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Kabel Deutschland plant neue Norm einzuführen.

Aus DVB-C soll DVB-C2 werden.



Die Zurückhaltung der Fernsehgerätehersteller bei der Ausstattung mit digitalen Kabelreceivern für die neuesten HDTV-Geräte wird nach einer Ankündigung von Kabel Deutschland bezüglich neuer Übertragungsnormen langsam verständlich. Auf der IFA, der Berliner Funkausstellung, hatten wir uns am Stand von Panasonic noch stark gewundert, warum der inzwischen erfolgreich eingeführte Blu-ray-Recorder mit Twin-Tuner für Satellitenempfang vorerst kein Pendant für den digitalen HD Kabelempfang bekommen soll. Nur der einfache DVD- und Harddisc-Recorder DMR-EX93 aus dem Hause Panasonic hat jetzt einen DVB-C Tuner spendiert bekommen. Damit können Nutzer älterer TV-Geräte wenigstens die Sonderprogramme im Digtalempfang jetzt sehen. Hochauflösende HD-Programme lassen sich damit jedoch nicht aufzeichnen.

Dabei haben auch die meisten anderen Hersteller wenigstens ein TV-Gerät mit Kombituner mittlerweile im Angebot, um auch digitale Signale im Kabel ohne Zusatzdecoder empfangen zu können. Doch die Freischaltung der nötigen Smartcards zum Empfang verschlüsselter Sendungen mit diesen Tunern wurde lange Zeit unterbunden. Die Kabelanbieter wollten die Multituner fremder Anbieter nicht genehmigen, sondern verwiesen auf ihre eigenen Produkte und verzögerten die Einführung immer wieder mit fadenscheinigen und angeblich technischen Problemen.

Viele Kunden mögen jedoch keine Zusatzgeräte, da Fremdreceiver den Komfort oft schmälern. Für deren Bedienung ist eine zusätzliche Fernbedienung notwenig, sodass das Programmieren der beliebten DVD- & Festplattenrekorder noch umständlicher wird und das Gerätesammelsurium an Fernbedienungen irgendwann ins Unermessliche steigt. Das üppige Angebot an analogen Sendern im Kabel lohnte deshalb bisher kaum den Aufwand zum Umstieg auf digitale Kabelkanäle.

Satellitenkunden müssen dagegen 1. Mai 2012 mit der Abschaltung des analog sendenden Astra Satelliten rechnen, weshalb die meisten Nutzer bereits auf reinen digitalen Satellitenempfang umgestiegen sind. Im Kabel plant man erst in einigen Jahren, die analogen Kanäle komplett aufzugeben. Allerdings könnten bald unterschiedliche Programminhalte auch im Kabel zu finden sein. Bisher sendeten die meisten TV-Anstalten im digitalen Bouquet oft das gleiche Programm, wie über den analogen Empfang. Doch das soll sich mit Einführung einer Gebühr für den digitalen Empfang demnächst ändern. Dann werden auf den analogen Frequenzen nur noch alte Serien und alte Filme übertragen, während die digitalen Kanäle vielleicht schon bald exklusiv neue Serien ausstrahlen, während die Kunden analoger Programme diese nicht zu sehen bekommen.

Der bisher noch zögerliche Umstieg der Kabelkunden in die digitale Welt hat noch einen weiteren Grund. Kabel Deutschland übertrug lange Zeit keine HD Programme im Kabelnetz, da sie keinen eigenen HD fähigen Receiver im Angebot hatten. Erst seit der IFA bietet Kabel Deutschland seinen Kunden auch endlich einen HDTV-Videorekorder an. Dabei handelt es sich um den netzwerkfähigen Sagemcom RCI88-320 KDG, der mit vier Empfängern die gleichzeitige Aufzeichnung von bis zu vier Sendungen auf eine 320-GByte-Festplatte ermöglicht. Der Mitschnitt kopiergeschützter HD Sendungen der privaten Anbieter wird jedoch nicht unterstützt, sodass uneingeschränkt im Grunde nur die öffentlich-rechtlichen HDTV-Sender aufgenommen werden können.

Allerdings ist der Mitschnitt der Privaten - je nach Rechtevergabe durch DRM - wenigstens in SD Auflösung möglich. Zum Trost wird dafür mit einem Serienassistenten geworben, der sicherstellt, dass keine TV-Folge verpasst wird. Wiederholungen sind bei der Aufzeichnung ausgenommen, damit nichts doppelt abgelegt wird. Das Ausblenden von Werbung ist dagegen nicht möglich. Die integrierte 14-tägige elektronische Programmzeitschrift (EPG) kann nach Genre, Titel und Schauspielern durchsucht werden. Das Gerät kostet monatlich ab 10.- Euro. Nach Abschluss der Vertragslaufzeit müssen die Geräte zurückgegeben werden. Weitere HDTV-Videorekorder hat Kabel Deutschland noch nicht zertifiziert. Wer andere Geräte einsetzen will, dem wird es seitens des Kabelnetzbetreibers weiterhin schwer gemacht.

