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29. Sarajevo Filmfestival in der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina

Das Sarajevo Film Festival ist das wichtigste und größte Filmfestival Südosteuropas und eines der größten Filmfestivals Europas, das 1995 während der Belagerung von Sarajevo im Bosnienkrieg aus Protest gegen Krieg entstanden war.



Sarajevo war Schauplatz tragischer Schicksale, wie das Attentat 1914 auf Erzherzog Franz Ferdinand, dem Thronfolger von Österreich-Ungarn, das u.a. zum Auslöser des Ersten Weltkriegs führte. Es gab aber auch freudige Ereignisse mit den Olympischen Winterspiele 1984 in der jugoslawischen Epoche, die in den Gebirgen in der Umgebung der Stadt stattfanden und Sarajevo weltweite Aufmerksamkeit bescherten.

In der jüngeren Geschichte sei einerseits 1992 die Belagerung von Sarajevo im sogenannten Bosnienkrieg erwähnt, der im Untergrund zum kulturellen Protest der Bevölkerung gegen den Krieg mit Filmvorführungen beitrug und damit zur Geburtsstunde des Filmfestivals wurde. Andererseits aber auch 1995 der Genozid an der überwiegend muslimischen Bevölkerung im rund 150 km entfernten Srebrenica durch serbische Truppen, wie der preisgekrönte Film "QUO VADIS, AIDA?" von Regisseurin Jasmila Zbanic eindrucksvoll schildert, über den wir am 26. Juni 2021 berichteten.

Das Sarajevo Film Festival ist seit 1996 als internationales Wettbewerbsfestival mit regionalem Focus auf Südosteuropa beim internationalen Filmproduzentenverband FIAPF akkreditiert. Der Hauptpreis des Festivals ist das „Herz von Sarajevo“, das sich auch im oben eingefügten Logo widerspiegelt.

Die 29. Ausgabe des Sarajevo Film Festivals, das größte seiner Art in der Region, öffnete am gestrigen Freitagabend, den 11. August 2023, seine Tore, einen Tag bevor in Locarno die Preise des 76. Filmfestivals am Lago Maggiore in der italienischen Schweiz vergeben werden.

Mit dem Eröffnungsfilm „Kiss the Future“ von Regisseur Nenad Čičin-Šain startet das siebentägige Kulturereignis im Nationaltheater Sarajevo, das die aufwändig geschmückte Stadt Sarajevo in ein filmisches Märchen verwandelt. Hier der Trailer der Eröffnungsdoku:



Synopsis:
Die amerikanisch-irische Dokumentation "Kiss the Future", die wir bereits in einem Special auf der 73. Berlinale in der Verti Music Hall haben sehen können, zeigt das schwierige Leben der Anwohner Sarajevos während des Bosnien-Krieges. Der Hilfsarbeiter Bill Carter holt sich duch seine Entschlossenheit schließlich die Rock-Band U2 ins Land, um etwas Licht in die dunklen Zeiten zu bringen. Zur Open-Air-Vorführung war auch Bono, der irische Leadsänger der Rockband U2 anwesend.


Bereits am Donnerstag wurde auf der Open-Air-Filmbühne ein Überraschungsfilm vom Sponsor CocaCola präsentiert.

Auf dem 29. Sarajevo Film Festival werden 235 Filme in 18 Festivalprogrammen gezeigt. Es gibt 49 Filme im Hauptwettbewerb, unterteilt in Spiel- und Dokumentarfilme sowie Filme von Studierenden und Kurzfilme, die alle um die Preise für das Herz von Sarajevo konkurrieren.

Das Wettbewerbsprogramm bevorzugt die Filme, die auf dem Sarajevo Film Festival ihre Welt- oder internationale Premiere feiern werden. Zudem zieht das Hauptprogramm des Sarajevo Film Festivals über 150 Gastregisseure, Drehbuchautoren, Produzenten, Schauspieler, Schauspielerinnen und andere Personen aus der Filmindustrie an.

Neben Sarajevo laufen auch Vorführungen in Mostar und Tuzla in Open-Air-Vorführungen.

Die Ehre, die Eröffnungszeremonie der 29. Ausgabe des Sarajevo Film Festivals zu moderieren, ging an den jungen Schauspieler Lazar Dragojević.

In der Sektion Fokus werden folgende regionale Werke gezeigt, die bereits auf renommierten Filmfestivals weltweit große Erfolge erzielt haben.

