Skip to content

"Tschick" ein intelligent gemachtes Jugendfilmprojekt

Neue Filme im Kino: Tschick, The Beatles, 24 Wochen, Der Vollposten, Snowden und Die glorreichen Sieben.



Wegen unserer ausführlichen Festivalberichterstattung sind wir leider nicht dazu gekommen, aktuelle Filmstarts der letzten Woche zu besprechen. Vor allem an "Tschick" von Fatih Akin ist uns viel gelegen, denn der Hamburger Filmemacher Hark Bohm, dessen Karriere mit dem Jugendfilm "Nordsee ist Mordsee" 1976, also vor 40 Jahren begann, hat am Drehbuch von "Tschick" mitgewirkt.

Herausgekommen ist ein Film, der den Spirit von damals auf die heutige Zeit im etwas moderneren, digitalen Filmlook überträgt. Mit von der Partie ist der damals 14-jährige Uwe aus "Nordsee ist Mordsee", den Hark Bohm adoptierte. Der mittlerweile Mitte 50-jährige Darsteller spielt den fiesen Vater des jungen ebenfalls 14-jährigen Hauptdarstellers Maik, dem Freund von "Tschick". So schließt sich der Kreis eines sehr sehenswerten Films, den nachfolgend Ulrike Schirm rezensierte. Doch zunächst der Trailer:



Gemeinsam mit Studiocanal veröffentlicht Vision Kino pädagogisches Begleitmaterial zu dem Film „Tschick“, der schon am 15. September 2016 in den deutschen Kinos anlief. Regisseur Fatih Akin bewegt sich in der filmischen Adaption des Stoffes dabei nah an der literarischen Vorlage von Wolfgang Herrndorf. Mit „Tschick“, so Vision Kino, bietet sich eine ausgezeichnete Gelegenheit für eine integrierende Unterrichtseinheit, in der Film und Buch aufeinander bezogen werden – schließlich führen die meisten Lehrpläne inzwischen Film und filmisches Erzählen als eigenständigen Unterrichtsinhalt auf. Das Filmheft richtet sich an Schüler/innen ab der siebten Klasse und knüpft an die Fächer Deutsch, Sozialkunde, Ethik, Religion, Philosophie, Kunst und Wirtschaft an. Es kann bei Vision Kino kostenfrei bestellt oder unter:

www.visionkino.de/publikationen/filmhefte/filmheft-zu-tschick/ heruntergeladen werden.  

Ulrikes Filmkritik:
Der 14-jährige Maik (Tristan Göbel) ist arg frustriert. Alle sind zu Tatjanas Geburtstag eingeladen, nur er nicht. „Es gibt keinen Grund dich einzuladen, du fällst nicht auf. Du musst auffallen“. Es ist kurz vor den Sommerferien. Seine alkoholsüchtige Mutter (Anja Schneider) muss mal wieder in die Entzugsklinik und sein Vater, dessen Firma Pleite ist, reist mit seiner Geliebten auf „Termin“. Maik, gelangweilt allein zu Haus. Doch plötzlich steht der neue Mitschüler Tschick  (Anand Batbileg), vor der Tür. Er präsentiert einen „ungefragt geliehenen, nicht geklauten“ hellblauen alten Lada Niva. Er lädt Maik ein, mit ihm in die Walachai, „irgendwo am Arsch der Welt“ zu fahren. Hauptsache die Straßen sind gerade, denn der mongolisch-russische Tschick hat keinen Führerschein. Auf geht's. Maik gibt auf seinem Smartphone den Begriff Walachai ein. Tschick reißt es ihm aus der Hand und wirft es weg.

Die beiden ungleichen Jungen düsen in der ollen Schrottkiste durch die ostdeutsche Provinz. Im blauen Auto eine Fahrt ins Blaue.

2010 erschien das Buch „Tschick“, geschrieben von Wolfgang Herrndorf, es wurde Kult, bisher zwei Millionen Mal verkauft. Eine lange Zeit war „Tschick“ das meistgespielte Stück auf deutschen Bühnen. Herrndorf war Maler und Zeichner für die Satire-Zeitschrift „Titanic“. An einem Hirntumor erkrankt, nahm er sich 2013 das Leben. Fatih Akins Verfilmung hätte er mit grosser Freude genossen, denn er war ein leidenschaftlicher Kinogänger.

Die beiden Außenseiter entwickeln auf ihrer abenteuerlichen Fahrt eine tiefe Freundschaft. Das zeigt sich besonders in dem Moment, als Tschick Maik  seine Homosexualität gesteht. Um sich und seine Seele zu schützen, verbarg er sie hinter schwulenfeindlichen Sprüchen und extra coolem Auftreten. Sein Geständnis, ein riesiger Vertrauensbeweis.

Die Ferien sind vorbei. Für Maike beginnt ein neues Leben. Das Leben, mit seiner Oberflächlichkeit ist für ihn von nun an irrelevant. Akin bleibt in seinem Film ganz nah an der Vorlage des Buches. Entstanden ist eine Komödie mit wunderbar leisen Untertönen. Die Erfahrungen, die die beiden Jungen auf ihrem Trip gemacht haben, werden sie niemals mehr vergessen.

