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10. Filmfest Rom hat neuen künstlerischen Leiter

Antonio Monda ist neuer Leiter des Filmfestivals in Rom.



Das bisherige Internationale Filmfestival in Rom, das sich jetzt nur noch Rome Film Fest nennt, hat zu seinem erst 10-jährigen Bestehen einen neuen künstlerischen Direktor. Antonio Monda übernimmt den Job, nachdem Marco Müller (vormals langjähriger künstlerischer Leiter der Mostra in Venedig) vergangenes Jahr seinen Rücktritt verkündet hatte. Monda wurde vom Vorstand der Fondazione Cinema per Roma gewählt und leitet nun die zehnte Ausgabe des Festivals, die vom 16. bis 26. Oktober 2015 stattfindet.

Der in New York lebende Autor Antonio Monda unterrichtet als Assoziierter Professor an der renommierten Tisch School der New York University in den Fächern Italienisches Kino und Hollywood Auteurs. Außerdem veranstaltet in Manhattan gemeinsam mit Richard Pena und dem ersten Rom-Festivalchef Giorgio Gosetti das italienische Filmfestival “Open Roads” im Lincoln Centre. Darüber hinaus bringt er auch Erfahrungen als Produzent und Regisseur mit: Er inszenierte 1994 die Dokumentation "Morlotti" und 1990 die Komödie "Dicembre".

Monda soll die 10. Ausgabe nun in stabilere Bahnen lenken. Seine Bestellung erfolgte durch den Aufsichtsrats, bei dem Piera Detassis, den Vorsitz führt, die selbst von 2009 bis 2011 das Event in der Ewigen Stadt geleitet hat. Das Festival hatte in den letzten Jahren mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: Nach etlichen Umorganisationen und Neuaufstellungen der Wettbewerbe fiel das Budget von anfangs 21 Millionen Dollar auf mittlerweile sieben Millionen Dollar. Die Geschäftsführung des Festivals übernimmt der Uni-Professor und ehemalige Theater-Intendant Lucio Argano.

Marco Müller leitete das Festival in Rom nur drei Jahre lang, bis er "Arrivederci Roma" sagte. Unlängst wurde er zum Chefberater des Bejing International Film Festival ernannt. Seinen Anspruch, das Festival in der Metropole Rom zu einem der bedeutendsten Festivals zu verhelfen, konnte er nicht erfüllen. Auch wenn Rom im Vorjahr etwa mit der starbesetzten Europa-Premiere von "Her" aufwarten konnte, so erwiesen sich weitere von ihm angekündigten Premieren zumeist als zweite Wahl des Weltmarktes und konnten somit weder Venedig noch Cannes das Wasser reichen. Dass zudem im letzten Jahr unter seiner Leitung keine Wettbewerbsjury mehr eingesetzt wurde, sondern die Preisträger per Publikumsvotum bestimmt wurden, sorgte für Stirnrunzeln in der Branche. Vor Venedig leitete Müller dagegen sehr erfolgreich bereits die Filmfestivals in Rotterdam (1989-1991) und Locarno (1991-2000), zwischenzeitlich arbeitete er als Produzent und Dozent.

"Ich habe mich bemüht, jedes Jahr das Festival in Rom neu anzupassen. In den ersten Jahren musste das Festival mit großen Namen und Weltpremieren wettbewerbsfähig sein, danach sind wir immer mehr zum Filmfest geworden. Ich habe in diesen Jahren in Rom viel gelernt, jetzt will ich meine Erfahrung wieder in den Dienst meiner Hauptaktivität als Universitätsprofessor stellen", erklärte Müller gegenüber der italienischen Presse.

In der italienischen Presse verstummen dennoch die kritischen Stimmen nicht, die anmahnen, Italien brauche kein zweites Festival in der Größenordnung der Mostra. Dabei gingen die Besucherzahlen in Rom stetig zurück. Gerüchtehalber hatte das italienische Kulturministerium sogar schon mit Regisseur Gianni Amelio verhandelt, der Erfahrung als Festivalleiter beim Filmfest Turin sammeln konnte, eine weitere sehr ernstzunehmende Konkurrenz für Rom.

