Skip to content

33. Türkische Filmtage hybrid in München und online deutschlandweit

Vom 24. März bis zum 10. April 2022 finden die 33. Türkischen Filmtage München nun schon zum zweiten Mal bundesweit online im Stream statt.



Auch in Berlin gibt es eine große türkische Gemeinde, für die bis zum Jahre 2014 insgesamt 12 türkische Filmwochen in der deutschen Hauptstadt regelmäßig veranstaltet wurden. In den letzten Jahren wurde es allerdings nicht nur wegen der Corona-Pandemie recht still um die Filmreihe in Berlin, die zuletzt unregelmäßig mal im Frühjahr und ein anderes Mal erst im Herbst lief.

Die türkischen Filmtage in München wurden dagegen nahezu ohne Unterbrechung und fast immer im GASTEIG, Münchens größter Kino- und Veranstaltungs-Location durchgeführt. Dank eines verlängerten Online-Streams kann diesmal auch in Berlin das Festival zu Hause am Bildschirm verfolgt werden.

Das Programm beinhaltet 9 Spielfilme, 8 Dokumentarfilme und 6 Kurzfilme. Diverse Sondervorstellungen sind mit wichtigen Themen wie z.B. Frauenblicke und Queer Panorama belegt worden.


Das türkische Kino von heute ist stets von einer ästhetischen und inhaltlichen Vielfalt geprägt, die im internationalen Vergleich ihresgleichen sucht. Dies steht in direktem Zusammenhang mit dem enorm wachsenden Interesse der Bevölkerung an einheimischen Filmen. Zudem gelingt es türkischen Filmen immer wieder bei internationalen Filmfestivals vordere Plätze zu belegen zahlreiche Auszeichnungen zu erhalten.

Die diesjährige 33. Ausgabe der Türkischen Filmtage in München findet in der bayerischen Hauptstadt hybrid statt. Am 24.03.2022 startet das Festival im Rio Kino in München mit einer kleinen Eröffnung.

Bis zum 03. April 2022 wird das Programm der 33. Türkischen Filmtage München im Gasteig HP8 auf großer Leinwand physisch fortgesetzt. Online können die Filme dann sogar bis zum 10. April 2022 bundesweit gesehen werden.

Eines der von uns empfohlenen Highlights ist das rumänisch-türkischen Drama "OKUL TIRAŞI – BROTHER'S KEEPER" von Ferit Karahan, um eine durch Schneefall von der Außenwelt abgeschnittenen Internatsschule, in der ein Schüler unerklärlich erkrankt. Der Film wurde in Deutschland zuerst auf der 71. Berlinale in der Sektion Panorama dem Berliner Publikum 2021 als Summer Special präsentiert. Noch einmal konnte man ihn dann in Berlin im Oktober 2021 nur beim kurdischen Film Festival sehen.

Hier der Trailer:



Synopsis:
Ein fein gesponnenes Drama, das im Mikrokosmos eines autoritären Internats in den anatolischen Bergen spielt. Ein Wintertag offenbart das Versagen dieser mächtigen Bildungseinrichtung, der der zwölfjährige Yusuf und sein Freund hilflos ausgesetzt sind. Die eisige Gefühlskälte, die in diesem autoritären Erziehungsapparat zwischen Lehrer*innen und Schülern herrscht, ist auch für Zuschauer fast physisch erlebbar.

Bei seiner Premiere auf der Berlinale wurde der Film aus Ostanatolien mit dem FIPRESCI-Preis ausgezeichnet und auch danach wurde er mit weiteren Auszeichnungen überhäuft.


Zur Eröffnung am 24.3.2022 wird im Münchener Rio Kino die überaus amüsante Persiflage auf den Statuenkult "SEN BEN LENIN – YOU ME LENIN" gezeigt. Eine Kleinstadt gerät wegen einer an die Küste gespülten Leninstatue in helle Aufregung!

Große Unterhaltung verspricht auch die Komödie "CEMİL ŞOV – THE CEMIL SHOW" über den tollpatschigen Security-Mann Cemil, der leidenschaftlich für die Rolle des Schurken in dem Remake eines türkischen Kinoklassikers trainiert, bis er Fiktion und Realität nicht mehr unterscheiden kann.

