AG Kino-Gilde versus Digital-Initiative?
Private Plattform für digitales Filmerbe der deutschen Filmindustrie gegründet.
Weil bislang nur ein Bruchteil deutscher Filme als Digital-Download, als DVD oder Blu-ray erhältlich sind, gründen drei Filmbegeisterte in Potsdam Babelsberg Anfang Oktober eine neue Gesellschaft, mit dem Ziel, Heimat für alle Produktionen der deutschen Filmindustrie zu werden. Filmemacher Hans W. Geißendörfer (Der Zauberberg), Produzent Joachim von Vietinghoff (Engel aus Eisen) und der Medienunternehmer Andreas Vogel haben sich vorgenommen, im nächsten Jahr schrittweise alle deutschen Spiel-und Dokumentarfilme zu digitalisieren und auf einem Video-on-Demand-Portal anzubieten.
In Kooperation mit den Rechtsinhabern soll die neue Gesellschaft "Schätze des Deutschen Films" (SDDF), Filme aller Epochen für den digitalen Filmmarkt verfügbar machen. Das VoD-Portal soll den Kern des Unternehmens bilden, aber auch weitere Vertriebsformen wie DVD, Blu-ray, web.tv und Kino-Wiederaufführungen sind geplant und Arthouse-Filme, wie auch Blockbuster einschließen. Der Start des Filmportals ist für Mitte 2012 vorgesehen.
Link: www.schaetzedesdeutschenfilms.de
Doc Alliance ist ein Zusammenschluss von fünf herausragenden europäischen Dokumentarfilmfestivals, die sich nicht nur zum Ziel gesetzt haben, die Vielfalt des abendfüllenden Dokumentarfilms zu unterstützen, sondern DOK-Leipzig bietet mit Doc Alliancefilms ein neues Online-Portal im Dokumentarfilmbereich für Video-on-Demand. Es verfolgt seit geraumer Zeit im Bereich Doku-Film einen ähnlichen Ansatz, wie die oben genannte Plattform für digitales Filmerbe und bietet den ständigen Zugriff auf 250 hervorragende, von den Partnerfestivals ausgewählte Dokumentarfilme. Jeden Monat kommen 20 neue Filme hinzu, die für ein geringes Entgelt angesehen oder heruntergeladen werden können.
Links: docalliancefilms.com | www.dok-leipzig.de
Die Digitalisierung des Kinos eröffnet völlig neue Möglichkeiten Filme auf Leinwände zu bringen, die früher nur zu einem hohen Preis und mit großem Aufwand erreichbar waren. Jetzt können auch unabhängige Filmemacher wesentlich unaufwendiger als in den Zelluloid-Zeiten Kopien ihrer Filme herstellen und verbreiten. Dass am Rande der Filmkunstmesse Leipzig, über die wir am 17. September 2011 berichteten, der Veranstalter - die AG Kino-Gilde - zum Umrüstungsstopp der Filmkunsttheater aufrief, ist bei der Betrachtung der diversen Digital-Initiativen schon etwas verwunderlich. Zwar ist der Gilde deutscher Filmkunsttheater nicht zu verdenken, dass sie am Profit der Verleiher mitverdienen möchte, doch ein totaler Umrüstungsstopp wäre sicherlich zu kurz gedacht. Auf lange Sicht können Filmtheater nur überleben, die digitales Filmgut abspielen können.
Hintergrund des Aufrufs ist allerdings das Zögern der großen Verleiher, die Vereinbarungen zum Treuhandmodell der Filmförderungsanstalt (FFA) zu unterzeichnen, womit die Auszahlung des geplanten Verleihbeitrags von 13.000 Euro pro Leinwand behindert wird. Hinzu komme, dass Verleiher (jenseits von Drittanbietermodellen) nach wie vor die Zahlung von „Virtual Print Fee“-Leistungen (VPF = virtuelle Kopienkosten) für jene Kinos verweigern, die von der Kriterienkinoförderung von vornherein ausgeschlossen sind.
Mit der Empfehlung Christian Bräuers, dem Vorstandsvorsitzenden der AG Kino-Gilde, einen einstweiligen Digitalisierungsstopp durchzuführen, soll vor allem ein Signal in Richtung Verleiher gesetzt werden, sich in angemessener Form an der Umrüstung zu beteiligen. Die AG Kino-Gilde fordert die umgehende Unterzeichnung der Treuhandvereinbarung der FFA durch alle Verleiher, damit die in Aussicht gestellten Mittel zeitnah ausgezahlt werden können. Zudem sollen alle Verleiher generell vertragliche Vereinbarungen jenseits der Third Parties mit den Kinobetreibern anbieten, um sich über VPF an den Kosten der Digitalisierung zu beteiligen. Und nicht zuletzt betont der Verband, dass erhöhte Folgekosten digitaler Projektion die Überarbeitung der Abrechnungssysteme insgesamt notwendig machen - mithin die Filmmieten gesenkt werden müssen.
