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DEFA-Wiederentdeckungen aus dem Progress Filmverleih

Filmreihe KONTAKTE: 12 Uhr mittags kommt der Boss. (UPDATE)



Im Kino Toni, im Berliner Stadtteil Weißensee, gibt es eine besonders stark interessierte Klientel, die das alte DEFA-Filmangebot dankbar annimmt. Allerdings spaltet das Kulturgut der DDR auch heute noch das Kinopublikum in Ost und West. Ob Aufführungen der DEFA Filmreihe KONTAKTE des Berliner Film- und Fernsehverbandes e.V. (BFFV) auch im Westteil der Stadt so erfolgreich wären, darf angezweifelt werden, nachdem der Filmemacher Volker Schlöndorff einst behauptete, dass sie furchtbar seien. Dabei gibt es durchaus herausragende DEFA-Filme, die auch der letzten Berlinale eine Retrospektive wert waren. Leider hat der BFFV die Fusion bzw. enge Zusammenarbeit mit unserem BAF e.V. wegen unterschiedlicher Auffassungen wieder aufgekündigt. Dennoch haben wir mittlerweile verabredet, weiterhin im BAF-Blog für die Reihe KONTAKTE Werbung zu machen, denn es laufen z.T. auch Filme neueren Datums, u.a. Premieren der Filmhochschule HFF Potsdam-Babelsberg.

Tatsächlich scheint Berlin in vieler Hinsicht immer noch gespalten zu sein. Sogar in anderen kulturellen Sektionen merkt man den Unterschied zwischen Ost und West leider immer noch. Beispielsweise sind etliche Ost-Berliner Abonnenten der alten Staatsoper an der Straße "Unter den Linden" abgesprungen, nachdem das Haus wegen der Umbaumaßnahmen in das ehemalige Schiller Theater im West-Berliner Bezirk Charlottenburg ausweichen musste. Dies verkündete kürzlich die Opern-Stiftung. Allerdings konnten die beiden, jetzt nur wenige hundert Meter von einander entfernt liegenden neuen Opernhäuser am Kaiserdamm durch die Modernisierung des Schillertheaters zur temporären Spielstelle der Staatsoper, neue Besucher aus dem Westteil dazugewinnen. Die Befürchtungen einer gegenseitigen Konkurenz, weil die beiden Häuser jetzt zu dicht beieinander liegen, haben sich nicht bewahrheitet. Insgesamt konnte sogar eine Publikumssteigerung nach dem Umzug der Staatsoper verzeichnet werden. Und auch die Deutsche Oper am Kaiserdamm profitierte durch ein neues Repertoire. Man muss also nicht immer alles beim Alten belassen, um Erfolg zu haben.

Der Berliner-FFV setzt mit seiner Filmreihe "KONTAKTE" dennoch vorwiegend auf alte Bekanntschaften und fördert damit das alte DDR-Erbe. So waren zur Wiederaufführung des DEFA-Films "12 Uhr mittags kommt der Boss" aus dem Jahre 1968 der Regisseur Siegfried Hartmann und der Schauspieler Rainer Schöne zum anschließenden Publikumsgespräch erwartet worden. Siegfried Hartmann ist mittlerweile 84 Jahre alt und macht seit Langem keine Filme mehr. Aus gesundheitlichen Gründen musste das lange geplante Filmgespräch im Anschluss an die DEFA-Vorführung leider kurzfristig wieder abgesagt werden. Wir wünschen von hier aus gute Besserung und hoffen, dass es beim nächsten Termin klappt. Mit Darstellerin Dietlinde Greiff aus dem Film "Der Kinnhaken" wird es aber eine Alternative geben. Besonders für Filmhistoriker, aber auch für Filmstudenten, die diesen Studiengang gewählt haben, dürften diese Vorführungen und die anschließende Diskussion mit den Zeitzeugen ehemaliger DEFA-Produktionen ein interessanter Einblick in damalige Produktions- und Sichtweisen sein.

Der Kladdetext des Progress Filmverleihs schreibt zu dem ursprünglich vorgesehenen Kriminalfilm folgendes:
Die Spuren eines Mordes führen zu einem Fall von Goldschmuggel. Als dringend Verdächtigen macht der Kriminalist Lindner einen Barkeeper aus. Doch er verhaftet ihn zunächst nicht, weil er an die Hintermänner der Tat herankommen will. Mit Hilfe "damals" moderner Überwachungsmethoden (-die Stasi Erinnerungen werden dabei wieder wach-) gelingt es tatsächlich, Verbindungen in die Bundesrepublik nachzuweisen und den Boss der Schmuggler dingfest zu machen. Ein Kriminalfilm frei nach Berichten der Kriminalpolizei.

