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7. Internationales Filmfestival von Rom 2012 (UPDATE)

7. Festival Internationale del Film di Roma (9.-17. November 2012).



Lange Zeit war es ungewiss, doch schließlich wurde Marco Müller, der zuvor acht Jahre lang die Filmfestspiele von Venedig geleitet hatte, von Paolo Ferrari - dem neuen Präsidenten des Internationalen Filmfestivals von Rom - zum neuen künstlerischen Leiter des noch relativ jungen Filmfestivals ernannt. Rund 150 Vertreter der italienischen Filmindustrie, darunter Regisseure wie Bernardo Bertolucci, Ermanno Olmi, Marco Bellocchio oder der Produzent Riccardo Tozzi, hatten einen Appell unterzeichnet, Marco Müller offiziell zum neuen Leiter des Rom-Filmfestivals zu ernennen. Für seine zunächst auf drei Jahre befristete Tätigkeit in Rom soll er angeblich die stolze Summe von rund 1,5 Millionen Euro erhalten. Dieser Betrag, so die italienischen Medien, entspräche in etwa dem Defizit, welches das seit sieben Jahren existierende römische Filmfest im vergangenen Jahr verzeichnen musste.

Seit seinem Abschied aus Venedig Ende vergangenen Jahres war immer wieder über Marco Müllers Engagement in Rom spekuliert worden. Schon seinerzeit hatte sich der langjährige Mostra-Chef über den schleppenden Ausbau des Festivalpalastes von Venedig mokiert. Die dringend notwendigen Bauarbeiten beim ältesten Filmfestival, das im nächsten Jahr seinen 70. Geburtstag feiert, kamen immer wieder zum Erliegen. Eine Fertigstellung war nicht absehbar. Dennoch hat Venedig nie seine Bedeutung als zweitwichtigstes A-Festival nach Cannes verloren. Vielmehr hat Venedig in Sachen Staraufgebot, Weltpremieren und Renommee sogar die Oberhand. Ob Rom eine andere Gewichtung in der Festivallandschaft zu erreichen vermag, wagt bis dato noch keiner abzusehen. Marco Müller freut sich dennoch auf den Wechsel:

"Ich könnte nicht glücklicher sein, nach 22 Jahren wieder in Rom, 'meiner Stadt', zu sein. Ich bin stolz darauf, an einem aufregenden Projekt zu arbeiten und das Festival zu etwas fortzuentwickeln, dass den Bedürfnissen von Filmemachern, Kinobetreibern und Publikum gerecht werden will", erklärte Müller nach seiner Ernennung.

Filmfestival in Rom tiefer in roten Zahlen als angenommen.

Nun muss Marco Müller bereits in seinem ersten Jahr als Künstlerischer Leiter in Rom mit roten Zahlen fertig werden. Das Festival Internazionale del Film di Roma braucht dringend Geld. Wie Renata Polverini, Präsidentin der Region Lazio, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA erklärte, befindet sich das Festival aktuell mit mehr als 2,3 Mio. Euro in der Verlustzone. Darüber seien die Anteilseigner des Festivals in einem Schreiben informiert worden. Im Februar noch waren die roten Zahlen auf 1,3 Mio. taxiert worden, im März lagen sie bereits bei 2,1 Mio. Euro.

Laut Polverini, die zu den stärksten Befürwortern der Ernennungen von Paolo Ferrari zum Präsident und Marco Müller zum neuen Künstlerischen Leiter des Festivals gehört hatte, sei das finanzielle Problem zwar wichtig, gefährde aber nicht die diesjährige Ausgabe des Festivals, die ursprünglich für Oktober geplant war. Doch nun findet das Event auf Wunsch von Marco Müller in diesem Jahr vom 9. bis zum 17. November 2012 statt und wird von staatlicher Seite nicht nur von der Provinz, sondern auch von der Stadt Rom mit jährlich insgesamt vier Mio. Euro unterstützt. Weitere finanzielle Mittel kommen von der Handelskammer sowie privaten Investoren und durch den Ticketverkauf. Auf der Aufsichtsratsitzung wurde schließlich ein Gesamtbudget von elf Millionen Euro verabschiedet, wie es in Presseberichten heißt.

Mit dem neuen Termin kommt Rom zwar nicht direkt dem Filmfestival in Turin (23. November bis 1. Dezember), dem drittgrößten Filmfestival in Italien in die Quere, oder einem der ältesten Dokumentarfestivals der Welt, dem 53. Festival dei Popoli in Florenz (10. - 17. November). Dennoch appellierte Turins Bürgermeister, Piro Fassino, an den italienischen Kulturminister Lorenzo Ornaghi, Rom zum Rückzug in den Oktober zu bewegen.

Marco Müller hat dagegen ganz andere Vorstellungen. Er möchte zukünftig das Zentrum des Festivals von Renzo Pianos Auditorium »Parco della Musica« ins 2010 eröffnet »Maxxi Museum« für moderne Kunst verlegen, das Zaha Hadid gestaltet hat, um dem Festival einen moderneren Touch zu geben. Doch dafür reicht die Zeit nicht mehr, sodass das Festival diesmal noch am alten Standort bleibt.



Filmfest Rom will nur mit Weltpremieren im November aufwarten.

