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Neueste Filmkritiken im Mai 2019, Teil 4

Nach der Einverleibung von Fox wurde Disney Hauptanteilseigner beim US-Streaming-Dienst Hulu und belegt nicht nur die vordersten Plätze auf den Leinwänden, sondern vielleicht bald auch im VoD-Abruf.



Nach dem sensationellen Disney-Erfolg mit dem Marvel-Epos "Avengers 4: Endgame", folgt jetzt Disneys nächster Coup mit dem Familien-Fantasy-Abenteuer "Aladdin", das ebenfalls zum Senkrechtstarter wurde und am Wochenende den ersten Platz der deutschen Kinocharts eroberte.

Einzig Paramounts "Rocketman" könnte den Erfolg ein wenig schmälern, denn das Musik-Biopic über Elton John startet noch vor Monatsende und wurde wieder unter der Regie von Dexter Fletcher gedreht, der bereits mit "Bohemian Rhapsody" über den verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury einen grandiosen Film im Kino landete und obendrein den SAG Award für den besten Schauspieler zum Jahresbeginn einheimste.

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"ALADDIN" Fantasy-Abenteuer von Guy Ritchie (USA). Mit Will Smith, Mena Massoud, Naomi Scott u.a. seit 23. Mai 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Unsere Filmkritik:

Mit "ALADDIN" holt Disney nach "THE JUNGLE BOOK" (2016) einen weiteren seiner heißgeliebten Animationsfilm-Klassiker in einer zeitgemäßen Live-Action-Fassung auf die große Leinwand zurück und erzählt die packende Geschichte des charmanten Straßenjungen Aladdin, der beherzten Prinzessin Jasmin und des Flaschengeists, der sich als der Schlüssel zu ihrer Zukunft erweisen könnte, komplett neu.

Disney macht derzeit alles richtig, um Erfolg zu haben. Nach zahlreichen Übernahmen wird im Haus Disney fein säuberlich sortiert. Während familientaugliche Filme unter eigenem Label laufen, kommen härtere Streifen wie ein weiterer "TERMINATOR" mit Arnold Schwarzenegger unter dem Label von Twentieth Century Fox im Herbst in die Kinos. Auch Marvel, Pixar und Lucas Film werden unter dem jeweiligen eigenem Label vermarktet, um klare Trennlinien zu schaffen.

Sogar im eigenen Haus geht man jetzt mit der Zeit, wendet die digitalen, technischen Mittel aber im Gegensatz zu den Marvel Filmen behutsamer an und schafft dennoch opulente Realfilm-Remakes wie jüngst bei "MARY POPPIN'S RÜCKKEHR" oder bei "THE JUNGLE BOOK" nach dem gleichnamigen Disney-Zeichentrickmusical aus dem Jahr 1967, diesmal aber mit digitalen, echt aussehenden Tieren als Protagonisten.

Sensationell gelungen ist auch die Animation des Flaschengeistes in "ALADDIN" den Will Smith sehr charmant spielt. Eine Figur, die zum Teil real ist und zur Hälfte animiert wurde. Der Trailer ist bewusst kurz geschnitten, um nicht zu viel vorweg zu nehmen. Wir haben uns jedenfalls köstlich über die zahlreichen innovativen Einfälle amüsiert.

Auch die Filmbewertungsstelle (FBW) lobt den Film und vergibt das Prädikat "besonders wertvoll" für die magische ALADDIN-Realverfilmung von Disneys Animationsfilm-Klassiker aus dem Jahr 1992.

Der Film beeindruckt durch seine mitreißende Mischung aus Fantasy, Abenteuer, Musik und Magie. Erzählt wird die Geschichte des Straßendiebs Aladdin, der eines Tages die wunderschöne Prinzessin Jasmin trifft, die er unbedingt erobern will. Da macht ihm der gerissene Hofmarschall Dschaffar einen Vorschlag. Aladdin soll für ihn eine magische Lampe aus einem Berg befreien und im Gegenzug verschafft ihm Dschaffar Reichtum und Macht. Doch als Aladdin die Lampe findet, denkt der Dschinni, der aus der Lampe schlüpft, Aladdin sei sein neuer Meister. Und er gewährt ihm drei Wünsche.

Die Jury der FBW schreibt: "Bei ALADDIN ist die Live-Action-Fassungen des Disney-Zeichentrickklassiker besonders gut gelungen. Guy Ritchie führt mit dem Tempo und Witz Regie. Wie bei dem Vorbild sind auch hier Songs und Tanznummern eingestreut, die wie kleine Ruhepausen bei der aktionsreichen Handlung wirken, und hier oft im Stil von Bollywood-Showeinlagen choreografiert sind. Mena Massoud als Aladdin und Naomi Scott als Jasmin sind frische, sympathische Darsteller, und bei der Gestaltung der tierischen Sidekicks fällt besonders auf, wie täuschend lebensecht die Computeranimation bei ALADDIN ist und beim Auftritt des Flaschengeists Dschinni schaltet der Film auf ein noch höheres Energielevel. Will Smith spielt ihn mit der Frechheit und dem Selbstbewusstsein eines Komikers, und hier passt diese Attitüde perfekt zu der Figur, die alle Wünsche erfüllen und sich in jede denkbare Gestalt verwandeln kann, sodass der Film immer dann, wenn er auftaucht, zu einem Strudel von fantastischen, komischen, und voller orientalischem Prunk ausgeführten Fantasmagorien wird. Hier wird tricktechnisch aus dem Vollen geschöpft, aber das Drehbuch ist so gut, dass die großartigen Effekte nie zum Selbstzweck werden, sondern stattdessen der Geschichte immer noch einen neuen Dreh geben."

