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13. UNKNOWN PLEASURES Filmfestival pünktlich zum 1. Januar 2023 im ARSENAL Kino

Die 13. Ausgabe des von Hannes Brühwiler kuratierten American Independent Film Fest UNKNOWN PLEASURES findet im Januar 2023 im Berliner Kino ARSENAL am Potsdamer Platz statt.



Eigentlich müssten wir schon die 14. Ausgabe des American Independent Film Fest UNKNOWN PLEASURES im Kino ARSENAL Berlin ankündigen, wenn die 12. Ausgabe im Jahre 2021 wegen der Corona-Pandemie nicht ausgefallen, und deshalb im Januar 2022 nachgeholt worden wäre.

Somit folgt nun vom 1. – 16. Januar 2023 die 13. Ausgabe in Berlin von UNKNOWN PLEASURES erneut im Kino Arsenal im Filmhaus am Potsdamer Platz mit dem Schwerpunkt: Teenage Emotions.

Die erste Ausgabe von UNKNOWN PLEASURES fand ursprünglich im Kino Babylon Berlin:Mitte quasi im Anschluss an das Weltkinofestival AROUND THE WORLD IN 14 FILMS statt und zeigte gleich nach den Feiertagen jene aktuellen American Independent Filme, auf die das andere Festival kurz vor Weihnachten verzichtet hatte, um den Fokus auch auf andere Länder legen zu können.

Da aber etwas später im Januar alle Augen der Independent Filmemacher vom 19. – 29. JANUAR 2023 auf das SUNDANCE FILM FESTIVAL in den USA gerichtet sind, macht es Sinn die Jahre zuvor noch einmal zu rekapitulieren, um auch jene US-Independent Filme in Berlin vorzustellen, die 2021 und 2022 weltweite Beachtung erfahren hatten, aber hier bei uns nie gezeigt wurden.

Früher gab es noch eine eigene Webseite, doch durch die enge Kooperation mit dem Kino ARSENAL - Institut für Film und Videokunst e.V. lohnt der kostenintensive Aufwand für Kurator Hannes Brühwiler nicht mehr, denn über den Verteiler des ARSENAL werden viel mehr Personen erreicht, sodass nur ein kleiner Hinweis auf facebook.com genügt, um den geplanten Termin im Januar 2023 auch den Rest seiner Fans mitzuteilen.

UNKNOWN PLEASURES #13 zeigt Filme von Ayoka Chenzira, Ricky D’Ambrose, Frédéric Da, Shatara Michelle Ford, Véréna Paravel & Lucien Castaing-Taylor, Frederick Wiseman, Kit Zauhar sowie eine Retrospektive, die dem Werk von Michael Roemer gewidmet ist.

Es sind diesmal Filme, in denen es immer wieder um das Erwachsenwerden in schwierigen Zeiten geht.

Ricky D’Ambrose schildert in seinem autobiografischen "THE CATHEDRAL" das Doppelporträt einer Kindheit und eines Landes in der Krise. Hier der Trailer:



Ist der College-Abschluss wirklich eine Zäsur, die ein erfolgreiches Leben verspricht, fragt sich Kit Zauhar in ihrem Debüt "ACTUAL PEOPLE?" Hier der Trailer:



Um das Innenleben einer High School geht es dagegen in Frédéric Da's "TEENAGE EMOTIONS", einem Film, den er zusammen mit seinen Schüler*innen in den Schulpausen drehte. Hier der Trailer:



Auch der Eröffnungsfilm, die wunderschöne Wiederentdeckung "ALMA’S RAINBOW" (1994), stellt eine junge Schwarze Frau vor die Frage, wie und zu wessen Bedingungen sie erwachsen werden möchte. In den vergangenen zehn Jahren gab es in den USA zahlreiche Initiativen, die in Vergessenheit geratene Filme wieder verfügbar machten. "ALMA’S RAINBOW", inszeniert von Ayoka Chenzira, deren Mentorin Kathleen Collins (Losing Ground) war, steht stellvertretend für diese so wichtigen Bemühungen.