Unter dem ursprünglichen Namen Rome Film Fest stehen in diesem Jahr Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilme, TV-Serien sowie Publikums-Events auf dem Programm. Der Aufsichtsrat, dem die frühere Festival-Leiterin Piera Detassis angehört, hat das Auditorium Parco della Musica als Hauptveranstaltungsort bestätigt. Das Konzept ist eng mit dem neuen Festival-Leiter Antonio Monda abgestimmt worden.

US-Regiedebut eröffnet das Rome Film Fest.
Eröffnet wird das zehnte Rome Film Festival mit dem amerikanischen Spielfilm „TRUTH” von James Vanderbilt. Der bekannte Drehbuchautor, aus dessen Feder die Skripts für „The Amazing Spider-Man 1 und 2” sowie David Finchers Thriller „Zodiac” stammen, gibt mit „Truth” sein Regiedebüt. Die Hauptrollen in diesem US-Drama, mit dem der “Rathergate”-Skandal auf die Leinwand gebracht wird, spielen Cate Blanchett und Robert Redford. Es ist einer von insgesamt 37 Filmen, Dokus und TV-Serien in der Wettbewerbssektion. Hier der Trailer:



Über den Film:
Die Vorlage zu der Story lieferte die Journalistin Mary Mapes mit ihrem Buch „Truth and Duty: The Press, the President, and the Privilege of Power”, in dem sie den spektakulären Fall aufrollt, der zur Entlassung des bekannten CBS-Moderators Dan Rather geführt hat. Er hatte 2004 in der CBS-Sendung „60 Minutes”, die zwei Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen ausgestrahlt wurde, berichtet, dass George W. Bush 1968 eine Sonderbehandlung in der US-Nationalgarde erhalten habe, um nicht nach Vietnam eingezogen zu werden. Dieser Bericht bescherte Rather das Aus seiner Karriere bei dem US-Network.

Während im Wettbewerb sich kein einziger rein deutscher Film findet, sondern nur mit "ANGRY INDIAN GODDESSES" von Pan Nalin eine indisch-deutsche Koproduktion, die zwar in Toronto ihre Premiere erlebte, aber in Deutschland höchstwahrscheinlich kaum Kinochancen hat, sieht es in der Nebensektion der Independents und jungen Filmemacher anders aus. Unter den konkurrierenden 13 Filmen läuft der von der Presse hochgelobte "FOUR KINGS / VIER KÖNIGE" von Theresa von Eltz sowie "MUSTANG" eine Koproduktion der Länder Frankreich/Deutschland/Türkei/Katar unter der Regie von Deniz Gamze Ergüven. Beide Filme hatten wir vorgestern bei der Besprechung des Filmfests Hamburg vorgestellt. Letzterer hatte den »Art Cinema Award« des Internationalen Verbands der Filmkunsttheater - Confédération Internationale des Cinémas D'Art et Essai (CICAE) gewonnen. Den First Look Trailer zu Pan Nalins beschwingten GOA-Mädchenfilm wollen wir unseren Lesern dennoch nicht vorenthalten.



Zu erwähnen wäre außerdem, dass das römische Publikum vorab vier Tage lang freien Eintritt hatte bei den allabendlichen Kinovorstellungen im Auditorium Parco della Musica, einem von Renzo Piano erbauten Kulturzentrum sowie im Cinema al maxxi des Nationalen Museums der Künste des XXI. Jahrhunderts und im Casa del Cinema in der Villa Borghese. Damit sollte verstärkt auf das Festival aufmerksam gemacht werden. Auf dem Programm standen dort die Raumfahrt-Doku „AstroSamantha” von Gianluca Cerasola, Julie Taymors jüngste Verfilmung von Shakespeares „Mittsommernachtstraum”, der neue Spielfilm „La stoffa dei sogni” von dem preisgekrönten italienischen Nachwuchsregisseur Gianfranco Cabiddu sowie „Era d’estate” der römischen Filmemacherin Fiorella Infascelli, die einst für Bernardo Bertolucci und Pier Paolo Pasolini gearbeitet hat.

