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42. Filmfestival Max Ophüls Preis - Die Preisträger·innen 2021

Bis zum heutigen Sonntag lassen sich noch einige Filme und Preisträger*innen online für 8.- € bestellen und digital übers Internet ansehen.



Beim 42. Filmfestival Max Ophüls Preis wurden am 23. Januar 2021 insgesamt 16 Preise im Wert von 118.500 EUR in Saarbrücken vergeben.

Es war das erste Mal, dass dieses Festival nur rein digital übers Internet durchgeführt werden konnte, obwohl ursprünglich eine hybride Version geplant war. Wegen der ausufernden Corona-Pandemie mit einem totalen Lockdown durfte aber kein Kino öffnen.

In Würdigung der Verdienste des aus Saarbrücken stammenden Regisseurs Max Ophüls vergibt das Filmfestival zusammen mit der Landeshauptstadt Saarbrücken jährlich den Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm. Ziel ist die Auszeichnung und Förderung von Nachwuchs-Regisseur*innen im deutschsprachigen Raum.

Einige Filme haben auch wir uns über das Internet angesehen. Darunter waren drei Preisträger. Den Dokumentarfilmgewinner werden wir am Sonntag nachholen.

Sehr überraschend, aber durchaus nachvollziehbar war die Tatsache, dass zwei Filme gleich in mehreren Kategorien gewonnen haben.

Hier die Gewinner*innen
von denen uns leider noch keine Trailer zur Verfügung stehen:

Der MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SPIELFILM 2021 geht an den Film "BORGA" (Ghana, Deutschland 2021) von York-Fabian Raabe.

Der Film gewann ebenso den PREIS FÜR DEN GESELLSCHAFTLICH RELEVANTEN FILM 2021 sowie den PUBLIKUMSPREIS SPIELFILM und den PREIS DER ÖKUMENISCHEN JURY.

Begründung:
Wie gelingt ein gutes Leben, in einer Welt, die aufgrund uralter Prinzipien der Unterdrückung und Ausbeutung und menschengemachter Katastrophen am Abgrund steht?
Die Macher·innen von BORGA scheinen zu wissen, zu spüren und zu erleben: So wie wir bisher gelebt, geliebt und gearbeitet haben, geht es nicht weiter!
In einer epischen Erzählweise, ohne Angst vor Schönheit und mit Empathie für sämtliche Figuren, spricht der Film eine ganz besondere Einladung aus: mithilfe eines unerhörten Narrativs - einer konsequent Schwarzen Perspektive im deutschen Kino - nach Antworten zu suchen.
Denn dort wo das Menschsein das Problem ist, liegt im Menschsein zugleich die Chance!


Der MAX OPHÜLS PREIS: BESTE REGIE geht an Arman T. Riahi für "FUCHS IM BAU" (Österreich 2020).

Der Film gewann auch den PREIS DER JUGENDJURY und den FRITZ-RAFF-DREHBUCHPREIS.

Begründung:
Wir müssten die in FUCHS IM BAU gezeigte Welt zunächst für eine milde Form von Science Fiction halten, spürten wir nicht die jahrelange Recherche, die den Film in unserer Gegenwart verankert: vor dem außergewöhnlichen Backdrop einer Gefängnisschule - eines Klassenzimmers hinter Gittern - inszeniert die Regie die brutale Zuspitzung von Übergriff und Widerständigkeit im Jugendstrafvollzug. Entlang wunderbar falscher Fährten, immer ganz nah an seinem Protagonisten (dem vermeintlichen Neuerer, Lehrer Fuchs) lernen wir eine Klasse voller differenzierter Nebenfiguren kennen. Während der Film auf zeitgenössische Weise das humanistische Projekt von der Befreiung durch Kunst befragt, stellt sich Arman T. Riahi bei dieser Unternehmung durchweg in den Dienst seines Ensembles, ermutigt ein faszinierendes Partnerspiel von Aleksandar Petroviç und Maria Hofstätter und überzeugt im Reichtum der Facetten – ohne angestrengte Suspense, aber voller gefährlicher Stillen.


MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SCHAUSPIELNACHWUCHS geht an Sara Fazilat für "NICO" (Deutschland 2021, R: Eline Gehring) und an Jonas Holdenrieder für "TRÜBE WOLKEN" (Deutschland 2021, R: Christian Schäfer).