Später soll der RCI88-320 KDG über das Internet auch Zugang zum Video-on-Demand-Angebot von Kabel Deutschland bieten. Der Kabelnetzbetreiber plant, seine Onlinevideothek nach Verzögerungen im nächsten Frühjahr zu starten. Ein Brennen der Filme und Sendungen auf DVD ist allerdings nicht möglich, denn das Gerät hat kein DVD- oder Blu-ray-Laufwerk integriert. In dieser Hinsicht sind DVD-Rekorder vieler Markenhersteller einfach universeller.

Neuer DVB-C2-Standard ab Mitte 2011

Gleichzeitig ließ Kabel Deutschland verlauten, dass erst ab Mitte 2011 mehr Sender durch den zukünftigen DVB-C2-Standard eingespeist werden können. Die neue Norm im Standard EN 302 769, die durch das Europäische Institut für Telekommunikationsnormen (ETSI) genehmigt wurde, soll rund 60 Prozent höhere Internetbandbreiten ermöglichen und besser an die Charakteristiken unterschiedlicher Kabelnetze angepasst sein. Im Berliner Kabelnetz wurden inzwischen die Tests im Kanal D562 mit HDTV-Signalen erfolgreich abgeschlossen.

Passende Endgeräte mit kombiniertem DVB-C und den neuen DVB-C2-Empfangsteilen sollen allerdings erst Mitte 2011 erhältlich sein. Deshalb verwundert die zögerliche Haltung von Panasonic und anderen Herstellern nun nicht mehr, warum die Industrie mit der Einführung der hochwertigen Blu-ray Recorder fürs Kabelfernsehen weiterhin abwarten will.

Erste Tests mit 1-GBit/s-Datenverbindung via TV-Kabel

In Hamburg ist zudem ein Feldversuch mit einer Downloadgeschwindigkeit von 1,17 GBit/s über das Fernsehkabelnetz erfolgreich in einem Mehrfamilienhaus realisiert worden. Auf Anbieterseite wurden dazu handelsübliche Cable Modem Termination Systems (das Gegenstück zum Kabelmodem im Kundenhaushalt) eingesetzt. Testkriterien waren der Download von DVD-Images und großer Dateien von deutschen Hochschulservern. Allerdings wird es noch einige Jahre dauern, bis alle Kunden in den Genuss des schnellen Downloads für Internet Anwendungen kommen.

Sechs neue HD-Sender bei Kabel Deutschland

Überraschenderweise preschte Anfang November Kabel Deutschland mit der Einspeisung weiterer sechs HD Kanäle nun doch vor und wartet nicht die Einführung der neuen Norm ab. Ab sofort ist via Fox HD die US-Serie "Mad Men" hochauflösend bei Kabel Deutschland im HDTV-Format zu empfangen. Damit bietet Kabel Deutschland seinen Kunden insgesamt jetzt 15 HD Kanäle an. Die neu hinzugekommenen HD-Kanäle sind: Fox HD, National Georgraphic Channel HD, Sport1+HD, Syfy HD, TNT Film HD und TNT Serie HD.

Die Angebotserweiterung belegt: Spielfilme, TV-Serien, Dokumentationen und Sport sind Wachstumstreiber bei HD. Kabel-Deutschland-Kunden können die neuen Sender auf Wunsch zu ihrem digitalem Kabelanschluss hinzubuchen. Die "HD-Option" kostet 9,90 Euro pro Monat und hat eine Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten. Bisher war das HDTV-Angebot im Free-TV auf die öffentlich-rechtlichen Sender beschränkt: Das Erste HD, ZDF HD und ARTE HD - sind weiterhin kostenlos empfangbar.

Bei sieben weiteren Sendern handelt es sich um das HD-Angebot des Pay-TV-Senders Sky Deutschland: Discovery HD, Disney Cinemagic HD, Eurosport HD, History HD, National Geographic HD, Sky Cinema HD und Sky Sport HD 1, für die man extra zahlen muss.

Auf Fox HD laufen internationale Serien wie Lost, Medium, Law & Order, Mad Men, The West Wing oder Drop Dead Diva - viele davon in deutscher Erstausstrahlung. National Geographic Channel HD bietet Reisereportagen. Sport1+ HD zeigt unter anderen Liveübertragungen der Handball-Bundesliga und der Basketball-Bundesliga. Auch internationaler Fußball (englischer, französischer, italienischer Pokalwettbewerb), Motorsport und US-Sport gehören zum Programm. Im kommenden Jahr überträgt der Pay-TV Sender exklusiv über 85 Stunden der Basketball-Europameisterschaften und Eishockey-Weltmeisterschaften.

Syfy HD sendet Serien und Filme aus den Genres Science-Fiction, Fantasy, Abenteuer, Mystery und Action. Das Programm von TNT Film HD reicht von Filmklassikern wie Casablanca bis hin zu neueren Blockbustern wie Herr der Ringe. TNT Serie HD zeigt bekannte Serien (Emergency Room, Gilmore Girls, Monk und Two and a half Men) ebenso wie Deutschlandpremieren (30 Rock, Boardwalk Empire, Friday Night Lights, Big Love und Rescue).

