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Deutschlands Filmförderung – Eine Bestandsaufnahme

Studie zur Struktur der deutschen Filmförderung vom Erich Pommer Institut.



Gut drei Monate vor der Verabschiedung in die Sommerpause hatte das Potsdamer Erich Pommer Institut seine aktuelle Studie zur Struktur der deutschen Filmförderung veröffentlicht. Die interessanten Erhebungen aus dem Jahre 2011 sollen auch zukünftig fortgesetzt werden, sodass die Filmförderung in Deutschland über einen längeren Zeitraum verfolgt und verglichen werden kann.

Bei der Veröffentlichung erster Zahlen in der Akademie der Wissenschaften im April 2013 wurde von den anwesenden Journalisten allerdings auch deutliche Kritik daran geübt, dass es keine verlässlichen Erhebungen darüber gibt, ob die Darlehen der geförderten Filme von den Produzenten tatsächlich immer im vollem Umfange zurückgezahlt werden. Offensichtlich krankt die deutsche Filmwirtschaft daran, dass viele Filme die Filmförderung gerne mitnehmen, aber nicht zurückerstatten.

Aufgrund dieser fehlenden Erhebungen wird nicht deutlich, welche Filme keinen Erfolg hatten, welche Filme Gewinn abwerfen und welche Filme zwar subventioniert wurden, aber den Gewinn (zumindest zum Teil) in die eigene Tasche gesteckt haben. Gleichzeitig wurde deutlich, dass Filmkunst noch stärker gefördert werden müsste, um gegen Länder wie Frankreich bestehen zu können, denn die deutsche Filmkunst sollte nicht nur als spekulatives Wirtschaftsobjekt gesehen werden, wenn sie internationalen Erfolg auf Festivals haben will.

Das Erich Pommer Institut sorgt mit der Studie »Filmförderung 2011 – Eine Bestandsaufnahme« dennoch für eine gewisse Transparenz in der deutschen Filmförderlandschaft. Anknüpfend an die Untersuchung des Vorjahres legt das EPI damit erneut belastbare Zahlen - erhoben von Prof. Dr. Lothar Mikos - jenseits der Jahresberichte der einzelnen Förderanstalten vor.

Schwerpunkte der Förderung
Von den 2011 in Deutschland insgesamt vergebenen 281,9 Mio. Euro kamen 139,4 Mio. Euro vom Bund und 142,5 Mio. Euro von den Länderförderungen. Die Ausgaben der Förderer entsprechen insgesamt denen aus 2010. Ausnahme sind jedoch die FFA (Filmförderungsanstalt), die 2011 ca. 7 Mio. Euro mehr verteilt, sowie die MDM (Mitteldeutsche Medienförderung GmbH) mit höheren Aufwendungen von ca. 3,5 Mio. Euro. Die MFG (Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH) dagegen hat ca. 3 Mio. Euro weniger verteilt.

2011 wurden 538 Filme gefördert, davon 48 Großprojekte mit mehr als 1 Mio. Euro Förderbudget wie etwa Cloud Atlas (8.550.000 €), Hänsel & Gretel – Hexenjäger (6.755.393 €), Die Quelle des Lebens (4.488.000 €) und Die Vermessung der Welt (4.039.230 €). Ein geförderter Film bekam durchschnittlich 1,45 Förderzusagen. Pro Film flossen durchschnittlich 344.837 Euro Produktionsförderung – ein Minus zum Vorjahr von 123.563 Euro.

Die Abenteuer des Huck Finn bekam als einziges Projekt sieben Förderzusagen. An drei Filmen beteiligten sich sechs Förderer u.a. Die Vermessung der Welt und Cloud Atlas und an fünf Filmen fünf Förderinstitutionen (u.a. Die Quelle des Lebens, Keinohrhasen und Zweiohrküken).

Kooperationen der Förderinstitutionen
Betrachtet man die Förderzusagen einzelner Filme, fällt auf, dass die häufigsten Kooperationen zwischen den Bundesförderungen FFA, DFFF (Deutscher Filmförderfonds) und BKM (Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) und Medienboard (Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH) stattgefunden haben. Bei 33,1 % der 2011 geförderten Projekte waren FFA, DFFF oder BKM beteiligt, wobei nur drei Filme durch alle drei Institutionen gleichzeitig unterstützt wurden. Bei 6,4 % waren zwei der drei Bundesförderer beteiligt, und 66,9 % der Filme kamen gänzlich ohne Bundesförderung aus.

