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SWR-Intendant fordert Jugend-TV-Kanal

Kinderkanal reicht nicht für älter gewordene Jugendliche.



Nach dem Erfolg des KI.KA Kinderfernsehkanals von ARD und ZDF wäre ein vergleichbarer Jugendkanal eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Diese Meinung vertritt der SWR-Intendant Peter Boudgoust aus Baden-Baden im Interview der Woche in den Rundfunksendern SWR2 und SWR cont.ra.

Der Intendant des Südwestrundfunks (SWR) Peter Boudgoust fordert sogar regelrecht einen öffentlich-rechtlichen Fernsehkanal für Jugendliche. Wenn man junge Menschen mit verlässlicher Information erreichen wolle, müsse man ihnen auch attraktive Angebote machen, wenn sie zu alt für den "Kinderkanal" geworden seien, sagte der SWR-Intendant in einem SWR-Radiointerview am Samstag, 8. Januar 2011.

Boudgoust:
"Ich bin fest davon überzeugt, dass wir diese Lücke schließen müssen, denn unser Grundversorgungsauftrag umfasst eben alle Milieus, alle Altersgruppen. Wir können nicht sagen: Der Mensch wird dann wieder mit 25 oder 30 bei uns in den Fokus geraten, sondern wir müssen auch für die prägende Lebensphase dazwischen spezifische Angebote haben."
Boudgoust zeigte sich davon überzeugt, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk hier erfolgreich überzeugen könne. Denn was bei den Kinderprogrammen möglich ist, sollte auch auf Jugendliche zutreffen.

Es sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, dass die junge Generation nur schwer zu erreichen sei. Betroffen sei davon die Politik genauso wie viele andere gesellschaftliche Institutionen. Ein speziell für diese Zielgruppe produziertes Programm hätte damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Im SWR2-Interviewe der Woche wandte sich der SWR-Intendant auch gegen immer wieder von Seiten der Zeitungsverleger geäußerte Kritik am multimedialen Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender. Er glaube nicht, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten etwas mit der ökonomischen Krise der Zeitungen zu tun hätten. Elektronische Angebote würden auch für die Zeitungen in Zukunft immer wichtiger und verlangten nach neuen Geschäftsmodellen, bei denen die öffentlich-rechtlichen Sender eher Partner als Gegner sein sollten. Er erneuerte das Angebot, Zeitungen Material für ihre Onlineseiten zur Verfügung zu stellen.

2010 erfolgreichstes Jahr des KI.KA



2010 ist das erfolgreichste Jahr des KI.KA seit dessen Sendestart. KI.KA erreichte einen durchschnittlichen Jahres-Marktanteil bei der Zielgruppe der drei- bis dreizehnjährigen Kinder von 19,0% und überstieg damit den Vorjahreswert um 0,4 Prozentpunkte. 2010 lag der Monatswert im März, September und November jeweils über 20%; 78 Mal war KI.KA Tages-Marktführer.

Dass der KI.KA für ein hochwertiges Qualitätsprogramm steht, unterstreichen auch die vielen Auszeichnungen, die dem Sender zuteil wurden: So erhielt unter anderem "Willi wills wissen" (BR) einen Grimme-Preis für die Folge "Wie macht der Künstler Kunst?". Den Deutschen Fernsehpreis bekamen die Kindernachrichten "logo! Die Welt und ich" (ZDF). Damit setzte sich erstmals ein Kinderprogramm durch. Die Serie "Allein gegen die Zeit" (NDR) war ebenfalls für den Deutschen Fernsehpreis nominiert - letztlich ausgezeichnet wurde diese mit dem Weißen Elefanten beim Filmfest München und dem Prix Jeunesse. Auch für Episoden der Reihe "KRIMI.DE" gab es wieder einige Ehrungen: "rECHTE fREUNDE" (KI.KA) erhielt den Robert-Geisendörfer-Preis, "Netzangriff" (SWR) den internationalen Fernsehpreis Rose d'Or und für seine Arbeit bei der Folge "Filmriss" (KI.KA) erhielt Jörg Lawerentz den Deutschen Kamerapreis. Die Programmstrecke KiKANiNCHEN wurde zweimal für das einzigartige Design prämiert - mit dem Promax- und dem Eyes&Ears-Award.

