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74. Berlinale 2024: Drei Filmbesprechungen zum FOKUS AFRIKA

Neben dem von uns bereits besprochenen Schwerpunkt UKRAINE richtete die 74. Berlinale ihren Blick in drei Sektionen auch auf AFRIKA.



FOKUS AFRIKA

Afrika im Blickpunkt der Berlinale. Diese 74. Ausgabe des Festivals setzt noch einmal deutlicher auf Filme aus einem Kontinent, der durch seine vielseitigen, herausragenden Geschichten, Genre und Formen zu einem wichtigen Teil der Filmszene geworden ist. Die Vorsitzende der internationalen Jury ist in diesem Jahr die mexikanisch – kenianische Schauspielerin und Oscarpreisträgerin Lupita Nyong‘O.

Zum ersten Mal steht eine schwarze Persönlichkeit an der Spitze der wichtigsten Jury. Afrika scheint endlich anzukommen auf den europäischen Filmfestivals – das war überfällig. Allein zwei Filme mit afrikanischer Beteiligung laufen dieses Jahr im Wettbewerb.

WETTBEWERB: "DAHOMEY" (Gewinner des Goldenen Bären)
Dokumentation von Mati Diop
Drehbuch: Mati Diop
Produktion: Frankreich / Senegal / Benin, 2024; 67 Min.

Reginas Filmkritik:

Der Dokumentarfilm "DAHOMEY" der franco-senegalesischen Regisseurin Mata Diop thematisiert die Rückgabe der von Frankreich geraubten Kunstschätze an Westafrika, 26 Statuen kehren zurück nach Benin. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der Statue des König Gezo, dem Oberhaupt des einstigen Königreiches Benin. Ein wichtiger Film, der thematisiert, dass der Kunstraub bis heute tiefe Lücken in das kulturelle Gedächtnis des Landes gerissen hat.

Regina Roland (filmkritik-regina-roland.de)

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WETTBEWERB: "BLACK TEA"
Spielfilm von Abderrahmane Sissako
Mit Nina Mélo, Chang Han, Wu Ke-Xi, Michael Chang
Produktion: Frankreich / Mauretanien / Luxemburg / Taiwan / Côte d'Ivoire, 2024; 111 Min.

Reginas Filmkritik:

Regisseur Abderrahmane Sissako erzählt die transkulturelle Liebesgeschichte zwischen einer ivorischen Frau (Nina Melo‘) von der Elfenbeinküste und einem chinesischen Teehausbesitzer – ein faszinierendes, fast futuristisches Filmgemälde über ein friedliches und tolerantes Miteinander der Menschen

Am Anfang steht eine Hochzeit, viele Paare warten darauf, sich das Jawort zu geben. So auch Aya und ihr Verlobter, doch im entscheidenden Augenblick sagt Aya „Nein“! Cut.

Sprung in eine andere Welt: wir sehen die Protagonistin Aya (faszinierend gespielt von Nina Velo‘) in einem neuen Leben in der chinesischen Hafenstadt Guangzhou.

Der in Mauretanien geborene Regisseur Abderrahmane Sissako gilt als einer der bekanntesten Filmschaffenden aus dem subsaharischen Afrika. Migration und die Folgen der Kolonialisierung – das sind seine Themen. Er ist zum ersten Mal auf der Berlinale, seine Filme REISE INS GLÜCK (2002) und TIMBUKTU (2014) liefen in Cannes.

Sissakos Erzählperspektive unterscheidet sich von vielen seiner afrikanischen Regiekollegen durch die Art, wie er auf die Welt schaut. Es geht ihm um Begegnung und Austausch der Kulturen untereinander und um Annäherung, weniger um die konkrete Darstellung von Migration und ihren Gründen. Sein Film BLACK TEA ist ein Plädoyer für ein friedliches Miteinander.

Seine Aya lebt im sogenannten Chocolate City, einem Stadtteil Guangzhous, in dem sich viele afrikanische Einwanderer niedergelassen haben. Dort arbeitet sie in einem Teeladen bei dem chinesischen Besitzer Cai. (Chang Han).

