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18. filmPOLSKA - polnisches Filmfestival Berlin

Die 18. Ausgabe des filmPOLSKA Filmfestivals Berlin findet vom 06.–13.09.2023 als größtes polnisches Filmfestival außerhalb Polens in mehreren Berliner Kinos statt.



Jagodas Festivalempfehlung:

Die großen Zeitgenossen des polnischen Films, die alle in diesem Jahr ihre runden Jubiläen feiern - Roman Polański (90), Agnieszka Holland (75) oder Małgorzata Szumowska (50) kommen nicht nach Berlin. Na ja, es ist ein bisschen gemogelt, denn obwohl Polański nach wie vor als ein polnisch-französischer Regisseur fungiert, wurden seine Filme selten in Polen oder mit polnischem Geld gedreht.

Nun wurde aber doch ausgerechnet sein jüngstes Werk, eine schwarze Komödie „The Palace“ (mit u.a. Oliver Masucci, Fanny Ardant und Mickey Rourke), die gerade bei der Mostra in Venedig uraufgeführt wird, vom Polnischen Filminstitut gefördert. Polanskis Film läuft zwar nicht in Berlin, dennoch vorab hier der original Trailer:



Synopsis:
Roman Polanskis Ensemble-Komödie "The Palace" feiert seine Weltpremiere am 2. September 2023 bei den Filmfestspielen von Venedig. Gedreht vor der Kulisse des Schweizer Luxushotels Gstaad Palace, entfaltet sich der Film im Vorfeld einer rauschenden Silvesterparty am Vorabend des Jahres 2000.

Mickey Rourke präsentiert sich als anspruchsvoller Kunde mit blonder Perücke im Trump-Stil; Fanny Ardant als wohlhabende Marquise, die sich über ihren Chihuahua ärgert, der Verstopfung hat, und John Cleese als Wirtschaftsmagnat, der sich mit seiner viel jüngeren, neuen Braut (Bronwyn James) und einem lebenden Pinguin einlässt.

Die bunt zusammengewürfelte Auswahl an Gästen, darunter ein ehemaliger Pornostar, die in das neue Jahrtausend hineinfeiern, umfasst auch eine Gruppe wohlhabender Russen (die sich Wladimir Putins reale Neujahrsrede ansehen, in der er erklärt, dass er nach Boris Jelzins Rücktritt zum Interimspräsidenten ernannt wurde). Im Hintergrund spornt der Hoteldirektor (Oliver Masucci) seine Mannschaft wie bei einer Militäroperation zur Arbeit an, während die Angst vor dem Millennium-Computervirus in der Luft hängt.

Inspiriert von seinen eigenen Aufenthalten im Gstaad Palace schrieb Polanski zusammen mit dem polnischen Regisseur Jerzy Skolimowski und der Produzentin Ewa Piaskowska das Drehbuch. Der langjährige Mitarbeiter Alexandre Desplat komponierte die Partitur.


Auch beide wichtigsten polnische Filmregisseurinnen - Agnieszka Holland und Małgośka Szumowska zeigen ihre jüngsten Werke im September nicht an der Spree, sondern am Lido in Venedig.

Kein Wunder: Das Berliner Filmfestival »filmPolska«, das vom 06.–13.09.2023 in neun Festivalkinos stattfindet, verfolgt von Beginn an ein anderes Ziel - die Präsentation der nächsten Generation mit ihren interessantesten Erst- und Zweitfilmen.

Seit 2005 kuratiert Kornel Miglus die Schau, die zeitlich zwar ziemlich mäandert (zwischen April und September), aber inhaltlich doch die Vorlieben des Kurators deutlich definiert: kein Kommerzkino, kein Mainstream, keine Blockbuster. Stattdessen viel Experiment, junge Wilden, Debüts, interessante Workshops.

Wie jedes Filmfestival leistet sich auch »filmPolska« einen Wettbewerb: Sieben diesjährige Wettbewerbsfilme werden von einer 3-köpfigen Jury begutachtet (Julia Boxler, Uwe Rada und Lea Wohl von Haselberg). Dabei ist in der starken Filmkonkurrenz dieses Jahres ist eine Genre-Vielfalt zu verzeichnen: Thriller, Coming of Age, Road-Movie, Musikfilm. Hier nur drei Beispiele:

„Chleb i sól“ (Brot und Salz) - das Spielfilmdebüt des 40-jährigen Damian Kocur, der mittlerweile über 20 Preise, darunter den Spezialpreis der Jury in der Sektion Orrizonti in Venedig 2022 gewonnen hat. Hier der Trailer:



Synopsis:
Sehr behutsam und doch eindringlich beobachtet Kocur seine Protagonisten - zwei Brüder, Tymek und Jacek in einem kleinen Ort im südwestlichen Polen. Beide haben Klavierspielen gelernt, aber nur Tymek hatte genug Selbstdisziplin, um für das Musikstudium zu üben. Die heißen Sommerferien verbringt er zuhause, mit seinem Bruder und den alten Kumpels, am Bier, Zigaretten und Kebab. Er versucht die oft homophobisch und rassistisch geprägten Äußerungen der Halbstarken zu ignorieren und immer ein Teil der Gruppe zu sein, um eigenes Anderssein und die Distanz zu überspielen, aber die Eskalation ist unvermeidlich.


