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Pünktlich zur Olympiade im Kino: ZEIT FÜR LEGENDEN

Die unglaubliche Geschichte des Jesse Owens



Die Berliner sind stolz auf Ihr Olympiastadion und das Olympiabad nebenan ist trotz maroder Bausubstanz der Tribünen sogar das beliebteste Sommerbad der einstigen Insulaner, obwohl es 1936 von Hitler erbaut wurde. Vornamen wie der von Adolf sind dagegen gar nicht mehr beliebt. Dennoch locken zahlreiche Filme über den verhassten Führer immer wieder das Publikum in die Kinos. Noch unbeliebter als der Führer selbst, war sein Stellvertreter Rudolf Hess sowie Joseph Goebbels, einer der einflussreichsten Politiker während der Zeit des Nationalsozialismus und einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers, der als Reichspropagandaleiter einen wesentlichen Anteil am Aufstieg der NSDAP hatte.

In dem aktuellen Film "ZEIT FÜR LEGENDEN", der pünktlich zu den olympischen Spielen seit dem 28.07.2016 im Kino zu sehen ist, nimmt Goebbels eine Schlüsselrolle über den Fortgang der Geschichte um den legendären schwarzen Ausnahme-Athleten und vierfachen Olympiasieger Jesse Owens ein. Dennoch bleibt Goebbels verhasste Gestalt den ganzen Film über relativ blass und wenig überzeugend. Als gefürchteter Propagandaminister hätte ein Schauspieler wie Christoph Waltz dem Bösewicht wahrscheinlich mehr Überzeugungskraft verliehen. Insgesamt ist der Film dennoch - gerade für die jüngere Generation - lohnenswert anzusehen. Hier der Trailer und anschließend eine Rezension von Ulrike Schirm.



"ZEIT FÜR LEGENDEN" (Die unglaubliche Geschichte des Jesse Owens)

USA Herbst 1933. Der 20-jährige Afro-Amerikaner Jesse Owens (Stephan James) verlässt sein Elternhaus in Cincinnati, um an der renommierten Ohio State University Sport zu studieren. Der Ausnahmeathlet, ein hochbegabter Kurzstreckenläufer, 100 Meter in 9,4 Sekunden, hofft, mit dem richtigen Trainer, der ihm die nötige Technik bei bringt, weit mehr aus sich heraus zu holen. Larry Snyder (Jason Sudeikis), der aufgrund einer Verletzung seine Laufschuhe an den Nagel hängen musste, scheint der richtige Mann für Owens zu sein. Der versucht das, was ihm als Läufer versagt blieb, als knallharter Trainer aufzuholen. Leicht ist der Aufenthalt an der OhioState für Owens und den wenigen anderen Schwarzen nicht. Demütigungen und Hänseleien sind an der Tagesordnung. Snyder erkennt schnell, was für ein Ausnahmetalent vor ihm steht. Die Zeit ist knapp, Snyder wittert seine große Chance indem er alles auf eine Karte setzt, um Owens für die Olympischen Spiele in Berlin fit zu machen. Wie wir wissen, die Olympischen Propagandaspiele waren ein mieser hohler Schein. Ein mörderisches Terrorregime benutzte ein globales Sportereignis als infame Propagandamaschine. Entsetzt und fassungslos verfolgten die Amerikaner wie Hitler machtgierig und rücksichtslos seine nationalsozialistischen Machenschaften in Deutschland durchsetzt. Im olympischen Komitee der USA beobachtet man die Ereignisse genau und überlegt, wie man damit umzugehen hat. Komitee-Vorstand Jeremiah Mahoney (William Hurt) ist strikt gegen eine Teilnahme. Sein Kontrahent , Immobilienmogul Avery Brundage (Jeremy Irons) ist ganz andere Meinung. Er setzt sich durch, fliegt nach Berlin, verhandelt mit Goebbels (Barnaby Metschurat) in dem er ihm klar macht, dass die USA es auf keinen Fall akzeptiert, schwarze und jüdische Sportler von den Spielen auszuschließen. Goebbels willigt ein. Ein Boykott würde einen erheblich negativen Schatten auf das Großereignis werfen. Unterdessen trainiert Owens weiter hart und fährt weitere Weltrekorde ein, begleitet von immer wiederkehrenden rassistisch motivierten Schummelattacken. Unbeirrt läuft er von Sieg zu Sieg. Doch dann ändert sich die Stimmung. Man beginnt Owen als Helden zu feiern. Zum ersten Mal fühlt er so etwas wie Stolz und genießt die Annehmlichkeiten, die seine Siege mit sich bringen. Im Dezember 1935 beschließt das Komitee an der Olympiade teilzunehmen. Die NAACP (National Association for Advancement of Colored People) geht mit Owen schwer ins Gericht, indem man ihn auffordert, die Spiele in einem Land, indem Schwarze als Untermenschen behandelt werden und Juden ausgeschlossen sind, zu boykottieren. Auch wenn man weiß, wie das alles endet, setzt hier die Spannung ein. Owen, hin-und hergerissen zwischen Ja oder Nein. Der innerliche Kampf, die für ihn richtige Entscheidung zu fällen, macht ihm schwer zu schaffen. Gleich spannend, wie das Duell der Kontrahenten Mahoney und Brundage. Man kommt nicht daran vorbei, sich selbst zu fragen, wie hätte ich für mich entschieden. Owens war nicht nur einer der größten Athleten aller Zeiten, der 1936 im Berliner Olympia-Stadion 4 Goldmedaillen holte, sondern den Mut aufbrachte, es als schwarzer Amerikaner direkt vor Adolf Hitlers Augen zu tun. Es ist Regisseur Stephen Hopkins gelungen, das heutige Olympiastadion in den Ort zu verwandeln, indem die “braune Brut“ ihre nationalsozialistischen Spiele mit viel Pomp und dem lauten Hall ihrer Jubelchöre auf den vollen Rängen feierte.

Filmkritik von Ulrike Schirm

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