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Verbände fordern mehr Förderung für Film und Games

Zehn Verbände fordern konsistente Förderung aller audiovisueller Medien.



Beim diesjährigen Produzententag der Produzentenallianz, der zum Auftakt der 67. Berlinale am 09. Februar 2017 stattfand, versprach Kulturstaatministerin Monika Grütters zur allgemeinen Überraschung eine signifikante Erhöhung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) von bisher 50 Mill. € auf insgesamt 75 Mill. €, wie wir anlässlich einer Studie des Bundesministerium für Wirtschaft und Industrie (BMWi) über die Filmindustrie in Deutschland als Ergänzung am 18. Februar 2017 berichteten.

Trotz der großen Freude über die unerwartete Kulturförderung, sind die Maßnahmen zur Förderung der deutschen Filmindustrie eher ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, dass der Filmindustrie in London durch steuerliche Anreize weitaus mehr Mittel zur Verfügung stehen. Auch die tschechische Filmindustrie in Prag kann durch Dumpingpreise und mit dennoch guter Qualität mehr ausländische Produktionen anlocken als Babelsberg. Nur bei dem von uns gestern besprochenen Horror-Thriller „A Cure for Wellness“ hatte Babelsberg ausnahmsweise mal die Nase vorn. Dafür mussten die Kulissenbauer des Studios Babelsberg aber auch drei Häuser der verfallenen ehemaligen Beelitzer Lungenheilanstalt in Potsdam-Mittelmark film- und denkmalgerecht sanieren. Dabei seien unter anderem fast 1000 Kubikmeter Schutt entsorgt, die Fassaden neu gestrichen, 350 Fenster ausgetauscht und der Fliesenfußboden einer Kapelle erneuert worden.

Zu den Kosten äußerte man sich nicht. Bekannt ist aber, dass die ehemaligen Beelitz-Heilstätten neu belebt werden sollen, so ist im Quadrant D auf 6200 Quadratmetern Nutzfläche ein „Creative Village“ geplant, bestehend aus 46 Ateliers für kreative Menschen. Die einstige Tuberkulose-Klinik mit ihrer finsteren Vergangenheit soll mit der Umsetzung dieser und weiterer Pläne eine neue Zukunft erhalten. Besucher können schon jetzt auf einem Baumpfad in 25 Metern Höhe über die teils restaurierten Häuser wandeln.

Studio Babelsberg konnte dagegen dieser Tage eine langfristige Kooperation mit dem chinesischen Wuxi Filmstudio verkünden. Die Kooperation hat zum Ziel, deutsch-chinesische Koproduktionen umzusetzen und personelles und filmtechnisches Know-how auszutauschen. Diesbezüglich ist der Aufbau eines gemeinsamen Production Services (Produktionsdienstleistungsangebot) auf internationalem Niveau geplant, da man sich nicht mehr ausschließlich auf Projekte verlassen kann, die mit dem DFFF gefördert werden.

Dr. Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzender Studio Babelsberg: “Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit. Die modernen Filmstudios in Wuxi bieten hervorragende Bedingungen. Studio Babelsberg wird seine Kompetenzen im Bereich Production Services und der Realisierung internationaler Filmproduktionen in die Kooperation mit einbringen.“

Die Studios wollen in den Bereichen Produktion und Vertrieb eine langfristige Kooperation eingehen. Die Zusammenarbeit hat zum Ziel die Internationalisierung des Wuxi Studios voranzutreiben und Studio Babelsberg Zugriff auf den chinesischen Filmmarkt zu eröffnen. 

Das Wuxi Studio ist auf dem chinesischen Markt sehr etabliert und hat eine große Anzahl von chinesischen und internationalen Produktionen realisiert. Die Kompetenzschwerpunkte des Wuxi Studios umfassen digitale Filmtechnologien, Postproduktion, die Weiterentwicklung neuer Technologien, Produktionsdienstleistungen und Finanzierung.



Im Hinblick auf die Bundestagswahl bringen sich die Kreativbranchen in Deutschland mittlerweile gemeinsam in Stellung, auch wenn Kulturstaatministerin Monika Grütters im Falle eines Sieges der CDU eine weitere Aufstockung des DFFF angedeutet hat. So haben sich jetzt zahlreiche Verbände einer Forderung nach einer deutlich besseren Unterstützung der audiovisuellen Kreativbranche angeschlossen, die unter der Federführung eines Arbeitskreises der Produzentenallianz aufgestellt wurde.

Felix Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), unterstützt die Forderung und sagt: "Wir müssen das überholte Fördersystem Deutschlands schnellstmöglich durch eine konsistente Förderung aller audiovisueller Medien ersetzen."

"Der Arbeitskreis 'Anreizsysteme für audiovisuelle Produktionen' fordert die Parteien im Vorfeld der Bundestagswahl auf, eine deutliche Stärkung der Förderung der audiovisual creative industries auf die politische Agenda zu setzen. Es gilt, neue Anreiz-Mechanismen zu schaffen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit gerade der audiovisuellen Industrien (Film, High-End TV-Serie, Animation und VFX, Dokumentarfilm, Games, VR) in Deutschland angesichts hochwirksamer steuerlicher Fördersysteme in einer Vielzahl anderer Länder wiederherzustellen", heißt es in der Forderung.

Und weiter: "Hierzu ist die derzeit eher punktuell ansetzende Filmförderung des Bundes zu einer in sich konsistenten Förderung der gesamten audiovisuellen Produktionswirtschaft auszubauen, um dadurch Deutschland für alle Genres des audiovisuellen Schaffens wieder als international wettbewerbsfähigen und innovationsfähigen Produktionsort zu etablieren, Arbeitsplätze in der Produktionswirtschaft zu schaffen und zu sichern und damit die Grundlage für eine wirtschaftlich tragfähige Bewegtbildindustrie zu legen."

Insgesamt zehn Verbände haben sich der Erklärung angeschlossen: Allianz Deutscher Produzenten - Film & Fernsehen (Produzentenallianz), Berufsverband Kinematografie - BVK, Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware - BIU, Bundesverband Schauspiel - BFFS, Interessenverband Deutscher Schauspieler - IDS, Spitzenorganisation der Filmwirtschaft - SPIO, Verband Deutscher Drehbuchautoren - VDD, Verband Deutscher Filmproduzenten - VDFP, Verband Technischer Betriebe für Film & Fernsehen - VTFF und Young Producers' Association - YPA.

Ungewöhnlich ist die Beteiligung des Spieleverbands BIU. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Erklärung von den Filmverbänden und der Spielebranche gemeinsam unterstützt wird.

"International haben die wichtigsten Standorte mittlerweile hochwirksame Förderungen für Games und andere audiovisuelle Medien etabliert. Deutschland hat diese Entwicklungen verschlafen und büßt nun zunehmend seine Wettbewerbsfähigkeit als international wichtiger Produktionsstandort ein", sagt Felix Falk, Geschäftsführer des BIU und ergänzt: "Unser Vorschlag einer steuerlichen Games-Förderung stellt hierbei eine Möglichkeit dar, wie eine transparente und verlässliche Medienförderung in Deutschland gestaltet werden kann."

Quellen: GamesMarkt.de | Life PR | Focus

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