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IFA Vorschau auf das Fernsehen der Zukunft

Motto der Internationalen Funkausstellung 2010 lautet: "3D your world".



Zum 50. Jubiläum der weltweit größten Messe für Consumer Electronics IFA, die 1924 zum ersten Mal unter dem Berliner Funkturm veranstaltet wurde und ab heute, den 3. September bis einschließlich 8. September stattfindet, wird in diesem Jahr eine Flut von Stereo-3D-Neuheiten auf die Besucher niederprasseln. Die Messe ist erstmals seit Jahren wieder komplett ausgebucht und kein namhafter Hersteller von TV-Geräten wird es sich nehmen lassen, mindestens einen 3D-Fernseher vorzustellen. Doch das Angebot an passenden Stereo-3D-Sendungen oder 3D tauglichen Filmen auf Blu-ray Disc ist bisher noch sehr begrenzt. Nicht einmal James Camerons erfolgreiches Avatar-Movie wird dieses Jahr noch auf Blu-ray-3D veröffentlicht. Bis Weihnachten soll zunächst nur eine etwas längere Filmversion mit mehr Bonusmaterial erscheinen. Die bisherigen Fassungen, die seit April im Handel sind, bieten keine stereoskopischen Bilder und sind recht spärlich ausgestattet.

In England ist man dagegen schon viel weiter mit den Planungen einer regulären 3D-TV-Einführung über Satellit. Erste 3D-Testsendungen von BSkyB sind zwar hierzulande auch empfangbar, doch der deutsche Ableger SKY, vormals Premiere, kämpft schon wieder ums Überleben, da die Aktie des Bezahlsenders Anfang des Monats August um 24 Prozent eingebrochen war. Nun versucht man die Flucht nach vorne und wird ab Oktober auch hierzulande 3D-HD-TV anbieten.

Die Fußballvereine denken schon an einen eigenen Fernsehsender, wenn das Tochterunternehmen des Medien-Tycoons Rupert Murdoch Insolvenz anmelden müsste. Sky Fußballexperte Franz Beckenbauer wirbt zwar weiter für den Sender, doch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) bereitet sich offensichtlich bei einem Totalausfall des Senders schon jetzt auf den Ernstfall vor und will ggf. eigene Fernsehbilder produzieren. Die Fernsehbranche ist aber skeptisch, ob der Zusammenschluss der Profikicker wirklich dazu in der Lage ist, einen eigenen Kanal auf die Beine zu stellen.

Für die Fußball-Bundesliga ist das Überleben von Sky enorm wichtig, denn das Tochterunternehmen des amerikanischen Medienkonzerns News Corp. zahlt rund 240 Millionen Euro pro Saison für die Live-Fernsehrechte der ersten und zweiten Liga. Nur damit ist die Existenz der Vereine gesichert. Sky verhandelt deshalb zurzeit mit allen Kabelanbietern, darunter auch Kabel Deutschland, für eine bessere Allianz und einen gemeinsamen Vertrieb, um der Deutschen Telekom mit ihrem IPTV und Handy-TV mehr entgegensetzen zu können. Diese will nämlich schon zur IFA 3D-Sportsendungen über IPTV als Testsendungen verbreiten. Dazu muss nicht einmal der bisherige Decoder ausgetauscht werden. Die beiden stereoskopischen Bilder werden im Side-bySide Verfahren nebeneinander in einen Frame gequetscht, jedes Bild weist dabei statt 1.920 Pixeln Breite nur noch 960 Pixel auf. Auch die horizontale Auflösung kann auf bis zu 540 Pixel sinken, was dann nicht mehr HD-tauglich wäre. Die Kabelanbieter wollen dagegen mit mehr HD-Qualität auftrumpfen.

Fans wollen Fußball auf dem Handy sehen.

