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Streitgespräch über die Filmbranche

Die Kluft zwischen Filmkritik und Filmbranche – ein deutsches Problem?



Im Oktober letzten Jahres übten namhafte Filmkritiker des Verbandes der Deutschen Filmkritik in einem offenen Brief an die Deutsche Filmakademie die Vergabepolitik beim Deutschen Filmpreis. Als erstes gaben die Filmkritiker zu Bedenken, ob die Vermischung von Förderungspolitik und der Auszeichnung künstlerischer Leistungen nicht schon "die Wurzel aller Unzufriedenheit" in sich berge. Schließlich vergibt die Deutsche Filmakademie eine Preissumme von fast drei Mio. Euro, die aus dem Etat des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann kommt. Die Unterzeichner forderten die Filmakademie auf, die Vergabe des Filmpreises, der Lolas, zu überdenken.

Da deutsche Filmemacher sich oft von den Kritikern oft ungerecht behandelt fühlen ließ die Deutsche Filmakademie beide Seiten miteinander diskutieren. Das verschärfte allerdings den Disput noch mehr. Im weiteren Verlauf der Podiumsdiskussion gewann man den Eindruck, die Filmemacher würden sich sehr viel mehr an der Kritik abarbeiten als umgekehrt. Als kurzfristig angekündigter Gast stieß Filmemacher und Schauspieler Til Schweiger dazu, der ja eine ganz besondere Hass-Beziehung zur Filmkritik pflegt, die sich unter anderem darin ausdrückt, dass er seine Filme der Presse nicht mehr vorab zeigt, schrieb die TAZ am 20.10.2012.

Was die Macht der Filmkritik angeht, waren die Teilnehmer sich uneins. Interessanterweise hielten die Kritiker selbst ihre Texte für wenig einflussreich, ob und wie ein Til-Schweiger-Film in der Presse besprochen werde, habe fast überhaupt keine Wirkung. Doch die anwesenden Produzenten widersprachen und verwiesen beispielsweise auf Michael Hanekes mit vielen Preisen ausgezeichnete Filme wie "Das weiße Band" und "Liebe", die in allen Feuilletons auffallend breit und sehr positiv besprochen wurden und vor allem deswegen einen unerwartet erfolgreichen Kinostart hatten.

Unter der Moderation von Alfred Holighaus wurde im Laufe des Abends jedoch die Stimmung in der Diskussionsrunde und auch im Publikum zunehmend aggressiver, denn manche Kritiken würden „unter die Gürtellinie gehen und verletzend seien“, sagte Regisseur Marc Rothemund.

Das wollte Kritiker Andreas Kilb, Unterzeichner des Offenen Briefes, nicht hinnehmen und konterte: „Ich möchte jetzt auch mal etwas fragen“, sagt er und sprach damit die Filmakademie an. „Ihr tut so, als wäre die Filmkritik das Problem. Aber glaubt ihr wirklich, dass bei euch alles gut ist? Findet ihr es wirklich gut, dass ein Film alle wichtigen Lolas bekommt und dass immer nur die selbe Art von Film gewinnt?“

Am Montag, den 4. Februar 2013 ergibt sich nun die Gelegenheit das Streitgespräch zwischen Andreas Kilb und Til Schweiger fortzusetzen. Im Plenarsaal der Akademie der Künste am Pariser Platz findet zwischen den beiden Streithähnen eine öffentliche Diskussion statt. Der Eintritt kostet 3,- €. Die Moderation führt Claudia Lenssen.

Zu beachten gilt, dass Til Schweiger selbst vor wenigen Jahren aus der Deutschen Filmakademie ausgetreten war und deren Vergabepolitik kritisierte hatte, weil sein sehr erfolgreicher Film "Keinohrhasen" in der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2008 übergangen worden war. Am Rande der Berlinale 2008 deutete er jedoch an, wieder eintreten zu wollen, wenn die Deutsche Filmakademie ihn als Regisseur und Produzenten weiter haben wolle. Nun steht der wankelmütige Schweiger beim Streitgespräch wieder auf der Seite der Verfechter für die Deutsche Filmakademie.

Auf der Internetseite der AdK heißt es:
Die Filmkritik ist wie andere klassische Rezensionsgenres eine bedrohte Spezies der publizistischen Öffentlichkeit. In Zeiten des medialen Umbruchs zunehmend reduziert und deprofessionalisiert, wird sie von der PR-Branche als Werbe-Vehikel gegängelt und verkommt durch ein spekulatives Medienverständnis zum faden Boulevard. Die neue Veranstaltungsreihe der Akademie der Künste, eine Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik, sucht die Auseinandersetzung mit vorgefassten Meinungen.

• Was ist heute eine gute Filmkritik?
• Wie behält sie Profil als eigenständiger Beitrag zum streitbaren Diskurs über Qualität?

Film und Kritik (1)
Akademie der Künste
Montag, den 4. Februar 2013 ab 19:00 Uhr, Eintritt 3,- €
Plenarsaal
Pariser Platz 4
10117 Berlin
Web: www.adk.de

Auftaktveranstaltung: Til Schweiger und Andreas Kilb im Gespräch
Andreas Kilb (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) und Til Schweiger (Schauspieler und Regisseur) im Streitgespräch über „Die Kluft zwischen Filmkritik und Filmbranche – ein deutsches Problem?“, Moderation Claudia Lenssen.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen Filmkritik (vdfk).
Quellen: Akademie der Künste | taz

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