Sehr vorsichtig nähern sich die beiden an, er weiht sie ein in die Kunst der Teezeremonie, nimmt sie mit auf die Teeplantagen, die Begegnung der beiden ist getragen von Respekt, Behutsamkeit und viel Sinnlichkeit. Sanfte, oft wie zufällige Berührungen, mehr passiert nicht und drückt in seiner Intensität doch so viel mehr aus als viele gängige Liebesszenen. Diese geheimnisvolle Sinnlichkeit erinnert an das Kino von Wong Kar- Wai, an Filme wie IN THE MOOD FOR LOVE.(2000)

Viele Szenen spielen am Abend, eine fast unwirkliche Welt in warmes Licht getaucht, langsame, bisweilen fast zeitlupenartige Bewegungen – ein verträumter, märchenhafter Kosmos, den Sissako entwirft.

Diese Welt hat etwas Magisches, die schwarzen Bewohner von Chocolate City sprechen perfekt chinesisch, untereinander verständigen sie sich in ihren Heimatsprachen. Es gibt Bekanntschaften, ja Freundschaften zwischen Chinesen und Afrikanern. Diskriminierung und Rassismus, die natürlich existent sind, thematisiert der Film nur gelegentlich in den Gesprächen der afrikanischen Einwanderer untereinander. Doch im Vordergrund steht der gemeinsame Wille, friedlich und harmonisch miteinander zu leben. Nur in einer Szene äußert der Vater von Cai bittere Vorurteile gegenüber den schwarzen Mitbewohnern und wird sofort von seinem Enkel zurechtgewiesen.

Den Film konnte Sissako vor allem mit finanzieller Unterstützung aus Luxemburg und Frankreich verwirklichen, weitere Partner sind Mauretanien und Taiwan. Das erklärt auch, warum Sissako zwar in Chocolate-City recherchiert hat, der Film aber in Taiwan gedreht wurde.

„Afrikanische Filmemacher müssen weitaus größere Klippen überwinden als ihre Kollegen aus den USA, Europa und Asien“ sagt Sissako beim Panel des WCF zum Thema Afrika.

„Es gibt keine Filmindustrie, folglich haben wir weniger Techniker“. Auch das schwache Vertriebsnetz in Afrika ist ein großes Problem, in den meisten afrikanischen Ländern gibt es kaum Kinos, weil viele verkauft wurden, um Einkaufszentren zu errichten. Viele Filmemacher wenden sich Serien zu, die wirtschaftlich leichter zu realisieren sind und die die Menschen auf ihrem Fernsehbildschirmen sehen können“, sagt Sissako. Er hat nach dem Erfolg seines Films TIMBUKTU, der 2015 mit dem Cäsar für die beste Regie ausgezeichnet wurde, lange keinen Film gemacht.

Nach fast 10 Jahren Pause erblickt jetzt sein neues Werk BLACK TEA auf der Berlinale das Licht der Leinwand. Die Meinungen über den Film sind erstaunlich divergent. Was einige als unrealistische, kitschige Romanze bezeichnen, ist für andere ein visionäres und wichtiges Filmwerk und ein Plädoyer für mehr Menschlichkeit. Die Schauspieler im Film spielen auf Mandarin, französisch, englisch und portugiesisch. Sissakos Anliegen war es, so sagte er auf der Pressekonferenz, die „Realität der Welt zu zeigen. Wenn Afrikaner nach China gehen, lernen sie chinesisch und wenn Chinesen in Afrika Handel treiben, lernen sie Woolf oder Swahili.

Für mich ist BLACK TEA ein herausragendes Werk mit einer globalen Botschaft: wenn Menschen aus verschiedenen Kulturen aufeinander zugehen, Unterschiede zur Bereicherung werden, Toleranz an erster Stelle steht, gibt es dann eine Chance die globalen Konflikte zu mildern? Was bleibt uns sonst in dieser durch Kriege und Krisen gezeichneten Welt.

Regina Roland (filmkritik-regina-roland.de)

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GENERATION 14plus:
"DISCO AFRIKA: UNE HISTOIRE MALAGACHE"

Filmtitel: "DISCO AFRIKA: A MALAGASY STORY"
Spielfilm von Luck Razanajaona
Drehbuch: Luck Razanajaona
Mit Parista Sambo, Laurette Ramasinjanahary, Joe Lerova, Drwina Razafimahaleo, Jérôme Oza
Produktion: Frankreich / Madagaskar / Deutschland / Mauritius / Südafrika / Katar, 2023; 81 Min.

