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Weitere Kritik an Strukturen bei ARD und ZDF

Drehbuchautoren fordern Paradigmenwechsel von ARD und ZDF.
Es liegen Indizien zu Kartellrechtsverstößen & Wettbewerbsverzerrungen vor.




Drehbuchautoren fordern Kurskorrektur von ARD und ZDF.
Der Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V. (VDD) fordert angesichts anstehender Vorverhandlungen mit ARD und ZDF von den öffentlich-rechtlichen Sendern einen nachhaltigen Wandel sowohl der Kultur als auch der Finanzierung der Stoffentwicklung.

Drehbuchautorinnen und –autoren sollen endlich wieder zum Motor werden für die Entwicklung neuer Programme. Dafür bedarf es deutlicher Kurskorrekturen im Zusammenspiel von Sendern und Autoren. Anstatt viel Geld in teure Sportrechte zu investieren, sollten die Autoren wieder mehr Geschichtenerzählen dürfen, um das Publikum weiter an das Fernsehen fesseln zu können.

Der Erfolgsgarant für ein konkurrenzfähiges, wieder erkennbares fiktionales Programm sind nicht Formate und Standards, sondern gute, neue Geschichten – und gute, neue Geschichten brauchen gute Autoren und Zeit für sorgfältige Entwicklung sowie Risikobereitschaft und Vertrauen von Seiten der Sender. Stoffentwicklung statt Stoffproduktion, Geschichtenerzählen statt Content-Lieferung!

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland ist im internationalen Vergleich einer der größten Produzenten fiktionaler Programme und muss angesichts der technischen Qualität sowie Quantität und Breite seiner jährlichen Produktion keine Konkurrenz fürchten.

Trotzdem bringen neue Markteilnehmer wie netflix und amazon mit ihren hochwertigen internationalen TV-Serien ARD und ZDF in Bedrängnis. Weil sie neue Erzählformen anbieten und neue Geschichten. Und weil sie ein Manko sichtbar machen: die fiktionale Produktion in Deutschland befindet sich viel zu lange schon in einem Stadium der Saturiertheit. Auch auf hohem Niveau kann es langweilig werden.

Serienproduktionen orientieren sich zumeist am gängigen Zuschauergeschmack. Pfarrer, Ordensschwestern, Ärzte und Ermittler bevölkern die Programme, Gewalt- und Schmunzel-Krimis, Schmonzetten, Standardgeschichten in See- oder Bergkolorit bilden den Durchschnitt der Formate, Geschichtsdramen – gerne aus der Nazizeit – liefern hier und da erwartbare Relevanz.

Drehbuchautorinnen und -autoren sind die natürlichen Partner für die Entwicklung spannender und auch innovativer Filme und Serien. Aber um die vorhandenen Kreativpotenziale ausschöpfen zu können bedarf es angemessener Rahmenbedingungen. Diese beginnen beim Dialog mit den Sendern über die Programmplanung, gehen über schnelle und effektive Entwicklungszeiten von Standardprogrammen und erfordern am Ende für hochwertige, relevante Stoffe dringend eine Finanzierung der Entwicklungszeit, inklusive Recherchen und Anhebung der bestehenden Honorare sowie eine Vergütung aller übertragenen Rechte.

Der VDD fordert:

· Klare Entwicklungskonzepte, schnellere Entscheidungen und kürzere Entscheidungswege

· Regelmäßige Zukunftsgespräche zwischen Autoren und Programmverantwortlichen

· Mehr Mut und Risiko insbesondere in der Serienentwicklung (Beispiel BBC)

· Anhebung der Honorare, inkl. der seit zehn Jahren nicht erfolgten Anpassung an die gestiegenen Lebenshaltungskosten

· Einsetzen von finanziellen Mitteln zur Förderungen der Ideenentwicklungen für spezifische, neue Formate

Natürlich gibt es bei ARD und ZDF hochkarätige Filme und auch außergewöhnliche Formatansätze – aber davon gibt es viel zu wenig. Neue Koproduktionsmodelle und der Einkauf in internationale Projekte sowie die Ausweitung der nonlinearen Programmnutzung in den Mediatheken mit Blick auf die jüngeren Binge Watcher werden es allein nicht richten können. Neue Programmfarben, Innovationen und internationale Konkurrenzfähigkeit brauchen neue Impulse für die Stoffentwicklung.

