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Preisverleihung beim 41. Filmfestival Max Ophüls Preis 2020

Die Preisträger*innen des 41. Filmfestival Max Ophüls Preis 2020.



In Würdigung der Verdienste des aus Saarbrücken stammenden Regisseurs Max Ophüls vergibt das Filmfestival zusammen mit der Landeshauptstadt Saarbrücken jährlich den Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm. Ziel ist die Auszeichnung und Förderung von Nachwuchs-Regisseur*innen im deutschsprachigen Raum.

Der Max Ophüls Preis 2020, für den Spielfilme mit einer Länge ab ca. 65 Minuten nominiert werden können, ist dotiert mit 36.000 Euro, wird von einer Jury ermittelt und an eine deutsche Erstaufführung vergeben. Die Preissumme wird zu drei gleichen Teilen an den/die Regisseur*in, den/die Produzent*in und an den Verleih ausgezahlt, der einen Kinostart des Films innerhalb von zwölf Monaten nach dem Festival realisiert.

Alle Preisträger*innen 2020

MAX OPHÜLS PREIS: BESTER SPIELFILM
"NEUBAU" von Johannes Maria Schmit.

Synopsis:
Sommer in der Brandenburger Provinz. Markus ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seinen pflegebedürftigen Omas und der Sehnsucht nach einem anderen Leben in Berlin. In Tagträumen erscheint ihm immer häufiger eine Schar schillernder Dämonen als Vorboten einer queeren urbanen Wahlfamilie. Als er sich in Duc verliebt, wird alles noch komplizierter. Denn eigentlich stehen in Markus‘ Neubauwohnung schon die gepackten Kisten für den Umzug in die große Stadt.


Begründung:
Es gibt Filme, die sind leise, aber sie wirken lange nach. Die weiten den Blick, einfach, indem sie einladen genau hinzuschauen. Sie kommen ohne Budenzauber aus, weil sie den Gegenstand ihrer Betrachtung ernst nehmen, ihm Würde verleihen. Solche Filme haben die Kraft Empathie zu erzeugen.

Wir lernen eine Figur kennen, in der sich verschiedene Welten überlagern – hinreißend verkörpert von Tucké Royale, der das magnetische Zentrum des Films ist. Wir glauben ihm alles – den gierigen gay sex, die brandenburger Dorfkindheit, die Sehnsucht nach der queeren Wahlfamilie in Berlin. Und wir könnten ihm stundenlang zuschauen.

Die Zärtlichkeit liegt im Detail – der Kleinwagen mit dem Stonewall-Schriftzug, die Nietenjacke mit dem Aufdruck „Mutant Hero", der Gleitgelfleck auf dem Bettlaken.

Die durchweg wunderbar besetzten und inszenierten Nebenfiguren dürfen atmen – in Szenen, die das Geschehen auf der Leinwand nicht für eine Dramaturgie funktionalisieren, sondern Bedeutungsüberschuss zulassen. Existenzielles, Banales und Pragmatisches versammelt sich beim Holunderblütenzupfen. Das ist sie, die neue Selbstverständlichkeit. Mehr davon!


PREIS FÜR DEN GESELLSCHAFTLICH RELEVANTEN FILM
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis geht an den Autor und Hauptdarsteller Tucké Royale für Buch und Schauspiel im Film "NEUBAU", einer queeren Geschichte aus der Uckermark.

Der Preis wird von der Max-Ophüls-Preis-Jury an einen Spielfilm aus dem Wettbewerb vergeben, der durch einen unkonventionellen Zugang zu einem gesellschaftsrelevanten Thema auf sich aufmerksam macht. In der Vergabe des Preises ist die Jury frei, sie kann den Preis dem/der Autor*in, dem/der Produzent*in oder dem/der Regisseur*in des ausgezeichneten Films zusprechen.

Begründung:
Ein Transmann in der Uckermark träumt von einer Wahlfamilie in Berlin, während seine demente Großmutter langsam stirbt. Das, was man als hermetischen Film über ein Nischenthema hätte inszenieren können, wird ein barrierefreies Fenster in eine ambivalente Welt voll hybrider Identitäten und brüchiger Lebensrealitäten.

„Wenn ich sterbe ... sagst du's mir?" fragt die Großmutter, die regelmäßig im Wald wieder eingesammelt werden muss, ihre Lebensgefährtin. Ein Auto-Konvoi von queeren Zauberwesen zieht wie eine Fata Morgana über die Landstraßen. Ein Mann masturbiert im Sonnenuntergang an einen Heuballen gelehnt. Das Kunststück: Es ist kein Kitsch. Kein Themenfilm nämlich, sondern einer, der sagt: So ist das Leben. Sehnsucht, Einsamkeit, Warten.

