung des Filmerbes. Und auch Kurz- und Kinderfilm stehen wohl weiter auf der Schattenseite.

11,7 Millionen Euro mehr für die Kulturelle Filmförderung, jubelte das BKM am Mittwoch. Projekt-, Entwicklungs- und Talentförderung werden mit eigenen Töpfen bedacht, ganz so wie die Branche es für die Kulturelle Filmförderung wollte.

Sie ist quasi die vierte Säule der groß angelegten Filmförderreform von Claudia Roth, zu der ansonsten die Novellierung des FFG, die Einführung einer Investitionsverpflichtung für Sender und Streamingsdiensten von 20% der hiesigen Einnahmen sowie die Einführung eines steuerlichen Anreizmodells gehören. Da die Zeit für die parlamentarische Verabschiedung der beiden letzten Punkte knapp wird, da Roth das Anreizmodell auch zum Teil der Wachstumsinitiative der Bundesregierung machte, hat sie vorsichtshalber im Etat für 2025 die Gelder für die Fortführung von DFFF1, DFFF2 und GMPF eingestellt.

Talentförderung unter den finanziellen Hoffnungen der Branche

Woher kommen aber nun die knapp 12 Millionen? In die Talentförderung, die gut sieben Millionen Euro statt der avisierten zehn Millionen erhält, fließen Gelder aus der bisherigen Etats der Kulturellen Filmförderung der BKM und des Kuratoriums deutscher Film. Der Branche waren aber zehn Millionen für die Talentförderung avisiert.

Filmerbepakt geplatzt

1,1 Millionen will Roth beim 2019 in Kraft getretenen Pakt für die Digitalisierung des Filmerbe sparen, der auf zehn Jahre angelegt war. Bund, Länder und FFA für die Filmwirtschaft bringen seitdem jährlich zehn Millionen Euro für die Sicherung, Restaurierung und Umspielung der Schätze der Vergangenheit auf.

Die Initiative zur Beendigung der Vereinbarung ging allerdings wie befürchtet von den Ländern aus. Jeden Euro für den Film können sie nur einmal ausgeben, also bleibt ihnen nur die Wahl zwischen Steueranreizmodell oder Filmerbe. Wie die BKM mitteilt, wird das Filmerbe-Programm jetzt neu zwischen Bund und Ländern verhandelt.

Fünf Millionen Verlust für das Kino

Also alles für die Produktion. In diese Richtung geht auch Roths weitere Umschichtung für die Kulturelle Produktionsförderung, die ihre Pressestelle gut verschleiern wollte und bei Außenstehenden nur Verwirrung stiftete. Sie feierte als Erfolg, dass die Mittel für ein Förderprogramm für die Kinos von 1,2 auf 7 Millionen Euro aufgestockt werden. Und verschwiege, dass dafür das mit zehn Millionen ausgestattete Zukunftsprogramm Kino wegfällt. Was unter dem Strich ein Minus für gut fünf Millionen für die Filmtheater macht.

Falscher Altruismus

Bei weiteren drei Millionen für die Kulturelle Filmförderung wollte die Filmbranche dann völlig altruistisch wirken. Die mehr als drei Millionen Euro, die es für Nominierungen und Gewinn der Lolas bisher gab, fließen künftig in die jurybasierte Förderung. Filmakademie und BKM feierten dies, der Preis sei jetzt ebenso undotiert wie Oscar oder BAFTA Award.

Sie verschwiegen dabei allerdings das Kleingedruckte. Laut FFG erhalten sie weiterhin Referenzpunkte für die kriteriengestützte Referenzfilmförderung, und damit einen Grundstock für die Finanzierung künftiger Projekte. Und damit sich der Lola-Gewinn darin wirklich lohnt, stört es die Branche nicht, wenn die FBW-Gutachten aus der Wertung kriteriengestützte Referenzfilmförderung rausfallen.

Ebenso hört man aus der FFA, wollten sie die Liste der Festivals, auf denen es Punkte gibt, nach eigenem Gusto gestalten. Claudia Roth musste mahnen, Kinder- und Nachwuchsfestivals angemessen zu berücksichtigen.

Nimmt man all die kleinen und großen Streichungen zusammen, könnte es unter dem Strich sogar ein Minus ergeben. Die weitern Verlierer stehen bereits fest. Die AG Kurzfilm fürchtet, dass der mickrige Etat für die Förderung des Genres von rund 500.000 Euro nicht aufgestockt wird. Und auch der Kinderfilm steht bei Claudia Roth nicht oben auf der To Do Liste.

Noch ist unklar, ob es eine auf das Genre spezialisierte Jury geben wird. Sonst könnte das Programm „Der besondere Kinderfilm“ gefährdet sein. Frau Roth hätte es dann geschafft, drei mühsam errungene Bausteine zur Bewahrung der Vielfalt des deutschen Films zu gefährden bzw. abzuräumen und eine Filmgattung akut zu vernachlässigen. Nicht zuletzt gibt sie den Produzenten das untrügliche Zeichen, macht was ihr wollt, es kann eh keinen interessieren, da es durch die fehlende Kinoinfrastruktur keiner sehen kann.

Katharina Dockhorn


Link: www.ffa.de/filmfoerderungsgesetz/

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