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Coen-Brüder sind Jurypräsidenten in Cannes

Französische Regisseurin eröffnet das 68. Festival de Cannes.



Die Ausnahmetalente Joel und Ethan Coen kommen wieder nach Cannes - dieses Mal als Jurypräsidenten des 68. Festival de Cannes, das vom 13.-24. Mai 2015 stattfindet. Damit entscheidet zum ersten Mal ein Duo über die Wettbewerbstitel des renommierten A-Festivals. Allerdings steckt auch ein Gedanke dahinter: Die Festivalorganisatoren feiern ihre 68. Ausgabe unter dem Motto: "Kinobrüder" und verweisen gleichzeitig auf den 120. Geburtstag des Lumií¨re-Cinématographe der Brüder Louis und Auguste Lumií¨re.

Im Zuge der zahlreichen Cannes-Meldung äußerten sich die berühmten Brüder mit den Worten: "Wir freuen uns, nach Cannes zurückzukehren und dort Filme aus der ganzen Welt anschauen zu können. Das Festival de Cannes hat seit Anbeginn unserer Karriere einen wichtigen Stellenwert für uns. Über die Jury zu präsidieren ist eine große Ehre - schließlich haben wir das zuvor noch nie irgendwo gemacht."

Bis dato waren die Coens mit neun Filmen in Cannes zu Gast - angefangen mit ihrem zweiten Film "Arizona Junior" aus dem Jahr 1987. Die Goldene Palme gewannen sie 1991 für "Barton Fink", der Preis für die beste Regie folgte 1996 für "Fargo" und erneut 2001 für "The Man Who Wasn't There". Für "Inside Llewyn Davis" gewann das Duo zuletzt den Großen Preis der Jury. Derzeit arbeiten die Coens noch an ihrem neuen Film "Hail Caesar!" mit George Clooney, Josh Brolin und Channing Tatum, dessen Kinostart für 2016 geplant ist.

Das Film Festival von Cannes, als ältestes und wichtigstes internationales Festival der Welt umgibt eine gewisse Aura. Wer es nach Cannes geschafft hat, wird beachtet. Doch der deutsche Film ist wieder nicht dabei. Aber alle, die zur 68. Ausgabe des Festival de Cannes fahren, können sich auf einen starken Jahrgang mit großen Namen freuen. 62 Produktionen aus 20 Ländern waren in der Vorauswahl. Aus den USA, Frankreich, England, Italien, Spanien, Russland, Polen, Ungarn, Rumänien, Griechenland, Belgien, den Niederlanden, China, Japan, Südkorea, Thailand, Taiwan, Algerien und Argentinien. Darunter können sich auch deutsche Koproduktionen verbergen - zu unserer Ehrenrettung, denn im internationalen Vergleich kann der rein deutsche Film leider nur selten mithalten. Mit lustigen No-Budget-Produktionen aus Berlin lässt sich keine »Goldene Palme« gewinnen, auch wenn die letzte Berlinale mit deutschen Filmen immerhin einen Achtungserfolg erringen konnte. Dafür ist Frankreich in Cannes gleich fünfmal vertreten und der Auftakt verspricht ein starker Film zu werden!

La Tíªte Haute“ von Emmanuelle Bercot eröffnet das Festival.
Als erste Frau wird die französische Regisseurin Emmanuelle Bercot mit ihrem Film „La Tíªte Haute“ am 13. Mai 2015 die 68. Ausgabe des Filmfestivals von Cannes eröffnen. Vor der Kamera standen Catherine Deneuve, Benoí®t Magimel, Sara Forestier und Rod Paradot als Hauptdarsteller.

Der Film erzählt vom Erwachsenwerden des jungen Straftäters Malony, den ein Jugendrichter und ein Sozialarbeiter auf den richtigen Weg bringen wollen. „La Tíªte Haute“, bereits in zahlreiche Länder verkauft, wird auch am 13. Mai in den französischen Kinos anlaufen. Hier der Trailer:


Trailer de la Tête haute, film d'ouverture du... von konbini

Insgesamt 49 Filme hat Festivalleiter Thierry Frémaux in die Sélection officielle aufgenommen. 17 Filme laufen im Wettbewerb. Der Eröffnungsfilm ist nicht dabei. Er läuft außer Konkurrenz. Aus Frankreich konkurrieren um die Goldene Palme: "Dheepan" von Jacques Audiard, sein erster Film seit "Der Geschmack von Rost und Knochen"; "A Simple Man" von Stephane Brize; "Marguerite et Julien" von Valérie Donzelli sowie der neue Film von "poliezei"-Macherin Maiwenn, "Mon Roi". Zwei der vier Wettbewerbstitel aus Frankreich sind von Frauen inszeniert.

