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Die Preise der Berlinale - Goldener Bär an Rumämien

Die ersten Preise wurden schon am zweiten Tag der Filmfestspiele vergeben.



Mit Spannung wurde am 17. Februar 2013 das Ergebnis der diesjährigen Berlinale erwartet, denn bei den vielen, in den letzten Tagen in den Medien geschriebenen Kritiken, war kein eindeutiger Sieger auszumachen. Zu sehr lagen die Meinungen auseinander. Die Jury erlag aber nicht den Spekulationen, eine politische Entscheidung allein zugunsten des iranischen Films "Pardé" zu fällen. Dennoch wurde der Iraner Jafar Panahi zurecht mit einem Silbernen Bären gewürdigt, während der rumänische Beitrag "Pozitia Copilului" (Child's Pose) von Calin Peter Netzer den Goldenen Bären erhielt.

Das rumänische Psychodrama "Child's Pose" erzählt von einer schwierigen Mutter-Sohn-Beziehung in einer korrupten Gesellschaft. Die neureiche Frau kämpft mit allen Mitteln darum, ihren Sohn vor einer Gefängnisstrafe zu bewahren, obwohl er ein Kind totgefahren hat. Großartig die Schlusseinstellung der Handkamera aus dem Innenraum des Autos heraus, während die wackelnden Anfangsszenen im pseudo Dogma-Stil weniger überzeugend wirkten.

"Child's Pose" | Quelle: Berlinale

Unter besonders schwierigen Umständen war der iranische Beitrag "Black Curtains" ("Pardé") entstanden. Der Regisseur hat Hausarrest, somit quasi Berufsverbot und konnte deshalb auch nicht anreisen. Doch aus der Not machte der Regisseur eine Tugend, spielte mit den Elementen des Films und lies Personen auftauchen oder wieder verschwinden. Besser gesagt waren die Schauspieler eigentlich nur für den Zuschauer sichtbar auf der Leinwand zu sehen, während sich die Protagonisten im Film scheinbar nie begegneten. Eine Metapher für das Untertauchen von politisch Verfolgten. Für diese Filmkunst wurde das Drehbuch mit dem Silbernen Bären gewürdigt.

Der zweitwichtigste Preis, der große Preis der Jury, ging an das Drama "An Episode in the Life of an Iron Picker" ("Eine Episode im Leben eines Metallsammlers") des Bosniers Danis Tanovic. Der Roma Nazif Mujic, ein Laiendarsteller, erhielt für seine Rolle in dem Film einen weiteren silberne Bären als bester Schauspieler. Bei den Darstellerinnen setzte sich die Chilenin Paulina Garcí­a durch und erhielt für ihre Rolle in ("Gloria") ebenfalls einen silbernen Bären.

Als bester Regisseur wurde David Gordon-Green mit einem Silbernen Bären für den USA Beitrag "Prince Avalance" mit Emile Hirsch als Fahrbahnmarkierer geehrt. Mit dem dritten Hauptpreis wurde der Kanadier Denis Cí´té für seinen Film "Vic + Flo haben einen Bären gesehen" ausgezeichnet. Auch Kameramann Aziz Zhambakiyev wurde für seine Arbeit an dem kasachischen Film "Harmony Lessons" mit dem Silbernen Bären für die beste technische Leistung geehrt. In dem Film geht es um einen 13-jährigen Jungen, der von seinen Mitschülern gedemütigt wird.

Die ziemlich verkorksten deutschsprachigen Beiträge "Gold" und der dritte Teil "Hoffnung" der österreichischen Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl, gingen leer aus.

Dafür konnte der brisante, und hochaktuelle polnische Wettbewerbsbeitrag "W imię (In the Name of)" um einen schwulen katholischen Priester, gleich zwei Auszeichnungen erhalten, den Leserpreis des Magazins Siegessäule und den Teddy Award für den besten Spielfilm. Ein Spezialteddy, den die Berlinale und die Berliner Aids-Hilfe gemeinsam verliehen, ging an das südafrikanische Projekt "Steps to the Future", das mit filmischen Mitteln über HIV-Infektionen aufklärt; als bester Dokumentarfilm wurde "Bambi" von Sebastien Lifshitz über die gleichnamige transsexuelle Music-Hall-Sängerin aus Frankreich ebenfalls mit einem Teddy gekürt.

