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Duisburger Filmwoche & Filmfestival Braunschweig

39. Duisburger Filmwoche und 29. Internationales Filmfestival Braunschweig sowie die Gewinner von DOK Leipzig und eine Veranstaltungseinladung.



Aus Zeit- und Platzmangel, aber auch zum direkten Vergleich, haben wir diesmal zwei zeitgleich startende Filmfestivals in einem Artikel zusammengefasst, denn der November ist mit Festivals wieder stark gespickt. Schon morgen befassen wir uns mit dem Jubiläumsfestival in Cottbus, das zudem in unserer Region Berlin-Brandenburg zum 25. Mal stattfindet.

In Duisburg, mitten im Ruhrgebiet, findet vom 2.-8.11.2015 das Festival des deutschsprachigen Dokumentarfilms statt, das wir auf keinen Fall unerwähnt lassen wollen. Es beginnt direkt nach DOK Leipzig, dem internationalen Dokumentar- und Animationsfestival, das unter einer neuen Leitung die Grenzen zwischen Dokumentationen und Animationen aufgehoben hat und damit neue Wege beschritt, wie wir am 25. Oktober 2015 schrieben. Die Duisburger Filmwoche wird traditionell vom Kultur TV-Sender 3sat gefördert, der zudem vom 8.-10. November 2015 exklusiv insgesamt fünf Filme der letzten Festivaljahrgänge spät abends in seinem Fernsehprogramm zeigt. Darunter sind zwei Filme vom diesjährigen Festival als Erstaufführung zu sehen. Darüber hinaus ist 3sat Hauptsponsor und einer der wichtigsten Preisgeber des Festivals.

Polnischer Film gewinnt bei DOK Leipzig.
Dennoch wollen wir zunächst auf das Leipziger Festival eingehen, denn gestern, 31.10.2016, gewann im internationalen Wettbewerb von DOK Leipzig der polnische Dokumentarfilm „Brothers“ ("Brüder") von Wojciech Staroń die »Goldene Taube«, den Hauptpreis von Leipzig. Für seinen Film über ein altes polnisches Brüderpaar erhielt der polnische Filmemacher außerdem den Preis der Ökumenischen Jury. Hier der Trailer:



Im deutschen Wettbewerb erhielt Tom Lemke die Goldene Taube für seinen Debut-Film „Land am Wasser“, einem Portrait über die letzten drei verbliebenen Menschen in einem Geisterdorf des mitteldeutschen Braunkohlereviers. Beide Preise sind mit jeweils 10 000 Euro dotiert. Der beste kurze deutsche Dokumentar- und Animationsfilm, ein Preis der zum ersten Mal vergeben wurde, ging an Benjamin Kahlmeyer für „Eisen“. Auf die insgesamt sieben vergebenen Preise werden wir zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle eingehen.

Duisburger Trailer mahnt vor Massengedränge und sucht nach Ausgängen.
Im Programm von Duisburg wird es keine großen Veränderungen geben. Es bleibt alles beim Alten, was auch gut ist, denn das, was die Stadt erlebt hat, sitzt immer noch tief, sodass keine Experimente gewagt werden. Zumindest zeigt sinnbildlich der nachfolgende Trailer, der zufälligerweise 1929 in Berlin aufgenommen wurde, dass beim Bewältigen von Menschenansammlungen sich in den letzten Jahrzehnten quasi nichts geändert hat.

Demonstrationen und Massenaufläufe wie bei der letzten unglückseligen Loveparade in Duisburg 2010, mit mehr oder weniger geschickt geregelten Ein- und Auslass durch Polizeiaufgebot gab es auch früher und ist keine unpopuläre Maßnahme, die erst mit den heutigen Flüchtlingsströmen in Zusammenhang steht. Wer die Anzahl der 769 Todesopfer der diesjährigen Hadsch bei der muslimischen Pilgerfahrt nach Mekka mit den 21 Toten in Duisburg statistisch vergleicht, wird das erschreckende Ausmaß der Unglücke vielleicht als Dokumentarist sogar relativieren wollen. Doch die Zeit heilt die Wunden erst spät. Die Hinterbliebenen und das Trauma der vielen Verletzten werden stets das Versagen der Behörden wachhalten. Hier der Trailer:



Neben dem Zugang in fragil verbürgte Bilderwelten bietet gerade der Dokumentarfilm gangbare wie verschlungene Wege aus ihnen hinaus. Fragen seiner Ethik und Ästhetik stehen sinnbildlich für die Bereitschaft, Lebenswelten zu begehen oder sich vor ihnen zu verschanzen. Sich in die Bilder und über sie hinaus denken; sich im Dunklen leiten und aus ihm verleiten lassen: Duisburg hält die Fackel und sucht nach Ausgängen.

Neben der 39. Duisburger Filmwoche findet mit doxs! zum 14. Mal auch wieder das Festival der Dokumentarfilme für Kinder und Jugendliche mit kostenfreien Kinovorstellungen statt.