Wie in einem Brennglas erscheinen im Mikrokosmos Familie gesellschaftliche Herausforderungen. So in den Spielfilmen "ÇATLAK – FRACTURED" und "İKİ ŞAFAK ARASINDA – BETWEEN TWO DAWNS". In beiden Filmen steht eine Familie vor existenzbedrohenden finanziellen Problemen. Im ersteren Film erleben wir hautnah die Wogen in einem Familienstreit, bei dem auch die Frauen etwas mitzureden haben. Im letzteren geht es um die Frage, ob bei der Rettung der Familie Moral eine Rolle spielen darf.

Wie sogar noch im hohen Alter geschwisterliche Beziehungen zu einem Teufelskreis werden können, wird meisterhaft in dem
Drama "KORİDOR – CORRIDOR" inszeniert. In dem Dokumentarfilm "YARAMAZ ÇOCUKLAR – LES ENFANTS TERRIBLES" geht es um Familienprobleme ganz anderer Art. Die erwachsenen Kinder akzeptieren nicht länger althergebrachte Traditionen und proben den Aufstand!

Auch in "ZÎN VE ALİ’NİN HİKAYESİ – GOVENDA ALİ Û ZÎN – THE DANCE OF ALI UND ZIN" steht die Familie im Mittelpunkt. In diesem bildgewaltigen Film ringt eine kurdische Familie um eine angemessene Form der Trauer um den getöteten Sohn. Was auf den ersten Blick als eine private Angelegenheit erscheint, entpuppt sich schnell als Politikum.

Ostanatolien ist Schauplatz vieler weiterer Filme. Die Dokumentarfilme "NOSEMA" und "HESKÎF" thematisieren brennende Probleme der Region: die Situation der chaldäischen Minderheit und die Zerstörung des Weltkulturerbes Hasankeyf.

Mit dem Experimentalfilm "HAYALETLER – GHOSTS" und dem Thriller "KAFES – THE CAGE" begibt sich das Festival nach Istanbul. Die schillerende Megametropole mit ihren Gegensätzen ist in beiden Filmen nicht nur Hintergrund, sondern wichtiger Teil der Handlung selbst. Es geht um Gentrifizierung und die Underdogs der Gesellschaft.

Von Istanbul nimmt auch die Reise einer Tochter mit ihrem Vater ihren Anfang. Es geht zurück in die Vergangenheit der Familie, die über Griechenland bis in die Schweiz reicht. "PATRIDA" ist die Dokumentation einer Suche nach Identität und Verortung.

Auch in diesem Jahr gibt es bei den Türkischen Filmtagen wieder Programme unter der Überschrift »FRAUENBLICKE« und »QUEER PANORAMA«. Dieses Jahr allerdings mit jeweils einer Dokumentation. "DYING TO DIVORCE" dreht sich um häusliche Gewalt gegen Frauen und eine mutige Anwältin, die für die Rechte der betroffenen Frauen kämpft.

"MERHABA CANIM – HELLO MY DEAR" arbeitet das Coming Out eines einst bekannten Lyriker und Songwriters der 68er Generation auf, das tödlich endet und zu dessen Vergessen führte.

Bekannten Persönlichkeiten sind auch zwei weitere Dokumentarfilme gewidmet. In "BİTMEMİŞ CÜMLELER – INCOMPLETE SENTENCES" gibt die im Exil lebende preisgekrönte Autorin Aslı Erdoğan einen persönlichen Einblick in ihr Leben und ihre aktuelle Situation.

Die Experimentaldoku "HAFİZA YETERSİZ – MEMORY TOO LOW FOR WORDS" ist dem Andenken an den 2007 ermordeten Journalisten Hrant Dink und dessen Visionen gewidmet.

Am letzten Tag der Filmvorführungen im Gasteig HP8 garantiert ein ambitioniertes »KURZFILMPROGRAMM« (3.4.2022) wieder großartige Unterhaltung: Witzig und hintergründig, schräg und irritierend, gesellschaftskritisch und phantastisch!

Alle Filme werden im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt.

Mehr Infos zu den Online-Screenings auf der Homepage des Festivals.
Link: tuerkischefilmtage.de

Anzeige