Reginas Fikmkritik:

Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, den eigenen Weg finden, trotz einer unsicheren Gegenwart – das sind die Themen vieler Jugendfilme auf der Berlinale in der Reihe Generation 14plus.

Auch in DISCO AFRIKA: une histoire Malagache (DISCO AFRIKA: eine malagassische Geschichte) geht es um die Suche nach Antworten und die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Der Film von Luck Razanajaona spielt in Madagaskar, der zweitgrößten Insel der Welt an der Ostküste des afrikanischen Kontinents – eines der ärmsten Länder der Erde.

Durch die Augen des 20jährigen Kwame (Parista Sambo) wirft das Werk einen Blick auf die madagassische Gesellschaft, auf ein korruptes Land, gezeichnet durch jahrzehntelange Krisen und Perspektivlosigkeit.

Kwame schürft in geheimen Minen auf Madagaskar Saphire, ein mühsames und gefährliches Geschäft. Bei einem illegalen Einsatz verliert er seinen Freund. Kurz danach wird das Land verkauft, alle Minenarbeiter entlassen und vertrieben.

Zurück in seiner Heimatstadt erlebt er, wie die zügellose Korruption den Alltag beherrscht und die Menschen müde und mürbe gemacht hat. Die Hoffnungen auf einen Neuanfangs während des Befreiungskrieges in den 70iger Jahren sind weit weg.

Kwame lebt wieder bei seiner Mutter, nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters ist sie allein.

Der Film spielt in der Gegenwart, doch über die Geschichte des Vaters führt uns Regisseur Luck Razanajaona in die panafrikanische Freiheitsbewegung der 70iger, einer Zeit, in der sich der Kampf um Unabhängigkeit auch kulturell formierte und sich in der Kunst und der Musik fortsetzte.

Als Kwame vier Jahre alt war, wurde sein Vater bei einem der politischen Aufstände gegen die korrupte Regierung erschossen und in einem Massengrab verscharrt. Es gibt keine letzte Ruhestätte zur Erinnerung für die Nachfahren. Kwames Vater war Musiker in einer erfolgreichen madagassischen Disco Musik Band. Als Kwame eine Platte seines Vaters aus den 70iger Jahren hört, taucht er über die Musik in die Vergangenheit ein und kommt seinem Vater näher.

Mit Kwames persönlicher Geschichte verhandelt DISCO AFRIKA auch das Erbe des Kolonialismus und die Geschichte des Widerstands.

Er wolle die zyklischen Krisen Madagaskars zeigen, sagt Razanajaona.
„Alle 10 Jahre passieren die gleichen Dinge Die Aufstände führen zum Scheitern, die Armut wird immer greifbarer. Die Jahre der Unabhängigkeit, der Hoffnungen auf Veränderung waren gescheitert, vielleicht liegt es also an den jungen Menschen, ein wenig Hoffnung auf Veränderung zurückzuholen.“

In seiner Heimatstadt trifft Kwame alte Bekannte wieder, unter ihnen einen Schulfreund, der tief in illegale Machenschaften verwickelt ist und ihm anbietet, bei ihm einzusteigen.

DISCO AFRIKA zeigt seinen Protagonisten als einen Suchenden. Ein junger Mann, im Zwiespalt zwischen Kriminalität und der Loyalität sich selbst und der Gesellschaft gegenüber – im Konflikt zwischen leicht verdientem Geld und seinem erwachenden politischen Bewusstsein, dem Wunsch, etwas zu ändern. Im Laufe der Zeit beginnt Kwame sich immer mehr mit der Vergangenheit seines Landes auseinanderzusetzen und reift darüber zu einem politisch denkenden Menschen.

Veränderung nicht durch erneute Kämpfe, sondern durch die Rückbesinnung auf das nationale Gedächtnis verbunden mit der Musik – das ist die Botschaft es Films.