Auch der Kultursender 3sat widmet sich der 39. Duisburger Filmwoche und zeigt vom 8. bis zum 10. November 2015 neue Perspektiven und ungewöhnliche Ansichten in fünf Dokumentarfilmen in seinem Abendprogramm.

Link: duisburger-filmwoche.de

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UPDATE:

Mit der Premiere des Filmkonzerts von Sönke Wortmanns "Die Päpstin" eröffnet ebenfalls am 2. November 2015 das 29. Internationale Filmfestival Braunschweig. Unter der Leitung von Helmut Imig führt das Staatsorchester Braunschweig die Filmmusik des Schweizer Komponisten Marcel Barsotti in der Stadthalle auf. Barsotti ist in diesem Jahr Ehrengast des Festivals. Für die Musik zu Wortmanns opulent ausgestattetem Historiendrama um eine Frau, die ihre wahre Identität verbirgt und ins höchste Kirchenamt aufsteigt, erhielt Barsotti 2009 den Preis der deutschen Schallplattenkritik. In warmen Klangfarben spürt er der bewegten Leidensgeschichte der Johanna von Ingelheim nach. Hier der Trailer:



Sven Hönig, Schauspieler im Ensemble des Staatstheaters Braunschweig, hat in "Die Päpstin" selbst mitgespielt. "Es wird bestimmt ein besonderes Kinoabenteuer, die imposanten Bilder der »Päpstin« mit der Live-Musik unseres Staatsorchesters zu erleben. Für mich war es aufregend, bei diesem internationalen Filmprojekt dabei zu sein. Mich interessiert das Gedankenexperiment, das in der »Päpstin« aufgemacht wird. Vielleicht gibt es in unserer Geschichtsschreibung doch größere Lücken, als wir wahr haben möchten", so Hönig.

Mit der Uraufführung von "Dolphins" und weiteren ausgewählten Filmmusiken aus Barsottis Feder präsentiert das Staatsorchester am 5. November 2015 ein zweites Filmkonzert. Das 45-minütige Stummfilmmärchen von Regisseur Farhad Yawari aus dem Jahr 2000 handelt von der in einer Anstalt lebenden Laura, die sich in ein blaues Traumland unter dem Meer voller Delphine flüchtet. Barsotti schrieb eine betont klassische Musik für Orchester und Chor, die zwischen verzaubernden und kraftvollen Klängen pendelt.

Das Braunschweiger Filmkonzert hat sich mittlerweile zu einer Institution entwickelt. Seit 14 Jahren kooperieren das Internationale Filmfest Braunschweig und das Staatsorchester und sorgen gemeinschaftlich immer wieder für Premieren und ausverkaufte Filmkonzerte.

"Mit den Konzerten dürfen sich Filmfans und Konzertliebhaber gleichermaßen auf Kinoabenteuer und große Orchesterbegleitung freuen. Diese Verbindung von Kino und Live-Erlebnis, die auch in diesem Jahr in Braunschweig zu erleben sein wird ist in dieser Kontinuität und Fülle in Europa einzigartig", so Joachim Klement, Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig.

Für Filmfest-Direktor Michael P. Aust stellen die Filmkonzerte ein Highlight im Festival-Programm dar. "Das Staatsorchester ist unser wichtigster kreativer Kooperationspartner. Es ist einfach toll, dass in diesem Jahr zwei außergewöhnliche Filmkonzerte möglich geworden sind. Ebenfalls danken möchte ich Marcel Barsotti und der Constantin, die sich auf das Abenteuer, »Die Päpstin« live aufzuführen, voller Begeisterung eingelassen haben."

Das Festival, das bis zum 8. November 2015 stattfindet, widmet Marcel Barsotti eine Retrospektive mit Sönke Wortmanns Fußball-Denkmal "Das Wunder von Bern" (2003), der Kinder-Abenteuerfilm "Der Schatz des Weißen Falken" von Christian Zübert (2005), die Interkulturkomödie "Kebab Connection" von Anno Saul (2005) und die Liebeskomödie "Jesus liebt mich" von Florian David Fitz (2012) sowie den Horrorfilm "Power" von Paul Hills (2015).

Zehn Filme aus neun Ländern gehen ins Rennen um den mit 10.000 Euro dotierten Preis für europäische Debüt- und Zweitfilme, darunter acht Deutschland Premieren. Das Preisgeld, gestiftet vom Festival-Hauptsponsor Volkswagen Financial Services, teilen sich der Regisseur und der deutsche Verleih.

Auffällig oft im Zentrum der Stories: auf sich allein gestellte Jugendliche, junge Menschen, die um sich schlagen, junge Erwachsene in der globalen, von Unsicherheit geprägten Welt zwischen Stillstand und Aufbruch: Individuell und kreativ umgesetzt, als bitterböser Thriller wie in „Heroes of Evil“, als subtile Komödie wie in „Pikadero“ oder auch im Neo Noir-Style wie in „Still“, so Festivaldirektor Michael P. Aust.


