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Die Preisträger des 32. FilmFestival Cottbus, Festival des osteuropäischen Films

SAFE PLACE überzeugte beim 32. FilmFestival Cottbus und gewann den Hauptpreis für den besten Film des osteuropäischen Kinos.



Hauptpreis für den besten Film:

Die kroatisch-slowenische Produktion "SAFE PLACE" von Regisseur Juraj Lerotić gewann gestern Abend, den 12.11.2022, im Wettbewerb Spielfilm des 32. FilmFestival Cottbus den Hauptpreis für den besten Film und wurde mit dem mit 25.000 EUR dotierten Preis ausgezeichnet.

Hier ein Teaser/Ausschnitt:



Synopsis:
SAFE PLACE beschreibt die verzweifelte Suche nach dem richtigen Verhalten, nachdem ein Familienmitglied versucht hat, sich umzubringen. Als Damir seinen Suizidversuch unternimmt, ist der Bruder gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um ihn zu retten. Zusammen mit der Mutter kümmert er sich um die verletzte Seele, mit Nachsicht, aber auch hilflos. Gleichzeitig beginnt ein Kampf mit der Gesundheitsbürokratie – hier eine kleine Geste der Empathie, dort die Körpersprache institutioneller Routine. Ein Film, der ins Detail geht – und unter die Haut.

Das Spielfilmdebüt überzeugte die Internationale Festivaljury und gewann den Hauptpreis „für den Mut eines Filmemachers, sich nicht nur als Autor zu offenbaren, sondern auch seine Seele zu enthüllen, in diesem Film über die bedingungslose Liebe zu den Nahestehenden.“


Regiepreis:

Den Spezialpreis für die beste Regie, dotiert mit 7.500 EUR, erhielt Damian Kocur für "BREAD AND SALT". Es ist das Spielfilmdebüt des polnischen Regisseurs über kleinstädtische Cliquen-Dynamik zwischen Party, Aggression und Gruppenzwang.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Zwei Brüder. Beide Pianisten. Tymek steht kurz vor dem internationalen Durchbruch. Jacek ist erfolglos in der Kleinstadt zurückgeblieben. Gemeinsam hängen sie mit alten Freund*innen ab. Zielloses Umherstreifen und auf Spielplätzen Rumtollen – es herrscht eine Stimmung wie im Ferienlager. Gleichzeitig wird in der Gruppe der tiefsitzende Frust über das stagnierende Provinzleben spürbar. In der neueröffneten Dönerbude brechen zwischen pubertären Kalauern zunehmend aggressive Witze gegen die arabischen Besitzer durch. Tymek versucht anfangs noch gegen den Rassismus anzukämpfen, doch irgendwann lacht auch er mit. Dazwischen spielt er mit seinem Bruder Chopin auf dem verstimmten Klavier und bringt es nicht übers Herz, seine Jugendfreundin zu küssen. Diese war für das sexuelle Abenteuer bereits halb ausgezogen, und beschimpft ihn nun in Anspielung an den einst als schwul geltenden Chopin, als Schwuchtel. Damian Kocur gelingt ein feinsinniges Spielfilmdebüt, das seine Weltpremiere beim diesjährigen 79. Filmfestival in Venedig feierte. Ein Film über Menschen, die ihrer Identität beraubt wurden und gleichzeitig die anderer nicht akzeptieren können. Die Welt, die Kocur zeigt, ist die Welt seiner Jugend. Der Hauptdarsteller Tymoteusz Bies ist tatsächlich ein Jungstar der Klavierwelt.

„Der Regisseur inszeniert mit Anmut die Alltäglichkeit und Komplexität des Lebens von Jugendlichen in unserer gemeinsamen Welt“, begründet die Jury diese Entscheidung.


Darstellerpreis:

Der rumänische Schauspieler Iulian Postelnicu konnte sich über den mit 5.000 EUR dotierten Preis für seine herausragende darstellerische Einzelleistung in "MEN OF DEEDS" von Paul Negoescu freuen.

