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ex ground filmfest 27 - Wiesbaden 2014

Bildgewalt und politische Brisanz aus dem postsowjetischen Raum.



2014 ist definitiv ein Rekordjahr, was die Premieren betrifft!“, gab Andrea Wink, Vorstandsmitglied Vorstandsmitglied des ausrichtenden Vereins Wiesbadener Kinofestival, auf der Pressekonferenz von exground filmfest bekannt. Über 50 der rund 220 Filme, die dieses Jahr vom 14.-23. November im Programm laufen werden, sind Europa-, internationale oder Deutschland-Premieren. 16 Festivalbeiträge feiern in Wiesbaden ihre Weltpremiere!

Vorstandsmitglied Gerald Pucher fügte hinzu: „Auch dieses Jahr haben wir viele Überraschungen und Neuerungen für unser Publikum. Angefangen direkt am Eröffnungstag. exground filmfest 27 beginnt dieses Jahr mit einer Doppeleröffnung. "THE HAMSTERS" von Newcomer Gil González und "GUTEN TAG, RAMÓN" von Jorge Ramí­rez-Suárez, der seinen Film persönlich zusammen mit Schauspielerin Ingeborg Schöner vorstellen wird. Eine Familienkomödie und ein berührender Film über Menschlichkeit und Toleranz – beide Filme sind internationale Premieren.“

Aus mehr als 3.000 Einreichungen aus über 90 Ländern hat die Auswahlkommission ein Programm vor allem aus unabhängig produzierten Spiel- und Dokumentarfilmen zusammengestellt. Ein besonderes Highlight des diesjährigen Rahmenprogramms ist die Neuinterpretation von Terry Gilliams "BRAZIL" der Schweizer Gruppe pulp.noir am Festivalmontag: Durch einen Live-Remix werden aus dem surrealen Klassiker rauschartige Clips erzeugt. Dieser Programmpunkt ist allerdings nicht ganz exklusiv, denn er findet im Rahmen einer Deutschlandtournee der Künstlergruppe statt und wird u.a. auch beim Kasseler Dokfest zusehen sein, wie wir am Dienstag, den 11. November hier berichteten.

exground filmfest ist seit über 20 Jahren fest mit der Stadt Wiesbaden verbunden und aus den Herbstprogrammen der Caligari FilmBühne, des Murnau-Filmtheaters und des Kulturpalastes nicht mehr wegzudenken. Ich freue mich sehr, dass dem ehrenamtlichen exground-Team auch in diesem Jahr wieder ein sehenswertes Programm gelungen ist. Das Filmfest unterstütze ich gerne u.a. als Preisstifter des Deutschen Kurzfilm-Wettbewerbs“, schilderte Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz.

Länderfokus Mexiko.
Der Länderfokus liegt dieses Jahr auf Mexiko. Der Mord an 43 Studenten in Iguala hat gerade nicht nur weltweites Entsetzen ausgelöst, sondern auch Mexikos Regiestars zu einem offenen Brief an die Regierung veranlasst. Darin fordern die drei namhaften Regisseure: Guillermo del Toro, Alfonso Cuaron und Alejandro González Iñárritu sofortige Aufklärung über das Verbrechen. Zudem beklagen sie die systematische Korruption in Mexiko, die kein lokaler Einzelfall mehr ist, denn die Aufklärung des Falls läuft schleppend, auch wenn der Bürgermeister, seine Frau und der Polizeichef inzwischen verhaftet worden sind:
"Wir sind der festen Überzeugung, dass diese Verbrechen systembedingt passieren und auf ein noch gravierendes Übel hinweisen: Die verschwommenen Grenzen zwischen dem organisierten Verbrechen und hohen mexikanischen Regierungsbeamten", heißt es in dem Brief.