Die vorrangige Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender ist dabei auch die Förderung speziell deutscher Programme, allerdings auch mit Blick auf eine internationale Verwertbarkeit. Die BBC hat es vorgemacht. Seitdem sie konsequent british talent fördert, gibt es wieder die, durch ihre außergewöhnliche Qualität erfolgreichen englischen Programme.

Der VDD steht für den Dialog mit den Sendern bereit!
Link: www.drehbuchautoren.de

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Wettbewerbsverzerrungen durch Tochterfirmen von ARD und ZDF.
In die Schusslinie geraten öffentlich-rechtlichen Anstalten auch von anderen Verbänden, denn bei den Dienstleistungsaktivitäten der Tochterfirmen von ARD und ZDF liegen gravierende Indizien für Kartellrechtsverstöße sowie Wettbewerbsbehinderungen und -verzerrungen vor. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, dass Rupprecht Podszun von der Universität Bayreuth im Auftrag der Allianz Unabhängiger Filmdienstleister (AUF) angefertigt hat.

Der Kartellrechtsexperte stellt in seinem Gutachten zunächst grundsätzlich fest, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehkonzerne über ihre Tochtergesellschaften in großem Umfang auf dem Markt für technische Dienstleistungen bei der Filmproduktion tätig sind. Bei diesen Aktivitäten müssen sie sich gemäß des Rundfunkstaatsvertrags marktkonform verhalten, hierbei also besonders das Kartellrecht beachten.

Allerdings, so heißt es in dem Gutachten weiter, werden die nicht-marktkonform kalkulierten Preise der sendereigenen Gesellschaften als Referenzpreise für die Vergabe von Aufträgen an unabhängige Unternehmen herangezogen; nach Podszuns Einschätzung eine missbräuchliche Behinderung des Wettbewerbs. Diese liegt seiner Ansicht nach auch darin vor, dass die sendereigenen Dienstleistungsunternehmen bei der Auftragsvergabe der "wegen ihrer Konstanz und Berechenbarkeit wichtigen TV-Aufträge" bevorzugt würden. Auch bei freien Aufträgen würden die "entsprechend wirtschaftlich abgesicherten" Tochtergesellschaften von ARD und ZDF mit Niedrigangeboten auf den Markt drängen. Dies führe zu einer nachhaltigen Schädigung der Marktstruktur und einer Monopolisierung.

Abschließend kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass das Bundeskartellamt im öffentlichen Interesse tätig werden und die Verhaltensweisen prüfen und ggf. abstellen sollte, "da ein Vorgehen im Wege privater Rechtsdurchsetzung keinen Erfolg verspricht".

Mittlerweile haben die unabhängigen Filmdienstleister (AUF) aufgrund der Ermittlungen des Bundeskartellamtes gegen Tochterunternehmungen von Bavaria Film und Studio Hamburg nachgelegt und verlangen von den Intendanten von ARD und ZDF durchgreifende Maßnahmen und "konstruktive Vorschläge, um ein Umdenken der Senderpolitik zu erlangen".

In einem offenen Brief fordern 24 Mitgliedsunternehmen des Verbandes von den Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen Sender "das Vordringen der kommerziellen Tochtergesellschaften im Bereich technischer Filmdienstleistungen zu stoppen". Die interne Bevorzugung von Sendertöchtern durch ARD und ZDF bei Fernseh- und Kinoproduktionen müsste ebenso untersagt werden wie "Kampfpreisstrategien". Eine effektive Kontrolle der Tochtergesellschaften durch die Gremien der Sender sei sicherzustellen.

In ihrem Schreiben weisen die unabhängigen Filmdienstleister auf ihre angespannt wirtschaftliche Situation hin. Ursache dafür sei der immer stärkere werdende Wettbewerbsdruck durch Tochtergesellschaften von ARD und ZDF. Außerdem werden die Tochtergesellschaften in immer weitergehenden Bereichen tätig. "Den unabhängigen Unternehmen wird die Luft zum Atmen genommen", heißt es in dem offenen Brief. Der Verband wirft den öffentlich-rechtlichen Töchtern vor, sich nicht marktkonform zu verhalten:

"Die kommerziellen Tochtergesellschaften werden im Wettbewerb um Aufträge bevorzugt und drängen mit einer unzulässigen Preisgestaltung unabhängige Unternehmen aus dem Markt. Eine echte Kontrolle findet insoweit derzeit nicht statt." Mittelfristig fordern die unabhängigen Filmdienstleister die Privatisierung "einiger" Tochtergesellschaften.

Link: aufdl.org
Quellen: rische & co pr | Blickpunkt:Film

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