Neben der Regie ist auch das Filmdebüt der beiden Hauptdarsteller, Brüder Tymoteusz und Jacek Bies, erstaunlich stark.

„The Silent Twins“ ist der bereits dritte Langspielfilm von Agnieszka Smoczyńska, der Regieentdeckung von 2016 mit ihrem Debüt - „Sirenengesang“ (Córki dansingu). Die erste fremdsprachige Produktion der Regisseurin, „The Silent Twins“ wurde in der Reihe »Un Certain Regard« in Cannes 2022 uraufgeführt und gewann im selben Jahr das Haupttrophäe des polnischen Filmfestivals in Gdynia, „Den goldenen Löwen“. Hier der Trailer:



Synopsis:
Die Geschichte basiert auf dem Buch von Marjorie Wallace und erzählt die unglaubliche lebenslange Verbindung zweier schwarzer Zwillingsschwestern, June und Jennifer Gibbons, die noch im Kindesalter jeden Kontakt zur Außenwelt unterbrechen und allein durch eine eigens erfundene Sprache ausschließlich miteinander kommunizieren. Für die Darstellung ihrer toxischen Beziehung, von der Kindheit, über die mit besonders eigenwilligen Phantasien besetzten Pubertät, bis zu dem Erwachsenenleben, fand Smoczyńska zwei fantastische Schauspielerinnen, Tamara Lawrance und Letitia Wright, die für ihre einmalige Kreation mit Best Joint Lead Performance der BIFA (British Independent Film Awards) ausgezeichnet wurden. Eine genauso wichtige Rolle spielt im Film die Musik von Marcin Macuk und Zuzanna Wrońska, die auch einen Preis in Gdynia gewann.


Mit mehreren Preisen wurde auch der Dokumentarfilm „Lombard“ (Das Pfandhaus) von Łukasz Kowalski geehrt. Er bekam bei DOC Leipzig 2022 den „Doc Alliance Award“ und im Juni 2023 „Die polnischen Adler“, den Hauptpreis der Polnischen Filmakademie. Hier der Trailer:



Synopsis:
Die 81-Minuten lange Dokumentation setzt ihren Fokus auf ein Pfandleihhaus in schlesischem Bytom. Die besten Zeiten dieses Berufszweiges oder auch Gewerbes sind längst vorbei, aber angesichts der immer näher rückenden Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit veräußern oder verpfänden die Menschen immer nutzlosere, manchmal skurrile Gegenstände. Das Besitzerpaar des Pfandhauses versucht mit immer neuen Ideen das Geschäft und ihre Beziehung aufrechtzuerhalten.


Alle sieben Wettbewerbsfilme zeichnen interessante Geschichten in unterschiedlichen Milieus - von der Musikerszene („Liebeslieder“) bis zum Glaubenskrieg zwischen Vater und Sohn („Gott und Luna Park Warriors“).

Darüber hinaus bietet »filmPolska« weitere Reihen, die das Tableau der polnischen Kinematographie der letzten Jahre ergänzen - Panorama (Nahaufnahme), Kunst im Kino, filmPolska-Archiv und die Sektion der Kurzfilme.

Die Retrospektive (im Zeughauskino) ist in diesem Jahr den Regisseurinnen gewidmet. Dazu zählen die filmischen Werke von Anna Jadowska, Anna Kazejak, Elwira Niewiera, Katarzyna Rosłaniec, Agnieszka Smoczyńska, Jagoda Szelc, Małgorzata Szumowska und Anna Zamecka. Diese Hommage, zusammengestellt von Kornel Miglus und Jörg Fries zeigt preisgekrönte und heute bereits kultige Werke aus den Jahren 2012 - 2017 und liefert den Beweis von künstlerischer „WomenPower“.

Eröffnet wird das Festival von einer weiteren Regisseurin Agnieszka Maliszewska, die eine tragikomische Geschichte als ein packendes Road-Movie zeichnet. „Tata“ (Papa) spielt hauptsächlich in der Kabine eines Lastkraftwagens und erzählt doch viel über Familienverhältnisse in Polen und in der Ukraine.

Der Film handelt von einem Vater, der sich auf eine Reise begibt, um seine Tochter zu finden, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Hier der Trailer:




Jagoda Engelbrecht

Links: instytutpolski.pl/berlin/18-filmpolska | instytutpolski.pl/berlin/festivalprogramm

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