47. Duisburger Filmwoche - Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms
Vom 6. - 11. November 2023 werden im Duisburger Kino filmforum am Dellplatz herausragende Dokumentarfilme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gezeigt.
Seit ihrer Gründung 1977 ist die Duisburger Filmwoche der Ort für Debatten über Dokumentarfilme, ihren künstlerischen Zugang und gesellschaftliches Umfeld. Auch in diesem Jahr prägen vom 6. - 11. November 2023 eine breite Qualität des filmischen Schaffens in einer einzigen Programmschiene ohne Parallelvorstellungen und die Reflektion der eingeladenen Positionen in den anschließenden Filmgesprächen das besondere Format der Filmwoche.
Das Festival beginnt am Montag, dem 6. November 2023, um 11 Uhr mit der gemeinsamen Konferenz der Partnerfestivals Duisburger Filmwoche und doxs! Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche. (6.-12.11.2023)
In der Konferenz „Nichts zu lernen – Dokumentarfilme und Filmbildung“ werden Theorie und Praxis der Vermittlung des künstlerischen Dokumentarfilms diskutiert. Gemeinsam mit Filmvermittler*innen, Filmwissenschaftler*innen und Filmemacher*innen denken die Festivalmacher in verschiedene Richtungen: Welche Formen der Vermittlung nutzen dokumentarische Arbeiten? Welche Zugänge zu Filmbildung und ästhetischer Bildung bringen filmische Arbeiten mit, welche ihre Vermittlungssituation?
Am Podium nehmen unter anderem Michael Baute (Dozent, Berlin), Natascha Frankenberg (Ruhr-Universität Bochum), Filmemacherin Alex Gerbaulet, Tessa van Grafhorst und Floor Mulder (Taartrovers, Amsterdam), Filmvermittlerin Katja Lell, Lehrerin und Kunstvermittlerin Bozena Leschczyk, Colleen Püschel (SchulKulturKontaktStelle Duisburg), Aycha Riffi (Grimme Akademie), Filmemacherin Karoline Rößler, Tristan Sindelgruber (OneWorldFilmclubs, Wien) teil. In verschiedenen Panels sprechen sie über Kontextverschiebungen, unerwartete Rahmungen und Formen un/formatierten Wissens.
Der gemeinsam mit dem Medienpartner ARTE präsentierte Programmpunkt EN PLUS geht dem diesjährigen Festivalmotto „im Geradeaus verlaufen“ nach. Das von Patrick Holzapfel kuratierte, zweiteilige Filmprogramm „Filmen vertrauen, Filmen misstrauen“ erforscht das Sich-Verirren und Verlieren im Geradeaus der Filmprojektion.
Am Mittwoch, dem 8. November 2023, erwartet das Publikum um 22.30 Uhr mit La Chambre (BE 1972, 11 Min.) von Chantal Akerman, New York Near Sleep for Saskia (USA 1972, 10 Min.) von Peter Hutton und If You Stand with Your Back to the Slowing of the Speed of Light in Water (USA 1997, 18 Min.) von Julie Murray ein Dreiklang an Filmen, die die Schwelle zwischen Wachzustand und Traum erkunden und dazu einladen, im Vertrauen auf sie in ihnen zu versinken.
Zum Misstrauen regt dagegen am Freitag, den 10. Oktober 2023, um 19 Uhr der zweite Teil des Filmprogramms an, indem in Knittelfeld - Stadt ohne Geschichte (AT, DE 1997, 35 Min.) von Gerhard Benedikt Friedl und Série Noire (FR 2009, 19 Min.) von Jean-Claude Rousseau narrative Irrwege das Publikum auf neue Fährten führen.
Am Donnerstag, den 9. Oktober 2023 (12.45 Uhr), präsentieren 3sat und die Duisburger Filmwoche EXTRA:
Wie wird Landschaft in Dokumentarfilmen als ausbeutbare Ressource oder als biodiverser Schutzraum dargestellt, wie werden Zugehörigkeiten zu Orten verhandelt? Zwischen den Polen der Ästhetisierung von Landschaft und der Darstellung von Umweltaktivismus sollen Filme und Positionen betrachtet werden, die sowohl die Bilder hinterfragen, die von Landschaften und den Kämpfen um sie entstehen, als auch versuchen, unsichtbare Eingriffe in Bilder zu übersetzen. Moderatorin Vivien Buchhorn spricht mit ihren Gästen über den dokumentarischen Zugriff auf Landschaft, die Formation dieser Bilder und welche soziokulturellen Veränderungen in ihnen sichtbar werden.