Eine der eindrücklichsten Wiederentdeckungen der vergangenen Jahre stellt das Werk von Michael Roemer dar. Dem am 1. Januar 1928 in eine jüdische Familie in Berlin geborenen Roemer gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht nach London. Einige Jahre später zog er in die USA und studierte in Harvard, wo er, nachdem ihm als jüdisches Kind in Berlin der Kinobesuch verboten war, ein großes Filminteresse entwickelte. Sein gemeinsam mit seinem Produzenten und Kameramann Robert M. Young realisierter Debütfilm "NOTHING BUT A MAN" (1964) über einen Schwarzen Eisenbahnarbeiter und den Rassismus, mit dem er und seine Frau sich konfrontiert sehen, ist eine Pionierleistung. In den darauffolgenden Jahren drehte Roemer vier weitere Langfilme, die teils mit großem Erfolg im Fernsehen zu sehen waren ("DYING", 1976), teils jedoch nach ihrer Premiere schnell wieder in Vergessenheit gerieten ("PILGRIM, FAREWELL", 1982). Mit "THE PLOT AGAINST HARRY" (1969) und "VENGEANCE IS MINE" (1984) drehte er schließlich zwei weitere herausragende Filme, eine jüdische Gangster-Komödie und einen New York-Film at its best, respektive ein Familiendrama mit Brooke Adams in der Hauptrolle. Diese im Rahmen von UP#13 präsentierte Retrospektive zeigt alle Langfilme von Michael Roemer – zum ersten Mal ist dieses außergewöhnliche Werk in seiner Geburtsstadt zu sehen.

Für das komplette Programm reicht der Platz hier kaum aus, sodass wir vor allem die neueren Filme der letzten beiden Jahre hier ausführlicher mit Termin vorstellen wollen, da das Programm des Arsenals für Januar 2023 bisher noch nicht im Web veröffentlicht worden ist.

Mo 2.1., 20h & Sa 14.1., 20.30h, zu Gast: Frédéric Da
TEENAGE EMOTIONS Frédéric Da USA 2021 OF 71’
Die New Roads High School in Santa Monica: Jaya will sich nicht anders anziehen, um die Aufmerksamkeit der Jungs zu erlangen, was ihre beste Freundin Clementine absolut nicht nachvollziehen kann. Jayden ist frustriert über seine Freunde, die Frauen als Objekte betrachten, und Ava ist vielleicht in einer Beziehung mit dem älteren Silas, der wiederum dafür von seinen Freunden gescholten wird. Zusammen mit seinen Schüler*innen (und deren iPhones) drehte Frédéric Da diesen mitreißenden Film in den Schulpausen. TEENAGE EMOTIONS ist ein rauer, aber überaus intimer Film über das komplexe Innenleben einer High School – einer der schönsten Independent-Filme über (und mit) Teenager/n der vergangenen Jahre.

Mi 4.1., 20h
TEST PATTERN Shatara Michelle Ford USA 2021 OF 82’
Die Schwarze Renesha Bell feiert mit ihren Freundinnen, als sie von Evan, einem weißen Mann, um ihre Telefonnummer gebeten wird. Sie tauschen Nummern aus und verlieben sich kurz darauf. Einige Zeit später wird Renesha Opfer eines sexuellen Übergriffs. Geschockt weiß sie nicht, was sie tun soll. Evan drängt sie, sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Doch gleich im ersten Krankenhaus zeigt sich, dass diese keine „rape kits“ haben. Shatara Michelle Fords Debüt fokussiert sich auf die Auswirkungen des sexuellen Übergriffs und zeigt, wie unterschiedlich Renesha und Evan auf diesen Überfall reagieren. Die in Texas angesiedelte Handlung rückt dabei die Frage in den Vordergrund, inwieweit der alltägliche Rassismus das Verhalten der beiden beeinflusst.

