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Hollywood-Drehs in Babelsberg abgesagt

Dreharbeiten in Babelsberg sind infolge der Coronakrise untersagt, deshalb sind zwei große US-Produktionsfirmen abgereist und 800 Filmschaffende verlieren ihren Job.



Schwerer Schlag für Studio Babelsberg. Zwei der wichtigsten Hollywood-Produktionen, die in Babelsberg stattfinden sollten, nämlich „Matrix 4“ und „Uncharted“, mussten wegen der Coronakrise abgesagt werden.

Dass Absagen von Dreharbeiten auf Privatgelände eigentlich auf eigene Haftung der Produzenten geschieht und von keiner offiziellen Stelle juristisch gesichert sind, hatten wir am 21. März 2020 ausführlich geschildert. Doch mit der mittlerweile verschärften Situation, war eine Fortsetzung der Produktion nicht mehr gefahrlos möglich.

Zahlreiche Filmemacher hatten inzwischen an Behörden und Produzenten appelliert, alle Drehs sofort abzubrechen. Wie der Tagesspiegel vorgestern hier schrieb, ist dieser Aufruf nun auch in Potsdam-Babelsberg befolgt worden. Auch Crew United berichtete davon gestern in ihrem täglichen Newsletter zur Coronakrise.

Allerdings hatte „Die Politik hat lange gezögert, klare Ansagen zu machen“, sagte Constantin-Chef Martin Moszkowicz im Interview mit dem »Spiegel«: „Was jetzt enorm helfen würde, wäre, den nationalen Notstand auszurufen. Das hätte massive Veränderungen im Haftungsverhältnis zur Folge.“


In Babelsberg ist der Worst-Case nun leider eingetreten. 800 Beschäftigte aus Berlin und Brandenburg stehen ohne Absicherung jetzt arbeitslos auf der Straße. Sie seien von einer Tochterfirma von Studio Babelsberg außerordentlich gekündigt worden, was die Studio Babelsberg AG wohl auch bestätigte und dabei auf die allgemein schwierige Situation der Branche verwies.

Die Vertreter der US-amerikanischen Produktionsfirmen Warner Bros. („Matrix 4“) und Sony Pictures („Uncharted“) sollen die deutschen Kollegen bei ihrer überstürzten Abreise angewiesen haben, allen Mitarbeitern zu kündigen. „Fire them all“ – feuert sie alle, soll es geheißen haben.

Rechtens sollen diese Kündigungen zwar nicht gewesen sein, denn es handele sich in diesem Fall nur um zweckbefristete Verträge wie in der Kulturbranche üblich, allerdings enden solche Verträge erst mit Erreichen des Zwecks, und dieser wäre eigentlich die Fertigstellung des Films.

Die rund 800 befristet eingestellten Filmschaffenden, die nun gekündigt wurden, wollen sich aber wehren, denn Kurzarbeitergeld sei nicht möglich, da es sich um befristete Arbeitsverhältnisse handele. Außerdem seien die Fördermittel von Kulturstaatssekretärin Monika Grütters noch nicht ausbezahlt worden, weil keine sogenannte Fertigstellungsversicherung vorlag. Somit fallen alle befristet eingestellten Filmschaffenden durch das Raster.

Anders die rund 90 festangestellten Mitarbeiter von Studio Babelsberg. Sie versuchen die Arbeit in den Studios und Werkstätten „so weit wie erforderlich und möglich unter Einhaltung aller notwendigen Vorsorgemaßnahmen aufrechtzuerhalten“, sagte Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, gegenüber dem Tagesspiegel. Kurzarbeit sei für diese Mitarbeiter nicht beantragt worden.


Link: www.studiobabelsberg.com

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Auch bei der direkt hinter dem Studiogelände Babelsberg liegenden Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF gab es Absagen. Wie von uns bereits am 15. März 2020 berichtet, wurden die »49. Sehsüchte«, das Internationale Studierendenfilmfestival der Filmuniversität in Potsdam-Babelsberg ausgesetzt. Wie mittlerweile beschlossen, soll es aber wenn möglich vom 23.09.–27.09.2020 nachgeholt werden.

Die Jurysitzungen haben jedoch wie geplant am letzten Märzwochenende stattgefunden. Man hat sich digital und virtuell getroffen, um die eingereichten Filme zu sichten und die Drehbücher zu diskutieren. Auch die Gewinner*innen wurden bereits ausgewählt. Das Ergebnis wird jedoch erst im Herbst zum hoffentlich stattfindenden Festival verkündet.

Links: sehsuechte.de | www.filmuniversitaet.de

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