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Gallery Weekend und Art Week Berlin finden gemeinsam im September statt

Trotz Abwanderung von Kunstsammlern soll das im Frühjahr abgesagte Gallery Weekend zusammen mit der Art Week Berlin im Herbst stattfinden.



Nach dem Ausfall des Gallery Weekends Anfang Mai 2020, war es um das Ansehen Berlins in der internationalen Kunstszene bereits schlecht bestellt. Nun folgt auch noch ein überraschender Rückzieher der Köln Messe, die zuvor die Art Berlin Contemporary (ABC) übernommen hatten und nun nicht mehr gemeinsam bei der Art Week Berlin im Herbst auftreten wollen.

Da half auch kein positives Beteuern der Kulturprojekte Berlin, die die Art Week organisieren, denn als Partner blieb für den Kunststandort der Hauptstadt nur noch Jarmuschek + Partner übrig, die trotz enormer Kosten mit der Positions Berlin Art Fair auf dem Flughafen Tempelhof weiter zur Art Week im Herbst in den Hangars sich präsentieren wollen.

Natürlich zeigten in den letzten Jahren am Rande der beiden großen Messen auch zahlreiche weitere Galerien im Berliner Stadtbild neue, moderne Kunst zur Art Week Berlin im Herbst, z.B. mit Videoführungen in der Wunderkammer und einer digitalen Schnitzeljagd im me Collectors Room.

Plötzlich gibt es aber auch heftige Vorwürfe an den Berliner Senat von Julia Stoschek, die ihr teuer ausgebautes Medienkunsthaus an der Leipziger Straße schließen will und Berlin verlässt, weil ihr kein Ersatzstandort für die Julia Stoschek Collection angeboten wird. Für Berlin ist der Abzug ihrer Sammlung mit rund 850 Werken aktueller Medienkunst, darunter frühe Arbeiten aus Pionierzeiten des künstlerischen Videos, die auch ein jüngeres Publikum anspricht und Tausende Besucher jährlich zählt, ein herber Verlust.

Erinnert sei auch an die Haubrok Foundation, deren Ausstellungshallen in der ehemaligen DDR Fahrbereitschaft pünktlich zum Gallery Weekend vergangenes Jahr mit einem Ausstellungsverbot in Lichtenberg belegt wurden; aus Angst der damals zuständigen Bezirksstadträtin Birgit Monteiro (SPD) vor einer Gentrifizierung ihres Bezirks.

Kaum Fortschritte gibt es auch beim Bau des Erweiterungsbau für die Nationalgalerie am Kulturforum, da der Bau des künftigen Museums des 20. Jahrhunderts kleiner aber teurer wird und wegen der Corona-Krise derzeit wohl kaum mehr Geld dafür bereit gestellt wird.

Darüber hinaus gibt es noch weitere schlechtere Nachrichten. Ein Investor will die Rieck-Hallen am Hamburger Bahnhof abreißen. Der Erweiterungsbau im geplanten neuen Kunstquartier beherbergt mit der Flick Collection wertvolle Kunstschätze, die bald nicht mehr ausgestellt werden können, weil es dafür keinen Platz mehr gibt. Weder der Senat, noch die Staatlichen Museen, haben bei den Verträgen aufgepasst und sich gründlich blamiert. Kann es wirklich wahr sein, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit der Flick-Collection ihre wichtigste Sammlung zeitgenössischer Kunst an die Schweiz verliert, weil Investoren mit Berliner Grund und Boden anders im Sinn haben?

Somit verliert Berlin die Sammlung Flick, die beinahe ihre feste Heimat im Hamburger Bahnhof gefunden hatte, und auch Thomas Olbrichts Me Collectors Room kündigt seinen Rückzug an.

Udo Kittelmann, seit 2008 Direktor der Nationalgalerie Berlin und Kurator des Hamburger Bahnhofs, hatte sich für den Erhalt der Rieck-Hallen stark gemacht, doch nun verlässt auch er Berlin. Ein weiterer herber Verlust.

Offensichtlich ist es symptomatisch für den Umgang der Stadt mit Sammlern, die ihren privaten Kunstbesitz öffentlich zugänglich machen wollen. Misstrauen, Ignoranz und fehlende Unterstützung durch den Senat. Die Kulturprojekte Berlin versuchen zwar immer wieder das Beste aus dem Schlamassel zu machen, doch zaubern können sie nicht. Um Geld geht es dabei meist gar nicht. Was die Sammler verprellt, ist der Umgang.

So zum Beispiel sind die Hangar am Flughafen Tempelhof im denkbar schlechtem Zustand. Wenn es regnet, tropft Wasser von der Decke, ein Umstand, den die Modemesse Bread & Butter schon verschreckte, wodurch sie in die Pleite schlitterte, weil die Aussteller unter den Bedingungen nicht mehr mitspielen wollten. Auch der Fußboden sieht eher wie eine schlecht gepflegte Autowerkstatt aus und ist mit einem Messestandort, bei dem doppelte Böden für Kabelschächte vorhanden sein müssten, nicht vergleichbar.

Man kann nur hoffen, dass im Herbst trotz der Corona-Pandemie die internationalen Einkäufer zur Art Week Berlin vom 09. - 13. September 2020 zurückkehren können. Überraschender Weise soll die Kunstmesse sogar um einem neuen Termin des Gallery Weekends ergänzt werden, der jetzt vom 10. - 13. September 2020 angekündigt ist.

Derzeit herrscht zwar noch absolute Stille an Berlins Flughäfen, doch die Eröffnung des neuen BER Flughafens soll vorgezogen werden, damit nichts mehr schief geht und zudem auch noch die IFA Berlin - die weltweit führende Messe für Consumer Electronics und Home Appliances vom 04. - 09. September 2020 stattfinden kann.

Wohlgemerkt finden all diese Ereignisse erst im September 2020 statt, denn bis zum 31. August 2020 bleiben bundesweit Großveranstaltungen wegen der Ansteckungsgefahr durch COVID-19 verboten.

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