Skip to content

Neue Vorschläge zur Reform des Filmfördersystems

Vorschläge und Forderungen von der Initiative Zukunft Kino und Film vertreten durch den Hauptverband Cinephilie sowie Schulterschluss der Arthouse-Verbände AG Kino, AG Verleih und VDFE zur Reform der Filmförderung.



Die Initiative Zukunft Kino+Film (IZKF) ist ein Zusammenschluss unabhängiger Verbände und Netzwerke von Kino- und Filmfachleuten, die einen Paradigmenwechsel in der deutschen Filmkultur fordern.

AG Animationsfilm
AG Filmfestival
AG Kurzfilm
Bund der Filmbüros
Bundesverband Regie
Bundesverband kommunale Filmarbeit
Crew United
Hauptverband Cinephilie
Verband der deutschen Filmkritik
VeDRA Verband für Film- und Fernsehdramaturgie
Zukunft deutscher Film

Während der Berlinale 2023 hatte die Staatsministerin der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) acht Eckpunkte zur Reform der Filmförderung vorgestellt.

Gleichzeitig hatte auch der Hauptverband Cinephilie (HvC) in Zusammenarbeit mit Zukunft deutscher Film eine Warnungs-Kampagne zur FFG-Novelle 2024 gestartet. Darin weist er auf Potentiale aber auch Gefahren bei einem Neuanfang für das deutsche Filmfördersystem hin.

Hier geht es zur Kampagne: # ACHTUNG FFG!

Vorab gab es bereits einen Vorschlag der IZK+F zur Reform des deutschen Filmfördersystems mit der zentralen Forderung, eine gleichrangige Berücksichtigung sowie klare Trennung von künstlerischen und wirtschaftlichen Kriterien bei der Filmförderung einzuführen und nicht die Filme selbst vorab zu kategorisieren.

Auf diesem Konzept basiert auch das folgende Schreiben an die BKM beauftragte Claudia Roth:

FÜR EINEN NEUANFANG IM DEUTSCHEN FILM

Als aktives Mitglied der Initiative Zukunft Kino und Film (IZK+F) begrüßt auch der Hauptverband Cinephilie das Eckpunktepapier der BKM zur Reform der Filmförderung und legte zudem kürzlich in einem PDF weitere Vorschläge zu ihrer konkreten Ausgestaltung vor.

Hier geht es zum Text:
VORSCHLAG DER INITIATIVE ZUKUNFT KINO + FILM ZUR AUSGESTALTUNG DER 8 ECKPUNKTE DER BKM FÜR DIE REFORM DER FILMFÖRDERUNG

+++++++++++++++



Innovative Förderansätze für ganzheitliche Filmförderung üben auch die Arthouse-Verbände AG Kino - Gilde, AG Verleih und VDFE mit einem Schulterschluss bei der Reform der Filmförderung.



In einem gemeinsamen Papier fassen die Arthouse-Verbände AG Kino – Gilde, AG Verleih sowie der Verband der Filmexporteure ihre Vorstellungen von einer nachhaltigen Reform der deutschen Film- und Kinoförderung zusammen. Sie schlagen vor, bei der Reform verstärkt von der Auswertung her zu denken, da der Erfolg künstlerisch anspruchsvoller Filme in allen Verwertungsstufen im Wesentlichen von funktionierenden Kino- und Verleih-/Vertriebsstrukturen abhängig ist.

Das Positionspapier finden Sie hier unter diesem Link als PDF.

Die Verbände sind überzeugt, dass eine ganzheitliche Filmförderung sowohl die Publikumsentwicklung, die Herausbringung als auch die Bewerbung von Filmen national und international umfassen sollte. Zu diesem Zweck schlagen sie neue, miteinander verzahnte Förderansätze vor, die sich auch mit Blick aufs Ausland nachhaltig auf die Stärkung der Programm- und Kinovielfalt sowie den Erfolg der Filme auswirken und die Wettbewerbskraft der deutschen Filmindustrie entschieden stärken würden. Eine Gewichtsverlagerung in der Verteilung der Fördermittel darf daher kein Tabu sein.

Christian Bräuer (Vorstand, AG Kino – Gilde):

„Der Fortbestand der unabhängigen Film- und Kinobranche in Deutschland hängt maßgeblich davon ab, ob eine Strategie entwickelt wird, um ihre Vielfalt im Zeitalter der Monopolisierung zu schützen. Mit ihrem Einsatz für sichtbare Programmvielfalt, neue Talente und den Publikumsmarkt sind sie von zentraler Bedeutung für die unabhängige Filmindustrie. Sie zu erhalten, ihr über die reguläre Programmarbeit hinausgehendes Engagement zu fördern und ihr aus dem Einsatz kulturell anspruchsvoller Filme entstehendes wirtschaftliches Risiko besser abzufedern, ist daher entscheidend. Ein bloßes Fortführen der aktuellen Förderlogik genügt nicht, um den Herausforderungen der Branche erfolgreich zu begegnen und die Zukunft des Kinos langfristig zu sichern. Die Weichen für die Zukunft werden jetzt gestellt."