Die Filme der 47. Duisburger Filmwoche zeigen Formen der Arbeit und erforschen deren Auswirkungen auf den Körper in den Mechanismen von Routine und Erschöpfung: "Die richtige Haltung" (DE 2023, 89 Min.) von Ole Steinberg und Jonas Hermanns zeichnet nach, wie krumm gearbeitete Bergmänner zu Schaustellern sogenannter Buckelwegbergwerke wurden und welchen Veränderungen die Zuschreibungen männlicher Arbeitskraft historisch unterworfen waren. "Patterns Against Workers" (AT 2023, 34 Min., Uraufführung) von Olena Newkryta verbildlicht dagegen die Einschreibung digitaler Schaltkreise und Arbeitsanweisungen in die Körper von Textilarbeiterinnen.
Andere Arbeiten widmen sich der Frage, wie im Dokumentarischen eine eigene Position zu formulieren, wie deren Aushandlung sichtbar zu machen sei: In "La Empresa" (DE 2023, 94 Min.) von André Siegers sucht das Filmteam im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet nach Eindrücken, die noch nicht von den medialen Bildern dieses Ortes kontaminiert sind. Maya Steinberg geht in "Achshav at ahat mishelanu" (IL, DE 2022, 30 Min.) derweil der Vereinbarkeit queerer und orthodox-religiöser Identität nach. In "Tage" (AT 2022, 230 Min., Deutsche Erstaufführung) erlaubt Peter Schreiner den Zuschauer*innen, an seinem Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und seiner Zuneigung zu seinem Umfeld teilzuhaben.
Das Programm der 47. Duisburger Filmwoche ermöglicht es ferner, Menschen kennenzulernen, die sich politisieren – heute und gestern. In "Operation Namibia" (DE 2023, 93 Min., Uraufführung) verschränkt Martin Paret Archivmaterial von 1976 zu einem gegenwärtigen Portrait über politischen Aktivismus und dessen Fallstricke. In "Background" (DE 2023, 64 Min., Deutsche Erstaufführung) entwirft Khaled Abdulwahed eine Gegenerzählung von Migration. Über die unüberbrückbare Distanz zwischen Deutschland und Aleppo hinweg setzt er sich mit den Erfahrungen seines Vaters in der DDR auseinander. In der Engführung der rassistischen Anschläge in München, Kassel und Hanau im Rahmen der Trilogie "Einzeltäter" (DE 2023, Teil 1: 85 Min., Teil 2: 68 Min., Teil 3: 85 Min.) gibt Julian Vogel Angehörigen der Opfer und Aktivist*innen Raum und zeigt sie nicht nur in ihrer Trauer und ihrer Wut, sondern auch in ihrem Handeln gegen systemimmanentes Schweigen und Bevormundung.
Eröffnet wird das Filmprogramm der 47. Duisburger Filmwoche am 6. November 2023 mit "WANKOSTÄTTN" von Karin Berger.
Das Festival lädt außerdem am Freitag, den 10. November 2023, um 10 Uhr zu einer besonderen Lesung in Kooperation mit dem Harun Farocki Institut aus Berlin ein. In den zahlreichen Texten, mit denen Harun Farocki seine Filmproduktion kontinuierlich begleitete und die seit letztem Jahr in sechs Bänden gesammelt vorliegen, verbindet sich das Nachdenken über die dokumentarische Filmpraxis auch mit der Festivalgeschichte der Duisburger Filmwoche.
Auch ohne Akkreditierung zur Duisburger Filmwoche können im Ticketshop des Festivalkinos filmforum jederzeit noch Einzel- und Tagestickets erworben werden.
Ausführliche Informationen zum Filmprogramm, zu den Filmreihen und zu doxs!, den Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche, gibt es auf den Webseiten des Festivals. Hier der Trailer zum doxs! ECFA Award der European Children’s Film Association mit fast 150 Mitgliedern.
Links: www.duisburger-filmwoche.de | www.do-xs.de
Seit ihrer Gründung 1977 ist die Duisburger Filmwoche der Ort für Debatten über Dokumentarfilme, ihren künstlerischen Zugang und gesellschaftliches Umfeld. Auch in diesem Jahr prägen vom 6. - 11. November 2023 eine breite Qualität des filmischen Schaffens in einer einzigen Programmschiene ohne Parallelvorstellungen und die Reflektion der eingeladenen Positionen in den anschließenden Filmgesprächen das besondere Format der Filmwoche.
