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Das goEAST Filmfestival vergab in Wiesbaden die Golden Lily

Das goEast Festival präsentierte dieses Jahr aktuelles und historisches Kino aus und über Mittel- und Osteuropa in Wiesbaden, Frankfurt und weiteren Städten des Rhein-Main-Gebiets.



Das goEast Filmfestival kehrte vom 19. - 25. April 2022 zurück in die Filmtheater und verlieh am letzten Montag, dem 7. Tag des Festivals, seine Preise. Eine kleine, aber wohl kuratierte Auswahl des diesjährigen Filmprogramms konnte vom Publikum bundesweit auch online per Stream gesehen werden.

Golden Lily for Best Film
VERA DREAMS OF THE SEA (VERA ANDRRON DETIN, Kosovo/ Albania/ North Macedonia 2021, directed by: Kaltrina Krasniqi, produced by: Shkumbin Istrefi)
Preis für den Besten Film (10.000 Euro)

Hier der Trailer:



Synopsis von Vera träumt vom Meer:
Vollkommen unerwartet begeht der Mann der Gebärdendolmetscherin Vera Selbstmord. Wo die beiden noch am Tag zuvor Pläne für ihren gemeinsamen Ruhestand gemacht haben, muss sich Vera nun nicht nur der Trauerbewältigung, sondern auch der patriarchalen kosovarischen Gesellschaft stellen. Denn im Konflikt um das zu erbende Haus kann sie sich nicht auf das Recht verlassen und sie beginnt, das Schicksal ihrer Familie selbst in die Hand zu nehmen. Mit einer Protagonistin, die auf jede Einschüchterung mit noch mehr Entschlossenheit reagiert und von der Hauptdarstellerin Teuta Ajdini Jegeni mit müheloser Souveränität verkörpert wird, inszeniert Kaltrina Krasniqi hier einen kühlen, geduldigen Thriller im Angesicht einer korrupten und für Frauen (insbesondere Witwen) feindseligen Gesellschaft. Zugleich spannend und sozial anprangernd porträtiert der Film das emanzipatorische Bild einer Frau, die den universellen Wunsch nach Geschlechtergerechtigkeit auf die Leinwand trägt.


Award of the City of Wiesbaden for Best Director
GENTLE (SZELÍD, Hungary/ Germany, 2022)
Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Wiesbaden (7.500 Euro)

Hier der Trailer:



Synopsis von Sanft:
Ein markantes Gesicht und ein gestählter Körper – Edina ist eine Erscheinung. Die Bodybuilderin trainiert unter der Fuchtel ihres Trainers und Lebensgefährten Adam für den ultimativen Titel: Miss Olympia. Adam drillt sie im Gym bis zur Erschöpfung, erstellt ihr einen strengen und durch teure Nahrungsergänzungsmittel erweiterten Diätplan und lässt ihr nicht viel durchgehen. Die Beziehung ist von Druck und Erwartungen geprägt und Edina flüchtet immer wieder in Verhältnisse mit anderen Männern. Inmitten dieser Unzufriedenheit, droht sie ihr Ziel und ihre Gesundheit aus den Augen zu verlieren. Anna Nemes und László Csuja inszenieren hier eine besonnene Geschichte, deren bedacht gesetzte Leerstellen den Raum für die Frage lassen, was Perfektion wert ist – und was nicht. Das Bild der willensstarken, stahlharten Bodybuilderin wird erweitert durch Momente des Selbstzweifels, der Verletzlichkeit und der Sehnsucht nach Liebe und geht auf in einem vielschichtigen Porträt, das Geschlechtervorstellungen ebenso verhandelt wie universelle zwischenmenschliche Normalitäten.