Eine entscheidende Rolle im Film spielt auch der Totenkult in Madagaskar. Mehrmals erscheinen Kwame die Geister der Verstorbenen, sein toter Freund, sein Vater – nicht als beängstigende Gespenster, sondern als Mahnende, Botschaftsbringer. Die Message des Films: solange die Vergangenheit, die blutige Geschichte der Insel, die politischen Kämpfe und Morde nicht aufgearbeitet sind, wird es keine Zukunft für das Land geben.

Luck Razanajaona machte 2011 seinen Abschluss an der ESAV Filmschule in Marrakesch und entwickelte dann mehrere erfolgreiche, teils preisgekrönte Kurzfilme.

DISKO AFRIKA ist sein erster großer Spielfilm, der Stoff bewegte ihn schon lange. Er wollte einen Film machen über sein Land und über die Menschen, über die Rufe nach Reformen in den 70igern und die enttäuschten Hoffnungen, die Rückschläge, die Armut und die schwierige Situation der Jugend.

Ein gelungenes Debüt, mit einer intensiven, meist statischen Kamera in einem ruhigen Ton erzählt, so kann sich das Publikum gut auf den Film und die Erzählung einlassen. Die Darsteller sind fast alle Laienschauspieler.

Der Film besticht durch seine authentische Innenschau, er bringt uns die Menschen und das Land nah. Ein Werk, das so nur von einem Regisseur realisiert werden konnte, der von seinen eigenen Erfahrungen und seinem Heimatland erzählt.

Auf der Berlinale Premiere berichtet der Luck Razanajaona, dass es nur drei Kinos auf Madagaskar gibt, alle in der gleichnamigen Hauptstadt. Sie zeigen hauptsächlich Blockbuster aus den USA und einige Filme aus Frankreich. Sein Wunsch sei es, DISCO AFRIKA auch in seinem Heimatland zu zeigen, nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch auf dem Land, dort wo der Film entstand. DISCO AFRIKA wäre dann der erste Film in madagassicher Sprache, der in diesem Land gezeigt wird. Ich wünsche Luck Razanajaona, dass sein Wunsch Wirklichkeit wird.

Regina Roland (filmkritik-regina-roland.de)

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ENCOUNTERS: "DEMBA" - ein Film aus dem Senegal
Spielfilm von Mamadou Dia
Drehbuch: Mamadou Dia
Mit Ben Mahmoud Mbow, Awa Djiga Kane, Mamadou Sylla, Aicha Talla, Abdoulaye Dicko
Produktion: Deutschland, Katar 2024, 119 Min.

Reginas Filmkritik:

Beim Anschauen mehrerer afrikanischer Filme ist mir eines klar geworden: man sollte sich verabschieden von der oftmals chronologischen, stringenten Erzählweise des europäischen Kinos und sich einlassen auf eine Filmwelt der assoziativen Bilder, der Traumsequenzen, der spontanen Rückblenden, auf visuelle Reisen in die Innenwelt der Protagonisten.

Viele Filme sind ein expressives Zusammenspiel von Erzählung, Stil, Bildausschnitt und Sound. Und das kann berauschend sein oder auch verwirren, ein Beispiel dafür ist DEMBA.

Nach seinem erfolgreichen Debüt BAAMUM NAFI, das beim Filmfest Locarno 2019 den Preis für den besten Erstlingsfilm bekam, präsentiert Regisseur Mamadou Dia auf der Berlinale seinen neuen Film aus seiner Heimat dem Senegal: DEMBA.

Diesmal erzählt er von einem Mann, der vor zwei Jahren seine geliebte Frau verlor und zudem feststellen muss, dass er auch auf seiner Arbeit nicht mehr gebraucht wird. Nach 30 Jahren als Registrator in der Aktenabteilung des Rathauses steht Demba kurz vor der Pensionierung. Sein Schreibtisch wurde schon einmal auf den Flur geschoben, ein junger Nachfolger steht parat, ein Kenner der digitalen Welt.

Demba ist ein Film über Trauer und Verlust – und es ist ein Film über den Mikrokosmos Matam, einer kleinen Stadt am Ufer des Flusses Senegal, der das westafrikanische Land vom benachbarten Mauretanien trennt. Es ist auch die Geschichte von Vater und Sohn, die sich wiederfinden, und eine Geschichte über die Bürokratie in Senegal.