Hier der Trailer:



Synopsis:
"Men of Deeds / Nice people" erzählt die Geschichte von Elijah (Iulian Postelnicu), einem Polizisten eines kleinen rumänischen Dorfes für dessen Bewohner Korruption üblich ist, die er kaum ahndet. Seine Verwandte sind dennoch besorgt, denn er wirkt, ohne erkennbaren Grund, als hätte man ihm Beruhigungsmittel verabreicht. Ehrgeiz, Wünsche oder Träume? Fehlanzeige, außer einem kleinen Obstgarten, den er sich wünscht, um der Welt entfliehen zu können. Nach einer Reihe von gewalttätigen Ereignissen ist er jedoch nach jahrelangen Wegschauens gezwungen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Die komische Tragödie nimmt von nun an ihren Lauf und beschenkt uns zum Schluss mit einer der groteskesten Shootout-Szenen der Filmgeschichte.

In "MEN OF DEEDS" überzeugt er die Internationale Festivaljury, denn „bei ihm denkt man, dass die Figur in ihm existiert und nicht gespielt wird.“


Alle drei Preisträger erhielten zum Preisgeld die begehrte gläserne Preisskulptur Lubina.

FIPRESCI-Preis und Preis der Ökumenischen Jury:

Die beiden undotierten Preise gehen an die estländische Produktion "MINSK" vom russischen Regisseur Boris Guts; Estland 2022. Hier der Trailer:



Synopsis:
Der Film, der in der belarussischen Stadt Minsk mit auffallend süßen Liebesspielchen des jungen Ehepaares Pascha und Yulia beginnt, bietet eine visuelle Erfahrung, die sich in Echtzeit entfaltet. Das verliebte Paar träumt davon, in Minsk eine Familie zu gründen, wo sie ein normales Leben führen, während draußen schon die Polizeisirenen heulen. Die belarussische Miliz knüppelt die Proteste gegen Lukaschenko nieder, auch Julia und Pascha geraten in deren Fänge als sie nachts das Haus verlassen und sich inmitten von Protesten der Zivilbevölkerung wiederfinden. Statt Siri geben gewalttätige Polizisten den Ton an. Der in One-Shot gedrehte Film ist eine unausweichliche Choreographie des Grauens, die den Zuschauer in dieses Spektakel der Brutalität hineinzieht, vor dem es keinen Weg zum Verstecken gibt und niemanden unberührt aus dem Kino gehen lässt.

Für diesen schonungslosen Blick auf die Polizeigewalt mit 30.000 festgenommenen Menschen und 450 Fällen von dokumentierter Folter und Misshandlungen in dem Marionettenstaat, geht der Internationale Kritikerpreis an Minsk von Boris Guts.


Preis für den besten Debütfilm und besten Jugendfilm:

3.000 EUR, gestiftet von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF gingen an den ungarischen Film "LARRY" von Szilárd Bernáth, HU 2022. Hier der Trailer:



Synopsis:
Der 22 Jahre alte Schafshirte Adam stottert und ist deshalb ein trauriger Außenseiter. Eines Tages stellt er jedoch fest, dass sein Stottern aufhört, wenn er vor Wut zu rappen beginnt. Mit seinen im Schreistil gerappten und brutal ehrlichen Texten wird er zur YouTube-Sensation. Bietet ihm seine Musik die Chance, das karge Dorfleben hinter sich zu lassen?

Jurybegründung:
Die Wahl fiel schwer angesichts der Vielfalt und Qualität der Filme, die wir bewerten durften, und dann leicht angesichts der Strahlkraft des Siegerfilms. Er ist ein äußerst überzeugender Coming-of-Age-Film und zugleich ein differenziertes Porträt der postsozialistischen Gesellschaft, in dem jenseits aller Klischees soziale Ausgrenzung und Gewalt, aber auch Freundschaft, menschliche Zuneigung und die daraus resultierende Stärke und Handlungsfähigkeit des Einzelnen gezeigt werden. Hauptdarsteller Bennett Vilmany verkörpert eine fragile Männlichkeit und spielt so überzeugend, dass er die Illusion erweckt, Larry selbst zu sein. Der Preis für den besten Debütfilm geht an den Film Larry von Szilárd Bernáth aus Ungarn.


