Ver.di macht sich für Jugendkanal stark
Angemessene Beitragserhöhungen der öffentlich-rechtlichen Anstalten sind kein Tabu mehr.
Wie wir hier gestern, den 31.10.2014 berichteten, gab es schon bei den Medientagen München heftige Auseinandersetzungen um die zukünftige Ausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Alle Beteiligten - mit Ausnahme der privatwirtschaftlichen Rundfunkanstalten, die starke Vorbehalte gegen ein weiteres konkurrierendes Angebot von ARD & ZDF haben - sind sich darüber einig, dass die Jugend von heute mit linearen Fernsehangeboten, die zu festen Uhrzeiten ausgestrahlt werden, kaum noch zu erreichen ist.
Allerdings haben nicht nur der Deutsche Kulturrat, sondern auch etliche andere Institutionen Bedenken, den zukünftigen Jugendkanal (JuKA) als Ergänzung zum Kinderkanal (KiKA) von ARD & ZDF ausschließlich im Internet zu betreiben. Statt dessen könnte immerhin die nächtliche Sendepause des KiKA genutzt werden, um ausgewählte Beiträge für ältere Jugendliche noch am späten Abend auch im Fernsehen auszustrahlen. Solange der Kanal nachts noch weitersendet, bestände auch dort ein direkter Zugriff auf die entsprechende Mediathek, sodass neben dem linearen Programm jederzeit auch Wiederholungen nach Wunsch und persönlichen Interessen auf dem großen Flachbildschirm angesehen werden könnten. Nicht alles wollen Jugendliche wirklich nur noch auf dem kleinen Smartphone oder dem Computer abrufen, denn dazu sind die Ansprüche der jungen Erwachsenen zu sehr gestiegen.
Trotz der höheren Kosten sollten die involvierten TV-Anstalten dies noch einmal in ihre Überlegungen einbeziehen, wenn sie schon für den Jugendkanal im Internet weitere Spartensender wie ZDF Kultur oder Theaterkanal sowie ARD EinsPlus bzw. Einsfestival opfern wollen. Im September hatte Peter Boudgoust, Intendant des bei der ARD für den Jugendkanal federführenden SWR, ein Konzept für einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal mit einem Jahresbudget von 45 Mio. Euro vorgestellt. Die Mittel sollen durch die Einstellung der eben genannten Digitalkanäle aufgebracht werden.
Das sieht mittlerweile auch die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) so und macht sich trotz früherer Vorbehalte zu Gebührenerhöhungen mittlerweile für den Jugendkanal stark, um ein zusätzliches Angebot für unter 30-Jährige bieten zu können. Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz vom 17. Oktober 2014, auf der ein öffentlich-rechtlicher Jugendkanal erneut ein Thema war, fordert Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender, von der Politik grünes Licht für ein öffentlich-rechtliches Sendeangebot für Jugendliche. Aber anders als letztendlich von den Ministerpräsidenten beschlossen, den Jugendkanal nur online zur Verfügung zu stellen und nicht im linearen Fernsehen, erachtet ver.di ein öffentlich-rechtliches Jugendangebot in Form eines umfassenden trimedialen Angebots aus Hörfunk, Fernsehen und Internet für notwendig.
Widerstände gegen das geplante Projekt hatte es vor allem aus Unions-geführten Ländern gegeben. Laut Informationen der dpa habe besonders das CDU-regierte Land Sachsen den Plan abgelehnt. So hatte der sächsische Medienminister Johannes Beermann (CDU) gegenüber der Zeitung "Sonntag Aktuell" erklärt:
ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht dagegen in der Entscheidung der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten einen Ansporn, noch mehr Angebote für junge Zuschauer zu machen. Es müsse nun geprüft werden, wie viele neue Stellen man für den Jugendkanal mit seinem jetzt genehmigten Konzept benötigt würden. Für das Angebot in seinem ursprünglich geplanten Umfang wären rund 30 Stellen nötig gewesen. Den entsprechenden Personalbedarf werde man bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) beantragen. Diese hatte vom ZDF gefordert, bis ins Jahr 2020 rund 560 Vollzeitstellen abzubauen. Mit der Schaffung des neuen Angebots müsse der Stellenabbau entsprechend reduziert werden, so das ZDF.