"Es ist ein schöner Wettbewerb mit Filmen, die viele Risiken eingehen", sagte Frémaux, der aus 1854 Einreichungen auswählen konnte. Es sei nicht leicht, neue Talente zu entdecken, aber es sei auch in diesem Jahr wieder gelungen: Acht Filme der Auswahl sind Debüts.

Amerika wird repräsentiert von der Patricia-Highsmith-Verfilmung "Carol" von Todd Haynes mit Cate Blanchett, Haynes' erster Cannes-Film seit "Velevet Goldmine" im Jahr 1998. Und Gus Van Sant reist an mit seinem "The Sea of Trees", in dem Matthew McConaughey die Hauptrolle spielt.

Dazu kommen drei italienische Filme: Matteo Garrone kehrt zurück nach Cannes mit "Tale of Tales", der vormalige Goldene-Palme-Gewinner Nanni Moretti wird "Mia Madre" vorstellen, sein erster Cannes-Beitrag seit "Habeus Papam" im Jahr 2011, und "La grande bellezza"-Macher Paolo Sorrentino reist an die Criosette mit "Youth" mit Michael Caine und Harvey Keitel - sein sechster Beitrag für den Wettbewerb.

Denis Villeneuve bringt "Sicario" nach Cannes - es ist das erste Mal, dass der kanadische "Prisoners"-Regisseur im Wettbewerb vertreten ist. Justin Kurzel stellt seine Interpretation von Shakespeares "Macbeth" vor, eine australische Produktion mit Michael Fassbender und Marion Cotillard.

Asien ist vertreten mit "The Assasin", dem neuen Film von Altmeister Hou Hsiao Hsien, und "Our Little Sister" von Hirokazu Kore-eda sowie "Mountains May Depart" von Jia Zhangke.

Aus Griechenland kommt "The Lobster" von Yorgos Lanthimos mit Colin Farrell und Rachel Weisz, ein fordernder Film, der sich nicht auf Anhieb erschließt. Der Norweger Joachim Trier ist erstmals im Wettbewerb mit "Louder Than Bombs" mit Isabelle Huppert. Und Laszlo Nemes stellt den Film "Son of Saul" vor.

Filmplakat mit erigiertem Penis will provozieren.
Nach dem Skandal um Lars von Trier vor vier Jahren, bei dem der Regisseur zur Persona non grata erklärt wurde, gibt es auch dieses Jahr aufs Neue wieder ein Werk, das aufstoßen dürfte und gegen die Regeln des guten Geschmacks verstößt. Doch Provokationen sind gewollt und oft Teil eines Marketings, um im Gespräch zu bleiben. Um auch 2015 davon zu zehren, hat sich das Festival in diesem Jahr Gaspar Noé eingeladen. Ein Blick auf das Filmplakat reicht. Es ist so explizit, wie man es sich nur vorstellen kann: ein erigierter Penis im Moment der Ejakulation. Noé zieht in seienem fast unschuldigen klingenden Titel "Love" unerschrocken durch, womit Lars von Trier in seinem "Nymphomaniac" nur spielte. Der Nachfolger von "Enter the Void", dessen atemberaubende technische Kapriolen darin gipfelten, dass Noé einen Geschlechtsverkehr aus Innenansicht einer Vagina filmte, ist der Ausdruck einer klar formulierten Überzeugung, bei dem sich der Regisseur in seiner Geschichte einer höchst drastisch dargestellten Ménage í  trois treu bleibt. Allein das macht schon Lust auf die kommenden Tage an der Croisette.