Begründung I:
Sara Fazilat überzeugt als Nico mit jedem Atemzug, jeder Bewegung, jedem Gedanken, jeder Emotion. Sie lässt uns nicht einen Augenblick an ihrer Figur zweifeln. Als sie durch einen Übergriff in die Opferrolle gerät, nimmt sie auch hier den Zuschauer mit auf ihren schmerzhaften Weg. In ihrer Verzweiflung, ihre Seele panzern zu müssen, als einziger Ausweg, ihre tiefe Verwundung heilen zu können, hat uns ihre Figur zutiefst berührt. Ihr Lachen, ihre Fröhlichkeit, ihre Verwundbarkeit, ihre Wut und ihr Selbstbewusstsein überträgt Sara Fazilat mit grandioser Leichtigkeit auf den Zuschauer. Wir gratulieren ganz herzlich!

Begründung II:
Jonas Holdenrieder geht in TRÜBE WOLKEN das Risiko ein, eine Hauptfigur weitestgehend auf nonverbaler Ebene zu spielen. Die kalte unbewegliche Welt unterstreicht Jonas beeindruckend mit seinem fast statischen Spiel. Er spiegelt die düstere Atmosphäre seiner Umgebung, diese kleinbürgerliche Ordnung der Dinge, die steifen, konstruierten Zustände in der Familie, ohne jemals in die Entäußerung zu gehen. Man spürt diese Enge in sich selbst und möchte laut schreien, um sich mit ihm gemeinsam zu befreien. Nichts liegt klar auf der Hand, aber es gelingt Jonas Holdenrieder, das Nichterklärbare spürbar zu machen. Chapeau für diese Leistung!


MAX OPHÜLS PREIS: BESTER DOKUMENTARFILM geht an "STOLLEN" (Deutschland 2020) von Laura Reichwald.

Begründung:
Was ist ein guter Dokumentarfilm? Was ist der beste Dokumentarfilm?
Vielleicht einer, der uns mitnimmt zu einem Ort, an den wir selbst nicht kommen. Vielleicht einer, der von Menschen erzählt, denen wir nie begegnen. Von ganz ungewöhnlichen oder von ganz gewöhnlichen Menschen. Was die Dokumentarfilme dieses Ophüls-Jahrgangs unterscheidet, sind - klar - die Themen. Aber vor allem: Die Erzählweise, die Handschrift, der Blick.
Der Film, den wir drei hier zum Gewinnerfilm küren, blickt buchstäblich tief ins Dunkle hinein und findet hier Licht. Die Filmemacherin blickt zart, vorsichtig und poetisch auf ein Stück Heimat, die bewahrt werden will, die mit ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft hadert und sich dabei klammert an das, was immer da war. Sie lässt Lieder singen, die fern erscheinen und doch identitätsstiftend sind. Sie erzählt von der tiefen Dunkelheit des Stollens und der erlösenden Helligkeit der Weihnachtslichter, sie fordert ihre Protagonist·innen heraus, ohne der Eindeutigkeit zu verfallen. Die Filmemacherin nimmt sich zurück und ist trotzdem die ganze Zeit da: Sie teilt mit uns ihren liebevollen Blick auf Menschen, ihre Geschichten, ihre Perspektive und entwickelt dabei einen Sog, der neugierig macht auf alles, was von ihr und ihrem Team noch kommt.
Liebe Laura Reichwald, herzlichen Glückwunsch - wir freuen uns auf deine nächsten Filme!


PUBLIKUMSPREIS DOKUMENTARFILM 2021 geht an "DEAR FUTURE CHILDREN" (Deutschland, Vereinigtes Königreich, Österreich 2021) von Franz Böhm.

Der Preis für BESTER MITTELLANGER FILM 2021 geht an den Film "TALA'VISION" (Deutschland, Jordanien 2020) von Murad Abu Eisheh. Auch das Publikum hat sich für diesen Film entschieden.

Der MAX OPHÜLS PREIS: BESTER KURZFILM 2021 geht an den Film "FISCHE" (Österreich 2020) von Raphaela Schmid.

Der MAX OPHÜLS PREIS: PUBLIKUMSPREIS KURZFILM 2021 geht an den Film "TRUMPET" (Schweiz 2020) von Kevin Haefelin.

Link: ffmop.de

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