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"Es ist Zeit" für die 40. duisburger filmwoche

40. Duisburger Filmwoche - Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms mit interessantem Programm - von der Flüchtlingskrise bis zum Schwarzgeld.



Zwischen dem 7. und 13. November 2016 starten und Deutschland und auch in unserer Heimatstadt Berlin so viele Filmfestivals meist gleichzeitig, sodass es uns schwerfällt, alle zu berücksichtigen. Wie von uns schon am 1.11.2016 erwähnt, haben die Festivals in Lübeck und Cottbus ihren in den letzten Jahren überlagerten Festivaltermin diesmal entzerrt und finden nacheinander statt. Dafür beginnt die Duisburger Filmwoche diesmal gleichzeitig mit dem Festival des osteuropäischen Films in Cottbus und dem 30. Internationalen Jubiläumsfilmfestival in Braunschweig.

Alle drei letztgenannten Filmfestivals haben eine sehr unterschiedliche Ausrichtung, sodass es keine Überschneidungen im filmischen Angebot gibt. Die Duisburger Filmwoche widmet sich dem deutschen Dokumentarfilm während in Braunschweig europäische Debüt- und Zweitfilme im Publikumswettbewerb stehen und in Cottbus neue Werke aus osteuropäischen Nachbarländer gezeigt werden. Doch dazu mehr in den folgenden Tagen.

Ein zweites Dokfestival kurz nach DOK Leipzig mag zwar verwundern, doch Leipzig hat den Internationalen Dokumentarfilm stärker im Fokus sowie einen zweiten Schwerpunkt auf Animationsfilme gelegt. Die Duisburger Filmwoche, die vom 7.-13. November 2016 stattfindet, zeigt dagegen ausschließlich neue deutschsprachige Dokumentarfilme und wird darin vom deutschen Kulturfernsehsender 3sat unterstützt, der jedes Jahr das Festival mit einem Sonderprogramm begleitet. Am 14. und 15. November 2016 präsentiert 3sat ungewöhnliche Perspektiven in drei Dokumentarfilmen von der Duisburger Filmwoche, darunter eine Erstausstrahlung. Außenseiter in den USA, Flüchtlinge auf Lampedusa, Mädchen auf dem Eis sind die Themen die 3sat zeigt.

Der diesjährige Eröffnungsfilm der 40. Duisburger Filmwoche ist auch eine Hommage an die analoge Kinotechnik. Er heißt „Cinema Futures“, und widmet sich den Kostbarkeiten belichteter Erinnerungen, die im Fortschrittsglauben an die folgenschwere Idee eines kulturellen Archives in Einsen und Nullen für immer verloren gehen können. Gedreht hat ihn der österreichische Dokumentarfilmer Michael Palm. Dazu passend heißt das Motto im 40. Jubiläumsjahr der diesjährigen Ausgabe sinnigerweise auch »Es ist Zeit«. Auch der Trailer erinnert an die »Zeit der Wende« und stammt von Thomas Heise, einem deutschen Dokumentarfilmer, Autor und Theaterregisseur aus Ost-Berlin.



Spätestens im Jahr 1990, als in Duisburg auch Produktionen aus Österreich und der Schweiz in den Wettbewerb aufgenommen wurden, ist die Filmwoche DAS Diskussionsforum für den künstlerischen Dokumentarfilm in Deutschland geworden, der leider im Kino kaum noch Unterschlupf findet und bei den Fernsehanstalten zunehmend durch viel zu kurze News-Schnipsel ersetzt wird, denn Duisburger Dokfilme sollten mindestens 30 Minuten lang sein. Auf Festivals wird dagegen diese selten gewordene Filmgattung gefeiert und mit Preisen überhäuft.

Die Qualität der Filmwoche zeigt sich auch darin, dass in Duisburg nicht nur Filme gesichtet werden, sondern dass auch über jeden einzelnen der von einer Kommission ausgewählten Filme öffentlich diskutiert wird. Ein solches Klima fördere bei den Filmemachern den Mut zum Experimentieren. Zugleich sei das Festival auch ein Publikumsereignis. Im Filmforum am Dellplatz wetteifern bei der 40. Duisburger Filmwoche 27 Arbeiten um Preise und um die Gunst eines möglichst großen Publikums. Und die Zeit spielt dabei in vielerlei Hinsicht eine entscheidende Rolle.

"Der Dokumentarfilm ist ein geeignetes Mittel, um festzuhalten und im Nachhinein aufzuzeigen, was Zeit Orten und Menschen antun kann," so Festival-Leiter Werner Ruzicka über den diesjährigen Trailer. "Heute seien dort teure Neubauten zu finden, deren Wohnungen kaum bezahlbar seien. Diese Veränderungen zur Gegenwart bleiben nur dank des Filmmaterials sichtbar. Die Zeit, sie könne auf diesem Weg nach- und festgehalten werden," erläuterte Ruzicka. "Filme müssten zudem auch fesseln können; Filmemacher dürften sich nicht damit begnügen, wichtige Themen aufzugreifen, ohne auf die Sogwirkung ihrer Filmdramaturgie zu achten."

Die Auswahlkommission der Filmwoche hat aus den 50 eingereichten Arbeiten die wichtigsten herausgefiltert und daraus ein Programm zusammengestellt. Die Flüchtlingskrise werde ebenso thematisiert wie die Schwarzkontenaffäre der Schweizer Banken, die Enteignung kambodschanischer Kleinbauern oder der Konflikt zwischen Tochter und Vater, der in Thailand eine intime Beziehung zu einer jungen Einheimischen unterhält. Alles das bietet genug Gesprächsstoff für die berühmt-berüchtigten Diskussionen zwischen Filmemachern und Publikum, die bei der Filmwoche stets direkt im Anschluss nach der Vorführung anstehen.



Einzigartig ist das Angebot von Doxs für Kinder und vor allem für Jugendliche. Im Gegensatz zu DOK Leipzig liegt der Fokus nicht auf kurzen, spaßigen Animationsfilmen, sondern bereits 15. Male auf dem anspruchsvollen Dokumentarfilm für Kinder und Jugendliche, dessen Thematiken junge Lebenswelten beschreiben und sich besonders gut für die Schulkinowochen als Diskussionsgrundlage eignen können.

Link: www.duisburger-filmwoche.de
Quellen: WAZ.de | RP-Online | Duisburger Filmwoche

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