Weitere Filme außer Konkurrenz.
Außer Konkurrenz wird es neben "Mad Max: Fury Road" von George Miller den neuen Film von Woody Allen, "An Irrational Man", zu sehen geben, der zum zwölften Mal in Cannes sein wird. Dazu kommen "Alles steht Kopf" von Pete Docter, der Cannes 2009 mit dem 3D-Animationfilm "Oben" eröffnete, und die französische Produktion "Der kleine Prinz" von "Kung Fu Panda"-Regisseur Mark Osborne. Als Special Screening wurde Natalie Portmans Debüt, "A Tale of Love and Darkness" ausgewählt. Weitere Special Screenings sind "Hayored Lema'ala" von Elad Keidan, "Amnesia" von Barbet Schroeder, "Panama" von Pavel Vuckovic, "Oka" von Souleymane Cisse und "Asphalte" von Samuel Benchetrit.

Außerdem sind zwei Midnight Screenings vorgesehen: die britische Dokumentation "Amy" von Asif Kapadia über Amy Winehouse und den südkoreanischen Thriller "Office" von Hong Won-Chan.

Naturdoku zum Abschluss in Cannes.
Luc Jacquets neue Naturdoku "La glace et le ciel" ("Ice and the Sky") beschließt das Festival de Cannes. Jacquet, der mit "Die Reise der Pinguine" einen der erfolgreichsten Dokumentarfilme neuerer Zeit realisierte, reiste in die Antarktis und begab sich auf die Spur des Forschers Claude Lorius, der als erster die globale Erwärmung und ihre verheerenden Auswirkungen diskutierte. Jacquet präsentiert den Film am 24. Mai 2015 und freut sich, damit einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten und die Herausforderung für die Menschheit ins Bewusstsein zu rücken, wie er in einem Statement wissen ließ.

Nebenreihe »Un Certain Régard« mit fast 20 Filmen.
Die ersten 14 Filme der Sektion »Un Certain Régard« wurden recht frühzeitig bekannt gegeben. Letztendlich werden es jedoch zwischen 18 und 20 sein. Wirklich bekannte Namen sind in der Auswahl der Nebenreihe nicht zu finden. Die relativ unbekannten Filme und Regisseure sind Neeraj Ghaywan mit "Masaan (Fly Away Solo)", "Hruter (Rams)" von Grimur Hakonarson, "Kishibe No Tabi (Journey to the Shore)" von Kurosawa Kiyoshi, "Je Suis Un Soldat (I Am a Soldier)" von Laurent Larivere, "Zvizdan (The High Sun)" von Dalibor Matanic, "The Other Side" von Roberto Minervini, "One Floor Below" von Radu Muntean (eine vom MDM geförderte deutsche Koproduktion mit der Neue Mediopolis Filmproduktion), "Shameless" von Oh Seung-Uk, "The Chosen One" von David Pablos, "Nahid" von Ida Panahandeh und "The Treasure" von Corneliu Porumboiu.

Als deutsche Koproduktion feiert das Drama „One Floor Below“ von dem rumänischen Regisseur Radu Muntean seine Weltpremiere, an dem die Neue Mediopolis Filmproduktion beteiligt ist. Unterstützung erhielt diese französisch-rumänisch-deutsch-schwedische Koproduktion von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM).

Auch das Programm für »Semaine de la Critique« steht.
Wenige Tage nach dem Wettbewerbsprogramm sind auch die Filme der Cannes-Nebenreihe »Semaine de la Critique« bekannt gegeben worden. In deren Wettbewerb werden sieben Lang- und zehn Kurzfilme gezeigt. Unter den Kurzfilmen ist auch der Patrick Vollrath mit seinem an der Filmakademie Wien entstandenen 30-Minüter "Alles wird gut", in dem er die Beziehung eines Wochenendvaters zu seiner achtjährigen Tochter porträtiert.

Eröffnet wird die Semaine de la Critique von Elie Wajemans "Les Anarchistes", Abschlussfilm ist Mathieu Vadepieds "La Vie en grand".

"Arabian Nights" ist Highlight der »Quinzaine des Réalisateurs«.
In der dritten Nebenreihe hat das Auswahlkomitee insgesamt 17 Filme aus 1623 Einreichungen für die 47. Ausgabe der Reihe festgelegt. Ursprünglich sollte "Arabian Nights" von Miguel Gomes sogar im Wettbewerb laufen. Jetzt wird der sechsstündige Film, eine interessante Koproduktion von Portugal, Frankreich, Deutschland und der Schweiz an drei aufeinanderfolgenden Tagen in jeweils zweistündigen Inkrementen bei den «Quinzaine des Réalisateurs« gezeigt. Die andere deutsche Koproduktion der Nebenreihe ist "Mustang" von dem türkischen Regisseur Deniz Gamze Ergüven, der mit Unterstützung von Uhland Film und Vistamar Film entstand. Aus Sundance sind "Dope" von Rick Famuyiwa, der als Abschlussfilm ausgewählt wurde, und "Songs My Brother Taught Me" von Chloé Zhao vertreten.