Den geplanten Jugendkanal der öffentlich-rechtlichen Sender nicht im Radio und Fernsehen, sondern nur im Internet zu betreiben, bringe Probleme mit sich, beispielsweise mit Blick auf Urheberrechte, warf allerdings SWR-Intendant Peter Boudgoust ein. Obwohl das Konzept von vielen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt wurde, wird es nun schwerer, das Jugendangebot zum Fliegen zu bringen, denn es entspricht nicht dem ursprünglichen Konzept eines crossmedialen Angebots. Zukunftsweisend ist aber, dass die ursprünglich geplanten Beschränkungen im Internet wegfallen.
Ganz anders dagegen sieht Tobias Schmid, Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz.
Link: www.verdi.de
Quellen: Blickpunkt:Film | Golem
Wie wir hier gestern, den 31.10.2014 berichteten, gab es schon bei den Medientagen München heftige Auseinandersetzungen um die zukünftige Ausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Alle Beteiligten - mit Ausnahme der privatwirtschaftlichen Rundfunkanstalten, die starke Vorbehalte gegen ein weiteres konkurrierendes Angebot von ARD & ZDF haben - sind sich darüber einig, dass die Jugend von heute mit linearen Fernsehangeboten, die zu festen Uhrzeiten ausgestrahlt werden, kaum noch zu erreichen ist.
Allerdings haben nicht nur der Deutsche Kulturrat, sondern auch etliche andere Institutionen Bedenken, den zukünftigen Jugendkanal (JuKA) als Ergänzung zum Kinderkanal (KiKA) von ARD & ZDF ausschließlich im Internet zu betreiben. Statt dessen könnte immerhin die nächtliche Sendepause des KiKA genutzt werden, um ausgewählte Beiträge für ältere Jugendliche noch am späten Abend auch im Fernsehen auszustrahlen. Solange der Kanal nachts noch weitersendet, bestände auch dort ein direkter Zugriff auf die entsprechende Mediathek, sodass neben dem linearen Programm jederzeit auch Wiederholungen nach Wunsch und persönlichen Interessen auf dem großen Flachbildschirm angesehen werden könnten. Nicht alles wollen Jugendliche wirklich nur noch auf dem kleinen Smartphone oder dem Computer abrufen, denn dazu sind die Ansprüche der jungen Erwachsenen zu sehr gestiegen.
Trotz der höheren Kosten sollten die involvierten TV-Anstalten dies noch einmal in ihre Überlegungen einbeziehen, wenn sie schon für den Jugendkanal im Internet weitere Spartensender wie ZDF Kultur oder Theaterkanal sowie ARD EinsPlus bzw. Einsfestival opfern wollen. Im September hatte Peter Boudgoust, Intendant des bei der ARD für den Jugendkanal federführenden SWR, ein Konzept für einen öffentlich-rechtlichen Jugendkanal mit einem Jahresbudget von 45 Mio. Euro vorgestellt. Die Mittel sollen durch die Einstellung der eben genannten Digitalkanäle aufgebracht werden.
Das sieht mittlerweile auch die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) so und macht sich trotz früherer Vorbehalte zu Gebührenerhöhungen mittlerweile für den Jugendkanal stark, um ein zusätzliches Angebot für unter 30-Jährige bieten zu können. Im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz vom 17. Oktober 2014, auf der ein öffentlich-rechtlicher Jugendkanal erneut ein Thema war, fordert Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Vorsitzender, von der Politik grünes Licht für ein öffentlich-rechtliches Sendeangebot für Jugendliche. Aber anders als letztendlich von den Ministerpräsidenten beschlossen, den Jugendkanal nur online zur Verfügung zu stellen und nicht im linearen Fernsehen, erachtet ver.di ein öffentlich-rechtliches Jugendangebot in Form eines umfassenden trimedialen Angebots aus Hörfunk, Fernsehen und Internet für notwendig.
