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Kristallglobus von Karlsbad geht an US-Film

Das spannendste Filmfestival Osteuropas zeichnete Holzfällerdrama aus.



Der Kristallglobus des internationalen Filmfestivals Karlovy Vary im ehemaligen Karlsbad wurde am Samstag, den 11. Juli 2015 an den US-Film "Bob an the Trees" (Bob und die Bäume) verliehen. Nachwuchsregisseur Diego Ongaro nahm den mit 22.400 Euro dotierten Hauptpreis entgegen. Der Film handelt vom harten Leben eines Holzfällers im Westen Massachusetts und basiert auf einer wahren Geschichte. Hier der Teaser vom Sundance Festival:



Zur Eröffnung hatte «Pretty Woman»-Star Richard Gere unter dem Jubel seiner Fans den Kristallglobus für sein Lebenswerk erhalten.

Der Sonderpreis der Jury ging an den Österreicher Peter Brunner für sein Drama „Jeder der fällt hat Flügel“. Die rumänisch-deutsche Koproduktion „Box“ erhielt den FIPRESCI-Kritikerpreis. Florin Serban habe ein „ausgezeichnetes Spiegelbild der rumänischen Gesellschaft“ gezeichnet, so die Kritikervereinigung.

Den Publikumspreis gewann Paolo Sorrentinos «Youth», eine minoritäre Koproduktion mit der Schweiz. Harvey Keitel, der darin einen alternden Regisseur in den Bündner Bergen spielt, nahm die Auszeichnung in Empfang. Hier der Trailer:



Darüber hinaus waren folgende Schweizer Filme auf dem Festival zu sehen: "Above and Below" des Schweizer Regisseurs Nicolas Steiner, "Chrieg"» von Regisseur Simon Jaquernet, "Discipline" von Christophe M. Saber, "Horizons" von Eileen Hofer, "Kacey Mottet Klein, naissance d’un acteur" von Ursula Meier, "L'offre" von Moïra Pitteloud und "Il bacio di Tosca" von Daniel Schmid.

Das Festival in der Tschechei, bei dem vom 3. bis 11. Juli 2015 mehr als 200 Kinofilme gezeigt wurden, feierte dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Tausende Besucher verwandelten den Kurort nicht nur in ein Mekka des Films, sondern auch in eine Party-Hochburg. Der überwiegende Teil der rund 12.000 cineastischen Sommergäste sind im Gegensatz zu Cannes meist keine Profis der Filmbranche. Dafür bevölkern jedes Jahr Studenten aus ganz Tschechien den berühmten und traditionsreichen Kurort Karlovy Vary, was so viel heißt wie „Karls heiße Quellen“ und sich auf den in Prag geborenen römisch-deutschen Kaiser Karl IV bezieht, der im Jahre 1370 die Thermalquellen zum königlichen Warmbad erklärte. Ausgestattet mit mit Dauertickets zu umgerechnet maximal 33,- Euro kampieren die jungen Leute überall in den Parks und machen Musik, wodurch der Eindruck eines Volksfestes entsteht.

Das verleiht dem mondänen Karlsbad allerdings auch einen gewissen Touch an Modernität und sicherte dem Festival den A-Status, denn nach dem Crash des Kommunismus gingen zunächst die staatlich gesteuerten Festivalstrukturen kaputt. Aber die ganz jungen Leute hielten Karlsbad weiterhin die Treue, obwohl in den bleiernen Jahrzehnten nach der gewaltsamen Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahre 1968 durch einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes auch vom staatlich gelenkten Festival in Karlsbad keine nennenswerten Impulse ausgingen.

Wir dachten, der richtige Platz ist hier“, sagt charmant die rüstige 82-Jährige Eva Zaoralová. „Das sind die Kinder der der Rucksacktouristen, die uns vor zwanzig Jahren gerettet haben“, so Zaoralová, die bis 2010 künstlerische Leiterin war und heute Beraterin des Festivals ist.

Eigentlich ist das Festival im tschechischen Karlovy Vary (Karlsbad) sogar älter als bekannte Festival de Cannes, aber über eine längere Zeit fand es nur alle zwei Jahre statt. Außerdem wollte Moskau dem Festival den A-Status streitig machen und später glaubten manche Filmleute die Sache sogar lieber in Prag hochziehen zu können. Doch nun ist Karlovy Vary oder kurz KVIFF zum 50-jährigen Bestehen zurück und kann sich neben der Mostra in Venedig, als ältestem Festival der Welt, und dem französischen Cannes sowie Berlin mit der Berlinale oder dem bald startenden Locarno in der Schweiz und San Sebastián in Spanien durchaus als weiteres wichtiges A-Festival in Europa behaupten, denn es deckt mit der Sektion »East of the West« die wichtigen Neuerscheinungen aus Osteuropa ab.

Weitere Informationen auch in unserer Vorankündigung vom 2. Juli 2015
Link: www.kviff.com
Quelle: Focus | 3Sat | Tagespiegel | Wikipedia

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