Das 7. Rom Film Festival wird am 9. November 2012 im Auditorium »Parco della Musica« mit der Weltpremiere des russischen Kino-Epos „Waiting for the Sea” von Bakhtiar Khudojnazarov eröffnet, das Festival-Leiter Marco Müller außerhalb des Wettbewerbs zeigt.

Der Regisseur von „Luna Papa” erzählt mit magischen Realismus die Geschichte eines Matrosen, desssen Fischerdorf durch den Bau eines unnützen Flughafens trockengelegt wird. Neben dem russischen Superstar Egor Beroev spielen in dieser russisch-deutsch-belgisch-kasastanisch-ukrainischen Koproduktion Detlev Buck sowie das Topmodel Anastasia Mikulchina mit.

Darüber hinaus wartet das Festival mit 59 Weltpremieren und fünf internationalen Premieren auf, darunter 15 im offiziellen Wettbewerb um den »Marc' Aurelio-Preis«. Daneben gibt es Galas, einen kleinen italienischen Wettbewerb, der mit »Perspectives Italy« ein eigenes Label erhält sowie eine Nebensektion mit Dokumentarfilmen und Animationsfilmen, die ein stärkeres Gewicht bekommen sollen. Alle Filme sollen als Weltpremiere laufen - eine Neuerung in Rom.

Neu eingeführt wird auch die Sektion »CinemaXXI«, die aktuelle Trends im zeitgenössischen Filmschaffen aufzeigen soll. Darin wird unter anderem Thomas Heises Dokumentarfilm "Gegenwart" präsentiert, der den Arbeitsalltag in einem Krematorium zwischen Heiligabend und Neujahr einfängt. Aber auch das brasilianische Gemeinschaftsprojekt "Invisible World", das Beiträge von Wim Wenders, Theodoros Angelopoulos, Atom Egoyan, Manoel de Oliveira, Guy Maddin, Marco Bechis, Laí­s Bodanzky, Maria de Medeiros, Jerzy Stuhr und Gian Vittorio Baldi enthält, ist in die Sektion aufgenommen.

Das Jugend- und Kinderfilmfest »Alice nella cittí « soll als abgekoppelte Sektion erhalten bleiben. Rom wird weiterhin einen Business Street Markt abhalten, der in diesem Jahr vom 14. bis 17. November 2012 in Rom's Zentrum angesiedelt ist, genau eine Woche nach dem American Film Market. Müller möchte einen Markt gestalten, der den AFM ergänzt und hofft neben europäischen und asiatischen Einkäufern etwa auf südamerikanische Teilnehmer.

Der späte Termin, da er genau zwischen der Mostra internazionale d'arte cinematografica di Venezia und der Berlinale liegt, erhöht übrigens die Chancen potentielle Oscarkandidaten und großkalibrige Filme zeigen zu können, die nach Festivalende am lukrativen Thanksgiving-Wochenende in den USA starten. Müller hat sich dahingehend offenbar bereits mit Produzenten und Vertriebsleuten abgesprochen. Sogar asiatische Blockbuster, die traditionell im Dezember starten, würden potentiell ins Line-Up von Rom passen. Darunter fällt auch Wong Kar Wais "The Grandmasters".

Weitere Filme in der Wettbewerbssektion, deren Jury dieses Jahr Jeff Nichols leitet, sind unter anderem die drei amerikanischen Produktionen "A Glimpse Inside the Mind of Charles Swan III" mit Charlie Sheen, Bill Murray und Jason Schwartzman von Roman Coppola, Gabriel und Alan Polskys Regiedebüt "The Motel Life" mit Stephen Dorff, Emile Hirsch, Dakota Fanning und Kris Kristofferson sowie "Marfa Girl" von Larry Clark.

Überdies konkurrieren auch drei italienische Filme um die Hauptpreise: "Alí¬ Ha Gli Occhi Azzurri" von Claudio Giovannesi, "E La Chiamano Estate" von Paolo Franchi sowie "Il Volto Di Un'Altra" von Pappi Corsicato. Des Weiteren sind auch der japanische Beitrag "Aku No Kyoten" von Takashi Miike sowie Jacques Doillons "Un Enfant De Toi" aus Frankreich in den Wettbewerb aufgenommen. Seine Weltpremiere wird "Breaking Dawn - Biss zum Ende der Nacht, Teil 2" in Rom feiern, obgleich keiner der Schauspielstars vor Ort erwartet wird.

N A C H T R A G:

"Drug War" ist zweiter Überrschungsfilm im Wettbewerb.

"Du zhan" (Drug War), der neue Thriller des aus Hongkong stammenden Action-Spezialisten Johnnie To, wird auf dem noch bis 17. November 2012 laufenden Internationalen Filmfestival in Rom als zweiter Überraschungsfilm im Wettbewerb seine Weltpremiere feiern. Der in China gedrehte "Drug War" erzählt die Geschichte eines Polizeibeamten, der mithilfe eines inhaftierten Drogen-Bosses einen Kokain-Ring ausheben will.

Zuvor war vom neuen Festivalleiter Marco Müller bereits der chinesische Beitrag "Yi Wu Si Er" (Back to 1942) von Feng Xiaogang als erster Überraschungsfilm bekannt gegeben worden.

Link: www.romacinemafest.it
Quellen: Blickpunkt:Film | Filmecho

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