Ein besseres Kompliment können auch wir dem Film nicht verpassen.

W.F.


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"ALL MY LOVING" Drama von Edward Berger (Deutschland). Mit Lars Eidinger, Nele Mueller-Stöfen, Hans Löw u.a. 23. Mai 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Genussvoll ist das Treffen zum gemeinsamen Abendessen der drei Geschwister, Julia, Stefan und Tobias, nicht. Alle drei hadern mit ihrem Schicksal.

Julia (Nele Mueller-Stöfen) muss schnell wieder weg, weil ihr Hund im Auto wartet. Sie berichtet kurz, dass sie mit ihrem Mann ein verlängertes Wochenende in Turin verbringen will. Sie ist heilfroh , als Stefan (Lars Eidinger) ihr anbietet, sich in der Zeit um Hund Rocco zu kümmern. Mit am Tisch Tobias (Hans Löw), der Jüngste, Vater von drei Kindern, Hausmann und Langzeitstudent.

Stefan hat es arg erwischt. Ein Gehörleiden zwingt ihn dazu, auf dem Boden zu bleiben. Seit drei Monaten ist das schon so. Sein Arzt rät ihm zu einer Umschulung. Egal, in seiner Pilotenuniform zieht er nachts von einer Hotelbar in die andere, auf der Suche nach sexuellen Abenteuern. Seinen Freunden verschweigt er sein Handikap. Fast zwanghaft kurvt der Bonvivant in seinem Porsche von Bar zu Bar, bemüht seine Verzweiflung zu verbergen.

Julia, die ihrer Ehe in Turin neuen Schwung verleihen will, kümmert sich mehr um einen, vom Auto angefahrenen Straßenhund, als um ihren Mann Christian (Godehard Giese). Obwohl verboten, nimmt sie das Tier mit ins Hotel. Ihr Mann ist genervt.

Tobias, der zu seinen Eltern gefahren ist, um sich nebenbei um seinen kranken, halsstarrigen Vater zu kümmern, der sich weigert in ein Krankenhaus zu gehen, muss sich die kränkenden Bemerkungen seines Vaters (Manfred Zapatka) anhören, der ihn für einen Versager hält. Eigentlich wollte er etwas Zeit finden, um seine Diplomarbeit endlich fertigzustellen. Dauernd klingelt sein Handy, seine Frau ist total überfordert mit den drei Kindern. Sie braucht Rat.

Edward Berger, dessen Film "JACK" unvergessen ist, begleitet die drei Geschwister für einige Tage. Mit feinem Gespür blickt er hinter die Fassade der drei Geschwister, zeigt ihre Verirrungen und Verletzungen, die sie so handeln lassen, wie sie es vordergründig tun. Alle drei verbindet das Drama der Flucht in eine Lebenslüge, dargestellt von drei großartigen Protagonisten. Auch die Nebenrollen sind bestens besetzt.

Ulrike Schirm

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"ROCKETMAN" Musik-Biopic von Dexter Fletcher (Großbritannien). Mit Taron Egerton, Jamie Bell, Richard Madden u.a. ab 30. Mai 2019 im Kino. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Während einer Therapiesitzung der Anonymen Alkoholiker reißt eine schrille Gestalt in einem knallroten Kostüm mit Teufelshörnern und Engelsflügeln die Tür auf und verkündet: „Ich bin ein Alkoholiker, drogenabhängig, sexsüchtig und kaufsüchtig“. Es ist Elton John, der nach einem Konzert dorthin flüchtete.

So beginnt das, von Dexter Fletcher („Bohemian Rhapsody") gedrehte Rockmusical über das Leben und seinen kometenhaften Aufstieg von Reginald Kenneth Dwight, bekannt unter dem Künstlernamen Elton John.

In der Mitte der 1960-Jahre lebt der unscheinbare Reginald mit seinen Eltern in einem Vorort von London. Er litt sehr unter dem lieblosen Verhalten seines Vaters. Schon früh entwickelte er ein Talent am heimischen Klavier. Das aus dem traurigen Jungen Reggie der Megastar Elton John wurde, konnte niemand ahnen. Egal wie erfolgreich er wurde, in ihm steckte eine einsame Seele.

„Rocketman“ konzentriert sich auf die frühen Jahre von Elton John, mit Wucht gespielt und gesungen von Taron Egerton. Seine Kostüme werden von Auftritt zu Auftritt immer exzentrischer. Es gibt Szenen, in denen Egerton ihm zum Verwechseln ähnlich sieht.

Seine erste große Liebe war John Reid (Richard Madden), sein späterer Manager, von dem er bitter enttäuscht wurde. Die schwule Sexszene zwischen den beiden, ist wohl die erste in einer großen Studio-Produktion.

Einen wahren Freund fand er in seinem Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell), der immer an seiner Seite war und den er später Bruder nennt.

Nur selten beschreiben Biopics ein ganzes Leben. Man kann einfach nicht alle Facetten einer Persönlichkeit gerecht werden. Fletcher konzentriert sich auf die wichtigsten Stationen in Eltons Karriere. Schade ist, dass die Ehe mit der Deutschen Renate Blauel nur kurz erwähnt wird.

Es sind die Musikeinlagen, Hits wie „Your Song“, „I´m still Standing“, Crocodile Rock“, eingebaut in mitreißenden Tanzszenen, ein Gemisch aus biografischer Realität und Popspektakel.

Verrückte Brillen, glitzernde Kostüme und Songs for ever, dargeboten von einem exzentrischen Paradiesvogel, der es verstand seinen traurigen Gemütszustand hinter all dem Glamour zu verbergen. „I don´t live my life in black and white“.

Ulrike Schirm




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