Schon seit Beginn der 1990er-Jahre hat sich ein neues mexikanisches Kino entwickelt, das durch Alejandro González Iñárritu oder Guillermo del Toro an frühe Erfolge aus den 1950er-Jahren anknüpfen kann. In Kooperation mit dem Mexikanischen Filminstitut (IMCINE) und dem Guanajuato International Film Festival richtet exground filmfest einen Blick auf das aktuelle Filmschaffen vielversprechender mexikanischer Regisseure.

American Independents.
Einen Schwerpunkt der American Independents bilden Filme mit politisch und sozial brisanten Fragen: Mit "CAMP X-RAY" beleuchtet Regiedebütant Peter Sattler die Haftbedingungen im US-Gefangenenlager Guantanamo. Hier der Trailer:



Reihe International.
Landflucht, sexuelle Unterdrückung, Homophobie und gesellschaftliche Krisen sind die Hauptthemen der Produktionen aus der Reihe International. Das Festival kann auch dieses Jahr mit vielen spannenden Filmen aus aller Welt aufwarten. Vor allem die aktuellen Beiträge aus der ehemaligen Sowjetunion sind dabei sehenswert. Politisch und sozial relevante Themen dominieren die ausgewählten Produktionen: Im äthiopischen Film "DIFRET" – koproduziert von Angelina Jolie – droht einem 14-jährigen Mädchen die Todesstrafe, weil sie ihren Vergewaltiger erschossen hat. Der Film gewann auf der letzten Berlinale den Panorama Audience-Award. Hier ein neuer Trailer:



Das in Cannes als bestes Drehbuch ausgezeichnete Drama "LEVIATHAN" beleuchtet die Korruptionsverhältnisse im heutigen Russland. In Anlehnung an Kleists "MICHAEL KOHLHAAS" fühlt sich Protagonist Nikolaj der Willkür der der Obrigkeit seines Heimatdorfes ausgeliefert und sieht sich dazu gezwungen, Selbstjustiz zu üben. Verblüffend, dass diese durch bittere Ironie durchzogene politische Parabel vom Russischen Kulturministerium gefördert wurde. 2015 wird der Film von Andrej Zvyagintsev als russischer Beitrag für den Auslands-Oscar ins Rennen gehen. In Berlin wird der Film kurz nach Wiesbaden beim Festival »Around the World in 14 Films« (28.11.-7.12.2014) gezeigt. Hier der Trailer:



Ebenfalls politisch aktuell, jedoch wesentlich unverblümter ist der Dokumentarfilm "CHILDREN 404" von Askold Kurov und Pavel Loparev. Das größtenteils aus dem gleichnamigen Webprojekt stammende Material verarbeiten die beiden Regisseure zu einem Plädoyer für sexuelle Freiheit und gegen das im Jahr 2013 von Putin verabschiedete Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda“. Regisseur Pavel Loparev wird seinen Film persönlich bei exground filmfest vorstellen.

Vom Ausharren und Sich-Zur-Wehr-Setzen handelt auch "NAGIMA", eine kasachische Produktion aus dem Jahr 2013. Die titelgebende Protagonistin Nagima und ihre Freundin Anya sind zusammen im Waisenhaus aufgewachsen. In der Hoffnung, die Jahre der Entbehrlichkeit hinter sich zu lassen, versuchen sie sich am Stadtrand von Almaty durchzuschlagen. Statt einer besseren Zukunft erwartet sie dort allerdings ein seelenloser Kampf ums Überleben.

Made in Germany.
Die Plattform für den aktuellen deutschen Film hat einen neuen Namen: »Made in Germany«. Unter diesem Titel präsentiert exground filmfest 11 Produktionen, die sich insbesondere mit dem Thema Familie aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln auseinandersetzen. "BE MY BABY" eröffnet die Reihe. Das Erstlingswerk von Christina Schiewe handelt von einer jungen Frau mit Downsyndrom, die sich trotz aller Widerstände sehnlichst wünscht, Ehefrau und Mutter zu werden. Regisseurin und Hauptdarstellerin Carina Kühne für Publikumsfragen zur Verfügung stehen.

youth days.
Die »youth days« sind ein speziell für Jugendliche zusammengestelltes Programm mit Geschichten, in denen sich Jugendliche wiederfinden können und neugierig werden auf andere Kulturen und Welten. Mit dabei: Das in Cannes ausgezeichnete Drama "MOMMY" von Xavier Dolan.