Der Preis für den besten Erstlingsfilm, dotiert mit 50.000 Euro, ging an den Kinderfilm "The Rocket" vom australischen Regisseur Kim Mordaunt. Er handelt von einem kleinen Jungen in Laos, der von seiner abergläubischen Umgebung als Unglücksbringer abgestempelt wird. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte "The Rocket" mit ihrem Filmpreis bedacht, da der Film die bewegende Geschichte eines kleinen Jungen mit tiefen Einblicken in die Lebensumstände eines von Armut und Aberglauben geprägten Landes verbindet. Kim Mordaunt musste Teile seines Films in Thailand drehen, um der Kontrolle durch die autoritäre laotische Regierung zu entgehen.

"Die vor Lebendigkeit sprühenden Bilder ziehen uns in einen Kosmos hinein, den wir noch nie zuvor gesehen haben", sagte Katja Riemann bei der Verleihung des Preises in Berlin. "Wir haben uns verzaubern lassen von der Magie und Heiterkeit, mit der der Film von einer scheinbar verlorenen Welt erzählt". Deswegen verdient das Team von "The Rocket" den Amnesty-Filmpreis."

Der Gläserne Bär der Generation 14plus Sektion ging an den Film „Baby Blues“ von Kasia Rosłaniec aus Polen 2012, weil die junge Mutter in dem Film letztendlich mit dem Kind komplett überfordert ist und ihr Leben immer mehr außer Kontrolle gerät.

Die Publikumspreise der Panorama-Sektion gewannen der Spielfilm "The Broken Circle Breakdown" (Belgien/Felix van Groeningen) und der Dokumentarfilm "The Act of Killing" (USA/Joshua Oppenheimer). Auch beim Preis der Ökumenischen Jury setzte sich der Oppenheimers Film durch, neben ihm wurden noch "Gloria" und "Circles" von Srdan Golubovic ausgezeichnet. Die FIPRESCI-Preise des internationalen Verbandes des Filmkritik gingen an "Child's Pose", "Inch'Allah" (Kanada/Anaïs Barbeau-Lavalette) sowie "Hélio Oiticica" (Brasilien/Cesar Oiticica Filho).


Filmförderpreis auf Berlinale Talent Campus verliehen.
Beim Talentcampus hat die Robert Bosch Stiftung bereits am 9. Februar 2013 zum ersten Mal den Filmförderpreis für internationale Zusammenarbeit an Nachwuchsfilmemacher aus Deutschland und der Arabischen Welt vergeben. Die mit insgesamt 180.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde auf der Eröffnungsgala verliehen. Bewerben konnten sich deutsch-arabische Filmteams in den Sparten Kurzspielfilm, Animation und Dokumentarfilm. Die nominierten Filmemacher präsentierten in einem ganztägigen Pitch der internationalen Jury ihre Projektideen.

Gewinner in der Kategorie Kurzspielfilm ist das deutsch-libanesische Filmvorhaben „Free Range“ des Regisseurs Bassem Breish und des Produzenten Jacques Colman. In ihrer absurd-humorvollen Geschichte von drei ausgebüxten Kühen, die beim Grasen die Grenze zwischen Israel und dem Libanon überqueren, erzählten sie einfühlsam und intelligent die Tragödie von Grenzen und Landminen, so die Jury. Herausragend war auch der israelische Panorama Beitrag "Rock the Casbah", der ungeschminkt falsches Verhalten junger israelischer Soldaten aufdeckt und damit von der C.I.C.A.E. (Internationaler Verband der Filmkunsttheater) ausgezeichnet wird.

In der Kategorie Dokumentarfilm wurden zwei Projekte ausgezeichnet. Den deutsch-marokkanischen Dokumentarfilm „A Place Under The Sun“ des Regisseurs Karim Aitouna und des Produzenten Carsten Böhnke lobte die Jury für seinen starken dokumentarischen Ansatz. Der Regisseur öffnet die zunächst intime Perspektive auf seinen Vater hin zum sozialen Kampf der Straßenverkäufer in Tetouan und in der Arabischen Welt.

Die zweite Auszeichnung gewann das deutsch-ägyptisch-palästinensische Dokumentarfilmprojekt „Three Mile Riders“ des Regisseurs Philip Gnadt und der Produzenten Michael Dupke und Stephanie Yamine. Die Jury überzeugte die inspirierende Kraft und die Originalität, mit der das Filmteam die Leidenschaft von Surfern und Breakdancern im Gaza verfolgen will.