Zu den weiteren großen Titeln der Quinzaine zählt sicherlich der neue Film von "Blue Ruin"-Macher Jeremy Saulnier, der in "Green Room" eine Punkband auf Tour nach einem Mord in einem entlegenen Kaff stranden lässt. Eröffnungsfilm ist "In the Shadow of Women" von Philippe Garrel, der gemeinsam mit einem Kurzfilm des Regisseurs aus dem Jahr 1968 gezeigt wird.

Cannes ehrt Ingrid Bergman.
Ingrid Bergman ziert das diesjährige Cannes-Plakat des 68. Festival de Cannes. Nachdem vergangenes Jahr Marcello Mastroianni geehrt wurde, zollt die Veranstaltung dieses Jahr der schwedischen Schauspiellegende Ingrid Bergman Tribut. In Erinnerung an die große Schauspielerin zeigen die Cannes Classics die Dokumentation "Ingrid Bergman, in Her Own Words" von Stig Björkman.

Bergman, die mit Regiegrößen wie Alfred Hitchcock, Roberto Rossellini, ihrem zweiten von insgesamt drei Ehemännern, und Ingmar Bergman zusammenarbeitete, gewann im Lauf ihrer Karriere drei Oscars und war 1973 Jurypräsidentin in Cannes. Sie starb 1982 an ihrem 67. Geburtstag in London.

"Meine Familie und ich sind zutiefst bewegt, dass das Festival de Cannes unsere großartige Mutter für sein offizielles Poster gewählt hat, um damit ihren 100. Geburtstag zu würdigen", erklärt Bergmans Tochter Isabella Rossellini.

Das Foto stammt von David Seymour. Für die Postergestaltung zeichnete Hervé Chigioni und der Grafiker Gilles Frappier verantwortlich, die bereits für das letztjährige Plakat zuständig waren.

Weitere Schätze in den Cannes Classics
In neu restaurierter Fassung wird "Citizen Kane" in Cannes zu sehen sein. In der 2004 ins Leben gerufenen Sektion Cannes Classics werden wieder eine Reihe von Filmperlen in restaurierten Versionen gezeigt. Neben Ingrid Bergman wird ein Tribut Orson Welles gezollt - beide wären dieses Jahr 100 Jahre alt geworden. Gezeigt werden ferner "Die Lady von Shanghai" aus dem Jahr 1948 sowie "Der dritte Mann" von Carol Reed, in dem Welles in der Rolle des Harry Lime zu sehen ist. Hier der Trailer:


Der griechische Filmemacher Costa-Gavras wird ebenfalls im Rahmen der Cannes Classics als Ehrengast gefeiert. Der Oscarpreisträger ("Z") und Goldene-Palme-Gewinner ("Vermißt") wird bei der Vorführung seines frisch restaurierten Meisterwerks "Z" persönlich anwesend sein. Überdies bieten die Cannes Classics dieses Jahr Dokumentarfilme über das Kino bzw. Filmschaffende an. Darunter befinden sich "Hitchcock/Truffaut" von Kent Jones, "Depardieu grandeur nature" von Richard Melloul, "Steve McQueen: The Man & Le Mans" von Gabriel Clarke und John McKenna, "By Sidney Lumet" von Nancy Buirski sowie "Harold and Lilian: A Hollywood LoveStory" von Daniel Raim.

Zuletzt erinnert das Festival mit der Doku "The Golden Palm's Legend" von Alexis Veller an die Entstehung der Goldenen Palme vor genau 60 Jahren.

Bei »Cinéma de la Plage«, den Filmen, die Open Air am Strand von Cannes gezeigt werden, laufen dieses Jahr "Ran" von Akira Kurosawa, "Terminator" von James Cameron oder "Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh" von Yves Robert.

Link: www.festival-cannes.com
Quellen: Blickpunkt:Film | filmecho

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