Außerhalb Erfurts kann man den KI.KA immer öfter erleben. So gibt es seit Sommer ein reales Baumhaus im Naturpark Herbigshagen zu bestaunen und erklettern. Wer auf seinem Trip in die Hauptstadt einen Ausflug auf die Reichstagskuppel plant, der kann sich die wichtigsten Infos nun auch von Bernd das Brot erklären lassen: Seit März gibt es einen entsprechenden Audioguide. Und natürlich sind alle Fans herzlich eingeladen, die alljährliche "KI.KA-SommerTour" zu besuchen. 2010 machte sie gleich acht Mal Station und zog erneut knapp 500.000 Besucher an.

"Die Mischung macht's", kommentiert Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp den Erfolg des KI.KA. "Es gelingt uns, eine Balance zwischen Qualitätsanspruch, faszinierender Unterhaltung und einer auf die Bedürfnisse der Zuschauer abgestimmte, verlässliche Sendeplanung zu finden. Dies gelingt uns durch den großen Einsatz jedes einzelnen Mitarbeiters und macht den KI.KA zu einer unverzichtbaren Größe in der deutschen Fernsehlandschaft."

Unter dem Namen "Der Kinderkanal" von ARD/ZDF ging der Sender am 1. Januar 1997 auf Sendung. Seit dem 1. Mai 2000 trägt er den Namen KI.KA. Der Kinderkanal, der seinen Sitz in Erfurt hat, ist ein Gemeinschaftsprogramm von ARD und ZDF, die je zur Hälfte daran beteiligt sind. Der MDR übernimmt dabei die Federführung ebenso wie die ARD-Koordination. Der KI.KA ist als Spartenprogramm der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten werbefrei und bietet ein zielgruppenorientiertes Programm für 3- bis 13-jährige Zuschauer. Trick- und Realprogramme werden neben Serien und Spielfilmen, Magazinen und Informationsprogrammen ausgestrahlt.

Betrugsskandal beim KI.KA

Im Januar geriet der Kinderkanal in die Schlagzeilen der Medien. Mindestens zwei Firmen sollen Scheinrechnungen für Dienstleistungen ausgestellt haben, wodurch dem Sender ein Millionen-Schaden entstanden ist. Ein inzwischen verhafteter leitender Mitarbeiter soll den jahrelangen Betrug eingefädelt haben. Insgesamt sei durch den Betrug dem KI.KA ein Schaden von sieben Millionen Euro entstanden, erklärte der MDR, dessen Aufsichtsgremien eine rückhaltlose Aufklärung forderten.

Die Angelegenheit wurde aufgedeckt, nachdem der Geschäftsführer einer anderen beteiligten Produktionsfirma mit einer Selbstanzeige die Sache ins Rollen gebracht hatte. MDR-Intendant Udo Reiter erklärte, derzeit würden alle Geschäftsbeziehungen seit Sendebeginn 1997 durchleuchtet. Der inzwischen gefeuerte Herstellungsleiter habe seine Schlüsselposition missbraucht und gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Berliner Firma Koppfilm den Kinderkanal mittels Scheinrechnungen jahrelang betrogen. Intern wird laut MDR zudem gegen enge Mitarbeiter des Verdächtigen ermittelt. Man prüfe „personal- und arbeitsrechtliche Maßnahmen“. Die Mitarbeiter sollen Rechnungen als richtig abgezeichnet haben, „ohne zuvor die Leistungen hinter diesen Scheinrechnungen zu prüfen“, schreibt das Hamburger Abendblatt. Koppfilm, die mit dem Kurzfilm "Philipp" den First-Steps-Award gewannen, ist mittlerweile insolvent.

Thüringens Medienstaatssekretär und Rundfunkratsmitglied Peter Zimmermann sagte:
„Es war der Beginn der Aufklärung des größten Betrugsskandals in der Geschichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschlands.“
Er habe den Eindruck, dass Intendant Reiter und der MDR bislang damit offen und transparent umgingen und die Vorfälle lückenlos aufklären wollten.

Quellen: ots | Hamburger Abendblatt


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