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»This is not Berlin« - ab Donnerstag online beim Salzgeber Filmverleih

Preisgekröntes Coming-of Age-Drama ab 9. April 2020 auf den Salzgeber VoD Pages.



Wie von uns bereits am 2. April 2020 in der Kategorie Film & TV-Kritik berichtet, stellt der Salzgeber Filmverleih während der Corona-Krise jede Woche einen neuen Film auf einem eigenen Vimeo-Kanal seinem Publikum kostenpflichtig zur Verfügung.

THIS IS NOT BERLIN Coming-of Age-Drama von Hari Sama (Mexiko 2019). Mit Xabiani Ponce de León, José Antonio Toledano, Ximena Romo u.a. ab 9. April 2020 auf VoD (109 Minuten, spanische OF mit deutschen UT) im Salzgeber Club.

Hier der Trailer:



Während derzeit alle Kinos und Clubs in Deutschland wegen der Corona-Pandemie geschlossen sind, erleben Videostreams auf Video-on-Demand-Portalen ihre Blütezeit.

Neben den großen bekannten Anbietern wie Amazon Prime, Maxdome, Netflix usw. versuchen aber auch die Verleiher direkt mit eigenen Ideen auf den Zug aufzuspringen. Einige beteiligen sogar notleidenden Kinos an dem Gewinn.

Der Salzgeber Filmverleih geht einen anderen Weg und zeigt ganz exklusiv brandneue Werke für ganz kurze Zeit im eigenen virtuellen Salzgeber Club als Videostream. Die Filme können somit zwar gegen ein Endgeld für kurze Zeit angesehen, aber nicht dauerhaft über andere Portale erworben werden, denn sie sind für einen späteren Zeitpunkt weiterhin für die Kinoauswertung vorgesehen.

Allerdings wurden die Werke vorab bereits in Deutschland auf Filmfestivals präsentiert. Das mexikanische Drama "This is not Berlin" lief im letzten Jahr auf dem Münchner Filmfest und wurde in Berlin am 1. + 2. September 2019 beim Queer Film Festival im Delphi Lux Kino auf der großen Leinwand gezeigt.

Der Titel knüpft an die Berliner Clubszene an und zeigt ziemlich drastisch wie sich in solchen Etablissements jegliche Viren auf schnelle Art verbreiten könnten.

Synopsis:

Mitreißend erzählt Regisseur Hari Sama in seinem musikdurchfluteten Coming-of-Age-Film vom lustvollen Ausbruch aus bestehenden Verhältnissen und der Formierung einer queeren Gemeinschaft in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs. Seine jungen Darsteller*innen lassen die künstlerischen Experimente und sexuellen Ambivalenzen des mexikanischen Undergrounds der 80er Jahre furios neu aufleben. „This Is Not Berlin“ wurde bei seiner Weltpremiere in Sundance gefeiert und seitdem vielfach ausgezeichnet.

Hauptprotagonist ist der 17-jährige Carlos, der in der Schule als Außenseiter gilt. Während seine Familie der Fußball-WM entgegenfiebert, entdeckt er mit seinem besten Freund Gera den sagenumwobenen Underground-Club „Azteca“. Dort eröffnet sich den beiden Jungs eine unbekannte Welt aus wilden Partys, Drogenrausch und sexueller Freiheit – die auch Carlos’ Beziehung zu Gera in ein neues Licht setzt.

Wir waren bei der Berlin-Premiere von dem Film begeistert und können ihn wärmstens empfehlen. Es zeigten sich durchaus Parallelen zu Berliner Clubs in den Hochzeiten von Love Parade & Co. auf.

Das Filmdrama von Hari Sama, das am 21. Juni 2019 in die spanischen Kinos kam, ist autobiografisch geprägt und spielt im Jahr 1986 zur Zeit der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko-Stadt, der Geburtsstadt des Regisseurs.

W.F.


Auf dem On Demand-Seiten der Salzgeber Club-Page sind noch weitere, ältere Titel abrufbar. Exklusiv und nur für kurze Zeit, steht jedoch ab 9. April 2020 nur der hier nachfolgend besprochene Film als VoD-Premiere zur Verfügung.

NACHTRAG:

Ulrikes Filmkritik:

Mexico City 1986

Der 17-jährige Carlos (Xabiani Ponce de León) lebt mit seiner rohypnolabhängigen und depressiven Mutter und seinem kleinen Bruder in Lomas Verdes, einem Vorort von New Mexico. In der Schule ist er ein Außenseiter. Sein bester Freund ist Gera (José Antonio Toledemo), der heimlich die Sex-Hefte seines Vaters an seine Klassenkameraden für eine Leihgebühr vermietet. Ihr Leben ändert sich schlagartig, als Carlos einen Synthesizer repariert und als Dank dafür in einen total abgefahrenen Underground-Club eingeladen werden. Im „Azteca“ tummeln sich Schwule, Leute aus der alternativen Kunstszene, Punk-Bands und Geras Schwester Rita, die vertonte Gedichte mit rebellischen Texten auf der Bühne singt. Drogen und Poppers machen die Runde. Während ihre Klassenkameraden die Fußball-Weltmeisterschaft verfolgen, verbringen Carlos und Gera wie magisch angezogen, die Nächte, so oft es geht, mit den „Creatures of the Night“. Eine polysexuelle Welt, in der Carlos immer mehr seine Hemmungen verliert und sich dem Rausch der Drogen, der Sinne und der dröhnenden Musik hingibt. Als Gera sich eines nachts das Auto seines Vaters heimlich ausleiht und das teure Autoradio gestohlen wird, ist für ihn die „Party“ zu Ende.

Die Strafe: Ausgehverbot für einen Monat. Carlos ist allein unterwegs. Noch ist er auf der Suche nach seiner sexuellen Orientierung. Staunend erlebt er merkwürdige Performances, umschrieben mit den Worten: „Die einzig wahre Kunst ist die, die Ekel und Gewalt hervorruft“. Für ihn ist das „Azteca“ ein Ort, wo er seine ungeahnten Begierden ausleben kann. Als sein Onkel Esteban, der von Hari Sama, dem Regisseur des Films gespielt wird, mit seinem Motorrad tödlich verunglückt, ist seine Trauer gross. Er zieht sich in sich zurück. Die Künstler und Aktivisten, die den Fußball als homophob betrachten, veranstalten während der Weltmeisterschaft ein politisches Spektakel, bei dem sie ihre nackten Körper mit dem Wort „GAY“, in knallroter Farbe, bemalen. Auch Carlos ist wieder dabei. Als Gera heimlich wieder auftaucht und an einer Überdosis von Carlos halbtot im „Azteca“ gefunden wird, ist erstmal Schluss. An der Tür steht CLAUSURADO (geschlossen).

"THIS IS NOT BERLIN" ist teilweise autobiografisch und nimmt uns mit in die wilden Achtziger, die Jahre in denen sich Jugendliche neu orientierten und der Punk, die Subkultur mit ihren schrillen Partys ihren Höhepunkt hatten, auch in Berlin. (Sex, Drugs and Rock'n Roll). Der Titel des Films entstand als jemand im überfüllten „Azteca“ rief: „Das ist nicht Berlin! Unsere Freunde sterben! Alles was sie hier tun, ist jede Nacht feiern!“ Eine mögliche Anspielung auf das damals noch unerforschte Aids-Virus.

Ulrike Schirm


Links: vimeo.com | salzgeber.de


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