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Roland Klick feierte gestern seinen 80. Geburtstag

Das Kino WOLF in Berlin-Neukölln feiert den einflussreichen Regisseur Roland Klick mit einer Werkschau.



Eigentlich hätte der Geburtstag von Roland Klick gestern nicht im Kino WOLF bei der Wolf Gang in Berlin-Neukölln gefeiert werden sollen, sondern im historischen »Klick Kino« in Charlottenburg. Im Frühjahr 2017 war das Klick Kino in der Berliner Windscheidstraße nach 13 Jahren des Einmottens wie Phönix aus der Asche von der Kulturspedition um Christos Acrivulis und Claudia Rische ins Leben zurückgerufen worden.

Doch schon ein Jahr später flatterte - trotz erfolgreicher Wiederbelebung - erneut die Kündigung ins Haus. Ein vorübergehendes Ausweichquartier in Berlins Hoftheater für königliche Unterhaltung, dem Theater O-Tonart in der Schöneberger Kulmer Straße 20a, bescherte dem Klick Kinobetreibern jedoch keinen Erfolg. Die spontanen Film-Vorführungen des Namensgeber wurden wieder eingestellt.

Untätig war Claudia Rische von der gleichnamigen Pr-Agentur jedoch nicht. Zur geplanten Retrospektive von Roland Klick konnten die Kinos WOLF sowie das Lichtblick Kino in Prenzlauer Berg zusammen mit der Filmgalerie 451 für eine mehrtägigen Werkschau gewonnen werden.

Zur gestrigen großen Eröffnungsfeier, den 4. Juli 2019, wurde zudem im Kino Wolf die Ausstellung "Das Kino des Roland Klick" mit unveröffentlichtem Archivmaterial seiner Filme, Footage von den Dreharbeiten und einem Dokumentarfilm über Klicks Werk und Leben eröffnet. Die Ausstellung wird bis zum Ende der Retrospektive am 10. Juli 2019 zugänglich sein.

Zahlreiche Gäste, darunter Charly Wiezejewski (Hauptdarsteller "Supermarkt"), Jürgen Jürges (Kamera "White Star") und natürlich Roland Klick höchstpersönlich, feierten gestern ab 18:00 Uhr zur Eröffnung der Ausstellung im Studio 6 und den Beginn der Werkschau Roland Klicks 80. Geburtstag gebührend.

Bis zum 10. Juli 2019 zeigen sowohl das Wolf Kino als auch das Lichtblick Kino Roland Klicks preisgekrönte Filme. Mit den von der Filmgalerie 451 zur Verfügung gestellten Werken bildet die Retrospektive Klicks filmisches Schaffen ab.

Biographie Roland Klick:
Schon die ersten Kurzfilme Roland Klick’s "Weihnacht" (1962), "Ludwig" (1964) und "Zwei" (1965) wurden bereits mit Festivalpreisen ausgezeichnet. Mit seinem zweiten Langfilm "Deadlock" (1970) erlebte der deutsche Film der siebziger Jahre sein erstes Kultereignis, der Traum, auch hierzulande physisches Kino par excellence herstellen zu können, schien plötzlich erfüllbar. "Deadlock" wurde sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik ein Erfolg und Roland Klick erhielt seinen ersten Bundesfilmpreis. Den endgültigen Durchbruch schafft Klick jedoch 1973/74 mit "Supermarkt", der ebenfalls mit einem Bundesfilmpreis honoriert wurde. Seinen dritten Bundesfilmpreis erhielt Klick 1979 für den abendfüllenden Dokumentarfilm "Derby Fever USA", seinen vierten für "White Star" mit Hollywoodstar Dennis Hopper. Roland Klick zog sich danach aus dem Filmgeschäft zurück, er arbeitete an filmtheoretischen Schriften und einem Roman.


Obwohl Roland Klick mit „Deadlock“ das Filmband in Gold und den Bundesfilmpreis 1971 gewonnen hatte, brachte der Film seinem Regisseur kein Glück. Die Filmidee hatte Jahre auf Halde gelegen, weil ihn niemand finanzieren wollte. Heute gilt der Film als Klassiker. Gedreht wurde in der Wüste Negev, im umkämpften Grenzland. Eine gefährliche Idee. Die einzige Versicherung wollte ihm das israelische Militär geben, erinnerte sich Klick später. Niemand würde auf sie schießen. „Wir passen auf euch auf!“

Hier der Trailer:



