Skip to content

7. INTERNATIONALES ROMA FILM FESTIVAL ab Montag im Kino Babylon Berlin

Mut zur Phantasie: Das 7. Internationale Roma-Filmfestival AKE DIKHEA? (23.-29.10.23) steht unter dem Motto „Decolonize Imagination“.



Vom 23. - 29. Oktober 2023 findet das 7. Internationale Roma-Filmfestival AKE DIKHEA? („NA SIEHST DU?“) im Kino BABYLON und im gegenüberliegenden Grünen Salon der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte statt.

Unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und in Kooperation mit der Europäischen Filmakademie e.V. präsentiert das Festival 20 Filme von und mit Roma-Filmschaffenden, Diskussionen und Performances zum Thema der künstlerischen Repräsentation von Roma* und Sinti* sowie exklusive Industrieveranstaltungen für die Fachbesucher*innen. Über 30 internationale Gäste reisen dafür in die Hauptstadt.

Das Motto „Decolonize Imagination!“ steht im Mittelpunkt des Festivals.

Die Welt der Kunst gilt bei vielen als die Verkörperung von Freiheit, die Vorstellungskraft als eine Ressource von unendlichen Möglichkeiten. Im Film, in Märchen, auf der Leinwand oder im Theater scheint alles erreichbar zu sein.

Doch wenn es um Roma* und Sinti* geht, stößt die Imagination sehr schnell an ihre Grenzen, geleitet von Jahrhunderte alten Prozessen des Otherings und der Kolonialisierung in den Köpfen der Gesellschaft.

So haben es weder die Autor*innen des Mittelalters, noch Hollywood oder Walt Disney mit seiner 100-jährigen Geschichte geschafft, individuelle, positive und komplex erzählte Figuren von Roma* und Sinti* zu schaffen. Und obwohl Roma* seit der Entstehung des Filmmediums als Darsteller*innen oder Komparsen arbeiten, wurde ihre Darstellung zu einer stabilen Quelle von Klischees. Die Vorurteile, mit denen Roma* in ihrem täglichen Leben konfrontiert werden, sind untrennbar mit ihrer Darstellung auf dem Bildschirm verbunden.

Hier der Trailer:



In diesem Jahr hat AKE DIKHEA? 20 Filme im Programm, die zeigen, wie Filmemacher*innen ihre Geschichten selbst in die Hand nehmen. Das Ergebnis ist eine Vielzahl komplexer, wichtiger Geschichten, die sowohl die Freude als auch den Schmerz der Erfahrungen von Sinti* und Roma* zeigen.

Es geht bei den Filmen nicht nur um die Darstellung auf der Leinwand oder darum, mit Roma* als Berater*innen nach außen anzugeben. Es geht darum, wer die Kontrolle über die Erzählung behält, und dabei kann der Film auch zur Bekämpfung und Überwindung des Antiziganismus (also Rassismus gegen Sinti und Roma) im aktuellen kollektiven kulturellen Gedächtnis beitragen.

So legt der 93 Minuten lange ungarische Eröffnungsspielfilm “Three Thousand Numbered Pieces” von Ádám Császi aus dem Jahre 2022 direkt den Finger in die Wunde und parodiert mit einer Portion bissigen Humors die Kunstwelt, die bis heute Lebensgeschichten von marginalisierten Menschen ausbeutet und dies auch noch als Aufklärung oder gar solidarische Unterstützung präsentiert. (23.10.23, 19.30 Uhr, BABYLON)

Hier der Trailer:



Der Film basiert auf dem Theaterstück "Gypsy Hungarian", das Kristóf Horváth zusammen mit den Mitgliedern seines jungen Ensembles schrieb, um gemeinsam gegen Diskriminierung und Stigmatisierung des Roma-Volkes zu kämpfen. Die Uraufführung fand 2019 am Deutschen Theater in Berlin statt.


