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66. DOK Leipzig startet schon am heutigen Sonntag

Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm stärkt die Animation erstmals mit eigenem Wettbewerb.



Mit einer Umstrukturierung seiner Wettbewerbe will DOK Leipzig, das Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, in diesem Jahr vom 8. - 15. Oktober 2023 die Animationsfilmbranche stärken und beginnt einen Tag früher als in den Vorjahren.

Eigener Wettbewerb für Animationsfilme

Während in der Vergangenheit Animationsfilme direkt mit Dokumentarfilmen konkurrierten, werde es nun zum Ende der 66. DOK-Ausgabe einen eigenen Wettbewerb für Animationsfilme in Leipzig geben.

"2022 waren die Vorstellungen mit Animationsfilmen voll. Wir haben nicht nur Publikum zurückgeholt, sondern dadurch auch neues gewonnen - vor allem junge Menschen", sagte Festivalchef Terhechte.

Von der übersichtlicheren Wettbewerbsstruktur werde das Programm nicht beeinflusst, so Terhechte weiter: "Wir wollen immer noch Dokumentar- und Animationsfilme zeigen - egal welche Länge und nicht getrennt voneinander."

Mit dem neuen Konzept solle die Animationsfilmbranche stärker an das Festival gebunden werden: "Dok Leipzig soll zu einem wichtigen Termin innerhalb der Animationsfilmbranche werden. Filmschaffende von Dokumentation und Animation sollen sich bei uns begegnen", sagte Terhechte, der von 2001 bis 2018 Leiter des Internationalen Forums des Jungen Films der Berlinale war, bevor er als Festivalleiter nach Leipzig kam.

Dass Dok Leipzig die Gattung Animation stärken wolle, habe verschiedene Gründe, ergänzte Terhechte. "Im vergangenen Jahr waren die Vorstellungen, in denen Animationsfilme gezeigt wurden, voll. Wir haben nicht nur Publikum zurück in die Kinos geholt, sondern auch neues gewonnen - vor allem junge Menschen", sagte Terhechte.

Den Animationsfilm aus dem Festival, das vor allem für seinen Fokus auf den Dokumentarbereich international bekannt sei, zu streichen, sei keine Option, so der 1961 in Münster geborene Journalist: "Wir wollen eine Struktur mit mehr Sinn. Und wir wollen bewusst zwischen den Macharten unterscheiden, um den Blick nicht nur auf den Gegenstand des Films, sondern auch auf den kreativen, schöpferischen Prozess zu lenken."


DOK Leipzig mit Thema Kalter Krieg

Neben dem Wettbewerb präsentiert DOK Leipzig eine Retrospektive zu Aufständen gegen die kommunistischen Regime im ehemaligen Ostblock. Unter dem Titel "Film und Protest - Volksaufstände im Kalten Krieg" werde auch die Rolle der früheren Sowjetunion in den Blick genommen, so die Festivalleitung.

Die Retrospektive spannt den Angaben zufolge den Bogen vom 17. Juni 1953 bis hin zu den revolutionären Umbrüchen 1989 und 1990 in der DDR.

DOK Leipzig: Fokus auf Osteuropa

DOK Leipzig richtet auch 2023 den Blick auf Mittel- und Osteuropa. Viele der dafür ausgewählten Filme, darunter auch Weltpremieren spiegelten die Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wider.

Zu sehen seien Werke aus Estland, Georgien, Kroatien, Polen und Slowenien sowie aus der Slowakei, der Ukraine und Tschechien.

Zur offiziellen Festivaleröffnung im CineStar Leipzig zeigt DOK Leipzig am 8. Oktober 2023 die Weltpremiere von „White Angel – Das Ende von Marinka“ von Regisseur Arndt Ginzel. Der Dokumentarfilm des Leipziger Autoren und Journalisten nimmt die Zuschauer*innen mit in die Kleinstadt Marinka, Region Donezk, wo ein Polizeiteam mit einer Go-Pro-Kamera Evakuierungs- und Rettungseinsätze zwischen Frühjahr und Herbst 2022 dokumentiert.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Auf den Evakuierungsmissionen im Rettungswagen läuft über Monate die Helmkamera des Polizisten Vasyl Pipa mit. Es sind Nahaufnahmen eines brutalen Angriffskrieges, dem vor allem die Zivilbevölkerung zum Opfer fällt. Die Polizisten fahren die Stadt immer wieder mit einem weißen Transporter ab, den die Bewohner*innen „Weißer Engel“ nennen.

Der Journalist Arndt Ginzel hat die Bilder der Helmkamera des Polizisten ausgewertet und hat Retter und Gerettete noch einmal in der Ostukraine aufgesucht. Der Film wurde produziert von ZDF Frontal und GKD-Journalisten Leipzig. Nach der Weltpremiere auf DOK-Leipzig kommt er in die deutschen Kinos. Im ZDF wird der Film zum Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine zu sehen sein, also im Februar 2024 sowohl in der Mediathek und als auch im Fernsehen.