"Nur wenn die Sender in der Lage sind, den Jüngeren zeitgemäße, glaubwürdige und innovative Angebote bereitzustellen, können langfristig wieder neue Zielgruppen erschlossen werden. Ein Wiederverwertungskanal für alte Hörfunk- und Fernsehbeiträge kann dazu gewiss nicht beitragen. Deshalb braucht das neue Angebot auch eine angemessene Startfinanzierung, die Kreativität ermöglicht und journalistische Qualität garantiert" so Frank Werneke. Um das Angebot finanzieren zu können, dürften "angemessene Beitragserhöhungen nicht zum Tabu erklärt werden. Schon jetzt erhalten ARD, ZDF und Deutschlandradio Finanzmittel weit unterhalb der Preissteigerungsrate, ganz zu schweigen von der medienspezifischen Teuerungsrate. Das ist auf Dauer kein Zustand", so Werneke weiter.
Widerstände gegen das geplante Projekt hatte es vor allem aus Unions-geführten Ländern gegeben. Laut Informationen der dpa habe besonders das CDU-regierte Land Sachsen den Plan abgelehnt. So hatte der sächsische Medienminister Johannes Beermann (CDU) gegenüber der Zeitung "Sonntag Aktuell" erklärt:
"Ein überzeugendes Konzept liegt aus unserer Sicht noch nicht vor. Auch sind Fragen zum Finanzierungskonzept nach wie vor offen."
ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht dagegen in der Entscheidung der Ministerpräsidentinnen und -präsidenten einen Ansporn, noch mehr Angebote für junge Zuschauer zu machen. Es müsse nun geprüft werden, wie viele neue Stellen man für den Jugendkanal mit seinem jetzt genehmigten Konzept benötigt würden. Für das Angebot in seinem ursprünglich geplanten Umfang wären rund 30 Stellen nötig gewesen. Den entsprechenden Personalbedarf werde man bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) beantragen. Diese hatte vom ZDF gefordert, bis ins Jahr 2020 rund 560 Vollzeitstellen abzubauen. Mit der Schaffung des neuen Angebots müsse der Stellenabbau entsprechend reduziert werden, so das ZDF.
"Das Internetportal ist eine perfekte Ergänzung zu ZDFneo und ZDFinfo, die bereits mit Erfolg ein jüngeres Publikum erreichen. Dafür brauchen wir dann aber auch mehr Bewegungsspielraum im Netz als bisher", betont Bellut.
Den geplanten Jugendkanal der öffentlich-rechtlichen Sender nicht im Radio und Fernsehen, sondern nur im Internet zu betreiben, bringe Probleme mit sich, beispielsweise mit Blick auf Urheberrechte, warf allerdings SWR-Intendant Peter Boudgoust ein. Obwohl das Konzept von vielen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt wurde, wird es nun schwerer, das Jugendangebot zum Fliegen zu bringen, denn es entspricht nicht dem ursprünglichen Konzept eines crossmedialen Angebots. Zukunftsweisend ist aber, dass die ursprünglich geplanten Beschränkungen im Internet wegfallen.
Dazu erklärte der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg: "Die 'kleine Lösung' mit einem Jugendkanal, der nur im Internet an den Start geht, ist zu wenig. Ein solcher Kanal kann kein echtes Angebot für Jugendliche darstellen." Zwar würden viel mehr Angebote im Internet genutzt, ein Internetangebot alleine sei aber zu wenig und werde den Jugendlichen nicht gerecht.
Ganz anders dagegen sieht Tobias Schmid, Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz.
"Der VPRT nimmt erleichtert zur Kenntnis, dass die konzeptlose Expansion der öffentlich-rechtlichen Spartensender durch die Ministerpräsidentenkonferenz beendet wurde. Wir begrüßen die Einstellung von zwei Kanälen sowie den Stopp des am Bedarf vorbei konzipierten Jugendkanals von ARD und ZDF. Jetzt aber ein Onlineangebot mit einem Blankoscheck von 45 Millionen Euro auszustatten, wird es kaum besser machen. Mit der angestrebten Crossmedialität, insbesondere der Vernetzung mit den jungen Hörfunkwellen der ARD, werde ein übergreifendes Jugendangebot entstehen, das den Wettbewerb erheblich zu Lasten der Privaten beeinträchtige. Dies könne einen neuen Konflikt mit allen anderen Mediengattungen zur Folge haben."
Link: www.verdi.de
Quellen: Blickpunkt:Film | Golem