"ABOUT DRY GRASSES / KURU OTLAR USTUNE"
Türkiye, France, Germany, 2023, 197 min.
Director: Nuri Bilge Ceylan
Cast: Deniz Celiloğlu, Merve Dizdar, Musab Ekici, Ece Bağci, Erdem Şenocak, Yüksel Aksu, Münir Can Cindoruk, Onur Berk Arslanoğlu

Hier der Trailer:



Samet, ein junger Kunstlehrer, beendet sein viertes Jahr des Pflichtdienstes in einem abgelegenen Dorf in Anatolien. Nach einer Wendung der Ereignisse, die er kaum verstehen kann, verliert er die Hoffnung, dem düsteren Leben, in dem er festzustecken scheint, zu entkommen. Wird seine Begegnung mit Nuray, die selbst Lehrerin ist, Samet helfen, seine Angst zu überwinden?

Das aktuelle Werk des türkischen Regisseurs Nuri Bilge Ceylan ist ein überdimensionales, aber niemals langweiliges Konversationsstück. Wie schon in „Winterschlaf“ (2014) spielt die Handlung wieder auf dem Land, in einer visuell märchenhaften Umgebung. Dass das Leben hier allerdings alles andere als einfach ist, erfährt man schnell. Seine Premiere feierte das Werk in Cannes 2023 und gewann dort einen Darstellerpreis für Merve Dizdar.


"BELONGING / BERABER"
Netherlands, Türkiye, Belgium, 2023, 83 min. (Weltpremiere)
Director: Mete Gümürhan
Cast: Alihan Sahin, Sinan Eroğlu, Hayat van Eck, Mina Dermirtaş, Lorin Merthart

Der vierzehnjährige Zeki hat mit dem Verlust seiner Mutter zu kämpfen. Sein Leben wird erneut auf den Kopf gestellt, als sein Vater Mahir beschließt, von Rotterdam nach Istanbul zu ziehen. Zeki und Mahir kommen an, um in einer luxuriösen Wohnanlage zu leben, die durch hohe Mauern von der Stadt abgeschottet ist. Während Mahir jeden Tag zur Arbeit in die Bank geht, muss Zeki den Rest seiner Sommerferien auf dem Gelände verbringen. In seinem Freiheitsdrang beschließt er, über die Mauer zu klettern und die Stadt auf der anderen Seite im Freilauf zu erkunden. Zeki landet in einem Varoş, einem Armenviertel, und freundet sich mit Kemal und einer Gruppe von Straßenkindern an, die ihre Tage mit Taschendiebstählen verbringen. Zeki wird bald in die fröhliche Gruppe aufgenommen, aber aus Angst, ihre Freundschaft zu verlieren, verheimlicht er die Tatsache, dass er in der noblen Wohnanlage lebt.


"BLAGA'S LESSONS / UROTCITE NA BLAGA"
Bulgaria, Germany, 2023, 114 min.
Director: Stephan Komandarev
Cast: Eli Skorcheva, Gerasim Georgiev, Rozalia Abgarian, Ivan Barnev, Stefan Denolyubov, Ivaylo Hristov

Hier der Trailer:



Als eine pensionierte, kürzlich verwitwete Lehrerin einem Telefonbetrug zum Opfer fällt, wird sie ihrer Ersparnisse beraubt und hat kein Geld, um das Grab ihres verstorbenen Mannes zu bezahlen. Ihr Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie erkennt, dass es keine Möglichkeit gibt, ihr Geld zurückzubekommen, bis sie ein verlockendes, aber verdächtiges Arbeitsangebot erhält. Das Blatt wendet sich, als sie die Dinge selbst in die Hand nimmt und Bargeld hereinrollt, das diesmal ihr wertvollstes Attribut beansprucht: ihre Werte, während sie sich langsam aber sicher selbst in eine Betrügerin verwandelt.


