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Kein gutes Kinojahr 2016 - immer weniger Kinobesucher

Vor allem kulturelle Topfilme floppen leider an der Kinokasse - Hollywoods Mainstream Kino mit zahlreichen Sequels ist dagegen etwas erfolgreicher.



Immer weniger Leute gehen hierzulande ins Kino. Auch deutsche Filme fanden 2016 weniger Zuschauer als zuvor - trotz der kulturellen Erfolge von Werken wie "Toni Erdmann" und einer Produktionsschwemme wie nie zuvor mit 256 deutschen Filmen, die im letzten Jahr ein Kinostart hatten. Ein Viertel mehr Filmproduktionen am Start und trotzdem ein Umsatz-Rückgang um ein Drittel: Die erste Bilanz des deutschen Kinojahrs 2016 fällt ernüchternd bis erschreckend aus, schreibt der Tagesspiegel. Als mögliche Gründe werde u.a. das schlechte 3D-Geschäft genannt. Die Filmförderanstalt (FFA) bilanziert einen Besucherrückgang um 12,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Deutsche Filme auf Festivals in Cannes, Berlin und Sundance und je eine Nominierung für „Toni Erdmann“ bei den »Golden Globes« und den »Oscars« geben zwar leichte Hoffnungen auf ein internationales Comeback des Deutschen Films - wirtschaftlich war 2016 jedoch ein gewaltiger Flop für die hiesige Branche. Nur 22,3 Millionen Besucher sahen deutsche Filme. Ihr Marktanteil beträgt gerade mal 19,3 Prozent mit einem Umsatz von 164 Millionen Euro. Auch insgesamt wurde die Umsatzmilliarde in den deutschen Kinos im Gegensatz zum Vorjahr knapp verfehlt. 115.836.250 Besucher sorgten in den deutschen Kinos für ein Einspiel von 993.764.483 Euro. Insgesamt liefen im letzten Jahr 1.136 Filme in den deutschen Kinos, davon 769 Neustarts. Umsatzstärkster Film des Jahres war ein Titel, der bereits Ende 2015 startete: "Star Wars: Das Erwachen der Macht" spielte 2016 noch 36.167.657 Euro ein, gefolgt von “Rogue One: A Star Wars Story” mit mittlerweile mehr als drei Millionen Besuchern, auch wenn mit "Passengers" die Wachablösung schon im Anflug ist.

Dennoch wollen wir uns nicht von den negativen Zahlen entmutigen lassen und werden im neuen Jahr weiterhin unsere Kinotipps verbreiten und auch über alles andere aus der Berliner Filmbranche berichten. Ulrike Schirm hat sich zwei weitere der so beliebten Weltraumabenteuer angesehen, die zum Jahresende bzw. Jahresanfang in unseren Kinos gestartet sind und einen ganz anderen Ansatz als die auf dem Aktion-Kino beruhende Star-Wars-Saga verfolgen. Einer davon ist sogar sehr realistisch geworden und könnte in einigen Jahrzehnten Wirklichkeit werden.

"Passengers", dieses weiter unten rezensierte Sciencefiction-Drama, ist sogar schon die neue Nummer eins im deutschen Box-Office: Nach vorläufigen ComScore/Rentrak-Zahlen erzielte der Sony-Titel zum letzten Wochenende 411.000 Zuschauer und bei 533 erfassten Kopien einen Schnitt von 771, während für die Sternenkrieger nur noch 316.000 neue Zuschauer und ein Schnitt von 452 zusammen kam.

Doch zunächst mit "ARRIVAL" zu einer etwas anderen Begegnung der besonderen Art aus den Tiefen des Weltraums von Sony Pictures. Ein Film, der schon Ende November in Deutschland angelaufen war, und in wenigen Tagen aus dem meisten Kinos wieder verschwindet, um dann auf DvD, Blu-ray und VoD erneut eine Verbreitung zu finden. Immerhin war der Film im Dezember von den 22. CRITICS’ CHOICE AWARDS für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden sowie zum besten SCI-FI-MOVIE gewählt worden.

"ARRIVAL" von Denis Villeneuve: vom 24.11.2016 - 11.01.2017 in vielen Kinos.