Das Festival beginnt am Montag, dem 6. November 2023, um 11 Uhr mit der gemeinsamen Konferenz der Partnerfestivals Duisburger Filmwoche und doxs! Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche. (6.-12.11.2023)
In der Konferenz „Nichts zu lernen – Dokumentarfilme und Filmbildung“ werden Theorie und Praxis der Vermittlung des künstlerischen Dokumentarfilms diskutiert. Gemeinsam mit Filmvermittler*innen, Filmwissenschaftler*innen und Filmemacher*innen denken die Festivalmacher in verschiedene Richtungen: Welche Formen der Vermittlung nutzen dokumentarische Arbeiten? Welche Zugänge zu Filmbildung und ästhetischer Bildung bringen filmische Arbeiten mit, welche ihre Vermittlungssituation?
Am Podium nehmen unter anderem Michael Baute (Dozent, Berlin), Natascha Frankenberg (Ruhr-Universität Bochum), Filmemacherin Alex Gerbaulet, Tessa van Grafhorst und Floor Mulder (Taartrovers, Amsterdam), Filmvermittlerin Katja Lell, Lehrerin und Kunstvermittlerin Bozena Leschczyk, Colleen Püschel (SchulKulturKontaktStelle Duisburg), Aycha Riffi (Grimme Akademie), Filmemacherin Karoline Rößler, Tristan Sindelgruber (OneWorldFilmclubs, Wien) teil. In verschiedenen Panels sprechen sie über Kontextverschiebungen, unerwartete Rahmungen und Formen un/formatierten Wissens.
Die Konferenz richtet sich an Studierende, Filmemacher*innen und Akteur*innen innerhalb und außerhalb von kulturellen Institutionen. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der dfi – Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW, dem Creative Europe Desk NRW und der Grimme Akademie für Akkreditierte statt.
Der gemeinsam mit dem Medienpartner ARTE präsentierte Programmpunkt EN PLUS geht dem diesjährigen Festivalmotto „im Geradeaus verlaufen“ nach. Das von Patrick Holzapfel kuratierte, zweiteilige Filmprogramm „Filmen vertrauen, Filmen misstrauen“ erforscht das Sich-Verirren und Verlieren im Geradeaus der Filmprojektion.
Am Mittwoch, dem 8. November 2023, erwartet das Publikum um 22.30 Uhr mit La Chambre (BE 1972, 11 Min.) von Chantal Akerman, New York Near Sleep for Saskia (USA 1972, 10 Min.) von Peter Hutton und If You Stand with Your Back to the Slowing of the Speed of Light in Water (USA 1997, 18 Min.) von Julie Murray ein Dreiklang an Filmen, die die Schwelle zwischen Wachzustand und Traum erkunden und dazu einladen, im Vertrauen auf sie in ihnen zu versinken.
Zum Misstrauen regt dagegen am Freitag, den 10. Oktober 2023, um 19 Uhr der zweite Teil des Filmprogramms an, indem in Knittelfeld - Stadt ohne Geschichte (AT, DE 1997, 35 Min.) von Gerhard Benedikt Friedl und Série Noire (FR 2009, 19 Min.) von Jean-Claude Rousseau narrative Irrwege das Publikum auf neue Fährten führen.
Am Donnerstag, den 9. Oktober 2023 (12.45 Uhr), präsentieren 3sat und die Duisburger Filmwoche EXTRA:
„Wem gehört die Landschaft, wem ihr Bild?“
Wie wird Landschaft in Dokumentarfilmen als ausbeutbare Ressource oder als biodiverser Schutzraum dargestellt, wie werden Zugehörigkeiten zu Orten verhandelt? Zwischen den Polen der Ästhetisierung von Landschaft und der Darstellung von Umweltaktivismus sollen Filme und Positionen betrachtet werden, die sowohl die Bilder hinterfragen, die von Landschaften und den Kämpfen um sie entstehen, als auch versuchen, unsichtbare Eingriffe in Bilder zu übersetzen. Moderatorin Vivien Buchhorn spricht mit ihren Gästen über den dokumentarischen Zugriff auf Landschaft, die Formation dieser Bilder und welche soziokulturellen Veränderungen in ihnen sichtbar werden.
Die Filme der 47. Duisburger Filmwoche zeigen Formen der Arbeit und erforschen deren Auswirkungen auf den Körper in den Mechanismen von Routine und Erschöpfung: "Die richtige Haltung" (DE 2023, 89 Min.) von Ole Steinberg und Jonas Hermanns zeichnet nach, wie krumm gearbeitete Bergmänner zu Schaustellern sogenannter Buckelwegbergwerke wurden und welchen Veränderungen die Zuschreibungen männlicher Arbeitskraft historisch unterworfen waren. "Patterns Against Workers" (AT 2023, 34 Min., Uraufführung) von Olena Newkryta verbildlicht dagegen die Einschreibung digitaler Schaltkreise und Arbeitsanweisungen in die Körper von Textilarbeiterinnen.