"HAVE YOU SEEN THIS WOMAN? / DA LI STE VIDJELI OVU ŽENU?"
Serbia, Croatia, 2022, 79 min.
Director: Dušan Zorić, Matija Gluščević
Cast: Ksenija Marinković, Isidora Simijonović, Boris Isaković, Alex Elektra, Ivana Vuković, Vlasta Velisavljević, Goran Bogdan, Jasna Đuričić, Radoje Čupić

Hier der Trailer:



In der Hitze eines Sommertages entdeckt Draginja eine Leiche, die ihr ähnelt. In der Hitze eines Sommertages heuert Draginja einen falschen Ehemann an, um vor ihren Freunden anzugeben. In der Kälte einer Winternacht streift Draginja durch die Straßen in der Hoffnung, ihre verlorene Erinnerung wiederzuerlangen. Durch drei verschiedene Lebensmöglichkeiten versucht eine Frau mittleren Alters, aus ihrer Haut zu fahren.

Der originellste Film seit "Dušan Makavejev" sagt der serbische Filmemacher Srđan Golubović


"PERO"
Slovenia, 2023, 98 min. (Dokumentation)
Director: Damjan Kozole

Hier der Trailer vom Rotterdam Filmfestival:



Eine Hommage an das Leben, die Karriere und die Ängste des Schauspielers Peter Musevski (1965–2020). Musevski, der den Spitznamen Pero trug, war eine Ikone des slowenischen Kinos und trat in mehr als 50 Filmen auf, die unter anderem mit dem Löwen der Zukunft bei den Filmfestspielen von Venedig und der besten Regie beim Internationalen Filmfestival Karlovy Vary ausgezeichnet wurden. Neben zahlreichen Auszeichnungen erhielt er das Herz von Sarajevo als bester Schauspieler. Ende 2019 begann Musevski gemeinsam mit dem Regisseur Damjan Kozole mit der Arbeit an einem Film über sich und seine Dämonen. Zu Beginn der Pandemie, im März 2020, bevor die Dreharbeiten zum Film begonnen hatten, beging Musevski Selbstmord. Kozole hatte das Bedürfnis, diesen Film trotzdem zu machen, um sich zu verabschieden. Während der Arbeit daran erkannte der Regisseur, dass es in diesem Film nicht nur um Musevski, sondern auch um ihn selbst geht. Nicht nur über den Weggang eines Freundes, sondern auch über die Gesellschaft und die Welt, an die sie geglaubt haben und die langsam auch verschwindet.


"WHITE PLASTIC SKY / MŰANYAG ÉGBOLT"
Hungary, Slovakia, 2023, 111 min. (Animationsfilm)
Director: Tibor Bánóczki, Sarolta Szabó
Cast: Tamás Keresztes, Zsófia Szamosi

Hier der Trailer:



Im Jahre 2123 kann die Menschheit angesichts schwindender Ressourcen nur durch einen Kompromiss überleben: Im Alter von 50 Jahren wird jeder Bürger nach und nach in einen Baum verwandelt. Als Stefan erfährt, dass sich seine geliebte Frau Nora freiwillig bereit erklärt hat, ihren Körper vor ihrer Zeit zu spenden, begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise, um sie um jeden Preis zu retten.

Der Animationsfilm feierte seine Premiere auf der 73. Berlinale 2023 in der Sektion »Encounters«


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Hier ein Überblick über die Wettbewerbsfilme:

Feature Film Competition

Europa – Sudabeh Mortezai (Austria/UK)
Medium – Christina Ioakeimidi (Greece/Bulgaria)
Freedom – Tudor Giurgiu (Romania/Hungary)
Animal – Sofia Exarchou (Greece/Austria/Romania/Cyprus/Bulgaria)
Blackbird Blackbird Blackberry – Elene Naveriani (Georgia/Switzerland)
Day of the Tiger – Andrei Tănase (Romania/France/Greece)
La Palisiada – Philip Sotnychenko (Ukraine)
Lost Country – Vuk Perišić (Serbia/France/Croatia/Luxembourg/Qatar)

Out of Competition

Excursion – Una Gunjak (Bosnia and Herzegovina/Croatia/Serbia/France/Norway/Qatar)
Guardians of the Formula – Dragan Bjelogrlić (Serbia/Slovenia/Montenegro/North Macedonia)
Rumi – Can Ulkay (Turkey) (series)