Fr 6.1., 19.30 & Sa 14.1., 19h
UN COUPLE A Couple Frederick Wiseman F/USA 2022 OmE 63’
Sofia und Leo Tolstoi waren 36 Jahre lang verheiratet. Ihre Beziehung war trotz einiger Momente inniger Versöhnung zerrüttet und unglücklich. Basierend auf Sofias Tagebuchaufzeichnungen, die Wiseman in eine Monologform übertrug, ist UN COUPLE ein so komplexes wie bewegendes Porträt dieser schwierigen Beziehung. „Wer hätte gedacht, dass Frederick Wisemans zweiter Spielfilm – ein hypnotisierendes, meditatives Meisterwerk, das er im Alter von 92 Jahren geschaffen hat, nur zwei Monate nach dem Tod seiner Frau Zipporah Batshaw Wiseman, mit der er 66 Jahre lang verheiratet war – in einigen Punkten dem Spätwerk von Jean-Marie Straub gleichen würde?“ (Jonathan Rosenbaum)

Sa 7.1., 19h & 11.1., 20h
THE CATHEDRAL Ricky D’Ambrose USA/I 2021 OF 87’
Nach mehreren preisgekrönten Kurzfilmen schreibt Ricky D’Ambrose sein singuläres Werk mit seinem zweiten Langfilm THE CATHEDRAL fort. Durch die Augen von Jesse Damrosch blicken wir auf die Ehe (und Scheidung) seiner Eltern sowie auf die Frage, wer eigentlich für seine Erziehung verantwortlich ist. THE CATHEDRAL ist ein stark autobiografisch geprägtes Werk, in dem persönliche und politische Geschichte zusammenfließen. „Der Film ist ein Versuch, einer Zeit in meinem eigenen Leben – und, wie ich glaube, auch im Leben der USA – ein Denkmal zu setzen. Das Ergebnis ist eine Collage aus Bildern und Tönen, die auf den Erinnerungen eines kleinen Jungen beruhen und uns etwas Trauriges und Unsentimentales über eine geschrumpfte Familie in einem historischen Moment zeigen, der ebenfalls von geschrumpften Erwartungen geprägt ist.“ (Ricky D’Ambrose)

Di 10.1., 20h
ACTUAL PEOPLE Kit Zauhar USA 2021 OF 84’
Die letzten Wochen ihrer College-Zeit sind für Riley angebrochen und plötzlich steht die Frage im Raum: Was nun? Der Abschluss steht für die 22-Jährige dabei nicht als ein Aufbruch, sondern vielmehr als Ende, als ein abrupter Abbruch ihres bisherigen Lebens. Selbst die Schul-Psychotherapeutin verkündet aus heiterem Himmel, dass dies nun ihre letzte Sitzung gewesen sei. ACTUAL PEOPLE folgt Riley, wie sie zwischen One-Night-Stands und dem drohenden Durchfallen bei den Prüfungen teils verängstigt, teils selbstzerstörerisch auf das Ende ihrer Schulzeit zusteuert. Regisseurin Kit Zauhar fängt in ihrem gefeierten Debüt ein Gefühl der Malaise ein und hinterfragt die Bedeutung, die dem Collegeabschluss als angeblich bedeutsamem Einschnitt zugeschrieben wird.

Do 12.1., 20h
DE HUMANI CORPORIS FABRICA Véréna Paravel, Lucien Castaing-Taylor F/CH/USA 2022 OmE 117’
Die Notaufnahme, Keller, Gänge, die Rohrpost, vor allem aber der menschliche Körper, aufgeschnitten, penetriert, mal mit dem Hammer, dann wieder mit dem Skalpell bearbeitet: Véréna Paravel und Lucien Castaing-Taylor erforschen in ihrem neuesten Film das Krankenhaus und die Körper, die dort behandelt werden. Mit Spezialkameras dringen sie in die Körper ein und dokumentieren die unterschiedlichen Operationen und das menschliche Fleisch. Ein immersives Erlebnis, das die Fragilität unserer Körper, aber auch die der Institution, die diese behandeln muss, in den Vordergrund rückt. DE HUMANI CORPORIS FABRICA ist ein blutiger Film, in dem jedoch immer wieder Humor durchblickt: Wenn die Belegschaft feiert, dann läuft natürlich der Song „I will survive“.

Link: www.arsenal-berlin.de

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