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Gelungener Auftakt des ACHTUNG BERLIN FILMFESTIVALS im Colosseum

Das kurz nach dem Tod von "Atze Brauner" (2019) geschlossene Kino COLOSSEUM im Gleimviertel des Bezirks Prenzlauer Berg, wurde mit dem achtung berlin - new berlin film award zu neuem Leben erweckt.



Der jüdische Filmproduzent Artur „Atze“ Brauner hatte das historische Kino Colosseum im Gleimviertel des Berliner Ortsteils Prenzlauer Berg an der Schönhauser Allee 123 noch zu Lebzeiten erworben. Nach seinem Tod sollte die Immobilie von einer Erbengemeinschaft für lukrativere Büros abgerissen werden. Doch das Bezirksamt sträubte sich erfolgreich gegen die Beseitigung des denkmalgeschützten Kinos, sodass eine jahrelange Pattsituation den Abriss des Colosseum Kinos verhinderte. Zudem kämpfte eine Bürgerinitiative für den Erhalt, deren Webseite inzwischen aber offline ist.

Geänderte Baupläne sollen den Erhalt des historischen Saales garantieren, während die später von der UCI Kinowelt ergänzten Kino-Säle beseitigt und neu überbaut werden können.

Glücklicherweise ist nicht nur die Bestuhlung, sondern auch die Projektor- und Ton-Technik noch vorhanden, sodass bereits im November letzten Jahres das INTERFILM International Shortfilm Festival seine Schlussvorstellung dort abhalten konnte, während das ACHTUNG BERLIN FILMFESTIVAL gestern Abend nun dort seine Eröffnung mit der Berlin Premiere von Bettina Blümners "VAMOS A LA PLAYA" feierte.

Der Abend wurde von der deutschen Schauspielerin und Moderatorin Britta Steffenhagen moderiert. Im Anschluss an die Vorstellung gab es in Anwesenheit des gesamten Filmteams einen Empfang.

Die Produktion der Berliner Filmarche, einer selbst verwalteten Ausbildungsstätte für angehende Filmemacher, war zuvor im letzten Jahr bereits zum Zürich Film Festival in die Schweiz eingeladen worden, wo der Film seine Weltpremiere feierte. Die Kritiker waren aber sehr geteilter Meinung über die Wünsche und klischeehaften Projektionen dreier Studierender, die mit der komplexen Realität wirtschaftlicher Ungleichheit auf der Insel Kuba kollidieren.

Immerhin streift der Film auf der Suche der drei Studierenden Benjamin, Katharina und Judith nach ihrem Freund Wanja, der rund um Kuba auf der Suche nach einer vom Aussterben bedrohten Walart forscht, auch das zentrale Thema des Festivals, Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

"VAMOS A LA PLAYA" Drama von Bettina Blümner um eine Kubareise mit drei jungen Leuten, die dort nach einem untergetauchten Freund suchen wollen. (Deutschland, 2022; 105 Min.) Mit Jakub Gierszal, Leonard Scheicher, Victoria Schulz, Eugenio Torrella, Maya Unger u.a. ab 27. April 2023 offiziell im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Die Studierenden Benjamin (Leonard Scheicher), Katharina (Victoria Schulz) und Judith (Maya Unger), Katharinas Freundin reisen nach Kuba, um Katharinas vermissten Bruder Wanja (Jakub Gierszal) zu finden, der dort Seekühe erforscht hat.

Untergekommen sind sie in einem Luxushotel, bezahlt von Katharinas Vater, was Benjamin höchst peinlich ist, denn er braucht keinen Luxus. Die drei befragen Einheimische nach Wanja und erfahren, dass er in Trinidad gesehen wurde. Benjamin und Judith folgen seiner Spur, während Katharina scharf auf kubanische Männer ist und bereit ist, für Sex zu zahlen, schließlich gehört sie zu den privilegierten Weißen in dem überwiegend armen Kuba. Auch Judith ist nicht abgeneigt sich zu verlieben, es ist Sommer, die Nächte sind heiß, aber eine feste Beziehung will sie nicht. Der bitteren Realität der wirtschaftlichen Ungleichheit können sie nicht entrinnen. Wanja, den sie inzwischen gefunden haben, will unbedingt einen armen Kubaner und dessen Familie mit dem Geld seines Vaters unterstützen. „Hier sei das Geld seines Vaters besser angelegt, als es für Sex auszugeben“ behauptet er. Die Drei verfangen sich in Widersprüche, verfangen sich in ihren Gefühlen untereinander und ihren jeweiligen Bedürfnissen.

Letztendlich wissen sie auch nicht, wie man mit dem traurigen Wirtschaftsgefälle in ihrem Heimatland und dem verführerischen Urlaubsort umgehen soll. Dann taucht auch noch der Tanzlehrer Ignacio auf und bringt die Dreiergruppe durcheinander. Judith ist verliebt in ihn. Benjamin fällt auf, dass man auf Kuba ganz oft Pferde mit einem weißen Vogel sieht. Er stellt sich vor, wie schön es doch sei, wenn zwei so unterschiedliche Kreaturen einander vertrauen und wünscht sich das auch für die Menschen. Judith bietet Ignacio an, sie in Deutschland zu besuchen. Das würde er gerne tun aber es geht nur, wenn er nachweisen kann, 1000 Dollar auf seinem Bankkonto zu haben. Die hat er natürlich nicht.

Inoffiziell boomt das Sexgeschäft wie kaum ein anderes, obwohl Prostitution auf Kuba verboten ist. Mexikanische und spanische Zuhälter organisieren den Sextourismus in den Nobelhotels von Havanna und anderen Großstädten auf Kuba. Die Profi-Huren erhalten nur einen kleinen Teil für ihre Dienste. Die Prostituierten werden laut Quelle der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit gutem Essen in den Hotels bei guter Laune gehalten.

Regisseurin Bettina Blümner („Prinzessinenbad“) hat die Widersprüche ihrer Protagonisten in den Mittelpunkt ihres Dramas gestellt, was den besonderen Reiz dieses Coming-of-Age-Roadmovies ausmacht. Die Drei spielen ihre Rollen mit einer bewundernswerten Ehrlichkeit.

Ulrike Schirm


Weitere Vorführungen des Films während des Festivals gibt es am 13.4.2023 um 22:30 Uhr im BABYLON Kino 2; am 15.4.2023 um 19:00 Uhr im Lichtblick Kino mit englischen Untertiteln; und am 16.4.2023 um 17:00 Uhr im Filmtheater Union im brandenburgischen Fürstenwalde.

Link: achtungberlin.de

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