Welche Bedeutung die Fußballübertragungen für die Fans haben, sieht man am Verkauf von 50.000 mobilen WM-Abos der Deutschen Telekom zur Weltmeisterschaft, mit denen Nutzer die Spiele auf ihrem Handy verfolgen konnten. Mit einem Abo für die komplette Weltmeisterschaft, das 9,90 Euro kostete, hat die Telekom knapp eine halbe Million Euro umgesetzt und die eigenen Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen. Die IFA ist dem Trend gefolgt und stellt mit der "IFA iZone" einen neuen Ausstellungsbereich für Apple Apps vor. Produzent der Handy-Filme ist die Constantin-Medien, die quasi als Konkurrent von Sky mit der "Liga Total!" auftritt. Zur Verbreitung werden allerdings andere als herkömmliche Fernsehkanäle genutzt, nämlich über Mobilfunk und schnellem DSL, dem IPTV der Telekom. Bei der Vergabe waren die Nutzungsrechte aufgeteilt worden. Die Satellitenverbreitung der WM-Spiele bleibt exklusiv für Sky und seinem hochauflösendem HDTV vorbehalten. Zukünftig soll die Bundesliga durch Sky sogar in Stereo-3D in die Kabel kommen, denn bei Sportangeboten haben die Kabelanbieter wenig Eigenes anzubieten.

[Ein ausführlicher Vergleich der Bundesliga TV-Angebote kann übrigens bei teltarif.de, dem deutschen Telekommunikationsmagazin, nachgelesen werden.]

Die Mobile Fans haben bei der Telekomkonkurrenz übrigens eine erstaunliche Ausdauer gezeigt: Im Durchschnitt folgten sie dem Ball auf dem kleinen Handy-Display pro Spiel 40 Minuten lang. Das ist deutlich länger als bei der Bundesliga, die die Telekom ebenfalls auf dem Handy anbietet. Dort schauen die Fans durchschnittlich nur zehn Minuten pro Partie. Dafür ist die Zahl der Liga-Abonnenten mit 400.000 Nutzern deutlich höher als die der WM-Abonnenten.

Damit die Videobilder nicht ins Stocken geraten, sollte eigentlich das „Universal Mobile Telecommunications System“ (UMTS) dem Mobilfunk revolutionäre Datenraten verschaffen. Doch der derzeitige Standard ist für Videoübertragungen nicht optimal, denn die anfangs versprochene Datenrate von zwei Megabit je Sekunde, wurde in der Realität nie erreicht. Tatsächlich sind nur Übertragungen von 128 bis 384 Kilobit in der Sekunde realistisch. Erst mit der Erweiterung HSDPA wurden in vielen Ballungsräumen 3,6 oder 7,2 Megabit in der Sekunde (MBit/s) erreicht, und an manchen öffentlichen Plätzen sind es schon 14,4 MBit/s, was ungefähr einem heutigen DSL-Anschluß am Festnetz entspricht. Auf dem Lande haben die Nutzer leider das Nachsehen.

Auf der Funkausstellung werden im besser platzierten (IFA) Innovationszentrum "TecWatch" deshalb erste Geräte für die neue Technik LTE gezeigt. Schon die aktuellen Touchscreen-Smartphones generieren bei den Anwendern oft viel Datenvolumen, wenn „Killerapplikationen“ wie mobile Navigation, Youtube-Filmchen und soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter häufig genutzt werden. In Zukunft sollen sehr viel höhere Übertragungsgeschwindigkeiten - die Rede ist von mehr als 100 MBit/s in einem 20 Megahertz breiten Funkkanal - ein völlig neues „Surfgefühl“ vermitteln. In Verbindung mit sehr kurzen Ping- oder Latenzzeiten von nur 10 Millisekunden werden nicht nur Nutzer von Internetspielen ihre helle Freude haben. Die kurzen Antwortzeiten lassen Internetanwendungen aller Art - einschließlich der Videoabrufe - in Zukunft aberwitzig schnell aufbauen und damit erst komfortable Fernsehübertragungen auf dem Mobile Phone oder dem Laptop ermöglichen.

Breitbandanschluss auf dem Lande bleibt vorerst ein Traum.