Wir wünschen diesem berührenden Film und seinen wichtigen Sujets eine breite öffentliche Aufmerksamkeit, die er mit Leichtigkeit und Tiefe tragen kann.


BESTE REGIE (Filmpreis des Saarländischen Ministerpräsidenten)
Der mit 5.500 Euro dotierte Preis geht an Johanna Moder (Österreich) für "WAREN EINMAL REVOLUZZER"

Synopsis:
Nach dem Hilferuf eines russischen Freundes aus Studentenzeiten ergreifen zwei befreundete Wiener Paare, moderne urbane Enddreißiger, kurzentschlossen die verlockende Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich was tun. Doch was die Wiener als Abenteuer begreifen, bedroht rasch das Gefüge der alten Freundschaft und der Beziehungen zueinander. Vor allem weil Hilfe sehr unterschiedlich definiert werden kann, und auch, weil sich die Hilfsbedürftigen anders verhalten als die Helfenden das gerne hätten.

Tragikomödie aus Österreich mit Julia Jentsch, Marcel Mohab, Manuel Rubey und Aenne Schwarz.


Begründung:
Ein hochkarätiges Ensemble kann Fluch und Segen sein für eine junge Regisseurin. Schön, es zu haben, aber man muss seiner auch Herr werden. Die von uns ausgewählte Regisseurin hat uns nicht nur durch ihr hochintelligentes und relevantes Drehbuch überzeugt, sondern dieses auch mit ihrer unverwechselbaren Handschrift virtuos zum Leben erweckt. Mit entwaffnendem Humor, zärtlich und schonungslos führt sie uns vor Augen, wie unsere Gesellschaft Wohltätigkeit predigt, ohne aber die eigene Komfortzone zu verlassen. Wir fühlen uns ertappt, denn wir helfen alle gerne, aber bitte nicht im eigenen Wohnzimmer. Die Soziologie hat sogar einen Namen für dieses Phänomen: NIMBYs (Not in my backyard). Da hilft nur eins: Verdrängen, verdrängen, verdrängen.


BESTER SCHAUSPIELNACHWUCHS
Der Preis 1. geht an Maresi Riegner für die Tragikomödie "IRGENDWANN IST AUCH MAL GUT" (von Christian Werner).

Für herausragende Leistungen im Bereich Schauspiel spricht die Festivalleitung zusammen mit dem Künstlerischen Leiter die Nominierungen aus. Die Jury Wettbewerb Spielfilm kürt daraus zwei Gewinner*innen und darf in der Berücksichtigung von Haupt- und Nebenrollen frei entscheiden. Das Preisgeld beträgt jeweils 3.000 Euro.

Synopsis:
Bei Bestatter Karsten läuft es momentan nicht so gut. Und ausgerechnet beim Weihnachtsessen eröffnen ihm seine Eltern, dass sie gemeinsam Selbstmord begehen wollen. In fünf Tagen. Eigentlich an den Tod gewöhnt, versucht er alles, um die geliebte Mutter Marion und den an Parkinson erkrankten Vater Theodor von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch der Konflikt um den selbstbestimmten Tod reißt alte Wunden auf – und als Karstens eigene Gesundheit sich rapide verschlechtert, ist nicht mehr klar, wer hier gerettet werden muss.


Begründung:
Sie hat es geschafft, neben renommierten Hauptdarstellern die Aufmerksamkeit auf ihre Rolle zu ziehen und dem Film eine besondere Farbe zu geben. Wie sie im satirischen Kontext ihre Natürlichkeit bewahrt, macht uns neugierig darauf, sie auch in anderen Genres brillieren zu sehen.


Der Preis 2. geht an Mehdi Meskar für "NUR EIN AUGENBLICK" (von Randa Chahoud).

Synopsis:
Der junge Syrer Karim und seine schwangere Freundin Lilly leben in Hamburg ein sorgenfreies Studentenleben. Als Karims geliebter Bruder Yassir in Syrien in ein Foltergefängnis verschleppt wird und Karim beschließt, Yassir aus dem Kriegsgebiet zu retten, bleibt Lilly besorgt und zunehmend verzweifelt zurück. Ein Teufelskreis der Gewalt beginnt ”¦


Begründung:
Auch wenn er als verletzlicher Antiheld in diesem Film nicht seine ganze Bandbreite zeigen konnte, sehen wir in ihm das Versprechen auf interessante Facetten moderner Männlichkeit.