In losen, bisweilen sprunghaften Episoden erzählt Mamadou die Story. Als sich der zweite Todestag seiner Frau Awa jährt, wird Demba immer seltsamer. Stur und jähzornig verschließt er sich gegenüber der Gemeinschaft des kleinen Dorfes und den Freunden, die ihn dazu drängen, Hilfe zu suchen und loszulassen. Das Verhältnis zu seinem fast erwachsenen Sohn ist auf null.

Mit seinem neuen Film kehrt Regisseur Mamadou Dia an den Ort seiner Kindheit und Jugend zurück, in seine Heimatstadt Matam im Senegal. DEMBA, so sagt Dia, der inzwischen in den USA lebt und an der University oft Virginia Filmemachen unterrichtet, sei für ihn ein höchst persönlicher Film. Der frühe Tod seiner Mutter, ein Trauma, das er viele Jahre nicht aufgearbeitet hatte, habe ihn zu diesem Film inspiriert, ein Auslöser, sich mit dem Thema Trauer und Verlust zu beschäftigen. Er erinnere sich, wie die Gemeinschaft zu ihm, seinen Geschwistern und seiner Großmutter gekommen sei, als sie ihre Mutter verloren.

Mamadou Dia führt aus:
„Der Tod ist in der senegalesischen Kultur kein Tabu. Die Menschen reden darüber, erkennen ihn an und stellen sich ihm. Wenn wir über psychische Gesundheit sprechen, sprechen wir meistens über die westliche Sichtweise der Behandlung. Und wir vergessen, dass es Gemeinschaften auf der Welt gibt, die tausende und abertausende von Jahren Erfahrung damit haben, psychische Labilität und Depressionen zu heilen“.

Dia zeichnet das Porträt einer Gesellschaft und einer Gemeinschaft, die sich um den Trauernden kümmert und versucht, ihn aufzufangen, auch wenn Demba das zunächst unwillig ablehnt.

DEMBA erklärt die Spannung zwischen Kummer und Heilung, zwischen Zugehörigkeit und Entfremdung, Gesundheit und psychischen Problemen anhand der Figur eines Mannes im mittleren Alter.

„Die Idee entstand bei mir durch die grundsätzliche Frage: Wie kann eine Gesellschaft, die kein Wort für ,Depression', hat mit dem Phänomen umgehen?“, sagt Dia.

Das zeigt Mamadou Dia in seinem Film. Freunde ermutigen Demba, raten ihm, Hilfe zu suchen, man schickt ihn zu einer Art lokalem Therapeuten und Heiler. Nach einigen Irr – und Umwegen nimmt er wieder vorsichtig Verbindung zu den Menschen auf und öffnet sich, ein langsamer und mühevoller Weg. Allmählich kann er seine Trauer bewältigen, auch Vater und Sohn nähern sich wieder an.

Bei den Dreharbeiten bezog Mamadou Dia sein ganzes Heimatdorf mit ein: das baufällig wirkende Rathaus, das gleichzeitig als Versammlungsort dient, genauso wie die Häuser der Nachbarn und die Umgebung. Die meisten Schauspieler sind Laiendarsteller, Bewohner des Dorfes, die Hauptrolle des Demba spielt der ausdrucksstarke Ben Mahmoud Mbow, der auch schon im ersten Film von Dia mitwirkte.

In einer Filmsprache, die dicht bei den Menschen verweilt, aber genauso surreal die inneren Zustände verdeutlicht, erschließt sich ein Bild des Lebens im Dorf.

Am Ende steht ein großes Fest „Tajabone“. In farbenprächtigen Kostümen, Aufzügen und Tänzen wird der „Engel des Todes“ getäuscht, indem sich Frauen als Männer und Männer als Frauen verkleiden. Nach langem Zögern setzt sich auch Demba eine Frauenperücke auf, verlässt sein Haus und macht mit bei dem Festzug des Lebens.

Ein hoffnungsvolles Ende für Demba – ein Rausch der Bilder, Klänge und Farben und ein Ereignis für all diejenigen, die sich auf den assoziativen Bilderreigen des Films einlassen können.

Regina Roland: (filmkritik-regina-roland.de)


Link: www.berlinale.de

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