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Rotterdam Film Festival zeigt deutsche Koproduktion

Deutsche Koproduktion "DREAMS REWIRED" in Rotterdam.



In der zweitgrößten Stadt der Niederlande findet alljährlich zum Jahresanfang eines der interessantesten Internationalen Independent Filmfestivals in Europa statt. Zum 44. Mal läuft vom 21. Januar - 1. Februar 2015 das Internationale Film Festival Rotterdam (iffr) in Europas größter Hafenstadt.

Für Eingeweihte ist Rotterdam zum Pflichttermin geworden. Leider wird es von den meisten Medien deutlich weniger beachtet, als das Independent Film Festival Sundance in den USA, das fast zur gleichen Zeit stattfindet. Dadurch ist es auch für uns schwerer an alle Informationen zu kommen, sofern wir nicht selbst hinfahren. Einige Filme die ihre Premiere in Rotterdam haben, werden aber in wenigen Tagen auch im Forum und im Panorama der Berlinale zu sehen sein.

Dennoch ist es an der Zeit, Rotterdam nicht ganz zu vernachlässigen, denn mit dem Essay-Film "DREAMS REWIRED" (Mobilisierung der Träume) von Manu Luksch, Martin Reinhart und Thomas Tode, kündigte sich eine höchst interessante deutsche Koproduktion auf dem Festival an. Es ist ein vergnüglicher Reiseführer in die äußerst lebendige Frühzeit des Kinos und damit unserer multimedialen Gesellschaft. Immerhin konnte man die außergewöhnliche Schauspielerin Tilda Swinton als Erzählerin für den um 1900 spielenden Film gewinnen.



Schon damals war die Zeit im Umbruch und der Fortschrittsglaube obsiegte über traditionelle Werte. Progressive Phantasien beherrschten das zukünftige Weltbild ausgelöst unter anderem durch die Pariser Weltausstellung. So wie heute das Internet die Menschen beeinflusst, wurden schon damals mit der Erfindung des Fernsehens (1926) weitreichende Veränderungen der Gesellschaft vorausgesagt. Bei manchen löste der elektrische Boom geradezu glühende Phantasien aus, die im Film durch seltenes Archivmaterial untermauert werden, sodass wir aus heutiger Sicht die vorausgesagte Zukunft einer Orwellschen Vision gar nicht mehr als übertrieben ansehen.

Die Weltpremiere der deutsch, österreichischen und englischen Koproduktion von Amourfilm Wien zeigt einerseits Versprechungen, aber anderseits auch Ängste der Welt vor hundert Jahren auf, als Telefon, Film und Fernsehen noch neu waren. Die neuen Technologien versprachen schon damals die totale Kommunikation, aber auch die Überbrückung von Raum und Zeit. Deshalb gab es schon damals Angst vor dem Ende der Privatsphäre durch stetige online Präsenz, Angst vor Unsittlichkeit und finanziellen Betrug durch Phishing & Spam in einem weltumspannenden Netzwerk, dem heutigen Internet.

Frühe elektrische Medien waren so revolutionär, wie social Media heute. Zum ersten Mal waren die neuen Technologien für Jedermann gedacht, nicht nur die Eliten. Dadurch wurde es möglich über die Welt in eine völlig neuer Weise zu denken. Das Entstehen der Marktwirtschaft, der Einzug der Frauen in die Arbeitswelt und Visionen von einer globalen Utopie - einer Welt ohne Kriege erfüllte sich aber nur zum Teil.

Denn was diese frühen Medien anfänglich versprachen und was sie schließlich lieferten, wich doch sehr voneinander ab. Die frühe radikale Offenheit wurde von stattlicher Seite reguliert und die bidirektionale, Peer-to-Peer-Kommunikation wurde durch einen hierarchischen Rundfunk ersetzt. Dieselben Freiheiten von damals liegen uns heute wieder zu Füßen – doch wir verstricken uns wieder in die gleichen Barrikaden, es sei denn, wir ergreifen die Möglichkeit, "unsere eigenen Medien" zu gestalten. Der Film zeigt mit Hilfe von bisher nicht gezeigtem Archivmaterial die Geschichte einer fiktionalen Welt, deren Hoffnungen wir geschickt nutzen könnten und nicht leichtfertig missbrauchen sollten. (Übersetzung aus dem Englischen)

"DREAMS REWIRED" (Mobilisierung der Träume)
Produced by Amour Fou VIENNA, Bildschoen Produktion, Hamburg, Ambient Information Systems, London, narrated by Tilda Swinton. (Austria/Germany/UK, 2015, 85 min)

Ergänzung vom 30.01.2015
Auf der diesjährigen transmediale, die am 28.01.2015 unter dem Thema "Capture All", was soviel heißt wie "alles sammeln", eröffnet wurde, sprach u.a. in einer Keynote Pirate-Bay Gründer Peter Sunde zum Publikum. Der gerade aus der Haft entlassene Computerspezialist sagte etwas zynisch, dass der Kampf um das freie Internet an Unternehmen und Überwachungsstaaten verloren gegangen ist, denn wenige Konzerne kontrollierten die weltweit genutzten Dienste im Netz.


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"ABOVE and BELOW" ein Film von Nicolas Steiner. Mit einem außergewöhnlichen Dokumentarfilm ist die Filmakademie Baden Württemberg in Rotterdam vertreten. Hier der Trailer:

Above and Below Trailer from Helge Albers on Vimeo.


Eine raue Achterbahnfahrt mit Überlebenskünstlern in einer Welt voller Herausforderungen und Schönheit. Rick & Cindy in den Flutkanälen tief unter den funkelnden Straßen von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker im ausgetrockneten Niemandsland und April in der steinigen Wüste Utahs auf ihrer Marsmission. In unbekannte Welten geschleudert, begegnen Filmemacher Nicolas Steiner drei Seelen, die uns verwandter sind, als wir es vermuten würden.

"In ABOVE and BELOW habe ich mich auf die Suche nach Helden in eher ungewohnten Lebensräumen gemacht - Zufluchtsorte und Schutzgemache. Es ging um das Oben und Unten. Um hell und dunkel. Da herrscht die Sonne und schmilzt alles unter ihr. Dort herrscht die Dunkelheit, die ein schützendes Dach bildet und Licht kommt nur spärlich vor. Licht kann töten, Schatten ebenso. Ein vorsichtiger Versuch eines Rück- und Vorausblicks, wie der Mensch existiert, atmet und sich anpasst. Vom zu erobernden All in den abgerissenen Militärbunker und schlussendlich gestrandet in den Katakomben der vom Menschen erschaffenen paradiesischen Glitzer- und Glamourhölle: Ein dreijähriger Trip, den ich mit April, David, Rick&Cindy, Lalo „der Pate“ und einem unersetzlichen Team erleben durfte: Das war für mich ABOVE and BELOW."

A MAXIMAGE, FLYING MOON and FILMAKADEMIE BADEN-WÜRTTEMBERG Production.

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Link zum Festival: www.iffr.com/nl/
Quellen: ambienttv | Filminstitut Österreich | Filmfestivals.com

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