Publikumspreis:

Der von der Lausitzer Rundschau gestiftete Publikumspreis in Höhe von 3.000 EUR ging in der Sektion Länderhits an den tschechischen Film "THE LAST RACE" von Tomáš Hodan, Tschechien 2022. Hier der Trailer:



Synopsis:
1913 tritt in einem legendären Ski-Rennen im Riesengebirge der tschechische Ski-Star Bohumil Hranč gegen einen deutschen Kontrahenten an. Dabei geht es nicht nur um Sport, sondern die nationale Ehre. Als es nach einem Wetterumsturz zu einem tragischen Zwischenfall kommt, spielt der Deutsch-Böhme Emmerich Rath eine besondere Rolle. Spannende Sport-Action und vieldeutiges Geschichts-Panorama in faszinierender Berglandschaft.


Die Geschichte um den 80-jährigen ehemaligen Allround-Sportler Emmerich Rath, der als Schwimmer, Fußballer, Eishockeyspieler, Ringkämpfer und Ausdauersportler meist für tschechische Mannschaften antrat und sein Leben zuweilen für andere aufs Spiel setzte, wurde in der ČSSR 1956 schon einmal unter dem Titel „Sons of the Mountains“ verfilmt. Tomáš Hodans aktueller Film setzt nicht nur dem ungewöhnlichen Sportler ein Denkmal, sondern reflektiert auch die Bruchstellen des tschechisch-deutschen Verhältnisses vom Vorabend des Ersten Weltkriegs bis in den Kalten Krieg.

Medienboard Verleihpreis:

„Cottbus ins Kino“ – Preis zur Förderung des Verleihs eines Festivalfilms, gestiftet vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dotiert mit 10.000 EUR ging im Wettbewerb an den polnisch-deutschen Film "FOOLS" von Tomasz Wasilewski, PL/DE 2022. Hier der Trailer:



Synopsis:
Marlena und ihr um einige Jahre jüngerer Partner Tomasz leben in einem einsamen Haus an der See, glücklich miteinander und dem Leben in ihrer abgeschiedenen Welt. Ihr Alltag wird auf den Kopf gestellt, als die gelernte Krankenschwester Marlena gegen Tomeks Willen beschließt, ihren (entfremdeten, nun) schwerkranken Sohn Mikolaj bei ihnen einziehen zu lassen. Nicht nur die aufreibende Pflege wirft bald schon einen Schatten auf ihre Beziehung: mehr und mehr kommen mit dem Einzug Mikolajs familiäre Geheimnisse ans Licht, die viele Jahre verborgen waren.


Auch wir vom BAF waren überwältigt von der schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin Dorota Kolak als Marlena sowie von außerordentlichen Bildgestaltung des renommierten rumänischen Kameramann Oleg Mutu, trotz des beklemmenden Themas um einen schwerstbehinderten und bald sterbenden jungen Mann.

Kurzfilmpreis:

Der Hauptpreis für den besten Kurzfilm, dotiert mit 2.500 EUR, ging an den litauischen Film "LAST TIME" von Rinaldas Tomaševičius, LT 2022.

Jurybegründung:
Der Hauptpreis wird für eine authentische Darstellung des Drogenmissbrauchs vergeben, die ein originelles Thema eröffnet, nämlich den Versuch, Vater zu werden und ein neues Leben zu beginnen. Außerdem für den mutigen Regiestil.


Der Spezialpreis an einen Regisseur ging an den finnischen Film "PRIMAL THERAPY" von Santtu Salminen, FI 2021.

Jurybegründung:
Für die wunderbare Ironie und Vielschichtigkeit der Geschichte und das gelungene Einfangen der Komik durch Schauspiel und Bild.


Das 32. FilmFestival Cottbus zeigt noch bis zum heutigen Sonntag von früh bis spät zahlreiche Filme, darunter am Abend in der Stadthalle um 21:00 Uhr einen Preisträgerfilm.

Link: www.filmfestivalcottbus.de

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Zeitgleich zum 32. FilmFestival Cottbus findet bis zum heutigen Sonntag auch die 36. Ausgabe des Braunschweig International Film Festivals sowie die 46. Duisburger Filmwoche, Festival des Dokumentarfilms statt, dessen doxs Festivalableger für Kinder und Jugendliche schon gestern seine Gewinner bekanntgeben hat, während wir auf die Ergebnisse der Hauptpreise noch warten und diese deshalb frühestens morgen veröffentlichen können.

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