Derzeit verhandelt Kabel Deutschland mit weiteren Anbietern über die HD-Einspeisung in sein Kabelnetz. Noch fehlen etwa die HD Angebote von RTL und ProSiebenSat1, mit denen bereits seit Anfang 2010 Verhandlungen laufen.

Tele Columbus sendet bereits in HD plus+

Tele Columbus, eine Division des Kabelnetzbetreibers Primacom, mit dem der Berliner Anbieter über eine Holdinggesellschaft verbunden ist, hat RTL und ProSiebenSat1 bereits unter Vertrag. Der Kabelnetzbetreiber ist hauptsächlich in den neuen Bundesländern vertreten. Darüber hinaus betreibt er das Kabelnetz in Potsdam sowie in einigen größeren Wohnsiedlungen im ehemaligen Ost-Berlin und ist dort mit der HDTV-Einspeisung schon deutlich weiter als der Branchenführer Kabel Deutschland. In Bezirken wie Berlin Marzahn wurde das Kabelnetz nach der Wende sogleich mit Glasfaser bis in die Hauseingänge der Wohnungsbaugesellschaften verlegt, während Kabel Deutschland in West-Berlin und in Stadtmitte das Kabelnetz zum großen Teil noch auf Kupferbasis betreibt.

Die höhere Leistungsfähigkeit des Glasfasernetzes ermöglichte dem Betreiber Tele Columbus, kostengünstiger und schneller zu agieren. Daher konnten die Verhandlungen über die Einspeisung der HD plus+ verschlüsselten Programme schneller vorangetrieben werden. Leider ist für den Endnutzer eine Wahl des Betreibers wie bei den Telefonanbietern nicht möglich, da die Netze im Bundesgebiet nach Standorten der Betreiber von der Netzagentur festgelegt wurden. Nur einzelne kleinere Betreiber, die in den letzten Jahren insolvent gegangen waren, durften von den größeren Betreibern wie Kabel BW oder Kabel Deutschland in deren Verbreitungsgebieten übernommen werden.

RTL steigt aus terrestrischer DVB-T Verteilung aus.

Wer jetzt denkt mit digitalem terrestrischen Empfang (DVB-T), dem kostenlosen Überallfernsehen besser zu fahren irrt. RTL hat beispielsweise im Raum Nürnberg komplett die Ausstrahlung seiner bisher frei empfangbaren Programme unterbunden und ist nur noch über Satellit oder im Kabelfernsehen zu sehen. Darüber hinaus wird das terrestrische Fernsehen in Deutschland auf absehbare Zeit nicht HD-fähig aufgerüstet.

Kabel Deutschland erlaubt und ermöglicht dagegen - als einer der ersten Kabelbetreiber Deutschlands – ab jetzt die HDTV-Programme auch ohne Zusatzdecoder zu empfangen. Wer bereits einen modernen HDTV-fähigen Flachbildschirm mit eingebautem, multifunktionsfähigen Digitaltuner besitzt, der neben DVB-S (Satellit) auch DVB-C (digitales Kabelfernsehen) empfangen kann, darf ab sofort bei Kabel Deutschland mit einer speziellen Smartcard die verschlüsselten Programme auch ohne externen Decoder sehen. Bisherige Beschränkungen, nur die Decoder des Anbieter zu verwenden, wurden für die TV-Geräte ohne Aufzeichnungsmöglichkeit aufgehoben. Sogar das ABO-Fernsehen von Sky soll nutzbar sein.

Die Smartcard wird zum zum Empfang der HD plus+ Programme der privaten Anbieter benötigt. Im Gegensatz dazu ist das HD-Programmangebot der öffentlich rechtlichen Anstalten auch ohne Smartcard frei empfangbar. Die Krux ist nur, dass die Sender es nicht gerne sehen, wenn ihre teuer produzierten HD Programme aufgezeichnet werden. Verschlüsselte Signale im HD plus+ Signalweg können jegliche Aufzeichnung auf Wunsch des Anbieters oder Senders unterbinden. Eine einheitliche Regelung zur Aufzeichnung wird zwar angestrebt, ist aber noch nicht abgesegnet.

Auf unsere Nachfrage bei Panasonic, wann der weltweit erste Blu-ray-HD-Recorder mit digitalem Satelliten Tuner auch mit kabeltauglichem DVB-C Tuner erhältlich sein wird, konnte uns die Firma immer noch keine Auskunft geben. Aber auch die Mediareceiver anderer Anbieter, wie z.B. das HD-MediaCenter TV von Maxdome, Deutschlands größter Online-Videothek, ist nur für den Satellitenempfang und noch nicht für den digitalen HD-Kabelempfang geeignet.

Quellen: Blickpunkt:Film | ZDnet | Golem | Kabel Deutschland | Panasonic | Maxdome


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