Documentary Film Competition

A Day, 365 Hours – Eylem Kaftan (Turkey/Croatia)
Body – Petra Seliškar (Slovenia/Croatia/North Macedonia)
Bottlemen – Nemanja Vojinović (Serbia/Slovenia)
Fairy Garden - Gergő Somogyvári (Hungary/Romania/Croatia)
Fran and Verka, or A Usual Day in an Abandoned Village – Sovran Nrecaj (Kosovo) (short film)
Hug – Miroslav Mandić (Slovenia/Croatia) (short film)
Requiem to the Hot Days of Summer – Giorgi Parkosadze (Georgia/Greece)
Silence of Reason – Kumjana Novakova (Bosnia and Herzegovina/North Macedonia)
What’s to Be Done? - Goran Dević (Croatia)
My Muslim Husband – Daniel Ioan Bărnuti, Alexandra Lizeta Bărnuți (Romania)
De Facto – Selma Doborac (Austria/Germany)
Deserters – Damir Markovina (Croatia) (medium-length film)
Horror Vacui – Boris Poljak (Croatia) (short film)
Non-Aligned: Scenes from the Labudović Reels – Mila Turajlić (Serbia/France/Croatia/Montenegro/Qatar)
One Aloe, One Ficus, One Avocado and Six Dracaenas – Marta Smerechynska (Ukraine/France) (short film)
Self-Portrait Along the Borderline – Anna Dziapshipa (Georgia) (medium-length film)
Valerija – Sara Jurinčić (Croatia) (short film)
Between Revolutions – Vlad Petri (Romania/Croatia/Qatar/Iran)
Hope Hotel Phantom – Bojan Stojčić (Bosnia and Herzegovina) (short film)
We Will Not Fade Away – Alisa Kovalenko (Ukraine/France/Poland/USA)

Short Film Competition

Between the Edges of the Day – Andreea Lacatuş (Romania)
How I Learned to Fold Laundry – Barbara Zemljič (Slovenia)
Let the Dewy Flowers Bloom – Ivan Bakrač (Montenegro)
Pigeons Are Dying, When the City Is on Fire – Stavros Markoulakis (Greece)
Ready – Eirini Vianelli (Greece)
The Ghosts You Draw on My Back – Nikola Stojanović (Serbia)
The Witness – Alen Šimić (Bosnia and Herzegovina)
27 – Flóra Ana Buda (Hungary)
My Mother Is a Saint – Syllas Tzoumerkas (Greece)
The Real Truth About a Fight – Andrea Slaviček (Croatia)

Student Film Competition

99,999% - Roberta Serban (Romania)
Falling – Ana Gyimesi (Hungary)
Heartbeat – Gvozden Ilić (Bosnia and Herzegovina)
Pragma – Bianka Szelestey (Hungary)
From the Corner of My Eyes – Domonkos Erhardt (Hungary)
Glass Fingers – Alina Gheorghe (Romania)
In the Dreams All Jellyfish Are Wet – Marie Luise Lehner (Austria)
I Want to Shatter the Greenhouse – Teona Galgotiu (Romania)
Short Cut Grass – David Gašo (Croatia)
Top View of My Brain as a Crime Scene – Luzia Johow (Austria)
Until I Lie Still – Yana Eresina (Austria)

Kinoscope

Baan Portugal 2023 Leonor Teles
Disco Boy France, Italy, Belgium, Poland 2023 Giacomo Abbruzzese
Femme United Kingdom 2023 Sam H. Freeman, Ng Choon Ping
Saint Omer France 2022 Alice Diop
The Vanishing Soldier Israel 2023 Dani Rosenberg
Totem Mexico, Denmark, France 2023 Lila Avilés

Kinoscope Real

Apolonia, Apolonia Denmark, Poland, France 2023 Lea Glob
Four Daughters / Les Filles D'olfa France, Tunisia, Germany, Saudi Arabia 2023 Kaouther Ben Hania
Motherland Sweden, Ukraine, Norway 2023 Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
My Worst Enemy / Mon Pire Ennemi France, Switzerland 2023 Mehran Tamadon
Orlando - My Political Biography / Orlando, Ma Biographie Politique France 2023 Paul B. Preciado
The Permanent Picture / La Imatge Permanent Spain, France 2023 Laura Ferrés

Kinoscope Surreal

Animal Kingdom / Le Règne Animal France 2023, Thomas Cailley
Infinity Pool Canada, Hungary, Croatia 2022, Brandon Cronenberg
Omen / Augure Belgium, Netherlands, Democratic Republic Of Congo, France, South Africa 2023, Baloji
Perpetrator USA, France 2023 Jennifer Reeder
Superposition Denmark 2023 Karoline Lyngbye
Vincent Must Die / Vincent Doit Mourir France, Belgium 2023 Stéphan Castang

Link: www.sff.ba

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