Neuer Branchentreff für Film und Kino in Rom.
Offensichtlich hat man sich in Rom doch noch nicht ganz von den hochtrabenden Wünschen eines bedeutenden Internationalen Filmfestivals verabschiedet, zu dem natürlich auch ein Internationaler Branchentreff gehört. Jedenfalls wir in diesem Jahr vom 16. bis 20. Oktober 2015 der neue TV- und Filmkongresses MIA stattfinden. Der "Marcato internazionale dell' Audiovisivo" richtet sich an Branchenvertreter aus TV, Kino und Dokumentarfilm und soll dem produktiven Austausch unter den Beteiligten dienen. Darüber hinaus präsentiert sich die gesamte italienische audiovisuelle Industrie einem internationalen Publikum.

MIA-Direktorin Lucia Milazzotto erklärt: "Der Erfolg der Unterhaltungsindustrie basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Wir wollen eine Plattform schaffen, die unsere Gäste beim Knüpfen von Geschäftskontakten unterstützt. Aktuell liegen über 1.200 Anmeldungen aus 53 Ländern vor. Nicht ohne Stolz können wir sagen, dass hochkarätige Vertreter der audiovisuellen Industrie aus Europa und der ganzen Welt unsere Veranstaltung besuchen werden. Wir erwarten in Rom über 500 Produzenten und mehr als 350 internationale Einkäufer zu rund 110 Screenings."

MIA gliedert sich in verschiedene Veranstaltungen: Einen Kauf- und Verkaufsmarkt für Kinofilme, TV-Premieren, einen Ko-Produktionsmarkt für Spielfilm und Dokus, eine Plattform für Drama-Produzenten, einen Schwerpunkt zu Factual-Programm sowie Möglichkeiten des Kennenlernens und Gedankenaustausches.

Für die Kinosession erwarten die Veranstalter rund 500 Experten aus 53 Ländern. In den ca. 100 Marketscreenings werden 25 aktuelle italienische Spielfilme und mehr als 40 Filmpremieren gezeigt. Auf dem Ko-Produktionsmarkt in Rom werden 30 Projekte aus 20 Ländern vorgestellt. Eurimages wird in Rom einen mit 20.000 Euro dotierten Ko-Produktions-Entwicklungspreis vergeben und der MIA-Award ehrt den besten italienischen Koproduzenten mit 30.000 Euro. Zum TV-Drama-Schwerpunkt werden 80 internationale TV-Profis aus der ganzen Welt erwartet.

Zu den Top-Managern aus der Unterhaltungsbranche, die in Rom erwartet werden, zählen Peter Garard von Vimeo (USA), Sabine Chemaly, EVP International TF1 International (Frankreich), Sarah Doole, Director of Global Drama Fremantle Group (Großbritannien), Michael Prupas, CEO Muse Entertainment (Kanada) und Ling Leland, CEO und Produzent Lic China (China). Dem MIA TV Strategic Board gehören u.a. an: Antony Root (HBO), Jan Mojto (Beta Film), Petri Kempinnen (Nordisk Film & TV Fond), Andrea Scrosati (Sky Italia), Oliver Wotling (Arte), Carole Baraton (Bild Bunch) und Tinny Andreatta (Rai Fiction).

Hinter MIA steht offenbar die gesamte italienische Film- und Fernsehbranche, zum Unterstützerkreis zählen: Italian Film and Audiovisual Industries Association (ANICA), Television Producers Association (APT), Fondazione Cinema per Roma, das Ministerium für Wirtschaftliche Entwicklung, das Ministerium für Kultur und Tourismus, Roma Lazio Film Commission, Italiean Film Commissions Association und Rai Com.

Link: www.romacinemafest.it/ecm/web/fcr/en/home
Quellen: Blickpunkt:Film | filmecho

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