Einen Tag später folgt der 52 Minuten lange tschechische Dokumentarfilm „O Baripen“ von Vera Lacková, der mit Elena Lacková eine der ersten Roma-Schriftstellerinnen porträtiert, die in ihrem in Osteuropa gefeierten Theaterstück „Das brennende Z-Lager“ bereits 1946 die Erfahrungen des NS-Völkermords verarbeitete. (24.10., 20.00 Uhr, BABYLON)

Hier der Trailer:



Im Anschluss an die Doku wird der 17 Minuten lange Tanzfilm "INFERNO" von Joseph Franciosa aus Heidelberg gezeigt, der die Folgen einer Hölle darstellt, in der der Mensch seiner Würde beraubt wird. Der Tanz von David Kwiek und die Choreografie von Christina Liakopoyloy schaffen ein sehr klares, erschütterndes Körperbild von Gefangenen, die in geschlossenen Konzentrationsanlagen ohne Schutz leben, oder von Menschen, die fliehen mussten und dabei zusammengepfercht in einem Boot waren.


Im portugiesischen Dokumentarfilm „Carmen Troubles“ aus dem Jahre 2022, des in Lissabon geborenen Kunstwissenschaftlers Vasco Araújo, analysieren Roma-Feministinnen Bizets berüchtigte Oper und dekonstruieren dabei einzelne Aspekte dieser Figur. Der nur 52 Minuten lange Film wird zusammen mit den nachfolgend beschriebenen zwei Kurzfilmen präsentiert. (25.10.23, 20.00 Uhr, BABYLON)

Hier der Trailer:



Georges Bizets berühmte Oper Carmen erzählt der Geschichte der titelgebenden Zigeunerin, dargestellt impulsiv und mit Blick auf Schmuggel. Unter Berücksichtigung dieses aufrechterhaltenen Stereotyps besucht der Film eine Gruppe spanischer Zigeunerinnen, die sich kollektiv selbst ermächtigen und das ändern wollen, was immer noch die vorherrschende Vision einer Roma-Frau ist.


In dem kurzen, 9 Minuten langen Dokumentarfilm „Radical Landscapes“ von Charles Newland antworten Roma-Künstler*innen auf Kunstwerke der britischen Tate-Sammlung, die Menschen aus ihren Communities darstellen.

Die polnische Künstlerin Anna Zakrzewska gewährt in dem 28 Minuten langen Werk „Reenchantment. Małgorzata Mirga-Tas“ einen Blick in ihr Atelier und darauf, wie sie mit ihren Collagen die Welt neu verzaubert, frei von Vorurteilen. (25.10., 20.00 Uhr, BABYLON)

Am 26. und 27.10.2023 folgen mehrere Kurzfilmprogramme.

Am frühen Samstagabend geht es in dem aktuellen 87 Minuten langen schwedischen Dokumentarfilm "The Village of Roses" aus dem Jahre 2023 von Hanna Heilborn um ein Roma-Lager in einem Vorort von Mailand in dem viele Kinder leben. Die Filmemacherin begleitete die Familien bei ihrem Kampf um ihre Existenzberechtigung. (28.10.23, 18.00 Uhr, BABYLON)

Hier der Trailer:



Der Rechtsextremismus in Europa wächst und ein Schulbus hält an, um Kinder aus einem Vorort im Süden Mailands abzuholen. Der Dokumentarfilm
"The Village of Roses"
zeigt, wie ein scheinbar kleines Ereignis mit größeren politischen Bewegungen verbunden ist, indem er den Alltag einer Familie verfolgt. Der Film enthüllt nach und nach die weit verbreitete Unterdrückung der Roma-Minderheit in Europa und die Folgen hasserfüllter Medienrhetorik. Dies anhand des Lebens einer italienischen Roma-Familie in Kombination mit Fernseharchiven und Telefongesprächen zwischen der Regisseurin und ihrer Freundin Dijana Pavlovic, Roma-Aktivistin und Schauspielerin.


Ein Tanz-Workshop sowie eine traditionelle und zeitgenössischer Flamenco–Performance runden das Programm ab.

Am Sonntag, den 29. Oktober 2023, werden der Gewinnerfilm sowie der Publikumspreis zusammen mit einer Kurzfilmauszeichnung gezeigt.

Links: akedikhea.com | babylonberlin.eu

Anzeige