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Jede Woche neue Filme im Kino - April 2022, Teil 2

Mit dem Fantasy-Sequel "Phantastische Tierwesen 3" kommt endlich wieder ein familienfreundlicher, aber auch sozialkritischer Blockbuster ins aktuelle Kino-Programm.



"PHANTASTISCHE TIERWESEN 3: Dumbledores Geheimnisse" Fantasy-Abenteuer von David Yates nach einem Drehbuch von J.K. Rowling (USA, Großbritannien). Mit Eddie Redmayne, Jude Law, Mads Mikkelsen u.a. seit 7. April 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Kurzkritik:

"Die Welt, wie wir sie kennen, löst sich auf". Dies sind nicht etwa die Worte, die man angesichts des täglichen Horrormeldungen in den Nachrichten vermuten würde, sondern die Eingangs-Worte von Hogwarts-Magier Albus Dumbledore (Jude Law), der vor den Gefahren warnt, die vom charismatischen, aber bösen Zauberer Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) ausgehen, der die Herrschaft über die Welt an sich zu reißen versucht.

Für den unbedarften Betrachter öffnen sich Parallelen zur realen Welt, in der Wladimir Putin offensichtlich ebenfalls die Ausdehnung seiner Machtbefugnisse anstrebt. Allerdings wusste man zum Zeitpunkt des Drehs noch nichts auf den Überfall auf die Ukraine, sodass Berlin unter den Nazis im Film als Vergleich herhalten musste. Das Setting mit beindruckenden Bauten, aber gleichzeitig auch großer einschüchternder Architektur, tut ihr Übriges dazu.

Leider sieht man den Ausstattungsorgien allzu sehr das Digitale an, während man bei der Verfilmung der Harry-Potter-Folgen noch deutlich mehr analoge Feinheiten auf Hogwarts-Schule zu erkennen vermochte. Zumindest dürfte aber der Blick auf die jedem Potter-Fan bekannte Burg ein Aha-Erlebnis hervorrufen. Einziger Unterschied ist der, dass die bisher erschienenen drei Folgen der Serie "Phantastische Tierwesen" lange vor Harry Potters Geburt spielen, in denen Albus Dumbledore noch deutlich jünger ist. Zusammengehalten werden die Geschichten von dem Magizoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) und dessen Freunde, die gemeinsam gegen das Böse kämpfen.

Während im zweiten Teil noch Johnny Depp den Bösewicht Grindelwald spielte, besteht nicht nur unter Kritikern die ziemlich einhellige Meinung, dass diesmal Mads Mikkelsen die Rolle seiner dunklen Pläne überzeugender und diabolischer darstellt.

W.F.


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"DEATH OF A LADIES' MAN" Drama von Matt Bissonnette (Kanada, Irland). Mit Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson u.a. seit 7. April 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Samuel (Gabriel Byrne) unterrichtet Poesie an der Universität. Privat führt er ein ziemlich egoistisches Leben. Er ist ein Schürzenjäger und leider auch ein Alkoholiker. Leicht hatte es seine Familie nicht mit ihm. Als ein inoperabler Gehirntumor bei ihm festgestellt wird, plagen ihn äußerst seltsame Halluzinationen in denen ihm sein Vater (Brian Gleeson), der verstorben ist als er noch ein Kind war, erscheint. Mit ihm sinniert er über seine Fehler und Träume, die sein Leben begleitet haben.

In diesen surrealen Halluzinationen erfährt er auch, dass er vielleicht nicht mehr lange leben wird.

„Death of a Ladies' Man“ ist wie ein Song von Leonard Cohen. Seine Songs sind Teil der Geschichte. Samuel geht zurück nach Irland verliebt sich und blickt auf sein Leben zurück und träumt von einer letzten Liebe… “Like a bird on the wire, I have tried in my way to be free“.

Die verschiedenen Songs helfen dem totkranken Mann, Dinge die er fühlt, die für ihn aber schwer auszusprechen sind, auf wunderbar poetische Weise benennen zu können. Der Soundtrack wird zum Spiegel seiner Emotionen. Der Filmtitel bezieht sich auf das 1977 erschienene gleichnamige Album des kanadischen Songwriters.

Das Regisseur Matt Bissonnette ein Fan, dieses poetischen Sängers ist muss man nicht betonen.

Schon in seinem Erstling „Looking For Leonard“ näherte er sich dem poetischen Sänger und Songschreiber.