Mit ihrem Beschluss wolle die AG Kino-Gilde die Digitalisierung nicht behindern, so der Vorstandsvorsitzende Christian Bräuer. Allerdings sei "nicht hinnehmbar", dass sich die Verleiher längst akzeptierter Verpflichtungen entzögen. Den Filmverleihen bringt die neue Technik erhebliche Kostenvorteile. Eine Digitalkopie ist erheblich preiswerter als die traditionelle 35-mm-Rolle – der „kleine Unterschied“ schwankt je Kopie zwischen 500 bis 900 Euros oder 800 bis 1.300 Dollars. Allein in den USA werden die jährlichen Einsparungen auf 800 Millionen Dollars geschätzt. Dem gegenüber kostet die Installation der neuen Anlagen in einem Kino zwischen 50.000 und 100.000 Euro.
Der Verband interpretiert die derzeitige Verweigerungshaltung als Signal, dass Verleiher die Umrüstungsphase "aussitzen" wollen und warten, bis Kinos unter dem Druck des Marktes ohne finanzielle Unterstützung von ihrer Seite umrüsten. Um dies zu verhindern seien auch Politik und Wettbewerbsbehörden gefordert. Notfalls müsse die Politik gesetzliche Rahmenbedingungen für VPF-Leistung festschreiben, wie dies z.B. in Frankreich der Fall sei.
Links: www.agkino.de | www.hdf-kino.de
Beider Filmförderungsanstalt (FFA) gab es nur einen sanften Anstieg bei Fördermittelvergabe. Grund war nach wie vor, dass einige Kinounternehmen aufgrund der FFG-Kontroverse ihre Filmabgabe auch 2010 nur unter Vorbehalt leisteten. So mussten trotz Umsatzanstiegs der Kino- und der Videowirtschaft im Jahr 2009 im Vergleich zu 2008 und der daraus resultierenden erhöhten Filmabgabebeträge, gleichzeitig auch wieder mehr Rücklagen geschaffen werden. Außerdem schlug die Erhöhung der Ausgaben für digitale Kinofördermaßnahmen sowie der Rücklagen in Höhe von 13,6 Mio. Euro im Vergleich zu 10,3 Mio. Euro im Jahre 2009 negativ zu Buche, sodass es 2010 nur schwach wieder bergauf ging. Insgesamt standen der FFA 63,0 Mio. Euro für die Vergabe von Fördermitteln einschließlich des Bereichs der Filmförderung zur Verfügung.
Den vollständigen Geschäfts- und Förderbericht 2010 finden Sie unter: www.ffa.de/publikationen
Quellen: Filmecho - Filmwoche | Negativ | Blickpunkt:Film | HDF Kino e.V. | FFA
Weil bislang nur ein Bruchteil deutscher Filme als Digital-Download, als DVD oder Blu-ray erhältlich sind, gründen drei Filmbegeisterte in Potsdam Babelsberg Anfang Oktober eine neue Gesellschaft, mit dem Ziel, Heimat für alle Produktionen der deutschen Filmindustrie zu werden. Filmemacher Hans W. Geißendörfer (Der Zauberberg), Produzent Joachim von Vietinghoff (Engel aus Eisen) und der Medienunternehmer Andreas Vogel haben sich vorgenommen, im nächsten Jahr schrittweise alle deutschen Spiel-und Dokumentarfilme zu digitalisieren und auf einem Video-on-Demand-Portal anzubieten.
In Kooperation mit den Rechtsinhabern soll die neue Gesellschaft "Schätze des Deutschen Films" (SDDF), Filme aller Epochen für den digitalen Filmmarkt verfügbar machen. Das VoD-Portal soll den Kern des Unternehmens bilden, aber auch weitere Vertriebsformen wie DVD, Blu-ray, web.tv und Kino-Wiederaufführungen sind geplant und Arthouse-Filme, wie auch Blockbuster einschließen. Der Start des Filmportals ist für Mitte 2012 vorgesehen.
Link: www.schaetzedesdeutschenfilms.de
Doc Alliance ist ein Zusammenschluss von fünf herausragenden europäischen Dokumentarfilmfestivals, die sich nicht nur zum Ziel gesetzt haben, die Vielfalt des abendfüllenden Dokumentarfilms zu unterstützen, sondern DOK-Leipzig bietet mit Doc Alliancefilms ein neues Online-Portal im Dokumentarfilmbereich für Video-on-Demand. Es verfolgt seit geraumer Zeit im Bereich Doku-Film einen ähnlichen Ansatz, wie die oben genannte Plattform für digitales Filmerbe und bietet den ständigen Zugriff auf 250 hervorragende, von den Partnerfestivals ausgewählte Dokumentarfilme. Jeden Monat kommen 20 neue Filme hinzu, die für ein geringes Entgelt angesehen oder heruntergeladen werden können.