Konzentration einzelner Produktionsfirmen
Die Förderung konzentrierte sich auf einige wenige Produktionsfirmen. Spitzenreiter ist die X Filme Creative Pool GmbH mit insgesamt 14.863.500 Euro, eine Summe, die sich auf 18 Förderzusagen und sieben Filme verteilt. Danach schließt sich die Siebzehnte Babelsberg Film GmbH mit 6.755.393 Euro aus nur einer Förderung an sowie UFA Cinema GmbH mit 14 Förderzusagen umgelegt auf 6.474.937 Euro. 2010 dagegen war die Hauptbegünstigte der Förderinstitutionen die UFA Cinema GmbH.

In den „Top 10“ beider Jahre befinden sich demnach u.a.: UFA Cinema GmbH, Sechzehnte / Siebzehnte Babelsberg Film GmbH, Rat Pack Filmproduktion GmbH, Constantin Film Produktion GmbH, Bavaria Pictures GmbH, Neue Schönhauser Filmproduktion GmbH.

Betrachtet man die in 2011 geförderten Filme bezogen auf den Sitz ihrer Produktionsfirma, bestätigt sich der in der vorangegangenen Studie Filmförderung 2010–Eine Bestandsaufnahme konstatierte „Hauptstadteffekt“: Mit 152 geförderten Projekten belegt Berlin Platz 1, gefolgt von Bayern mit 88 und NRW mit 75 realisierten Filmen.

Auswertung, Koproduktionen, TV-Produktionen
Von den 538 geförderten Filmen befinden sich am Ende des Erhebungszeitraums (Dezember 2012) 229 in der Entwicklung. 49 Filme erhielten bereits eine reine Kinoauswertung, 16 wurden ausschließlich auf Festivals präsentiert und 52 exklusiv im TV gezeigt. 49 Filme haben einen kombinierten Vertriebsweg, bestehend aus Kino, Festival- und TV-Auswertung, durchlaufen.

Insgesamt 121 Projekte sind 2011 mit internationalen Koproduzenten entstanden. 26 internationale Filme wurden mit deutschen Koproduzenten und 392 Produktionen ausschließlich durch deutsche Produzenten realisiert.

15,2 % der geförderten Filme waren TV-Koproduktionen (2010 noch anteilig 25,2 %). 9,7 % waren reine TV-Produktionen. Mit Blick auf die Vergabe von Förderung zeigt sich, dass 13,6 % an senderabhängige Produktionsfirmen vergeben wurden. Bezogen auf die Förderinstitutionen wurden demnach 35 % der DFFF-geförderten, 25 % der FFA-geförderten und 10 % der vom BKM geförderten „Top 20-Filme“ von senderabhängigen Produktionsfirmen realisiert.

Der geschäftsführende Direktor des EPI hält abschließend fest:
Prof. Dr. Lothar Mikos:
Die Studie ist ein wichtiger Beitrag zur Transparenz in der deutschen Filmförderlandschaft. Leider ist diese Transparenz nicht umfassend herzustellen, weil z.B. einige Förderinstitutionen keine Auskunft über Rückflüsse aus erfolgreichen Filmen geben. Darüber hinaus werfen die Ergebnisse der Studie einige Fragen auf: Führt die hohe Anzahl der geförderten Filme bei dem begrenzten Budget der Förderer nicht zu einer Zersplitterung der Filmlandschaft? Würde eine Konzentration der Förderung auf wenige hoch budgetierte Filme den deutschen Film international wettbewerbsfähiger machen? Vor dem Hintergrund, dass viermal so viele Menschen pro Jahr ins Kino gehen als klassische Konzerte, Theater- und Opernaufführungen besuchen, gleichzeitig aber die Filmförderung etwa nur ein Zehntel der Kulturförderung ausmacht, muss und sollte man über den Stellenwert des Films in der deutschen Kultur diskutieren.

Erich Pommer Institut gGmbH
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