Andere Arbeiten widmen sich der Frage, wie im Dokumentarischen eine eigene Position zu formulieren, wie deren Aushandlung sichtbar zu machen sei: In "La Empresa" (DE 2023, 94 Min.) von André Siegers sucht das Filmteam im amerikanisch-mexikanischen Grenzgebiet nach Eindrücken, die noch nicht von den medialen Bildern dieses Ortes kontaminiert sind. Maya Steinberg geht in "Achshav at ahat mishelanu" (IL, DE 2022, 30 Min.) derweil der Vereinbarkeit queerer und orthodox-religiöser Identität nach. In "Tage" (AT 2022, 230 Min., Deutsche Erstaufführung) erlaubt Peter Schreiner den Zuschauer*innen, an seinem Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit und seiner Zuneigung zu seinem Umfeld teilzuhaben.
Das Programm der 47. Duisburger Filmwoche ermöglicht es ferner, Menschen kennenzulernen, die sich politisieren – heute und gestern. In "Operation Namibia" (DE 2023, 93 Min., Uraufführung) verschränkt Martin Paret Archivmaterial von 1976 zu einem gegenwärtigen Portrait über politischen Aktivismus und dessen Fallstricke. In "Background" (DE 2023, 64 Min., Deutsche Erstaufführung) entwirft Khaled Abdulwahed eine Gegenerzählung von Migration. Über die unüberbrückbare Distanz zwischen Deutschland und Aleppo hinweg setzt er sich mit den Erfahrungen seines Vaters in der DDR auseinander. In der Engführung der rassistischen Anschläge in München, Kassel und Hanau im Rahmen der Trilogie "Einzeltäter" (DE 2023, Teil 1: 85 Min., Teil 2: 68 Min., Teil 3: 85 Min.) gibt Julian Vogel Angehörigen der Opfer und Aktivist*innen Raum und zeigt sie nicht nur in ihrer Trauer und ihrer Wut, sondern auch in ihrem Handeln gegen systemimmanentes Schweigen und Bevormundung.
Eröffnet wird das Filmprogramm der 47. Duisburger Filmwoche am 6. November 2023 mit "WANKOSTÄTTN" von Karin Berger.
Die Wankostättn sind ein ehemaliger Lagerplatz der Sinti:zze und Rom:nja. 1941 wurden die Bewohner*innen deportiert. Damals eine weitläufige Wiese, heute dicht bebaut. Karl Stojka durchmisst auf einen Regenschirm gestützt seinen früheren Wohnort. Er deutet auf einen Briefkasten: Dort stand sein Wohnwagen. Der Überlebende erzählt, legt Zeugnis ab für die Nachwelt. "Nichts ist da, was erinnern könnte. Wenn ich dann wieder hier weggeh, dann bin ich ganz leer." Als zwölfjähriges Kind wurde er 1943 mit seinen fünf Geschwistern in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Er hat überlebt, so wie seine jüngere Schwester Ceija Stojka, die von Karin Berger bereits in zwei Filmen porträtiert wurde. "WANKOSTÄTTN" ist das Ergebnis einer langen, freundschaftlichen Verbundenheit, ein einzigartiger Film über einen verschwundenen Erinnerungsort.
Das Festival lädt außerdem am Freitag, den 10. November 2023, um 10 Uhr zu einer besonderen Lesung in Kooperation mit dem Harun Farocki Institut aus Berlin ein. In den zahlreichen Texten, mit denen Harun Farocki seine Filmproduktion kontinuierlich begleitete und die seit letztem Jahr in sechs Bänden gesammelt vorliegen, verbindet sich das Nachdenken über die dokumentarische Filmpraxis auch mit der Festivalgeschichte der Duisburger Filmwoche.
„Mischlichter und Zufalls Dekompositionen. Farocki in Düsterburg“ würdigt den verstorbenen Stammgast der Filmwoche: Eine Lesung mit verteilten Stimmen lässt Farockis Perspektive auf Zitate aus den Duisburger Protokollen treffen und kombiniert dazu Bilder und kurze Filmausschnitte.
Auch ohne Akkreditierung zur Duisburger Filmwoche können im Ticketshop des Festivalkinos filmforum jederzeit noch Einzel- und Tagestickets erworben werden.
Ausführliche Informationen zum Filmprogramm, zu den Filmreihen und zu doxs!, den Dokumentarfilmen für Kinder und Jugendliche, gibt es auf den Webseiten des Festivals. Hier der Trailer zum doxs! ECFA Award der European Children’s Film Association mit fast 150 Mitgliedern.
Links: www.duisburger-filmwoche.de | www.do-xs.de