Der Filmförderpreis gibt jungen Filmemachern die Chance, die künstlerische Arbeitsweise und Stilrichtungen in einer anderen Kultur kennenzulernen: Sie produzieren ihren Film sowohl in Deutschland als auch im Partnerland. Je zwei Mitglieder der Gewinnerteams werden außerdem im darauffolgenden Jahr als Gäste zum Berlinale Talent Campus eingeladen, dem wichtigsten Treffpunkt für Nachwuchsfilmemacher aus aller Welt.

Partner des neuen Filmförderpreises sind bedeutende Filminstitutionen aus den Ländern der Arabischen Liga wie die Royal Film Commission in Amman, das Dubai International Film Festival und der Arab Fund for Arts and Culture in Beirut sowie die Goethe-Institute der Region.


Deutscher Drehbuchpreis für „Freistatt“.
Schon am ersten Tag der Berlinale verlieh Kulturstaatsminister Bernd Neumann Die Lola für das beste Drehbuch. Sie ging dieses Mal an die Dramaturgin Nicole Armbruster und den Dokumentarfilmer und Regisseur Marc Brummund. Ihr Drehbuch "Freistatt" überzeugte die Jury mit der Geschichte eines Heimzöglings im Nachkriegsdeutschland. Das Drehbuch zeige die Möglichkeit von Freundschaft und Widerstand in einem autoritären und brutalen Zwangsapparat, heißt es in der Begründung.

"Gute Drehbücher sind unverzichtbar für das Entstehen attraktiver Filme." Das erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der Verleihung des Drehbuchpreises anlässlich des Empfangs des Verbandes der Deutschen Drehbuchautoren (VDD) auf der Berlinale am 8. Februar 2013. “Die Autoren haben basierend auf ihrer ausführlichen Recherche den Leidensweg eines Heimzöglings im Nachkriegsdeutschland nachgezeichnet, der zum Subjekt und Objekt eines autoritären und brutalen Zwangsapparats wird. Das Drehbuch zeigt aber auch die Möglichkeit von Freundschaft und Widerstand und gibt dem Zuschauer die Hoffnung, dass auch in unmenschlichen Verhältnissen der Mensch in seinem Kern und seiner Würde unverletzbar ist”, so die Jury.

Der Preis wird seit 1988 für das beste unverfilmte Drehbuch verliehen und ist mit 10.000 € dotiert, sowie mit einem Anspruch auf Förderungshilfen von bis zu 20.000 € für die Realisation des Drehbuches verbunden. Eine Prämie von je 5.000 € erhielten die Autoren Katja Kittendorf (‚BURRNESHA – Die albanische Jungfrau‘) und Jan Schomburg (‚Vergiss mein ich‘), die ebenfalls nominiert waren.

Staatsminister Bernd Neumann betonte in seiner Ansprache: „Das Schreiben von Drehbüchern braucht, wie jede andere kreative Leistung auch, eine verlässliche rechtliche Grundlage. Gerade das Urheberrecht als das ‚Arbeitsrecht‘ der Kreativen soll Anreize für die schöpferische Tätigkeit setzen, indem es die Urheber in wirtschaftlicher und ideeller Hinsicht schützt.“


„Cinema for Peace Award“ für „Töte zuerst – Der israelische Geheimdienst“.
Der Film „Töte zuerst – Der israelische Geheimdienst“ („The Gatekeepers“) von Regisseur Dror Moreh wurde auf der Berlinale mit dem Cinema for Peace Award als beste Dokumentation des Jahres ausgezeichnet. Die Initiative will mit Hilfe des Mediums Film humanitäre Missstände, soziale Ungleichheit sowie Menschenrechtsverletzungen bekämpfen. Mit dem Award sollen „wertvolle Filme und kritische Künstler sowie gesellschaftliches Engagement“ in den Vordergrund gestellt werden. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Film „Searching For Sugar Man“.

Dror Morehs Film, eine Koproduktion des NDR mit dem israelischen Fernsehen IBA und Arte France, gewährt exklusive Einblicke in die israelische Besatzungspolitik: Erstmals treten alle sechs noch lebenden ehemaligen Chefs des Inlandsgeheimdienstes Israels („Schin Bet“) vor die Kamera und berichten offen und auch zum Teil sehr selbstkritisch über ihre Arbeit. Sie sprechen unverhohlen u. a. über gezielte Tötungen von Palästinenserführern, über Bombenabwürfe auf Gaza aber auch über den Terror ultraorthodoxer Juden.