Byrne, den man schon längere Zeit nicht mehr auf der Leinwand gesehen hat, zeigt hier wieder mal, was für ein großartiger Schauspieler er ist.

Samuels surreale Halluzinationen enthalten so einige Überraschungen und humoristische Situationen.

Ulrike Schirm


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Sonst noch im Kino:

Die jetzt offiziell im Kino angelaufene Doku "LOVING HIGHSMITH" mit Einblicken in das lesbische Liebesleben der Autorin Patricia Highsmith hatten wir bereits am 1. April 2022 anlässlich eines Filmgespräches mit der Regisseurin samt Trailer vorgestellt. Eine weitere Filmbesprechung von Ulrike Schirm dazu, finden sie hier auf ihrem eigenen Blog.

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"BIS WIR TOT SIND ODER FREI" Polit-Drama von Oliver Rihs (Deutschland, Schweiz). Mit Marie Leuenberger, Joel Basman, Jella Haase u.a. bereits seit 31. März 2022 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Zürich 1980: In der Schweiz ist der Industriellen-Sohn Walter Stürm (Joel Basman) ein Mythos, bekannt wie ein bunter Hund. Für manche war er der bewundernswerte Ausbrecherkönig der 1980-und 1990er-Jahre eine Art Robin Hood oder Mini-Che- Guevara, für andere war der Berufskriminelle ein gefährlicher Soziopath mit einem radikalen Freiheitsdrang, der auf viele eine Faszination ausübte. Damals ging der Staat mit unverhältnismäßiger Härte gegen Rebellierende vor: Die Zustände in den Gefängnissen sind miserabel. Besonders schwierige Häftlinge kommen in Isolationshaft.

„Wir werden alles ändern. Alles!“ So lautet die Parole der engagierten , kämpferischen Anwältin Barbara Hug (Marie Leuenberger), obwohl sie schon genug mit ihrer Nierenerkrankung zu tun hat und sich mit Krücken fortbewegt.

Als sich Walter Stürm Rat bei der Anwältin, die eigentlich nur Linksautonome vertritt, einholt, kann sie mit ihm wenig anfangen. Als er ihr interne Details aus dem Vollzug übermittelt, wird sie neugierig. Als Informant ist er sehr nützlich und seine Popularität kann ihr für ihr Ziel, den Strafvollzug in der Schweiz zu reformieren, dienlich sein.

Stürmers rücksichtslose Handlungen basieren auf einem unbändigem Drang nach Freiheit und der damit verbundenen Würde, während Hug die Verbesserung der Zustände für die allgemeine Gesellschaft am Herzen liegt. Je näher sie ihm kommt, desto mehr fasziniert sie sein Freiheitswille.

Oliver Rihs: „Weder Walter Stürm noch Barbara Hug haben sich je wirklich von den Wunden ihrer Kindheit lösen können. Beide sind Gefangene ihrer eigenen Dämonen, die ihnen ihre Zwanghaftigkeit auferlegen: Stürm die manische Kriminalität, Hug die aggressive Arbeitswut. Ein Spannungsfeld zwischen Freiheit und Gefangenschaft“.

Regisseur Oliver Rihs hat den Fokus dieses Dramas bewusst auf die unkonventionelle Beziehungsgeschichte zwischen Walter und Barbara gelegt. Individuelle Freiheitssehnsucht stößt auf politische Veränderung, mit einer Bandbreite an Emotionen. Er zeigt die Komplexität des Begriffs Freiheit: Was ist Freiheit? Wann sind wir wirklich frei? Was macht den Unterschied zwischen innerer und äußerer Freiheit? „Freiheit kann man nicht schenken“ sagt Stürm an einer Stelle im Film. Freiheit braucht Mut und Kraft.

„Bis wir tot sind oder frei“ basiert auf einer wahren Begebenheit mit viel Zeitkolorit der 80er-Jahre und mit einem kurzen Streifzug in die RAF-Szenerie in Deutschland.

Jella Haase als Punkfrau Heike und Bibiana Beglau als Anwältin Meret Spengler, die in der Schwarzwaldvilla ihres Nazi-Vaters eine Kommune des Widerstandes eingerichtet hat.

Joel Basman überzeugt als charismatischer Ausbrecherkönig und Marie Leuenberger überzeugt als gebrechliche, kämpferische Anwältin in diesem Polit-Drama mit seinen philosophischen Ansätzen.

Ulrike Schirm


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