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Digitalisierung schreitet in Europa voran.

Norwegens Kinos sind bereits komplett digitalisiert.


Norwegens Kinos sind bereits zu 100 Prozent digitalisiert. Laut einer Pressemitteilung des norwegischen Branchenverbands Film & Kino, der für die Planung und Durchführung des digitalen Roll-Outs in Norwegen verantwortlich ist, sind jetzt alle 420 Leinwände in dem skandinavischen Land mit digitalen Projektionssystemen ausgestattet. Damit ist Norwegen das erste Land der Welt, das komplett digitalisiert ist.

Die Umstellung ging schneller als erwartet. Innerhalb nur eines Jahres wurde sie vollzogen - ursprünglich hatte man zwei Jahre eingeplant. Rund 80 Prozent der umgerüsteten Kinos sind auch 3D-fähig. Zum Einsatz kamen überwiegend 2K-Christie Projektoren und Doremi Server sowie einige 4K-Projektoren von Sony. Künftig sollen in Norwegen die Filme nur noch digital vertrieben werden und 35mm-Kopien ausrangiert werden.

Von der lückenlosen digitalen Kette von der Filmproduktion bis ins Kino träumt die Filmindustrie schon lange. Aber der Abschied von der Filmrolle erweist sich schwieriger als erwartet, denn in Deutschland tut man sich noch schwer, was zumeist mit Finanzierungsfragen und Folgekosten der Digitalisierung zu tun hat. Auch ist bei zahlreichen Kinos, gerade Programmkinos, nicht selten Nostalgie mit im Spiel.

Doch genau dies erweist sich plötzlich als Zuschussgeschäft, wie Dr. Michael Verhoeven, Besitzer des Kinos Toni in Berlin Weißensee kürzlich bemerkte. Dennoch ist die digitale Umrüstung mit enormen Kosten verbunden, die kleinere Kinos trotz Förderung meist nicht aufbringen können.

Den Durchbruch der Digital-Technik in der Projektion erfolgte letztendlich durch das 3D-Cinema. Weil kein Film mehr mechanisch transportiert wird, ruckelt nichts mehr und der Digitalserver, auf dem der Film abgespeichert ist, liefert absolut synchrone, dreidimensionale Bilder.

Bislang ist das Ergebnis sehr überzeugend, nur eine Handvoll Qualitätsmängel seien bei den ersten 150.000 digitalen Vorführungen festgestellt worden. Auf längere Sicht können die Gewinner der digitalen Umrüstungen auch die kleinen und mittelgroßen Kinos sein, denn ihnen steht mit zunehmender Abschaffung der analogen 35mm Filmkopien, danach eine breitere Palette an digitalen Filmen zur Verfügung. Zudem kämen sie schneller an Filme als bisher. Das führe zu größeren Zuschauerzahlen und einer besseren wirtschaftlichen Situation der kleinen Kinos.

Dennoch ist fraglich ob die Losung „E-Cinema“ heißt, wobei das E wahlweise für „Electronic“ oder „European“ steht. Darunter verstehen die Filmschaffenden im Grunde alles, was nicht über die US-dominierten Vermarktungsschienen läuft und sich auf der weniger anspruchsvollen Plattform bereits standardisierter Formate via SDTV, DVD, HDTV und der Blu-ray in die Lichtspielhäuser transportieren lässt. Die großen US-Majors haben jedoch bereits signalisiert, dass alles was nicht DCI-konform verschlüsselt ist, zukünftig boykottiert werden könnte.

Deshalb hat das Filmkunst 66 in der Berliner Bleibtreustraße noch einmal aufgerüstet und das schon vor einigen Jahren eingebaute digitale Projektionssystem durch ein DCI-konformes System von Kinoton ersetzt, dem weltweit größten Hersteller für professionelle Filmprojektionssysteme, wie wir am 4. Juli 2011 im BAF-Blog berichteten.

Quelle: Blickpunkt:Film | c't Heise


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