12 Uhr mittags kommt der Boss (DDR 1968)
REGIE Siegfried Hartmann
PRODUZENT DEFA-Studio für Spielfilme
DREHBUCH Siegfried Hartmann, Kurt Belicke
KAMERA Siegfried Hönicke
MUSIK Karl Schinsky

Darsteller
Peter Borgelt (Hauptmann Lindner), Karl Sturm (Oberleutnant Eckardt), Angelika Waller (Leutnant Barbara Lenz), Rolf Herricht (Leutnant Kunze), Reiner Schöne (Barmixer Lundas), Vera Oelschlegel (Bankangestellte Wege), Wolfgang Greese (Dr. med. Krochler), Hildegard Alex (Frau Krochler), Peter Herden (Friseurmeister Stengler), Joachim Tomaschewsky (Grundstücksmakler Schwarz), Irmgard Düren (Frau Herrenthal), Traudl Kulikowsky (Bankangestellte Siebert), Barbara Dittus (Verkäuferin Schöpp), Werner Lierck (Schlepper), Kurt Kachlicki (Schlepper)

Genre: Kriminalkomödie s/w
FSK: ab 6 Jahren
Länge: 77 min.
Filmverleih: Progress

Da der lange geplante Termin mit dem Regisseur vermutlich platzen wird, ist bereits eine Alternative vorgesehen. In diesem Fall kann ein weiterer DEFA-Film gezeigt werden.

Der Kinnhaken
Spielfilm, 1962, 85 min.
Buch: Horst Bastian, Manfred Krug
Regie: Heinz Thiel
Darsteller: Manfred Krug, Dietlinde Greiff, Marita
Böhme, Jürgen Frohriep, Erik S. Klein,

Carolin arbeitet in einer Bar in West-Berlin, wohnt aber im Ostteil. Als sie am Tag des Mauerbaus nicht mehr in den Westsektor gelassen wird, versucht sie Georg, der beim Wachtrupp ist, zu bezirzen. Er soll ihr helfen, illegal, aber sicher über die Grenze zu gelangen. Georg, der sich tatsächlich Hals über Kopf in die junge Frau verliebt hat, erklärt sich einverstanden; nur, um sie schließlich zum Bleiben zu überreden. Keine große Kunst, denn auch Carolin hat eingesehen, dass sie beide füreinander geschaffen sind. Sie fängt gemeinsam mit ihrer besten Freundin Rose halbtags in einem Konsum an und richtet sich gerade im neuen Lebensglück ein, als plötzlich Bubi wieder auftaucht. Als ihr früherer Zuhälter versucht er, sie für einen reichen, Schweizer Kunden zurück zu gewinnen. Doch gutes Zureden und Versprechungen bringen nichts. So droht er, Georg restlos über ihre Vergangenheit aufzuklären, sollte sie es sich nicht anders überlegen. Carolin, die glaubt, diese Schmach nicht ertragen zu können, will lieber aus Georgs Leben lautlos verschwinden. Doch Rose will nicht tatenlos zusehen, wie eine junge Liebe zerbricht...

Zum anschließeden Filmgespräch wird, wie bereits oben erwähnt, in diesem Falle die Darstellerin Dietlinde Greiff erscheinen.
Gesprächsleitung hat in beiden Fällen Frank-Burkhard Habel.

Der Kinnhaken
Montag, 27.06., 20.00 Uhr
Filmreihe KONTAKTE des Berliner-FFV


Kino: Toni
Antonplatz / Max–Steinke-Str. 43
13086 Berlin
Tel.: 030 / 9279120-0
Web: www.kino-toni.de

PROGRESS FILM-VERLEIH - Immanuelkirchstr. 14b - 10405 Berlin
Tel. +49 30 24003-451, Fax +49 30 24003-459

Der Progress Filmverleih hat seinen Schwerpunkt auf alte DEFA-Filme gelegt und stellt diese Filme nicht nur im Film-Verleih für Kinos zur Verfügung, sondern hat etliche Filme bereits digitalisiert, sodass sie auch käuflich als DVD zu erwerben sind.
Link: www.progress-film.de


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