Historische Kinder-Literaturverfilmung derzeit im Kino - weitere Filmkritiken, Februar 2022
Noch bis Sonntag, 20. Februar 2022 gibt es Publikumstage bei den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einigen interessanten Werken.
Ein Fazit zur Berlinale mit Filmkritiken wird es erst nächste Woche bei uns geben, wenn alle unabhängigen Preise bekanntgegeben wurden. Wegen der Corona-Pandemie wurden die offiziellen Preisverleihungen vorgezogen, während die Publikumspreise sowie der Teddy-Award noch anstehen.
Bei Letzterem rechnen wir damit, dass er an den Eröffnungsfilm "Peter von Kant" gehen wird, da es ansonsten in diesem Jahr nur relativ wenige schwul-lesbische Werke zu sehen gab. Der Weggang von Wieland Speck macht sich eben bemerkbar.
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Was es ansonsten noch im Kino zu sehen gibt, das fasst unsere Kollegin Ulrike diesmal in ihren Filmkritiken zusammen.
"DER PFAD" Familienabenteuer von Tobias Wiemann (Deutschland, Spanien). Mit Julius Weckauf, Nonna Cardoner, Volker Bruch u.a. seit 17. Februar 2022 bundesweit im Kino. Hier der Trailer:
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"MOONFALL" Katastrophenfilm von Roland Emmerich. (USA, Kanada, China). Mit Halle Berry, Patrick Wilson, John Bradley (II) u.a. seit 10. Februar 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Ein Fazit zur Berlinale mit Filmkritiken wird es erst nächste Woche bei uns geben, wenn alle unabhängigen Preise bekanntgegeben wurden. Wegen der Corona-Pandemie wurden die offiziellen Preisverleihungen vorgezogen, während die Publikumspreise sowie der Teddy-Award noch anstehen.
Bei Letzterem rechnen wir damit, dass er an den Eröffnungsfilm "Peter von Kant" gehen wird, da es ansonsten in diesem Jahr nur relativ wenige schwul-lesbische Werke zu sehen gab. Der Weggang von Wieland Speck macht sich eben bemerkbar.
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Was es ansonsten noch im Kino zu sehen gibt, das fasst unsere Kollegin Ulrike diesmal in ihren Filmkritiken zusammen.
"DER PFAD" Familienabenteuer von Tobias Wiemann (Deutschland, Spanien). Mit Julius Weckauf, Nonna Cardoner, Volker Bruch u.a. seit 17. Februar 2022 bundesweit im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
(Zwei Kinder auf der Flucht mit ungewissem Ausgang)
Der Journalist Ludwig Kirsch (Volker Bruch) ist mit seinem zwölfjährigem Sohn Rolf (Julius Weckauf) auf der Flucht vor dem Naziregime. Es ist das Jahr 1940. Bis nach Marseille haben die beiden es schon geschafft. Sie sitzen am Strand und spielen ein Frage- Antwort-Spiel: „Gut oder böse“?, fragt er seinen Sohn und zeigt mit dem Finger auf eine Person. Die Frau, die mit ihrem Kind schimpft, stuft Rolf als böse ein. Der Mann, der einen Hund streichelt, gilt für Rolf als gut, doch dann sieht er eine Naziuniform neben ihm liegen und sagt: „Böse“. Ein Spiel, das Rolfs Sinne schärfen soll, um fremde Menschen schnell einzuschätzen. Eine Gabe, die auf der Flucht, lebensrettend sein kann.
Als der Vater erfährt, dass er auf einer Liste der Nationalsozialisten steht und ihm diese bereits auf den Fersen sind, beschließt er, Rolfs Mutter Katja (Anna Maria Mühe) nach New York zu folgen und Vater und Sohn hoffen, dass es in Marseille mit einer Schiffspassage klappt.
Aber das Kollaborationsregime von Vichy hat die Route bereits dichtgemacht. Verstärkt sieht man deutsche Soldaten durch die Stadt patrouillieren. Ludwig und Rolf bleibt die Möglichkeit eines „Spaziergangs“ wie sein Vater es nennt, über die Pyrenäen nach Spanien und von dort nach Lissabon, von wo noch Schiffe in alle Richtungen ablegen. Sie begeben sich zum französischen Grenzort Banyuls-sur-Mer, wo sie von Bekannten erwartet werden, die sie mit falschen Reisepapieren ausstatten und über einen Pfad aus dem Land schleusen. Um die Flucht so unauffällig wie möglich zu gestalten, soll sie Nuria (Nonna Cardoner) ein spanisches Mädchen, welches sich mit den Schleichwegen über die Berge besonders gut auskennt, führen. Ihre Eltern sind im spanischen Bürgerkrieg umgekommen und so verdient sich das stille Mädchen als Schleuserin etwas Geld.