Wo der DSL-Ausbau stagniert, setzt man nun auf LTE und die sogenannte „digitale Dividende“. Gemeint ist die Freigabe von Frequenzen im Bereich von 790 bis 862 MHz, die früher von Fernsehsendern für die terrestrische Ausstrahlung analoger Signale genutzt wurden. Damit soll irgendwann auch auf dem Lande eine schnelle Datenverbindung möglich sein. Zugelassen sind deshalb nur die vier aktuellen Mobilfunknetzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2. Die Unternehmen mussten sich verpflichten, mit den ersteigerten Frequenzen zunächst Gemeinden oder Städte mit höchstens 5000 Einwohnern zu versorgen, dann diejenigen zwischen 5000 und 20 000 Einwohnern, danach Städte bis 50 000 Einwohner und so weiter. Erst wenn jeweils 90 Prozent Versorgung in einer Stufe sichergestellt sind, darf der Ausbau in der Nächsten beginnen. Noch ist man von einer Grundversorgung für den schnellen Internetanschluss weit entfernt, doch die ersten Weichen für das Fernsehen der Zukunft sind gestellt.

Quelle - FAZ Mobilfunkstandard LTE: Was kann der UMTS-Nachfolger wirklich?

Zum guten Bild gehört guter Ton

Für HiFi-Fans ist die IFA leider in den letzten Jahren weniger interessant geworden. Geräte und Lautsprecher werden zwar weiterhin präsentiert, doch die Messe bietet keine abgeschotteten Räume an, um Klangwunder genießen zu können. Den Trend zur Innovationsshow der exklusiven Luxusklasse hatte man bei der Messe versäumt zu pflegen.
Dabei waren einst unter dem Funkturm:
• 1935 das erste Telefunken Magnetophon Tonbandgerät
• 1967 der damals noch teure PAL-Farbfernseher,
• 1981 die Philips CD-Audio-Technologie,
• 1991 der MP3-Player,
• 1995 die Einführung des DVB Digitalfernsehens,
• 2005 das High Definition HD-TV und
• 2008 das Stereo-3D-TV erstmals präsentiert worden.

All diese High End Produkte bedürfen einer sorgfältig vorbereiteten Präsentation, um von den Konsumenten angenommen zu werden. Bei der Berliner Messegesellschaft beschloss man hingegen im letzten Jahrzehnt von einem Zweijahresrhythmus, plötzlich zu einem jährlichen IFA-Turnus zu wechseln und bekam prompt Schelte von großen Firmen wie Sony und Panasonic, denen ein jährlicher Messeaufbau zu teuer wurde und deshalb die IFA zunächst boykottierten.

Doch statt den kleinen HiFi High End Herstellern möglicherweise dafür mehr Raum preiswerter anzubieten, füllte die Messegesellschaft lieber die leeren Hallen in den letzten drei Jahren mit der Elektro-Hausgeräte Ausstellung. Nun ist zum Jubiläum alles überfüllt und die kleinen aber feinen Firmen müssen in der Stadt weitere Räumlichkeiten in Hotels oder HiFi-Geschäften zur Präsentation neuer Produkte anmieten. Der Kunde hat das Nachsehen und muss sich schon vorher erkundigen, wo welche Firma präsent ist. Doch dafür wird er belohnt und kann oft in abgeschotteter Umgebung wahre Klangwunder entdecken. Die "Lange Nacht des Höhrens" wird leider von der IFA nicht mehr angeboten, dafür laden am 30. Oktober 2010 noch einmal Berlins HiFi-Händler zur "Langen Nacht der Ohren" ein.

Ab Montag, den 6. September 2010 wird außerdem parallel zu den letzten beiden Tagen der IFA, Berlins Music Week zusammen mit der PopKomm bis einschließlich 12. September 2010 in den Hallen des ehemaligen Flughafens Tempelhof lautstark von sich reden machen. Erwartet werden zu den Kongressen und Partys mehr als 20.000 Besucher. Höhepunkt ist am vorletzten Tag die lange Berliner Clubnacht, die zum Einheitspreis von 12.- Euro mit 45 Party Locations und verschiedenen Musikrichtungen aufwartet.


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