Björn Hoffmann (Vorstand, AG Verleih):

„Wir wünschen uns neue ganzheitliche Filmförderstrategien und damit verknüpft eine neue Wertschätzung für die Herausbringung deutscher Filme. Die Filme, die durch unsere Mitgliedsunternehmen veröffentlicht werden, sorgen maßgeblich für die Programmvielfalt in den Kinos und repräsentieren die künstlerische Bandbreite unserer Gesellschaft. Ziel eines neuen Fördersystems sollte daher auch sein, die Arbeit der unabhängigen Verleiher und Verleiherinnen verlässlicher und planbarer zu gestalten, Verleihförderungen besser auszustatten und die Struktur der Verleihunternehmen zu stärken, um Innovationen zu fördern und damit auch in Zukunft Publikumserfolge zu ermöglichen.“


Jenny Walendy (Vorstand, VDFE):

„Der Fokus des neuen FFG auf die qualitative Auswertung anspruchsvoller Filme im In- und Ausland ist jetzt entscheidend. Wir sprechen gemeinsam mit Verleihen und Kinos über die Mechanismen des Filmmarktes. Die Effekte wiederholen sich in allen Auswertungsarten. Wir glauben fest an das Potential unserer Filme in der Auswertung. Es müssen jetzt strukturelle Weichen gestellt werden. Dafür gehen wir in den Dialog mit FFA und BKM.“


Die Förderkonzepte im Überblick:

Für die Kinos:
Als innovatives Förderinstrument soll eine Programmkinoklassifizierung eine automatisierte Basisförderung für alle Kinos gewährleisten, die sich in hohem Maße für die Sichtbarkeit des künstlerisch anspruchsvollen Films einsetzen. Arthouse-Kinos zeigen mit über 5.000 Filmen jährlich und einem überdurchschnittlichen Anteil an deutschen Filmen die ganze Vielfalt des Filmschaffens. Nach dem Vorbild des französischen Erfolgsmodells „Classement Art et Essai“ soll dieses Engagement und die damit verbundene wirtschaftliche Risikobereitschaft finanziell abgefedert werden. Zudem schlägt die AG Kino – Gilde vor, das Zukunftsprogramm Kino mit hinreichender finanzieller Ausstattung zu verstetigen, um die dringend notwendigen Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Kinoinfrastruktur zu gewährleisten.

Für die Verleihe:
Statt kleinteiliger, juryabhängiger Entscheidungen schlägt die AG Verleih zwei ineinandergreifende innovative Fördermodelle vor: Durch den Verleih-Investmentfond können Vorkosten (ab einem bestimmten Budget bis zu einer Deckelung) automatisch bezuschusst werden. Dies ermöglicht Planungssicherheit und Konstanz in der Arbeit der Verleihunternehmen, um bestmögliche Sichtbarkeit für deutsche Kinofilme zu schaffen. Darüber hinaus benötigt insbesondere die Struktur der unabhängigen Verleihunternehmen in Deutschland dringend eine Stärkung, die durch einen Innovationsfond ermöglicht würde: Ein auf einem Punktesystem basierendes Förderinstrument definiert die jährliche Unterstützung, die ein auf kulturellen Film spezialisiertes Verleihunternehmen erhält. Eine freie Allokation der Mittel dieses Fonds durch den Verleih auf Basis eigener Risikoabwägung und Erfolgserwartung soll für innovative Maßnahmen und Stärkung der Strukturen genutzt werden. Zudem plädiert man für eine Harmonisierung auf europäischer Ebene: dies betrifft sowohl die Vertragsfreiheit zwischen Verleihen und Produzenten als auch die Anerkennung von Handlungskosten bei Verleihern. Der Verband fordert außerdem einen Sitz im FFA-Verwaltungsrat, um der kulturellen Filmherausbringung endlich eine Stimme zu geben.

Für die Exporteure:
Filmexporteure brauchen ein funktionales Fördermodell im Rahmen einer Referenzmittelförderung, die auch Investitionen in Minimumgarantien umfasst, angelehnt an das erfolgreiche Modell der europäischen Förderung. In diesem Rahmen kann sowohl die kommerziell erfolgreiche Auswertung als auch die Auswertung kulturell relevanter Filme gleichermaßen unterstützt werden. Ein Mittel zur Einbindung der Weltvertriebe in das Fördersystem soll zudem eine Exportabgabe aller deutschen Filme sein. Die Weltvertriebe plädieren für die Stärkung von German Films als Institution für die weltweite Sichtbarkeit deutscher Filme.

Gemeinsam stehen die drei Verbände für eine verlässliche Regulierung des Marktes. Dazu gehören eine klare Regelung der Medienchronologie in allen Auswertungsstufen und eine faire Filmbelieferung für kleinere Land- und Arthouse-Kinos zur Stärkung der Sichtbarkeit von Filmvielfalt (Programmkinostatus).

Quelle: SteinbrennerMüller Kommunikation
Berlin: 15. Juni 2023

Anzeige