Zwölf riesige Raumschiffe landen an unter an unterschiedlichen Orten. Eine Schlacht beginnt”¦”¦.nein, nein ”¦.es wird nicht geballert und das ist auch gut so. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Das amerikanische Militär hält sich zurück, denn die amerikanische Regierung schickt erst einmal eine Linguistik-Professorin, die um ihre verstorbene Tochter trauert, zu den Besuchern aus dem All, um herauszufinden, mit welchen Absichten sie gekommen sind. Zusammen mit dem Mathematiker Ian Donelly (Jeremy Renner) tastet sich die junge Frau vorsichtig an das Raumschiff heran und betritt das riesige Teil. Sie soll versuchen, die Sprache der Fremdlinge zu entziffern. Professorin Banks (Amy Adams) ist fasziniert von den Lauten und eigentümlichen Schriftzeichen der Außerirdischen. Ziemlich schnell findet sie eine Möglichkeit, um mit den fremden Wesen zu kommunizieren. Während die beiden Wissenschaftler eine friedliche Verbindung herstellen, rüsten die Regierungen in anderen Ländern ihr Militär auf, da sie die Eindringlinge als eine gefährliche Bedrohung sehen. Adams spielt ihre Rolle sehr nuanciert und feinfühlig. Es geht hier Gott sei dank mal nicht um Krieg und Säbelrasseln, hier geht es hauptsächlich um Intuition und Empathie und dem Umgang mit dem Fremden, was uns oftmals Angst einflößt. Es ist schön anzusehen, wie einfühlsam Banks die fremden Schriftzeichen, die wie feine Rauchschwaden hin- und hertänzeln, entschlüsselt.

Regisseur Denis Villeneuve ("Prisoners", "Sicario") beherrscht gekonnt die Tastatur, um bei dem Zuschauer eine spannende Neugier zu wecken. Die Handlung basiert auf einer preisgekrönten Kurzgeschichte mit dem Titel „Story of your Life“, des amerikanischen Science- Fiction Autors Ted Chiang.

Eine einfühlsame Begegnung der dritten Art, philosophisch und politisch betrachtet.

Ulrike Schirm


"PASSENGERS" von Morten Tyldum: seit 05.01.2017 im Kino.

Auf das großartige und einfühlsame Science-Fiction Epos „ARRIVAL“ folgt nun mit "PASSENGERS" eine Liebesgeschichte die im „Himmel“ beginnt. Hier der Trailer:



Ulrikes Filmkritik:

Das Raumschiff  Avalon soll 5000 Passagiere zu einem neuen Heimatplaneten bringen. Alle befinden sich in einem künstlichen Tiefschlaf. Die Reise dauert 120 Jahre. So lautet der Plan. Als ein junger Mechaniker (Chris Pratt) nach nur 90 Jahren aus dem Schlaf erwacht und mutterseelenallein in dem riesigen Gefährt herumirrt, seine einzige Kontaktperson ein Roboter hinter dem Tresen einer Bar, ändert sich die Situation. Er verliebt sich in ein junges, bildhübsches Mädchen (Jennifer Lawrence) und weckt sie aus ihrem Kälteschlaf, nicht ahnend, dass er damit ihr Leben zerstört. Beide genießen ihre Zweisamkeit. Weitere 30 Jahre allein im All. Eine Kollision mit herumfliegenden Gesteinsbrocken, die zu einem Ausfall bestimmter Techniken führt, fordert von Jim und Aurora einen immensen Kraftakt zur Rettung des lädierten Koloss´. Die erste Hälfte sprüht nur so von originellen Ideen und humorvollen Momenten. Pratt und Lawrence verleihen dem einsamen Paar den nötigen Glanz. Waren doch erst Keanu Reeves und Rachel Mc Adams im Gespräch. Herausgekommen ist eine außergewöhnliche Liebesgeschichte in einer ungewöhnlichen Kulisse. Das kitschige Ende ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Mir hat es gefallen, denn Kintopp bleibt Kintopp und da hat auch der Kitsch durchaus seine Berechtigung. Zwei Liebende allein im All.

Ulrike Schirm

Quellen: Tagesspiegel | Blickpunkt:Film | ComScore | Spiegel | filmecho

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