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Diagonale Graz' 23 - Festival des österreichischen Films

Das am Dienstag, den 21. März 2023, startende Film Festival Diagonale Graz versteht sich als Einladung zu einer Reise in die Wunderwelt Kino.



Nach seiner Uraufführung in der Sektion Panorama der 73. Berlinale wird Patric Chihas Spielfilm "Das Tier im Dschungel" (La bête dans la jungle, AT/BE/FR 2023) das Festival des österreichischen Films am Dienstag, den 21. März 2023 eröffnen und dabei seine Österreichpremiere feiern.

Es beginnt Ende der 1970er-Jahre mit schillernden Nächten im Club als Ort der endlosen (Un)möglichkeiten und zeitlosem Uhrwerk einer Stadt. Hier warten John und May auf den außergewöhnlichen, alles verändernden Moment. Um sie herum ist alles laut und in Bewegung, während sie in Ruhe ausharren. Es vergehen 25 Jahre, auf dem Röhrenfernseher verfolgen sie das Weltgeschehen: Mitterrands Amtszeit, Aidskrise, Mauerfall und 9/11. Johns obsessives Ausschau-Halten nach dem einen, großen Ereignis wird zum Ungeheuer, May zur leidtragenden Komplizin. Von 1979 bis 2004: von Disco zu Techno. Mode, Bewegungen und Drogen im Wandel. Antanzen gegen die Zeit, die immer schneller vergeht. Verloren unter Menschen, gemeinsam allein, beobachten die beiden die Welt vom Rand aus. Wenn es nur Liebe wäre.

Mit "The Beast in the Jungle" adaptiert der 1975 geborene Regisseur Patric Chiha die überwiegend in einem Londoner Haus angesiedelte Handlung der gleichnamigen Novelle von Henry James und verlegt sie in einen Pariser Nachtclub ab 1979 für mehr als 30 Jahre.

Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

Patric Chiha versetzt die beiden Protagonisten, die zwar kein Liebespaar sind, sich aber im Laufe der nächsten 30 Jahre immer wieder treffen, in den besagten Club und kontrastiert vor allem sein schicksalhaftes Warten auf den sich nie einstellenden Erfolg mit dem hedonistischen Begehren der Tänzer*innen, die in immerwährenden neuen Choreografien die Zeit aufzulösen scheinen.

Dabei ändert sich Musik und Styling fast unmerklich, nur unsere Protagonisten altern, während die Anderen auf der Tanzfläche sich stetig verjüngen oder sich nahezu unmerklich dem Zeitgeschmack anpassen. Man muss den Stylisten hoch anrechnen, was sie für einen Aufwand getrieben haben, Musik und Mode hochpräzise dem Wandel der Zeit zu entsprechen.

Mit seiner Kamerafrau Céline Bozon erfasst Chiha die sich vergnügende Menge, die an Weihnachten, an Silvester, an Geburtstagen, aber auch an jedem gewöhnlichen Samstag auf der Tanzfläche feiern – und im Kontrast dazu John und May, die sich im Laufe der Jahre mit ihrem Ausharren am Rande der Tanzfläche immer mehr zu isolieren scheinen.

Uns begeisterte wie bei keinem anderen Film das Szenenbild, das Kostümdesign und die Musik mit ihren sich wandelnden Klängen. Aus den Disco-Rhythmen werden irgendwann Techno-Beats, die Outfits und Drogen werden der Zeit angepasst, während John und May ungerührt ihr Warten fortsetzen, allerdings ohne dabei der Fortsetzung der Handlung etwas Entscheidendes beizutragen.

Während die literarische Vorlage über eine wuchtige Gesellschaftskritik verfügte, lassen uns die Beiden vereinsamten Personen mit ihrer Erwartung auf etwas, das womöglich nie kommen wird, zunehmend verspüren, wie tieftraurig die Story rund um das Amüsement im Kern ist.

W.F.


Die österreichische Erstaufführung des Films wird 21. März 2023 auf der temporär größten Leinwand des Landes – in der Helmut List Halle – in Anwesenheit des Filmteams und Teilen des internationalen Schauspielensembles rund um Anaïs Demoustier, Tom Mercier, Béatrice Dalle und Martin Vischer zu sehen sein.

Tickets sind ab sofort im Kunsthaus Graz (täglich 10 bis 18 Uhr) sowie auf diagonale.at/tickets erhältlich. Sowie heute (10 bis 18 Uhr) zusätzlich in der Tickethütte beim Schubertkino und ab 22. März 2023 auch in allen anderen Festivalkinos.

Erstmals widmet sich eine Ausstellung in Österreich Leben und Werk der Schauspielerin Marisa Mell. 1939 als Marlis Moitzi in Graz geboren, zählte Marisa Mell in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den begehrtesten Frauen des europäischen Films. Sie war It-Girl, Pin-up, Femme fatale und Diva des schrillen, hemmungslosen italienischen Kinos in seiner Glanzzeit. Magic Marisa – eine Wiederentdeckung!

Schon vor der Preisverleihung am Sonntag, dem 26. März 2023, werden im Rahmen des Festivals hochdotierte Preise vergeben. Am Freitag, dem 24. März 2023, um 11 Uhr im Grand Hôtel Wiesler etwa die Carl-Mayer- und Thomas Pluch Drehbuchpreise: Die Stadt Graz stattet den Carl-Mayer-Drehbuchpreis für anonym eingereichte Treatments mit 15.000 Euro für den Hauptpreis und mit 7.500 Euro für den Förderungspreis aus.

Für die Thomas Pluch Drehbuchpreise 2023 wiederum sind Tizza Covi (VERA), Adrian Goiginger (Der Fuchs), Marie Kreutzer (Corsage), Ruth Mader und Martin Leidenfrost (Serviam – Ich will dienen) sowie David Wagner (Eismayer) nominiert. Der Preis wird heuer zum 31. Mal von einer international besetzten Jury vergeben und ist mit insgesamt 22.000 Euro – gestiftet vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport – eine der wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes.

Das Programm der Diagonale versammelt alljährlich im Frühjahr einen repräsentativen Querschnitt des aktuellen österreichischen Filmschaffens und zeichnet damit ein Bild von überzeugender Vielfalt und Qualität. Jeder Film ist eine Auseinandersetzung mit dem Kino, mit Erzählweisen, jeder ein individueller Blick auf die Welt.

Darüber hinaus nimmt der Austausch zwischen Filmschaffenden, Expert*innen und Publikum bei der Diagonale einen zentralen Platz ein.

Link: www.diagonale.at

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