Rolf zuckt zusammen, als Nuria ihn auffordert, seinen geliebten Hund Ari zurückzulassen. Dass bringt der Junge nicht übers Herz. Er füllt ihn mit Alkohol ab, und versteckt ihn in seiner Umhängetasche. Eine deutsche Militärpatrouille kreuzt ihren Weg. Aldi jagt gerade einem Hasen hinterher. Um die Kinder zu schützen, stellt sich Rolf den Soldaten und wird mitgenommen. Die beiden Kinder, Nuria ist nur wenige Jahre älter als Rolf und Terrier Aldi müssen sich nun alleine durchschlagen. Ihr Weg führt sie in ein gefährliches Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
Obwohl der Film während des 2. Weltkriegs spielt und die Kinder mit Schießereien konfrontiert werden, hat Regisseur Tobias Wiemann dennoch eine abenteuerliche Leichtigkeit über das Geschehen gepackt. Das liegt vor allem an seinem 14-jährigen Hauptdarsteller Julius Weckauf, der mit viel Bravour in die Rolle des Jungen Hape Kerkeling in „Der Junge muss an die frische Luft“ schlüpfte und der in der Rolle des Rolfs einen wohlbehüteten Großstadtjungen, der ohne seinen beschützenden Vater auf einem Fluchtweg zurechtkommen muss, überzeugend darstellt. Er verliert sich in Tagträumereien, liest Erich Kästner-Bücher und heitert Nuria unterwegs mit Hundetricks auf. Souverän gehen beide mit ihren Rollen um. Da ist das Mädchen, das viel zu schnell erwachsen geworden ist und als Gegenpol der Junge, dessen Frohnatur seiner ernsten Schleuserin ab und zu ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Bewusst werden die Schrecken der Nazizeit nur angedeutet, ähnlich wie im Film „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“.
„Der Pfad“ basiert auf realen Flucht- Geschichten während des zweiten Weltkriegs. Über den Pyrenäen-Pfad retteten sich aus dem 1940 besetzten Frankreichzahlreiche Menschen. Die deutsche Exilantin Lisa Fittko hat vielen von den Verfolgten zur Flucht verholfen Ihre Erinnerungen hat sie in dem Buch „Mein Weg über die Pyrenäen“ festgehalten. Ihre Erinnerungen Die wiederum dienten dem Kinderbuchautor Rüdiger Bertram als Inspiration für ein Drehbuch, das Tobias Wiemann für das junge Publikum einfühlsam begreifbar, ohne es zu erschrecken, verfilmt hat.
Ein Familien-Film der zum Nachdenken anregt und wie aktuell das Thema noch heute ist, zeigt sich im Abspann: „82 Millionen Menschen sind heute auf der Flucht. 34 Millionen davon sind Kinder.“
Ulrike Schirm
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"MOONFALL" Katastrophenfilm von Roland Emmerich. (USA, Kanada, China). Mit Halle Berry, Patrick Wilson, John Bradley (II) u.a. seit 10. Februar 2022 im Kino. Hier der Trailer:
Ulrikes Filmkritik:
Eingangs sieht man einen kurzen Rückblick in das Jahr 1969. Das Apollo11 Team landet auf dem Erdtrabanten. Es sieht so aus, als ob sie was übersehen haben, denn der Mond birgt ein dunkles Geheimnis und droht Jahrzehnte später aus der Umlaufbahn zu geraten, angetrieben von außerirdischen Kräften. Es droht eine Kollision mit der Erde. Den zwei ausgemusterten Astronauten Jo Fowler (Halle Berry) Brian Harper (Patrick Wilson) und einem Verschwörungstheoretiker (John Bradley) bleiben nur wenige Tage, die Welt aus dem All zu retten und das drohende Unheil zu stoppen. Nach einer Space-Shuttle-Fast-Katastrophe bekam Jo einen Büro-Job und Brian flog ganz raus. Er hat seine Frau und seine Wohnung verloren und ist wegen des Todes seines Kollegen und Freundes, der mit an Bord war, von Schuldgefühlen geplagt. Am liebsten würde das Militär den Erdtrabanten mit Atomraketen pulverisieren, da das aber keine gute Idee ist, düst die Crew in der ausrangierten Raumfähre, die nochmal zum Einsatz kommen darf, ins All.
Riesige Flutwellen überschwemmen die Städte, Erdbeben und Vulkane reißen die Böden auf, Häuser und Autos fliegen durch die Luft. Eine Überlebenschance besteht nur auf höher gelegenem Gelände. Alles, was nicht niet-und nagelfest ist, wird mitgerissen, außer den Familienmitgliedern von Jo und Brian, die es noch in letzter Minute schaffen, mit einem Auto davonzukommen.
Seinem Lieblingsthema, der Zerstörung der Erde, ist Emmerich treu geblieben, nur, dass man das in seinen vorhergehenden Filmen schon besser gesehen hat. In „Moonfall“ bleibt die Dramatik auf der Strecke. Auch ein wirklicher emotionaler Funke, was die Familiengeschichte der Protagonisten betrifft, springt leider nicht rüber. Dass ausgerechnet der Verschwörungsanhänger K.C. Housemann, der über absurde Umwege zum Weltretter wider Willen wird, ist mehr ärgerlich als eine Humoreske. Für ein 150 Millionen-Budget ist das Katastrophenspektakel enttäuschend. Emmerich bearbeitet leider zu viele Themen und verzettelt sich dabei.
Ulrike Schirm