Skip to content

Interkultureller Filmpreis für MUNDANE HISTORY

Thailändischer Film mit dem "IFA" – Intercultural Film Award in Berlin ausgezeichnet.



Am Samstagabend vergab das 5. Weltfilm Festival "AROUND THE WORLD IN 14 FILMS" zum zweiten Mal den "IFA" – Intercultural Film Award am letzten Tag des Festivals im Kino Babylon Berlin Mitte. Ausgezeichnet wurde der thailändische Film „Mundane History“ von Anocha Suwichakornpong.

Der Film beschreibt eine Dreiecksgeschichte in einem ehemaligen Herrenhaus irgendwo auf dem Land. Hier lebt ein querschnittsgelähmter junger Mann zusammen mit seinem Pfleger in ärmlichen Verhältnissen im oberen Stockwerk des Hauses, während der verhasste Vater hochherrschaftlich in der unteren Etage wohnt. Weder die Gründe der Behinderung noch die Ursachen des Streites in der Familie werden genannt. Es geht allein um die langsame Annäherung und gegenseitige Respektierung eines verbitterten jungen Behinderten zu seinem Pfleger. Die anfängliche Hoffnungslosigkeit der Situation weicht mit der Zeit langsam durch die Weite der täglichen Erlebnisse, die durch Ausflüge im Rollstuhl geprägt werden. Zum Schluss führt das Debüt der Regisseurin uns vom Privaten ins Globale und taucht die Bilder in einen Strudel von Farben, wodurch die Geburt eines Kindes mit der omnipräsenten Wiedergeburt im Kreislauf des Lebens verglichen wird.


Mit dem Preis prämierte das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Stuttgart, zum zweiten Mal einen Film, der in inhaltlich wie ästhetisch besonderer Weise die Themen Dialog der Kulturen, Kulturaustausch oder interkulturellen Dialog behandelt. Die ifa-Jury, bestehend aus der Filmkritikerin Cristina Nord (taz), der iranischstämmigen Journalistin Nasrin Bassiri und dem deutsch-algerischen Schauspieler Mehdi Nebbou, zu ihrer Entscheidung für MUNDANE HISTORY :
„Es gibt Filme, die sich mit offensichtlich interkulturellen Thematiken auseinandersetzen und solche Filme, die uns durch ihre besondere Erzählweise in eine andere Wahrnehmung der Welt hineinziehen und uns dadurch ermöglichen, die Welt durch die Augen einer anderen Kultur neu zu betrachten. MUNDANE HISTORY ist einer von ihnen. Leise und behutsam führt die Regisseurin ihr Publikum in bisher unbekannte Sphären, das macht den Film so wertvoll.“
Zudem erlangte der Film im Februar 2010 auf dem Rotterdam Filmfest den begehrten Hauptpreis.

Eine Lobende Erwähnung ging an den deutsch-iranischen Beitrag THE GREEN WAVE von Ali Samadi Ahadi:
“Der Regisseur übersetzt die bitteren Ereignisse der letzten Jahre im Iran in ästhetische wie authentische Bilder. Mit Hilfe von neuen Medien und einer schlichten Erzählweise wird das Publikum sensibilisiert und animiert, sich als Bürger dieser Erde zu fühlen. Samadi globalisiert die Menschenrechtsfragen.“


Die fünfte Ausgabe von AROUND THE WORLD IN 14 FILMS konnte trotz klirrender Kälte 3.500 Besucher begrüßen. Vom 26.11.-04.12.2010 waren außergewöhnliche Werke des jungen Weltkinos aus 14 Ländern erstmalig in Berlin zu sehen. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes konnten Filmkünstler aus Belgien, Brasilien, China, Frankreich, Kanada, Mexiko, Rumänien und der Türkei nach Berlin eingeladen werden. Als Regie-Paten engagierten sich diese 14 außergewöhnliche Regisseure und Persönlichkeiten des deutschen Kinos: Thomas Arslan, Nick Baker-Monteys, Meret Becker, Zazie de Paris, Pegah Ferydoni, Knut Elstermann, Philip Gröning, RP Kahl, Romuald Karmakar, Olaf Möller, Maria Schrader, Isabelle Stever, Rüdiger Suchsland, Stephan Wagner und Wim Wenders. In diesem Jahr gesellte sich der europäische Kulturkanal ARTE erstmalig zur Familie der Hauptsponsoren.

Begleitet wurde das Festival von einer gut besuchten Diskussion mit Berliner Filmjournalisten am Donnerstag, den 2. 12. 2010. Es ging um die Frage der Filmförderung und warum die Anzahl der Leinwände im Vergleich zu den 50er und 60er Jahren trotz Multiplexkinos und aufgestockter Filmförderung der FFA und anderer Institutionen zunehmend sinkt. Tatsächlich finanziert das Fernsehen in Deutschland zum größten Teil die Produktionen. Viele Filme davon sind jedoch nicht Kino tauglich, nicht für die große Leinwand bestimmt und unter finanziellem Druck fast ausschließlich fürs Fernsehformat produziert. Auf der Kinoleinwand finden sich dagegen Hollywood Filme wieder und vereinzelt der künstlerische, anspruchsvolle Film, der jedoch meist nur auf Festivals eine Chance hat. Das hat auch das Kino Babylon erkannt, eines der wenigen kommunalen geförderten Kinos, die nahezu jede Woche ein anderes Festival in Berlin starten können. Doch das ist eine Ausnahmesituation und kann nicht auf die kleinen Stadtteilkinos übertragen werden, die zunehmend unter der Last der Verleihgebühren und dem Kostendruck der digitalen Aufrüstung das Handtuch werfen und die Türen auf Dauer schließen müssen.

So ist es nicht verwunderlich, dass von den 15 künstlerischen Filmen, die auf dem Festival AROUND THE WORLD IN 14 FILMS gezeigt wurden, nur zwei Filme im nächsten Jahr einen Verleih bekommen werden. Darunter der Dokumentarfilm Benda Bilili! mit behinderten Musikern aus dem Kongo, der nicht nur auf dem Festival de Cannes, sondern auch in Berlin zu begeisterndem Applaus beim Publikum führte. Fünf Jahre dauerten die Dreharbeiten, die immer wieder durch Tiefschläge unterbrochen wurden. Doch die ebenfalls am Rollstuhl gefesselten autodidaktischen Musiker gaben nicht auf, sondern konnten dank der Dreharbeiten ihrer Armut entrinnen und ziehen seitdem als weltweit gefeierte Musikertruppe um den Erdball.

Link: www.berlinbabylon14.net


Anzeige