Für den Direktor des Leipziger Dokumentarfilmfestivals Christoph Terhechte ist "White Angel - Das Ende von Marinka" mehr als ein Film über den Krieg. "Es ist ein Dokument der Menschlichkeit und der Sehnsucht nach Frieden." Dass die Dokumentation als Eröffnungsfilm auf dem Festival DOK-Leipzig gezeigt wird, sei für den Autor und Redaktion eine Auszeichnung, so ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten.

Ginzel ist Autor und arbeitete vielfach in Kriegs- und Krisengebieten. In der Ukraine deckte er die Ermordung ukrainischer Zivilisten auf und die Entführung von Kindern aus russisch besetzten Gebieten. Für seine Arbeit wurde Ginzel ausgezeichnet, zuletzt mit dem Deutschen Fernsehpreis.

„White Angel – Das Ende von Marinka“ läuft nach der Eröffnung noch zweimal im regulären Festivalprogramm.

Filme über Aktivist*innen in Belarus im Panorama

In mehreren weiteren Reihen wirft DOK Leipzig ein Schlaglicht auf das filmische Schaffen in Mittel- und Osteuropa, das traditionell eng mit der Leipziger Festivalgeschichte verbunden ist. Dazu gehört u.a. die Sektion „Panorama“ mit Filmen über Aktivist*innen in Belarus, die für den Widerstand gegen das Regime Putins im eigenen Land kämpfen und um Kinder, die in den U-Bahn-Stationen von Charkiw auf ein Wunder hoffen.

Gezeigt wird auch eine Auswahl von Filmen, die für den diesjährigen Doc Alliance Award nominiert wurden. Außerdem können die Zuschauer*innen in „Slowenische Dokumentarfilme nach 1991“ eintauchen und bei „5x5 Shorts from the East“ nach dem Prinzip „hop on, hop off“ vorbeischauen, um 25 Kurzfilme aus fünf Ländern zu entdecken – am 14. Oktober 2023 bei freiem Eintritt im Polnischen Institut.

Täglich im DOK-Stream ein Film für 24 Stunde online

Insgesamt präsentiert das Festival in diesem Jahr mehr als 200 Dokumentar- und Animationsfilme. Zusätzlich läuft im DOK Stream während der Festivalwoche täglich ein Film für 24 Stunden online.


Zwei Filmreihen mit Animationsfilmen

Zudem feiert DOK Leipzig den Animationsfilm mit zwei eigenen Filmreihen: Bei „Animation Perspectives“ erwartet die Zuschauer*innen ein Mix aus Kurzfilmen und Gespräch: Die Künstlerinnen Anne Isensee und Michelle Brand stellen sich gegenseitig und dem Publikum ihre Filme vor und sprechen am 12. Oktober 2023 um 21:00 Uhr in den Passage Kinos über ihre Arbeitsprozesse.

Die Programmreihe „Beyond Animation“ widmet sich dem „Zuhause“. Die Filme nähern sich diesem schwer fassbaren Ort mit Stop-Motion, digitalen Malereien bis hin zu rauschhaften Bildern an. Am 11. und 12. Oktober 2023 in den Passage Kinos.

Eigene Filmreihe für Kids

Darüber hinaus bietet DOK Leipzig eine ganze Reihe mit schönen und fantasievollen Filmen für Kids an. In fünf Programmen mit mehr als 20 lustigen Filmen für die Altersgruppen ab 4, 6, 8, 12 oder 14 Jahren, wartet auf euch eine Mischung aus kurzen Dokumentar- und Animationsfilmen, die Geschichten aus der Perspektive von jungen Menschen erzählen – sei es auf einer Farm im Senegal, beim Kung Fu in Berlin oder beim Skaten durch die Stadt.

Virtuelle Räume als Ergänzung

Neben Filmen lädt das Festival auch ein, einen Schritt ins Neuland zu wagen! Jedes Jahr erschafft DOK Leipzig in seiner Extended-Reality-Ausstellung eine eigene Welt. In DOK Neuland können Geschichten in virtuellen Räumen erlebt werden.

Podiumsgespräche bei DOK Industry

Auch das Programm von DOK Industry für mehr als 1.600 akkreditierte Expert*innen ist online abrufbar. Hier bietet DOK Leipzig Filmschaffenden und Branchengästen die Möglichkeit, bei rund 50 Veranstaltungen in der Festivalwoche ihre Arbeiten vorzustellen, zu diskutieren und ihr Netzwerk zu erweitern.

Präsentiert werden in diesem Jahr u.a. ein Podiumsgespräch über das unabhängige belarusische Dokumentarfilmschaffen. Im Rahmen der Konferenz DOK Exchange XR werden die Chancen und Risiken von AI diskutiert, beim Archive Market präsentieren mehr als 20 Archive ihr Portfolio und »Short n’ Sweet« lädt wieder Kurzfilmprojekte zum Pitch ein.

Link: www.dok-leipzig.de

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