Die Wettbewerbsfilme:
• „Köpek“, Regie: Esen Isik (CH 2015, 94 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Brigitte Hofer, Cornelia Seitler ,Maximage

• „Still”, Regie: Simon Blake (UK 2014, 99 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Matteo Lovadina, Reel Suspects

• „The Sky Above Us”, Regie: Marinus Groothof (SRB/B/GR/NL 2015, 98 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Ioana Stais, Heretic Outreach

• „Max & Lenny“, Regie: Frédéric Nicolas (F 2014, 86 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Keiko Funato, Alpha Violet

• „4 Könige“, Regie: Theresa von Eltz (D 2015, 98 Min., OV dt.), Sales: Katharina Webersinke, Port au Prince

• „Pikadero“, Regie: Ben Sharrock (E/UK 2015, 96 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Irune Gurtubai, Caravan Cinema

• „Keeper“, Regie: Guillaume Senez (B/CH/F 2015, 90 Min., OmU), Sales: Pamela Len, Be For Films

• „Lamb”, Regie: Yared Zeleke (F/D/NOR/ETH 2015, 94 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Torsten Frese, Neue Visionen

• „2 Nights till Morning“ (Originaltitel: 2 yötä aamuun), Regie: Mikko Kuparinen (FIN/LIT 2015, 84 Min., OmdU), Deutsche Premiere, Sales: Matthias Angoulvant, Wide

• „The Heroes of Evil” (Originaltitel: Los Héroes del Mal), Regie: Zoe Berriatúa (E 2015, 98 Min., OmU), Deutsche Premiere, Sales: Aracceli Pérez Rastilla, La Bestia Produce

Der Gewinner wird auf der Preisverleihung des Filmfests am Sonntag, 8. November 2015 im Braunschweiger Staatstheater bekannt gegeben.

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NACHTRAG:

Braunschweiger Festival und FIPRESCI laden ins Filmkritik-Labor
Unter dem Titel „BIFF Filmkritik LAB: Zur Zukunft der Filmkritik“ veranstalten der internationale Verband der Filmkritiker FIPRESCI und das Filmfestival Braunschweig am 5.11.15 mit internationalen Referenten einen ganztägigen Workshop zur Zukunft der Filmkritik. Es ist zugleich der erste Auftritt des neuen Bundesverbands deutscher Medienjournalisten (BVMJ) als Vertreter der deutschen Filmkritiker. Somit gibt es jetzt neben dem bisherigen Verband der deutschen Filmkritik e.V. (VDFK) einen weiteren deutschen Kritikerverband in Gründung.

Der fest angestellte, im Urteil unabhängige Filmkritiker ist eine bedrohte Spezies: Zeitungen haben die Filmredakteure entlassen, Stellen konzernweit zusammengelegt, das TV hat Filmkritik aufgegeben. Aber gibt es nun einen Mangel an sachkundiger Filmkritik? Eher nicht, denn das Internet stellt eine Flut von filmkritischen Texten und Videos bereit.
Filmkritik schöpft die Chancen des Netz oft nicht aus. Ein Manko, dem das „Filmkritik LAB“ entgegentritt: Es handelt von der Fortsetzung der Kritik mit neuen Mitteln. Zu Wort kommen erfahrene Filmkritiker und „Digital Natives“, die zeigen, wie sich Filmkritik in Zukunft online gestalten ließe.

Zu den Referenten gehörten Alin Tasciyan, Präsidentin FIPRESCI, Horst Peter Koll, Filmdienst Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau, György Kárpáti (Vice-President FIPRESCI), Katharina Dockhorn, (Bundesverband deutscher Medienjournalisten), Andrew Horn (Filmemacher und Journalist), Kaja Klimek (Weekendowy Magazyn Filmowy/#Warsztat) und Florian Krautkrämer, Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig.

Das „Filmkritik LAB“ richtet sich an Filminteressierte, -kritiker, -journalisten, -blogger, -wissenschaftler, -studierende.

Datum: Donnerstag, 5.11.2015, 9.30h bis 18h
Ort: Verlagsgebäude Braunschweiger Zeitung, Hintern Brüdern 23, 38100 Braunschweig
Preis: 25 €, für akkreditierte Presse- und Festivalbesucher kostenlos

Anmeldung bei Karina Gauerhof
Mail: gauerhof@filmfest-braunschweig.de
Tel: +49 (0)531 – 702202-42
Fax: +49 (0)531 – 702202-99

In Kooperation mit FIPRESCI, präsentiert von FILMDIENST, gefördert von nordmedia.
Weitere Informationen zum Ablauf der Veranstaltung finden Sie auf
Link: www.filmfest-braunschweig.de/fileadmin/content/29ff2015/Downloads/IndustryFilmkritik_web.pdf

Link: www.filmfest-braunschweig.de
Quellen: rische & co pr | Blickpunkt:Film | Filmdienst

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