Eine fromme Bitte: Verlass dich nicht auf deine Posterboyqualitäten, sondern suche die Ecken und Kanten in deinen Rollen. Wir wissen, dass du es kannst!


PREIS DER JUGENDJURY
Auch der mit 2.500 Euro dotierte Preis der Jugendjury geht an die deutsch-syrische Regisseurin Randa Chahoud für ihren Film "NUR EIN AUGENBLICK".

Begründung:
„Fuck. Passiert das gerade wirklich?" - diese Frage haben wir uns gestellt. Der Film betrifft uns – und hat uns deshalb betroffen gemacht. Bedrückt. Herzrasen verursacht. Das anfangs so idyllische Leben nimmt für die Hauptfigur eine drastische Wendung, reißt sie aus ihrem Alltag und verändert sie für immer. Eine packende Inszenierung und eine lebhafte Kameraführung, die eng am Protagonisten bleibt, nehmen uns an die Hand und lassen uns erschreckend nah am Geschehen teilhaben. Es geht um Freiheit, Liebe und Heimat. Um einen Menschen, der einiges zu verlieren hat – und alles riskiert.


PUBLIKUMSPREIS SPIELFILM
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis geht an den Film "EIN BISSCHEN BLEIBEN WIR NOCH" von Arash T. Riahi (Iran).

Synopsis:
Die Geschwister Oskar und Lilli werden von ihrer psychisch labilen Mutter getrennt und landen bei zwei unterschiedlichen Pflegefamilien. Die Hoffnung der Kinder, einander und ihre Mutter wieder zu sehen, ist gekennzeichnet von der unbändigen Kraft der Liebe zueinander, die jede bürokratische Hürde mit Leidenschaft und Phantasie zu entwaffnen versucht.


FRITZ-RAFF-DREHBUCHPREIS
Der mit 13.000 Euro dotierten Preis geht an Iliana Estañol und Johanna Lietha für "LOVECUT" (Schweiz, Österreich).

Synopsis:
Der Episodenfilm „Lovecut“ begleitet das Liebes-, Sex- und Beziehungsleben von sechs Jugendlichen aus Wien, die auf ihre je eigene Weise versuchen, mit ihren Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten umzugehen. Dabei muss jeder von ihnen feststellen, dass die unendliche Freiheit der digitalisierten Gesellschaft sie nicht vor der Frage nach der eigenen Identität bewahrt.


Begründung:
Das Drehbuch glaubt an die Jugend. An ihre Kraft aus sich selbst heraus, erwachsen zu werden.

Es ist ein genaues Drehbuch. Voller Humor. Es wurde geschrieben mit Sorgfalt für die szenische Stimmigkeit und mit Lust an der Recherche. Zauberhaft lebendig portraitiert es sechs Figuren, so unterschiedlich, so eigenständig, so eigensinnig. So liebenswert.


PREIS DER ÖKUMENISCHEN JURY
Der mit 2.500 Euro dotierte Preis geht an den DFFB Film "JIYAN" von Süheyla Schwenk (kurdisch).

Hier der Trailer:



Synopsis:
Die hochschwangere Hayat hat ihre Heimat Syrien verlassen. Gemeinsam mit ihrem Mann Harun wohnt sie in Berlin bei dessen Onkel, der ihnen mit den Asylanträgen hilft. Seine Frau hingegen kann ihre Abneigung gegenüber Hayat, die kurdische Wurzeln hat, nicht verbergen. Hayats Alltag wird zum Spießrutenlauf. Erst als ihr Sohn das Licht der Welt erblickt und Harun einen Job findet, scheint sich alles zum Guten zu wenden – bis Harun plötzlich verschwindet.


Begründung:
Ein eindringliches Kammerspiel, das durch das Zusammenwirken von Kamera und Szenenbild noch verstärkt wird. Sowohl der Umgang mit den Vorurteilen im System Familie als auch entwürdigende gesellschaftliche Realitäten werden vor Augen geführt. Gerade die Verweigerung unnötiger größerer dramatischer Bögen zugunsten des Fokus auf die alltäglichen Sorgen und Nöte im Privaten, bringt uns die Protagonistinnen und Protagonisten als Menschen nahe.