Töte zuerst – Der israelische Geheimdienst“ ist auch für einen Oscar in der Kategorie beste Dokumentation nominiert. Das Erste zeigt „Töte zuerst“ am 6. März 2013 um 22.45 Uhr, Arte hat den Film einen Tag zuvor im Programm.


„Made in Germany – Förderpreis Perspektive“ für Jan Speckenbach.
Jan Speckenbach hat mit seinem Treatment „Das Klopfen der Steine“ den diesjährigen Made in Germany – Förderpreis Perspektive für junge deutsche Filmemacher gewonnen. Die mit 15 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde im Rahmen der Eröffnung der Sektion Perspektive Deutsches Kino zusammen mit der Uhrenmanufaktur Glashütte Original, Ko-Partner der Berlinale, zum zweiten Mal vergeben und unterstützt junge deutsche Regietalente bei ihren zukünftigen Projekten.

Das Klopfen der Steine“ ist ein Treatment zu einem Musical-Film, der in der Nachkriegszeit in Berlin spielen soll. Es geht um das Schicksal der Trümmerfrau Ilse in den ersten Nachkriegsjahren - ihr Überlebenskampf, ihre Durchsetzungskraft, ihre Emanzipation. Ein Musical-Porträt des Nachkriegs-Berlins und eines Deutschlands zwischen Drittem Reich, Demokratie und Kommunismus. Und das Porträt einer Generation von Frauen, die unfreiwillig gesellschaftliche Veränderungen angestoßen und realisiert hat, die bis heute Bestand haben.


Der 28. Friedensfilmpreis geht an "A World Not Ours".
Erst heute Nachmittag wird der Friedensfilmpreis verliehen. "A World Not Ours" von Mahdi Fleifel wird mit dem 28. Friedensfilmpreis der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet am 17. Februar 2012 um 17.00 Uhr im Berliner BABYLON statt. Rosa von Praunheim, der bei der diesjährigen Berlinale mit der Berlinale Kamera geehrt wurde, hält die Laudatio. Als Moderator führt Christoph Heubner durch den Abend.

Begründung der Jury
Der dänisch-palästinensische Regisseur Mahdi Fleifel stammt aus dem Flüchtlingslager Ain el-Helweh, einem der ältesten im Süd-Libanon. Sein Vater und er dokumentieren mit der Kamera das Leben der Familie und des Lagers, mit liebevollem Blick und Humor - über dreißig Jahre hinweg. Deutlich wird die zermürbende Situation der Menschen ohne Hoffnung und Zukunft im Lager, das zu einer Insel der Isolation wird.

Aus Fleifels Erinnerungen entsteht ein dichtes Bild vom Leben im Niemandsland. Der Film befreit sich völlig von den üblichen Schemata der Einordnung der Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern. So wird er zu einem Plädoyer für einen neuen Friedensprozess im Nahen Osten. Immer mehr Menschen leben über längere Zeiträume in den Flüchtlingslagern unserer Erde. Sie hoffen immer noch auf ein Leben in Würde und darauf in ihre Heimat zurückkehren zu können.


Schauspieler Michael Gwisdek und Filmemacher Claude Lanzmann sowie Rosa von Praunheim ausgezeichnet.
Der Schauspieler, Regisseur und Produzent Michael Gwisdek wurde am Sonntag, den 10.02.2013 im Rahmen der Berlinale mit dem Filmpreis »Paula« für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Am 14.02.2013 folgte dann eine Hommage an den Filmemacher Claude Lanzmann im Berlinale Palast mit einer Aufführung einer seiner Dokumentarfilme aus den Jahre 2001. Auch Rosa von Praunheim wurde ausgezeichnet. Zwar nicht mit einem goldenen Bären, dafür aber mit der Berlinale Kamera wie wir bereits weiter oben erwähnten.

In der erweiterten Ansicht wurden alle Preise noch einmal übersichtlich sortiert.

Link: www.berlinale.de
Quellen: rische & co pr | Filmecho | ots - news aktuell | Zoom Medienfabrik | Jelly Press

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