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Volker Schlöndorff leitet die Seefestspiele Berlin

Studio Babelsberg baute Bühnenbild für die Open-Air-Carmen Oper.



Die Berliner Seefestspiele werden nach ihrem erfolgreichen Start im letzten Jahr vom 16.8. - 2.9.2012 auf der Seebühne am Strandbad Wannsee fortgesetzt und haben das Art Department Studio Babelsberg mit der Konstruktion der Kulisse für die Inszenierung der Oper "Carmen" unter der Leitung von Oscarpreisträger Volker Schlöndorff (72, „Die Blechtrommel“) betraut. Dazu sollte ein 14 Meter hoher Fächer aus Stahl auf die Bühne gestellt werden. Er symbolisiert das erotische Spiel von Zeigen und Verdecken. Und steht somit sinnbildlich für Carmen, die vielleicht bekannteste Femme Fatale der Bühnengeschichte, die verführt und den Tod findet.

Leider gibt es schon wieder Probleme mit dem Wasserschutz in der Trinkwasserzone des Strandbades. 2011 wurde erstmals mit großem Erfolg Mozarts ZAUBERFLÖTE von Konzertveranstalter Peter Schwenkow (57) im Wannseebad aufgeführt. Auch letztes Jahr musste schon die vor den Wannseeterrassen im Wasser geplante schwimmende Seebühne ans Ufer verlegt werden, damit das Wasserschutzgebiet nicht beeinträchtigt wird. Diesmal wähnte man sich auf der sicheren Seite. Nur ein zusätzlicher Stahlträger, welcher der Kulisse bei Sturm am Wasser noch mehr Festigkeit geben sollte, ragte in das Wasserschutzgebiet. Wohlgemerkt war dieser Träger gar nicht im Wasser befestigt, sondern an Land. Aber die Wasserbehörde wollte kein Auge zudrücken. Auch der Senat konnte nicht einschreiten, denn durch Intervention des Senats gegen die hohen Wasserpreise ist man offensichtlich bei den Wasserwerken auf Konfrontationskurs.

So musste kurzfristig die ganze Bühne noch einmal verschoben werden. Dadurch verringert sich die Zahl der geplanten Tribühnenplätze um 800 und der Veranstalter kommt mit Verlusten von bis zu einer halben Million Euro nicht mehr auf seine Kosten. Damit ist das Schicksal dieser erfolgreichen Idee, einer Oper fürs Volk, wohl besiegelt. Eine Fortsetzung im nächsten Jahr mit weiteren Verlusten erscheint ausgeschlossen. Laut Veranstalter wäre eine Schädigung des Grundwassers durch die zusätzliche Verstrebung ausgeschlossen.

Viel schlimmer für die Reinheit des Berliner Grundwassers ist der Braunkohle-Bergbau in der Lausitz bei Cottbus. Durch das für den Tagebau notwendige Abpumpen des Wassers, gelangt immer mehr Eisenhydroxit und Sulfate in die Berliner Spree und damit auch in den Wannsee. In Berlin ist durch die starken Regenfälle im Juli akut das Trinkwasser bedroht und im Spreewald fürchtet man um Flora und Fauna, schrieb der Tagesspiegel am 25. Juli 2012.

Das diesjährige Opernhighlight am Wannsee entstand unter der Anleitung des Szenografen Volker Hintermeier. Die Babelsberger bauten für die "Carmen"-Inszenierung verschiedene Deko-Elemente, darunter ein „Zigeunerlager“. Highlight und Zentrum des Bühnenbilds ist ein riesiger schwarzer halbtransparenter Stahl-Fächer von 12 Metern Höhe und 24 Metern Breite.

Aus den Babelsberger Werkstätten sind Filmkulissen vielfach ausgezeichneter internationaler Kinofilme wie "Der Ghostwriter", "Inglourious Basterds", "Der Vorleser" oder "Anonymus" hervorgegangen. Die Designer und Kulissenbauer von Babelsberg sind auf Sonder- und Spezialbauten spezialisiert – spektakuläre Konstruktionen und gigantische Ausmaße gehören zum handwerklichen Repertoire der Kunsthandwerkstätten. So wurde für Tom Tykwers "The International" das New Yorker Guggenheim Museum originalgetreu nachgebaut und für Roland Emmerichs "Anonymus" das Londoner Globe Theater aus Shakespeares Zeiten. Volker Schlöndorff hatte nach dem Fall der Mauer die Ufa- und Defa-Studios in Babelsberg übernommen und sitzt heute - nach seinem Rückzug aus der Geschäftsführung - immer noch im Aufsichtsrat des inzwischen börsennotierten Unternehmens.



Arte zeigt offenes Casting im TV

Für die "Carmen"-Hauptdarsteller wurde ein offenes Fernsehcasting durchgeführt, das vom TV-Sender Arte mitgeschnitten wurde, und ab morgen, den 12. August 2012 jeweils sonntags in insgesamt sechs Dokumentationen auf dem Sender ausgestrahlt wird. Erika Brookhyser wird die Hauptrolle übernehmen und Anna Pisareva wird Micaí«la darstellen. Michael Bachtaadze singt und spielt Escamillo und Christian Schleicher den Don Camillo. Schlöndorff verspricht, dass „Carmen“ wird auf Deutsch gesungen wird, das Ganze soll schließlich familientauglich sein.

„Für mich als Filmmenschen ist es eine Selbstverständlichkeit, das Casting vor laufender Kamera zu machen“, sagt der Filmregisseur, der Opern in der jüngsten Zeit allerdings selten gemacht hat. “Man muss aktuelle Bezüge herstellen, aber trotzdem die Erwartungen des Publikums erfüllen. Die wollen Zirkus, Corrida, hier muss ein Stier, genauer gesagt eine Diva geschlachtet werden.“.

Judith Kubitz, die bereits bei der Wannsee-„Zauberflöte“ am Pult stand, wird auch „Carmen“ dirigieren. Inder Jury saßen unter anderem Bernd Weikl, Franz Hawlata und Annik Massis.

Seefestspiele Berlin
16. August bis 2. September
jeweils Donnerstag bis Samstag (19.30 Uhr) und Sonntags (18.30 Uhr)
Karten unter 01805 - 969000555
Link: www.seefestspiele-berlin.de


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