CEEOL Award for Best Documentary Film
BONEY PILES (TERYKONY, Ukraine 2022, directed by: Taras Tomenko)
CEEOL Preis für den Besten Dokumentarfilm (4.000 Euro)

Hier der Trailer:



Synopsis von Taubes Gestein:
Die 14-jährige Nastya führt Zuschauer:innen durch ihr zerbombtes Haus – sie kann sich noch genau an den Tag erinnern, als ihr Dorf zerstört wurde und ihr Vater starb. Die russisch-ukrainische Front ist nur wenige Hundert Meter entfernt und die Kampfhandlungen halten seit fast zehn Jahren an. Die Schrecken des Krieges in der Ostukraine selbst sind zum Schauplatz dieses Dokumentarfilms geworden – und inmitten dieser Schutthaufen, Ruinen und der blanken Verwüstung streift Nastya mit ihren Freunden umher, sich an den winzigen Funken Kindheit klammernd, der ihnen noch bleibt. Als „dystopische Dokumentation“ lässt sich dieses unheilvolle Kriegsporträt nicht mehr beschreiben – am 24. Februar 2022 begann Russland den Angriff auf die gesamte Ukraine – plötzlich befinden sich Millionen Zivilist:innen mitten in einem beängstigenden, grausamen Krieg. Taras Tomenko entwirft ein berührendes, gegenwärtiges Porträt: Mit ruhigen, diskreten Aufnahmen begleitet er die Kinder als stiller Beobachter durch eine verstörend graue Landschaft. Eindrücklich kontrastiert die kindliche Unschuld mit dem bitteren Krieg, während Nastya versucht den Zuschauer:innen zu erklären, was Krieg bedeutet und welche Auswirkungen er auf die Menschen hat.

Wir hatten den Film bereits in Berlin auf der 72. Berlinale 2022 sehen können. Hier unsere Filmkritik dazu.


Special Mention of the International Jury
AS FAR AS I CAN WALK (STRAHINJA BANOVIć, Serbia/ Luxembourg/ France/ Bulgaria/ Lithuania, 2021, directed by: Stefan Arsenijević)

FIPRESCI International Film Critics’ Award (Fiction Feature)
PILGRIMS (PILIGRIMAI, Litauen 2021, directed by: Laurynas Bareiša)

FIPRESCI International Film Critics’ Award (Documentary Film)
BONEY PILES (TERYKONY, Ukraine 2022, directed by: Taras Tomenko)

Merck Innovation Award for XR
ARCTIC RECALL (Russia, directed by: Anna Tolkacheva)

Special Mention for XR
IF THESE STREETS COULD TALK (Hungary, directed by: Barna Szász)

Renovabis Research Grant
I DON’T WANT (North Macedonia, directed by: Hanis Bagashov)

Current Time TV Award (USA)
I DON’T WANT (North Macedonia, directed by: Hanis Bagashov)

Pitch-the-Doc Award
ELENA IN DELEYNA (Bulgaria, directed by: Elena Stoycheva)

3sat broadcasting deal
KLONDIKE (Ukraine/ Turkey, 2022, directed by: Maryna Er Gorbach)

Hier ein Teaser:



Synopsis von Klondike:
Irka und Tolik leben in einem kleinen Dorf, einer kleinen Ansammlung von Häusern und Ställen, an der ukrainisch-russischen Grenze. Sie erwarten ihr erstes Kind und müssen sich die üblichen Gedanken werdender Eltern machen. Gleichzeitig sehen sich jedoch auch mit den immer intensiver werdenden kriegerischen Handlungen zwischen separatistischen Milizgruppen und der ukrainischen Armee konfrontiert. Während eines Angriffs verlieren sie die Wohnzimmerwand ihres beschaulichen Hauses und leben fortan ohne. Allen Widrigkeiten zum Trotz weigert sich Irka jedoch ihr Zuhause zu verlassen, obwohl Tolik sie drängt, in der Stadt Sicherheit zu suchen. Selbst als der Abschuss der Passagiermaschine MH-17 die Lage verschärft und Tolik zwischen die Fronten gerät, plant sie stur das Leben mit ihrem Kind weiter.

Fast endlos wirkende Kameraeinstellungen und ein von Bedrohung und grotesk entrückter Alltagsrealität dominiertes filmisches Klima bestimmen den Film. Im Spannungsfeld zwischen einfühlsamen Familiendrama und schonungslosen Anti-Kriegsfilm siedelt Maryna Er Gorbach die empfindsame Darlegung des Psychogramms einer Frau und einer sehr persönlichen Perspektive auf den Krieg in der Ukraine an, die heute wichtiger sind denn je.

Der Film lief ebenfalls auch auf der 72. Berlinale. Hier unsere Filmkritik dazu.


Link: www.filmfestival-goeast.de

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