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Internationale Kritik an der deutschen Kulturstaatsministerin wegen der Berlinale

Nach dem brüskierenden Vorstoß von Kulturstaatsministerin Claudia Roth, eine neue Intendanz der Berlinale vorzusetzen, protestieren Filmschaffende aus aller Welt gegen die geplante Trennung von Carlo Chatrian.



Mit "unmoralischem" Vorpreschen kritisiert Regie-Legende Martin Scorsese die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

Die Personalentscheidung, dem künstlerischen Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, eine neue Intendanz vor die Nase zu setzen, sorgt für Unmut in der Kulturbranche: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (68) sieht sich mit geharnischter Kritik konfrontiert, wie wir erstmals im BAF-Blog am 03. September 2023 berichteten.

In einem offenen Brief protestieren nun auch Filmschaffende aus aller Welt gegen die geplante Trennung von Carlo Chatrian, der durch die überraschende Entscheidung von Claudia Roth (Grüne) pikiert war und in Berlin für sich keine Zukunft mehr sieht.

Im Originalbrief, den das US-Magazin "Variety" am Mittwoch, den 6. September 2023, veröffentlichte, werden mehr als 130 Unterzeichner aufgeführt. Speerspitze ist, was die Popularität angeht, Hollywood-Legende Martin Scorsese (80), der an Position 61 geführt wird. In dem Brief wird Claudia Roth direkt kritisiert. Der Staatsministerin wird wörtlich "schädliches, unprofessionelles und unmoralisches Verhalten" vorgeworfen.

Zu den zahlreichen Unterzeichnenden gehört auch die angesehene deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Margarethe von Trotta, die von Carlo Chatrian zur 73. Berlinale mit ihrem aktuellen Werk "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" in den Wettbewerb eingeladen worden war. In dem Film geht es um eine Liaison der österreichischen Schriftstellerin mit dem Schweizer Autor und Architekten Max Frisch.

"Carlo Chatrian mag kein Showmann sein, aber mit seiner ruhigen Art haben er und sein Team einen offenen und künstlerisch lohnenden kuratorischen Weg eingeschlagen, neue Richtungen im internationalen Kino aufzuzeigen, Stereotypen in Frage zu stellen und verschiedene Stränge des Filmemachens miteinander zu verbinden", schrieben die Schauspieler und Filmemacher.


Trotz schwieriger Umstände wie die Pandemie oder finanzielle Einschränkungen seien die vergangenen Ausgaben unter seiner Leitung «sehr lebendig, voller positiver Überraschungen und trotz einer geringeren Anzahl gezeigter Filme sehr beliebt» gewesen.

Roth hatte vor rund einer Woche angekündigt, die Berlinale solle künftig nur noch von einer Person geleitet werden - statt wie bisher von einer Doppelspitze. Das bisherige Führungsduo aus Chatrian (51) und Mariette Rissenbeek (66) soll demnach von einem Intendanzmodell abgelöst werden.

Eine Findungskommission unter Roths Vorsitz soll die neue Intendantin oder den neuen Intendanten für eines der größten Filmfestivals der Welt bestimmen. Chatrian zog daraufhin Konsequenzen und kündigte an, das Festival nach der Ausgabe 2024 zu verlassen.

Chatrian sei für seine Bemühungen nicht belohnt worden und habe sich dazu gezwungen gesehen, nach dem Ende seines derzeitigen Vertrages nicht mehr weiterzumachen, hieß es in dem Brief weiter, den auch die Regisseurinnen Joanna Hogg, Claire Denis und der französische Regisseur Bertrand Bonello unterzeichnet hatten.

Roth bedauere sehr, dass Chatrian nun nicht mehr für eine Weiterarbeit bei der Berlinale zur Verfügung stehe, sagte ein Sprecher der Grünen-Politikerin. Roth habe aus Gesprächen den Eindruck gewonnen gehabt, "dass bei Herrn Chatrian Bereitschaft bestünde, mit einer neuen Intendanz das Gespräch aufzunehmen".

Richtig und notwendig bleibe aus Sicht von Kulturstaatsministerin und Aufsichtsrat eine Neuaufstellung mit einer Intendanz, die sowohl die künstlerische Leitung und Verantwortung wie auch den geschäftlichen Bereich konsequent zusammendenke. "Das ist eine notwendige Korrektur gegenüber der vor fünf Jahren eingeführten Struktur. Jetzt gelte es, gemeinsam die anstehende Berlinale zu einem Erfolg zu machen und das ganze Berlinale Team zu unterstützen", so Roth weiter.


Die Neuaufstellung in der Spitze ist nicht die einzige Veränderung - erst Mitte Juli war bekanntgeworden, dass das Festival vor einem harten Sparkurs steht: Die Gesamtzahl der Filme soll um fast ein Drittel reduziert, zudem sollen Sektionen gestrichen werden.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals - in diesem Jahr war etwa US-Schauspielerin Kristen Stewart Jurypräsidentin und Hollywoodstar Sean Penn hatte seinen Dokumentarfilm zur Ukraine in Berlin vorgestellt.

Inzwischen kursiert eine weitere Liste mit bereits über 220 Unterzeichnenden diverser Filmemacher*innen, zu der an sechster Stelle auch der rumänische Filmregisseur und Drehbuchautor Rade Jude und an 42. Stelle die deutsche Filmregisseurin und Drehbuchautorin, Professorin, Schauspielerin und Übersetzerin Angela Schanelec gehören. Letztere war mit ihrem Drama "Music", das lose auf dem griechischen Ödipus-Mythos basiert, ebenfalls im Wettbewerb der 73. Berlinale vertreten.

Die Liste haben wir in der erweiterten Ansicht, am Ende des Textes, eingestellt.

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Die Berlinale ist nicht das einzige Sorgenkind im Berliner Kulturbereich. Am gestrigen 7. September 2023 wurde bekannt gegeben, dass auch Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) ihre langjährige Leitung verliert.

Catherine Ann Berger hat aus persönlichen Gründen um Auflösung ihres Vertrages als Geschäftsführerin der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB) gebeten.

Das Land Berlin bedauert die Entscheidung von Frau Berger, nimmt sie aber an und bedankt sich für ihren Einsatz für die DFFB.

Zur Sicherung der Kontinuität in der DFFB nach dem Ausscheiden von Frau Berger wird Wolf Plesmann bis zur Bestellung einer neuen Leitung die Geschäftsführung übernehmen. Wolf Plesmann ist Jurist und leitet die zuständige Abteilung Bundes- und Europaangelegenheiten, Medienpolitik in der Senatskanzlei und hat in dieser Funktion die DFFB in den letzten Jahren eng begleitet.

Staatssekretär und Chef der Senatskanzlei Florian Graf, Vorsitzender des Kuratoriums der DFFB: „Ich bedauere das Ausscheiden von Frau Berger sehr und danke ihr ausdrücklich für ihren engagierten Einsatz für die DFFB in herausfordernder Zeit. Ich respektiere aber ihre Entscheidung und freue mich, dass wir gemeinsam mit ihr eine Lösung für den Übergang gefunden haben, die Kontinuität bedeutet. Herr Plesmann wird von mir und dem Kuratorium alle notwendige Unterstützung erhalten, um die DFFB in den nächsten Monaten gut zu führen.”

Wolf Plesmann: „Es ist mir wichtig, die engagierte Arbeit von Frau Berger fortzuführen. Neben der Umzugsvorbereitung muss auch der Organisationsentwicklungsprozess in der DFFB fortgesetzt werden. Dafür werde ich den Veränderungsprozess mit allen Beteiligten in der DFFB fortführen.“


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