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Neue Horizonte in Breslau - 12. Era Nowe Horyzonty

12. Filmfestival von Wrocław (Breslau) ging am vergangenen Sonntag zuende.



Im Jahre 2016 wird Wrocław in Polen - das ehemalige deutsche Breslau - zur Kulturhauptstadt Europas ernannt. Bis dahin wird hoffentlich der Euro als europäische Gemeinschaftswährung auch in Polen eingeführt, sofern unsere Währung die augenblicklichen Zahlungsschwierigkeiten in Griechenland und Spanien gut umschifft.

Nur gut 250 km von Dresden und ca. 3,5 Autostunden von Berlin entfernt liegt eine der schönsten Altstädte Europas. Von Görlitz, der östlichsten Stadt Deutschlands, in dessen ebenfalls historisch wertvoll anzuschauender Altstadt der deutsch-amerikanische Kinofilm "Der Vorleser" mit Kate Winslet und dem jugendlichen David Kross im Jahre 2008 verfilmt wurde, sind es weniger als zwei Stunden Fahrzeit bis Wrocław.

Auf Breslaus Marktplatz fand mit Era Nowe Horyzonty auch dieses Jahr zum 12. Mal vom 19.-29. Juli 2012 das größte polnische Filmfestival statt. Bei herrlichem Wetter und hoch sommerlichen Temperaturen gehört es zu den größten Open-Air-Filmfestivals Europas. Nur das A-Festival von Locarno, das wir gestern ausführlich ankündigten, dürfte noch mehr Zuschauer auf der Piazza Grande vor die Freiluft-Leinwand locken. Und auch dort wird allabendlich nach den Filmvorführungen noch im Freien live musiziert und vor der Bühne getanzt.



Eigentlich hätten wir dieses polnische Filmfestival viel eher besprechen sollen, was wir in den letzten drei Jahren auch getan haben. Doch die Informationen erreichten uns diesmal etwas spärlicher, während Locarno uns mit Pressemeldungen überhäufte. Dabei sollen diesmal in Wrocław hervorragende Filme gelaufen sein. Unter anderem Michael Hanekes “Liebe“, Leos Caraxs “Holy Motors” und Ulrich Seidls “Paradies: Liebe“, die erst vor zwei Monaten im Wettbewerb in Cannes zu sehen waren, und bei uns noch gar nicht angelaufen sind.

Hauptattraktion des Festivals ist der T-Mobile Publikumspreis. Das Festival hat sich deshalb diesmal ganz dem Telekomsponsor unterworfen und präsentierte nicht nur ein Filmfestival der neuen Horizonte, welches die Grenzen des konventionellen Kinos überspringt, sondern war auch technisch innovativ. Das Publikum konnte nämlich seinen Lieblingsfilm per SMS über das Netz von T-Mobile abstimmen. Jeder Zuschauer und Festivalteilnehmer erhielt beim Ticketkauf einen einmaligen Code für die Abstimmung, der ihn eindeutig identifizierte und keine Möglichkeit der Manipulation zuließ. Dafür trägt das Festival jetzt den Namen: t-mobile new horizons. Solche eher dümmlich klingenden Namensgebungen sind leider üblich geworden. So findet die Oscar Verleihung in Hollywood nicht mehr im vom Namensgeber erbauten Kodak Theatre statt, sondern zukünftig im Dolby Theatre, denn der Soundspezialist war nach der Kodak Pleite der Meistbietende. Ähnlich verhält es sich bei unserer neuen Berliner Sportarena an der East-Side-Gallery, die nach einem Telekom Wettbewerber in o2 World benannt wurde.

Unter den Hunderten von Filmen, die jedes Jahr auf Festivals der Welt gezeigt werden, stechen osteuropäische Filme aufgrund ihrer einzigartigen Form und Kraft des Ausdrucks immer wieder heraus. Aber es sind genau solche Filme, die in der Regel die jüngsten Trends in der Welt des Kinos mit extremen Reaktionen und Emotionen bestimmen. Leider waren wir nicht dabei, um die neuesten Trends uns persönlich anzusehen. Aber das Internationale Filmfestival des osteuropäischen Films in Cottbus wird uns im November wieder das »Beste« aus Breslau präsentieren, denn es gehört zu den engen Partnern von Wrocławs Filmfestival. Zur 12. Festivalausgabe war in Breslau der rumänisch-polnische Wettbewerbsbeitrag des 21. FilmFestival Cottbus "CRULIC" von Anca Damian zu sehen sowie der russische Beitrag "ELENA" von Andrey Zvyagintsev. Beide Filme liefen im vergangenen Jahr als deutsche Erstaufführungen in Cottbus. Darüber hinaus kuratiert Jan Naszewski, in Wrocław Leiter des Gäste- und Industry-Departments, in Cottbus den U18 Deutsch-Polnischen Wettbewerb Jugendfilm.

Ein hervorragender Festivalbericht kann aber von Beatrice Behn auf Kino-Zeit.de hier nachgelesen werden. Unsere Kollegen vom Online-Magazin Berliner Filmfestivals durften die Festivalkritik hier sogar abdrucken, womit sie sich inzwischen breiter aufgestellt haben und mittlerweile auch über den Tellerrand von Berlin hinausblicken.

Links: www.nowehoryzonty.pl | www.wroclaw.pl

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