Klug geschrieben, erzählt der Film präzise das Leben einer jungen syrisch/kurdischen Familie bei ihren Verwandten in Deutschland. Am Ende steht die Frage: Was ist ein Menschenleben wert?


BESTER DOKUMENTARFILM
Der mit 7.500 Euro dotierte Preis geht an "REGELN AM BAND, BEI HOHER GESCHWINDIGKEIT" von Yulia Lokshina.

Synopsis:
In der westdeutschen Provinz kämpfen osteuropäische Leiharbeiter*innen des größten Schweineschlachtbetriebs des Landes ums Überleben – und Aktivist*innen, die sich für deren Rechte einsetzen, mit den Behörden. In München probt zur gleichen Zeit eine Theaterklasse ein Stück von Brecht und denkt über die deutschen Wirtschaftsstrukturen nach. Ein Film über den Zustand der Arbeit und Fragen der Moral, wo offene Landes- und Marktgrenzen für die einen Gefahr und für die andere Kapital bedeuten.


Begründung:
Feinfühlig, vom ersten Moment an fesselnd und vielschichtig öffnet der Film den Blick für ein großes Problem unserer Gesellschaft.

Dabei lenkt er in einer dramaturgisch sich verdichtenden Erzählung unsere Aufmerksamkeit behutsam auf das, was niemand sehen will: Die beklagenswerte Zeitlosigkeit des kapitalistischen Ausbeutungssystems manifestiert sich auch mitten in unserer Gesellschaft. Ohne zu predigen setzt der Film auf Beobachtung, Empathie und intellektuelle Durchdringung der Thematik. Durch seine filmische Versuchsanordnung gelingt der Regisseurin ein ganz eigener Zugang, der das Publikum aufgewühlt zurücklässt.


BESTE MUSIK IN EINEM DOKUMENTARFILM
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis geht an Antimo Sorgente für "LOST IN FACE" (von Valentin Riedl).

Synopsis:
Carlotta erkennt kein Gesicht, nicht einmal ihr eigenes. Für sie sind Gesichter keine Orte des Vertrauens, sondern graue Bastionen, die nur verängstigen und Verwirrung stiften. Mit seinem Film wandert der Neurowissenschaftler Valentin Riedl durch Carlottas Sphären voll anthropomorpher Tiere, luzider Träume und holpriger Irrwege. Auf ihrer rastlosen Reise findet Carlotta schließlich in der Kunst einen Zugang zum eigenen Gesicht und ertastet sich den Weg zurück zu ihren Mitmenschen.


Begründung:
Durch ihre eigentümliche Poesie, rau und zugleich spielerisch, beeindruckt diese behutsam eingesetzte Musik. Die Vielseitigkeit der Protagonistin spiegelt sich in der Konzentration auf den Celloklang wider, der mal ungeschönt und nah am Ohr erklingt, mal zu einem reichen Klangteppich verwoben ist. Die Musik fügt sich in die Gestaltung des Filmes ein, indem sie mit Feingefühl, Eleganz und kluger Simplizität die Schönheit der Hauptfigur zum Klingen bringt ohne dabei zu überlagern oder zu behaupten.


PUBLIKUMSPREIS DOKUMENTARFILM
Auch der mit 5.000 Euro dotierte Publikumspreis Dokumentarfilm geht an "LOST IN FACE" von Valentin Riedl.

BESTER MITTELLANGER FILM 2020
geht an den Film "LYCHEN 92" von Constanze Klaue.

PUBLIKUMSPREIS MITTELLANGER FILM
geht an den Film "MASEL TOV COCKTAIL" von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch.

BESTER KURZFILM
Der mit 5.000 Euro dotierte Kurzfilmpreis geht an den Film "DAS BESTE ORCHESTER DER WELT" von Henning Backhaus.

Begründung:
Du bist ganz klein und dein Talent ist riesig. Man traut dir nichts zu, wenn man dich sieht. Weil du anders bist. Durch dich erfahren wir auf verspielte und originelle Art und Weise, bis ins letzte Detail durchkomponiert, von struktureller Diskriminierung. Wir sehen dich - kleine Socke mit zwei Augen.


PUBLIKUMSPREIS KURZFILM
Der mit 5.000 Euro dotierte Publikumspreis Kurzfilm geht an den Film "TRADING HAPPINESS – TRAO ĐỔI HẠNH PHíšC" von Duc Ngo Ngoc (Vietnam).

Link: ffmop.de
Quelle: Noise Film PR

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