Zum Thema Migration zeigt exground filmfest am Mittwoch, 19. November um 10.30 Uhr im Rahmen des exground-Schulkino und in Kooperation mit dem Medienzentrum Wiesbaden e.V. den vielfach prämierten Dokumentarfilm "NEULAND" über jugendliche Migranten, die in einer Integrationsklasse Sprache und Kultur der Schweiz kennenlernen. Alle Schüler aus der Klasse von Christian Zingg und Andreas Schultheiss haben einen weiten Weg hinter sich, manche haben im Schlauchboot das Meer oder zu Fuß Berge überqueren müssen. Jetzt hoffen sie, ihre Vergangenheit hinter sich lassen und ein neues besseres Leben in der Schweiz beginnen zu können. Regisseurin Anne Thommen begleitete die Integrationsklasse zwei Jahre lang. Gekonnt und einfühlsam verwebt sie in ihrem FIRST STEPS AWARD WINNER die verschiedenen Geschichten, bringt die porträtierten Menschen nahe und entkräftet Vorurteile. Hier der Trailer:



Wettbewerbe, Preise und Preisstifter.
Im Wiesbadener Jugendfilm-Wettbewerb kämpfen 12- bis 18-jährige Nachwuchs-regisseure um die Gunst des Publikums. Der erste Platz, dotiert mit 450 EUR, wird von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung gestiftet, der Zweitplatzierte erhält einen Einkaufsgutschein des Apple-Stores ergo sum im Wert von 150 EUR. Im Internationalen Jugendfilm-Wettbewerb konkurrieren sieben internationale Jugendfilme miteinander. Die Wiesbadener Jugendjury entscheidet darüber, welcher Regisseur die 2.500 EUR Preisgeld mit nach Hause nehmen darf. Zum zweiten Mal wird zudem eine mit 1.000 EUR dotierte Publikumsauszeichnung vergeben. Beide Preise werden von der Landeshauptstadt Wiesbaden ausgelobt.

Der absolute Publikumsfavorit von exground filmfest ist der Deutsche Kurzfilm-Wettbewerb. Aus 12 Filmen bestimmt das Publikum den Sieger, Zweit- und Drittplatzierten. Die Preisgelder des Erst- und Drittplatzierten von 3.000 und 1.000 EUR werden von der Landeshauptstadt Wiesbaden gestiftet. Das Preisgeld von 2.000 EUR für den zweiten Platz stellt die Wiesbadener Fernsehproduktionsfirma Magenta TV. Zudem vergibt Pille Filmgeräteverleih einen Sachpreis über Technikausleihe im Wert von 2.000 EUR. Eine Fachjury wählt den Sieger im Internationalen Kurzfilm-Wettbewerb. Das Preisgeld von 1.500 EUR stiftet der exground-Freundeskreis. Kurze Meisterwerke von einheimischen Regisseuren laufen im Wiesbaden Special – Kurzfilm-Wettbewerb. Auch hier entscheidet das Publikum über die Gewinner. Das Preisgeld von 500 EUR wird vom Medienpartner von exground filmfest, dem Wiesbadener Kurier, gestiftet, und das Tonstudio klangBezirk stiftet eine Förderung für den nächsten Film im Wert von 2.000 EUR.

Das detaillierte Festivalprogramm finden Sie unter www.exground.com

Wiesbadener Kinofestival e.V.
exground filmfest
Ernst-Goebel-Str. 27
65207 Wiesbaden
Link: www.exground.com

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