Links: docalliancefilms.com | www.dok-leipzig.de
Die Digitalisierung des Kinos eröffnet völlig neue Möglichkeiten Filme auf Leinwände zu bringen, die früher nur zu einem hohen Preis und mit großem Aufwand erreichbar waren. Jetzt können auch unabhängige Filmemacher wesentlich unaufwendiger als in den Zelluloid-Zeiten Kopien ihrer Filme herstellen und verbreiten. Dass am Rande der Filmkunstmesse Leipzig, über die wir am 17. September 2011 berichteten, der Veranstalter - die AG Kino-Gilde - zum Umrüstungsstopp der Filmkunsttheater aufrief, ist bei der Betrachtung der diversen Digital-Initiativen schon etwas verwunderlich. Zwar ist der Gilde deutscher Filmkunsttheater nicht zu verdenken, dass sie am Profit der Verleiher mitverdienen möchte, doch ein totaler Umrüstungsstopp wäre sicherlich zu kurz gedacht. Auf lange Sicht können Filmtheater nur überleben, die digitales Filmgut abspielen können.
Hintergrund des Aufrufs ist allerdings das Zögern der großen Verleiher, die Vereinbarungen zum Treuhandmodell der Filmförderungsanstalt (FFA) zu unterzeichnen, womit die Auszahlung des geplanten Verleihbeitrags von 13.000 Euro pro Leinwand behindert wird. Hinzu komme, dass Verleiher (jenseits von Drittanbietermodellen) nach wie vor die Zahlung von „Virtual Print Fee“-Leistungen (VPF = virtuelle Kopienkosten) für jene Kinos verweigern, die von der Kriterienkinoförderung von vornherein ausgeschlossen sind.
Mit der Empfehlung Christian Bräuers, dem Vorstandsvorsitzenden der AG Kino-Gilde, einen einstweiligen Digitalisierungsstopp durchzuführen, soll vor allem ein Signal in Richtung Verleiher gesetzt werden, sich in angemessener Form an der Umrüstung zu beteiligen. Die AG Kino-Gilde fordert die umgehende Unterzeichnung der Treuhandvereinbarung der FFA durch alle Verleiher, damit die in Aussicht gestellten Mittel zeitnah ausgezahlt werden können. Zudem sollen alle Verleiher generell vertragliche Vereinbarungen jenseits der Third Parties mit den Kinobetreibern anbieten, um sich über VPF an den Kosten der Digitalisierung zu beteiligen. Und nicht zuletzt betont der Verband, dass erhöhte Folgekosten digitaler Projektion die Überarbeitung der Abrechnungssysteme insgesamt notwendig machen - mithin die Filmmieten gesenkt werden müssen.
Mit ihrem Beschluss wolle die AG Kino-Gilde die Digitalisierung nicht behindern, so der Vorstandsvorsitzende Christian Bräuer. Allerdings sei "nicht hinnehmbar", dass sich die Verleiher längst akzeptierter Verpflichtungen entzögen. Den Filmverleihen bringt die neue Technik erhebliche Kostenvorteile. Eine Digitalkopie ist erheblich preiswerter als die traditionelle 35-mm-Rolle – der „kleine Unterschied“ schwankt je Kopie zwischen 500 bis 900 Euros oder 800 bis 1.300 Dollars. Allein in den USA werden die jährlichen Einsparungen auf 800 Millionen Dollars geschätzt. Dem gegenüber kostet die Installation der neuen Anlagen in einem Kino zwischen 50.000 und 100.000 Euro.
Der Verband interpretiert die derzeitige Verweigerungshaltung als Signal, dass Verleiher die Umrüstungsphase "aussitzen" wollen und warten, bis Kinos unter dem Druck des Marktes ohne finanzielle Unterstützung von ihrer Seite umrüsten. Um dies zu verhindern seien auch Politik und Wettbewerbsbehörden gefordert. Notfalls müsse die Politik gesetzliche Rahmenbedingungen für VPF-Leistung festschreiben, wie dies z.B. in Frankreich der Fall sei.
Links: www.agkino.de | www.hdf-kino.de
Beider Filmförderungsanstalt (FFA) gab es nur einen sanften Anstieg bei Fördermittelvergabe. Grund war nach wie vor, dass einige Kinounternehmen aufgrund der FFG-Kontroverse ihre Filmabgabe auch 2010 nur unter Vorbehalt leisteten. So mussten trotz Umsatzanstiegs der Kino- und der Videowirtschaft im Jahr 2009 im Vergleich zu 2008 und der daraus resultierenden erhöhten Filmabgabebeträge, gleichzeitig auch wieder mehr Rücklagen geschaffen werden. Außerdem schlug die Erhöhung der Ausgaben für digitale Kinofördermaßnahmen sowie der Rücklagen in Höhe von 13,6 Mio. Euro im Vergleich zu 10,3 Mio. Euro im Jahre 2009 negativ zu Buche, sodass es 2010 nur schwach wieder bergauf ging. Insgesamt standen der FFA 63,0 Mio. Euro für die Vergabe von Fördermitteln einschließlich des Bereichs der Filmförderung zur Verfügung.
Den vollständigen Geschäfts- und Förderbericht 2010 finden Sie unter: www.ffa.de/publikationen
Quellen: Filmecho - Filmwoche | Negativ | Blickpunkt:Film | HDF Kino e.V. | FFA