Synopsis
Die Banditen Sunshine und Kid flüchten nach einem Bankraub in die Geisterstadt Deadlock in der mexikanischen Sierra. Die einzigen Bewohner sind Charles Dump und seine Tochter Jessy. Dump versucht, den Banditen ihre Beute abzujagen ... Akustisch und optisch bestechend, dramaturgisch konsequent bis zum Schluss, prägt sich einem dieser Film für immer ein.
"Deadlock" heißt ein Türschloss, das sich nur von einer Seite öffnen lässt. Der Spielort des Films ist so eine Falle, aus der es kein Entrinnen gibt. Nach klassischer Dramaturgie wandert der Geldkoffer der demolierten Gangster von einem zum anderen, unterstützt von dem schier Beckett'schen Unvermögen der Galgenvögel, den jeweiligen Besitzer umzulegen.
Mario Adorf als rührend tollpatschiger Pechvogel, Anthony Dawson als alternder Killer und Marquard Bohm, "Schwabings Understatement-Ungeheuer", als verletzter Gangster schleichen zu dem psychedelischem Soundtrack der Avantgarde-Rockband Can um die Beute wie die Katzen um den heißen Brei.


Roland Klick war kein Draufgänger wie Werner Herzog, der sich in seinen Filmen todesmutig der Gewalt der Natur und des Menschen auslieferte. Er suchte vielmehr etwas, was ihm im deutschen Film abhandengekommen war: Wahrhaftigkeit. Darum blickte er in dem morbiden Familiendrama „Bübchen“ aus dem Schlüsseljahr ’68 in die Abgründe des bundesdeutschen Kleinbürgertums. Darum lebte er vier Jahre lang mit einem obdachlosen Jugendlichen in einer WG, schreibt der Tagesspiegel, bevor er seinen besten Film „Supermarkt“ (1973) machte: eine grandiose Mischung aus Milieustudie und Actionfilm, mit dem späteren Hollywood-Kameramann Jost Vacano ("Das Boot", "Robocop").

Hier der Trailer:



Synopsis:
Willi ist 18 und lebt auf der Straße. Ohne Orientierung lässt er sich durch Hamburg treiben, immer auf dem Sprung. Er begegnet Menschen wie dem Journalisten Frank, der ihm helfen möchte, oder dem schmierigen Kleinganoven Theo, der ihn auf den Strich schicken will. Als Willi die Prostituierte Monika trifft, der es noch schlechter geht als ihm, will er mit ihr durchbrennen. Ein großer Coup soll für das dafür nötige Kleingeld sorgen.


80 Jahre Roland Klick – Retrospektive

4. Juli bis zum 10. Juli 2019
Wolf Kino, Weserstraße 59, 12045 Berlin
Lichtblick-Kino, Kastanienallee 77, 10435 Berlin

Programm Wolf

Do 04.07.2019 Wolf
Eröffnung und Geburtstagsfeier zu Ehren Roland Klicks
ab 18 Uhr Ausstellungseröffnung “Das Kino des Roland Klick”
19:30 Uhr Kurzfilm: Ludwig
21 Uhr Film: Supermarkt
anschließend Q&A mit Roland Klick und dem Hauptdarsteller Charly Wierzejewski

Fr 05.07.2019 Wolf
anschließend Q&A mit Kameramann Jürgen Jürges
18-20 Uhr Ausstellung: “Das Kino des Roland Klick” im Studio 6
19:30 Kurzfilm: Zwei
21 Uhr Film: White Star

Sa 06.07.2019 Wolf
18-20 Uhr Ausstellung: “Das Kino des Roland Klick” im Studio 6
19:30 Kurzfilm: Jimmy Orpheus
21 Uhr Film: Bübchen

So 07.07.2019 Wolf
18-20 Uhr Ausstellung: “Das Kino des Roland Klick” im Studio 6
19:30 Kurzfilm: Weihnacht
21 Uhr Film: Deadlock

Programm Lichtblick-Kino

Sa 06.07.2019 Lichtblick-Kino
18:00 Film: Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter
in Anwesenheit der Regisseurin Sandra Prechtel
20:00 Film: Deadlock
in Anwesenheit des Regisseurs Roland Klick
22:00 Film: White Star (eng OV)
in Anwesenheit des Kameramannes Jürgen Jürges

So 07.07. Lichtblick-Kino
18:30 Film: Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter
20:30 Film: Schluckauf
in Anwesenheit der Darstellerin Irene Fieldeisen (angefragt)
22:00 Film: Supermarkt

Mo 08.07. Lichtblick-Kino
20:30 Film: Bübchen; Vorfilm: Ludwig
22:15 Film: Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter

Di 09.07. Lichtblick-Kino
19:00 Film: Lieb Vaterland magst ruhig sein
20:30 Film: Supermarkt

Mi 10.07. Lichtblick-Kino
19:00 Film: Roland Klick – The Heart is a Hungry Hunter
20:30 Film: White Star (eng OV)
22:00 Film: Deadlock

Links: wolfberlin.org | www.lichtblick-kino.org
Quellen: Rische & Co. Pr | IMDb | Tagesspiegel




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