Ulrike Schirm

++++++++++++++

Erinnerungen an die Jugend weckt vor allem bei der älteren Generation auch der Film "The BEATLES: Eight Days The Week - The Touring Years", der ebenfalls am 15.09.2016 in London im Odeon Theatre am Leicester Square in Anwesenheit von den Beatles Ringo Starr und Paul McCartney sowie auch bei uns anlief. Darin erzählt Ron Howard von den legendären Aufstiegsjahren der ikonischen, englischen Pop-Band, von ihren ersten Live-Gigs im Hamburger Star-Club und ihren Welttourneen in den 60er Jahren, die eine ganze Generation zu begeistern vermochten. Das traurige Ende der vier Pilzköpfe Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr, die durch den Mord an John Lennon auseinandergerissen wurden, wird geschickt ausgeklammert. Hier der Trailer.



Ulrikes Filmkritik:
„Wir schreiben den 9. Februar 1964. Es ist 20:12, als nach einer kurzen Werbeunterbrechung vier junge Männer aus Liverpool die Bühne der „Ed Sullivan Show“ betreten und die Musikkultur für immer verändern. 73 Millionen Menschen saßen an diesem Abend gebannt vor den Bildschirmen-das bis dahin größte Publikum in der Geschichte des Fernsehens.“

Bis zu diesem Ereignis spielten die vier Liverpooler in Clubs oder Kellern, vor kleinem Publikum.

Es war die legendäre Geburtsstunde der BEATLES. Mit einem Schlag wurden sie in Nordamerika bekannt. Kreischende Teenager, völlig außer sich, säumten von da an ihren Weg. Zwischen 1964 und 1966 gaben sie 815 Konzerte in 15 verschiedenen Ländern und 90 Städten auf der ganzen Welt. Die so genannte „Beatlemania“ war ausgebrochen.

Nach einigem Zögern ließ sich das renommierte Regietalent Ron Howard auf das Experiment eine Dokumentation über die Zeit, in der die vier Pilzköpfe auf Tour waren, ein. Berge von Archivaufnahmen mussten gesichtet und sortiert werden. Herausgekommen ist eine hoch interessante und informative Zeitreise, in der wir nicht nur die Beatles als Musiker erleben, sondern auch ganz viel über sie selbst erfahren, was man so bisher noch nicht wusste. Im August 1966 traten sie zum letzten Mal öffentlich auf. Körperlich erschöpft und ausgebrannt, konzentrierten sie sich auf die Arbeit im Studio und das Komponieren von Musik und das Schreiben von Liedtexten.

Es war Brian Epstein, ein Typ aus großbürgerlichem Haus, der die Vier zu einer Marke machte. Er sorgte dafür, dass sie die gleichen Anzüge trugen und die berühmten Chelsea Boots. Paul galt als der Niedliche, George der Schüchterne, Ringo der Freche und John der Kluge. Sie hielten zusammen wie Pech und Schwefel.

Für Fans ist dieser Film ein absolutes Muss und für die jüngere Generation eine sehenswerte Zeitreise. Statt Bieber einfach mal The Beatles.

Ulrike Schirm

++++++++++++++

Im Oktober 2016 startet in Berlin ein Italienisches Filmfestival mit neuen in Italien sehr beliebten Werken, auf das wir zu einem späteren Zeitpunkt noch näher eingehen werden. Vorab lief gestern "Der Vollposten" in unseren Kinos an, der in Italien mit mehr als zehn Millionen Kinozuschauern zum erfolgreichsten einheimischen Film aller Zeiten avancierte.

Ebenfalls gestern kam endlich "24 Wochen" in unsere Kinos, einer der deutschen Beiträge auf der letzten Berlinale, der seinerzeit für viel Aufsehen und Diskussionen sorgte.

"Snowden" von Oliver Stone über den US-Whistleblower Edward Snowden, der in Moskau untergetaucht ist, hatten wir bereits gestern anlässlich des Zurich Film Festivals ausführlich erwähnt. Auch dieser Film startete gestern bei uns in den Kinos.

Zu guter Letzt sind seit gestern "Die glorreichen Sieben" von Antoine Fuqua in unseren Kinos zu sehen, ein gut gemachtes Remake des Klassikers von John Sturges aus dem Jahre 1960. Damals war der Film prominent besetzt mit Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson und Horst Buchholz. Die Neufassung ist jedoch viel realistischer inszeniert und wird dem Original Schauplatz, einem mexikanischen Dorf, das regelmäßig von Bandoleros bedroht und ausgeraubt wird, deutlich gerechter, denn zu jener Zeit gab es nicht nur "weiße" Schießhelden wie in der alten Fassung dargestellt, sondern tatsächlich eine bunte Truppe aus Latinos sowie schießwütigen schwarzen und weißen Colt-Helden, welche die Neufassung mit schwarzen Darstellern wie Denzel Washington besser berücksichtigt.

Anzeige